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Garten- und Umwelt => Naturpark => Thema gestartet von: Conni am 04. August 2022, 13:05:56

Titel: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: Conni am 04. August 2022, 13:05:56
Seit zehn Tagen brennt es im Elbsandsteingebirge. Auf der böhmischen Seite sind rund 1.000 Hektar betroffen, das Feuer ist wohl mittlerweile eingehegt. Auf sächsischer Seite sind es zur Zeit rund 150 Hektar in sehr zerklüftetem Gelände, unter Kontrolle ist das Feuer noch nicht.

Ein sehenswerter Beitrag dazu findet sich in der Mediathek des MDR.

Er zeigt die verschiedenen Aspekte der problematischen Lage: die großflächige Aufforstung vor hundert Jahren mit Fichten, das Absterben der Bäume in den vergangenen Dürrejahren, Belassen des Totholzes im Wald, um im Sinne des Nationalparkes eine Basis für die natürliche Entwicklung des Waldes zu schaffen, was dem Feuer aber gigantische Mengen Nahrung verschafft, die Situation der Touristik vor Ort, die nach zwei Pandemiejahren kaum noch Reserven hat usw. Einen winzigen Hoffnungsschimmer für die Zukunft gibt am Ende des Beitrags Andreas Roloff, Professor für Forstbotanik.
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: Conni am 04. August 2022, 13:13:57
Das Gebiet am Prebischtor konnte gestern von Journalisten und Fotografen betreten werden. Bilder davon finden sich hier.
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: Staudo am 04. August 2022, 13:38:40
Ein sehenswerter Beitrag dazu findet sich in der Mediathek des MDR.

Danke.
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: lerchenzorn am 04. August 2022, 13:39:14
 :-X  Ich glaube, unter der Wand im ersten Bild links haben wir vor 35 Jahren übernachtet.

Sehr schön die letzten beiden Bilder. Grün ist die Hoffnung (und Zuversicht).
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: Kasbek am 04. August 2022, 13:41:30
Sofern der Boden da bleibt und ihn die nächsten Starkregenereignisse nicht in die Elbe spülen  :-X
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: Extremkompostierer am 04. August 2022, 15:23:34

Ein sehenswerter Beitrag dazu findet sich in der Mediathek des MDR.

Danke, ein wirklich guter Beitrag.

Als Naturschützer bin ich zwar grundsätzlich ein Fan von Totholz im Wald und meinem Garten.Aber absterbende Fichten.....
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: lerchenzorn am 05. August 2022, 06:40:09
Das Fichtensterben ist, waldökologisch gesehen, eine fällige Korrektur. Waldwirtschaftlich ist es je nach Eigentumslage und Betriebsverhältnissen sicher ärgerlich bis katastrophal. Der Spruch "Willst Du Deinen Wald vernichten, pflanze Fichten, nichts als Fichten" aber ist uralt. Das haben andere Generationen versaubeutelt.
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: Chica am 05. August 2022, 07:48:47
Ich denke das gilt für die Kiefernmonokulturen hier auf den alten ehemaligen Tagebauflächen genauso. So schlimm wie die Situation ist, das ist wie mit dem Buchsbaumzünsler, die Chance etwas sinnvolleres zu pflanzen eröffnet sich.
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: Bristlecone am 05. August 2022, 07:50:25
Da ist sie wieder, die Genugtuung an der Katastrophe.
Und du definierst, was "sinnvoll" ist? Nein danke.
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: lerchenzorn am 05. August 2022, 08:03:09
Nein, ich lese da keine Genugtuung. Sich bietende Chancen sollten natürlich genutzt werden. Die Situation hält trotzdem keine einfachen und klaren Optionen bereit, sondern wird Widerstreit zwischen Beteiligten und ein Ringen mancher Waldbesitzer mit sich selbst zur Folge haben. Wer pflanzt und pflegt, muss eben auch Vertrauen in das haben, was er tun soll oder will.

Hier zieht gerade Grunewald-Luft ins Fenster.
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: Chica am 05. August 2022, 08:04:15
Man Bristle! Es gab hier in der Lausitz im Sommer schon immer schreckliche Brände in den Kiefernaufforstungen der ehemaligen Tagebaue. Ich kenne das seit meiner Kindheit. Ich überlege immer wie dieser Trupp aus dem "Gaskombinat Schwarze Pumpe" hieß, ah "Kampfgruppen", die dann nachts losmussten um die Brände zu löschen. Ein ökologisch nicht optimal bepflanzter Wald ist eben anfälliger für Brände. Nichts anderes meinte lerchenzorn.
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: Bristlecone am 05. August 2022, 08:04:21
Ich bezog mich auf die Aussage zum Buchsbaum.
Die finde ich ob der Situation des hiesigen natürlichen Vorkommens als unpassend.
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: lerchenzorn am 05. August 2022, 08:07:35
Ich denke, Chica meint ausschließlich den Garten-Buchs.  ;) Und in dem Fall ist die Dummheit wohl nicht das Buchse pflanzen, sondern das Einschleppen des Zünslers. (OT Trotzdem haben wir den toten Buchs in unseren Gärten als Befreiung wahrgenommen. Jeder sieht es eben anders.)
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: Staudo am 05. August 2022, 08:26:40
Bis vor wenigen Jahrzehnten wurde der Wald richtig bewirtschaftet. Da wurden trockene Äste und sogar Zweige aus dem Wald geholt und kontrolliert verbrannt. Gegen den Borkenkäfer ließ man Fangbäume stehen. Das waren trockene Bäume, in die der Borkenkäfer mit Vorliebe geht. Anschließend wurden diese Bäume gefällt und verbrannt. Die „große Wurmtrocknis“ im Harz grassierte übrigens schon Ende des 18. Jahrhunderts.
Man kann nicht alles der Natur überlassen, wenn man mit rauchenden, Lagerfeuer machenden oder brandstiftenden Menschen rechnen  muss.
Den Beitrag über den Brand im Elbsandsteingebirge finde ich übrigens sehr ausgewogen.
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: oile am 05. August 2022, 08:52:42
Man könnte aber den Wald umbauen. Was hierzulande als Wald bezeichnet wird, ist nicht selten eine Holzplantage.
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: Staudo am 05. August 2022, 08:54:12
Der Waldumbau passiert doch schon seit dreißig Jahren. Das dauert halt.  ;)
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: Extremkompostierer am 05. August 2022, 09:16:13
Bis vor wenigen Jahrzehnten wurde der Wald richtig bewirtschaftet. Da wurden trockene Äste und sogar Zweige aus dem Wald geholt und kontrolliert verbrannt.

Soeine Bewirtschaftung hat wie alles in der Welt Vor und Nachteile.

Wenn es gerade übel brennt im Wald treten die Vorteile ins Licht.
Es ist halt doof, dass früher soviele Fichten gepflanzt wurden.
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: lerchenzorn am 05. August 2022, 09:17:57
Der Waldumbau passiert doch schon seit dreißig Jahren. Das dauert halt.  ;)


Einerseits: ja. Andererseits gibt es wieder vermehrt FörsterInnen, die Kiefer im Reinbestand pflanzen (lassen), "weil die wenigstens wächst".

Richtig Staudo, auch ökologisch gut gemeinte Entwicklungen sind nicht immer auch gut im Ergebnis. Ewig lagernde Streu- und Reisigmassen sind ein zusätzliches Risiko im Brandfall und auch für die Waldlebensräume nicht immer das Gelbe vom Ei.

Für das Elbsandsteingebirge hoffe ich, dass sich die Wälder schnell erholen. Vorwaldarten wie Birke und Espe können schöne Waldbilder zaubern. Robinien wächst auf Brandflächen leider auch sehr gut und ist um die betroffenen hoffentlich nicht zu sehr präsent.
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: Chica am 05. August 2022, 09:32:35
Wäre ein Mischwald mit Robinie ein Problem? Kundige Waldbesitzer hier warnen nur davor Flächen mit Robinie komplett abzuholzen, dann würde sie sich dschungelartig über Ausläufer vermehren. Wenn nur einzelne Bäume in Misch-Beständen gefällt würden, gäbe es kein Problem.
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: Bristlecone am 05. August 2022, 09:42:47
Hält sich Robinie überhaupt auf Dauer im Wald oder verschwindet die nicht, weil es ihr in einem geschlossenen Waldbestand zu dunkel wird?
Jedenfalls sehe ich hier Robinien nur an gestörten Standorten, vielleicht mal am Waldweg und am Waldrand, nicht aber im Wald selbst.
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: Nox am 05. August 2022, 09:57:30
Das mit dem Totholz scheint auch in den USA ein grosses Problem bei den Bränden zu sein. Unlängst wurde von einem Kiefern-Hain berichtet, in dem nach Jahren sich nur die Gelb-Kiefern gehalten haben. Daraufhin habe ich mal gegoogelt und diesen Artikel gefunden: https://de.wikipedia.org/wiki/Gelb-Kiefer
Dort findet sich ein extra Kapitel über Gelb-Kiefern und Waldbrände.
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Laubwald anstelle von Kiefern ist sicher nicht ganz so einfach umzusetzen, die Laubbäume müssen auch an Klima und Boden angepasst sein.
Bei mir stehen die Eichen prächtig da, ohne Laubverlust, aber Felsenbirnen, Birken und Esskastanien lassen massif Blätter fallen.
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Und dann muss man sich noch überlegen, wie die Waldwirtschaft in Deutschland überleben kann.
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In Spanien und Frankreich wird über Ziegen nachgedacht, die die an Städte grenzenden Wälder von Verbuschung befreien, sodass Feuer keine Nahrung am Boden findet. Und ausserdem werden bei Waldbrandgefahr Zufahrten und Waldwege gesperrt.
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: lerchenzorn am 05. August 2022, 10:00:30
Da wird noch einiges nachzudenken und zu entscheiden sein, was bisher nicht in Betracht gezogen wurde.

Hält sich Robinie überhaupt auf Dauer im Wald oder verschwindet die nicht, weil es ihr in einem geschlossenen Waldbestand zu dunkel wird?
Jedenfalls sehe ich hier Robinien nur an gestörten Standorten, vielleicht mal am Waldweg und am Waldrand, nicht aber im Wald selbst.

Das mag so sein, aber sie überzieht hier allerorten die letzten kleinen Punkte und Bänder, in den sich noch die bunte Artenvielfalt der Krautsäume und Raine erhalten hat.

Bei reichem Samenangebot kann sie frische Brandflächen sehr schnell besetzen und bildet über viele Jahrzehnte geschlossene Bestände.
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: Staudo am 05. August 2022, 10:19:35
Nachahmenswert.  ;)
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: Wild Obst am 05. August 2022, 10:20:35
Wäre ein Mischwald mit Robinie ein Problem? Kundige Waldbesitzer hier warnen nur davor Flächen mit Robinie komplett abzuholzen, dann würde sie sich dschungelartig über Ausläufer vermehren. Wenn nur einzelne Bäume in Misch-Beständen gefällt würden, gäbe es kein Problem.
Aus meinen Beobachtungen würde ich sagen, es kommt auf die Mischbaumart an. Robinie und Kiefer, da kommen einige Robinienwurzelausläufer durch, wenn Robinien gefällt werden. Bei Eichen sind es vielleicht ein paar, die durchkommen und wenn es Ahorne, Linden, oder gar Tannen, Buchen oder Hainbuchen um die Robinien sind, dann haben die Robinien keine Chance, selbst mit den ganzen Reserven aus dem Wurzelstock.
Im Elbsandsteingebirge erinnere ich mich aus dem einen Urlaub, wo ich vor Jahren mal da war, allerdings nicht an viele Buchen und andere "richtige" Schattbaumarten erinnern, dumindest keine ausreichend dichten Bestände davon, da würde großteils sehr wahrscheinlich Robinie durchkommen und vielleicht sogar immer dominanter werden.
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: Chica am 05. August 2022, 11:23:29
Bei reichem Samenangebot kann sie frische Brandflächen sehr schnell besetzen und bildet über viele Jahrzehnte geschlossene Bestände.

Na das wäre natürlich worst case, so ein Dickicht ist undurchdringlich, hier in meiner Nähe gibt es ein Beispiel. Ansonsten wachsen hier "Wälder" oder Baumplantagen wie oile schrieb, auf denen in relativ ausgewogenem Verhältnis Kiefern, Robinien und ab und an eine Birke dazwischen stehen, am Straßenrand vielleicht eine Eiche. Die vertragen sich ganz gut solange man eben nicht komplett rodet.
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: Conni am 05. August 2022, 12:41:03
Der Waldumbau passiert doch schon seit dreißig Jahren. Das dauert halt.  ;)


Einerseits: ja. Andererseits gibt es wieder vermehrt FörsterInnen, die Kiefer im Reinbestand pflanzen (lassen), "weil die wenigstens wächst".

Für das Elbsandsteingebirge hoffe ich, dass sich die Wälder schnell erholen. Vorwaldarten wie Birke und Espe können schöne Waldbilder zaubern. Robinien wächst auf Brandflächen leider auch sehr gut und ist um die betroffenen hoffentlich nicht zu sehr präsent.
Da ich das Gebiet, in dem es jetzt brennt, sehr gut kenne, ein paar Worte zur Waldsituation dort.
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Der Bereich am Großen Winterberg, wo es brennt, liegt direkt an der Grenze zu Tschechien. Unten im Tal, auf dem Weg von Schmilka bergauf, gibt es noch Fichtenforste, die vor rund hundert Jahren gepflanzt wurden. Viele der Fichten haben die letzten Dürrejahre nicht überlebt. Weiter bergan steht dichter Buchenwald. Auch die Buchen haben aber in den letzten Jahren gelitten. Oben im Felsbereich sind es vor allem Kiefern und Birken, die es vermögen, unter Extrembedingungen zu überleben (winzigste Humusauflagen auf reinem Sand bzw. Fels). Die Fichtenforste oben am Reitsteig sind schon seit Jahren tot und borkenkäferzernagt, auf diesen Flächen gibt es natürlichen Aufwuchs von Birken, einigen Fichten, Kiefern.
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Ein Blick vom Kipphorn:
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: Conni am 05. August 2022, 12:42:39
Zwischen den Felsen wachsen viele Birken, vereinzelt Kiefern ...
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: Conni am 05. August 2022, 12:43:11
Buchen haben es weiter oben nicht leicht.
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: Conni am 05. August 2022, 12:43:43
Ebereschen gibt es einige.
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: Conni am 05. August 2022, 12:46:23
Robinien habe ich dort noch nicht gesehen, das dürfte also kein Problem sein.
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Wie sich die abgebrannten Flächen entwickeln, bleibt abzuwarten. Hoffnung macht aber eine Fläche, auf der es vor ein paar Jahren gebrannt hat, dort kommt junger Mischwald hoch. Forstlich eingegriffen wird in der Kernzone des Nationalparks nicht, jedenfalls bisher nicht.
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Und noch ein Bild für die Hoffnung, auch dort im Gebiet fotografiert ...  :)
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: Bristlecone am 05. August 2022, 12:50:36
Das mit dem Totholz scheint auch in den USA ein grosses Problem bei den Bränden zu sein.
Da muss man genauer unterscheiden:
In vielen Gebieten an der südlichen Westküste und landeinwärts im Regenschatten der Gebirge ist Feuer ein natürliches Ereignis infolge Blitzschlag, an dass die Wälder angepasst waren. Viele Kiefernarten und auch der Riesenmammutbaum sind geradezu auf Feuer angewiesen, um sich fortpflanzen zu können.
Aber: Diese Feuer waren Bodenfeuer, die mangels Masse schnell durch einen Bestand fegten. Viele Altbäume überleben solche Bodenfeuer.
Nach der Besiedlung durch die Weißen wurden Feuer in den Wälder so weit es ging unterdrückt. Folge: Es sammelten sich große Mengen Totholz an, und wenn die entzündet werden, brennt der gsnze Wald bis in die Krone.
Aber auch dann erfolgt eine Regeneration, die allerdings lange dauern kann und das Artenspektrum verändert.
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: lerchenzorn am 05. August 2022, 13:07:27
Schöne Eindrücke und tolle Waldbilder, Conni. Die Buche hat auch hier im Norden Probleme. Auch, aber weniger mit der Trockenheit. Am meisten mit zunehmenden, extrem heißen Tagen und der Intensität der Sonnenstrahlung.

Du kletterst? Das ist eine der Fragen, die ich mir speziell für das Elbsandsteingebirge stelle: wie wirkt sich die Hitze auf die Stabilität der Sandsteinfelsen aus. Gibt es Abplatzungen oder Gefügeveränderungen, die die Kletterei in Frage stellen?
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: thuja thujon am 05. August 2022, 13:27:45
Ich kann jetzt nicht für den Elbsandstein sprechen weil mir das Klettergebiet immer zu psycho war mit der sehr restriktiven Hakenphilosophie, daher nie dort gewesen.

Im Pfälzer Buntsandstein, ein roter, etwas weicherer Sandstein als der vom Elbsandstein, sind Schäden wie Abplatzungen bzw Abgänge / Felssturz eher ein Thema im Winter.
Durch Nässe verlieren die Steine an Stabilität, dazu kommt Frost. Zudem kann man auch nach Regenjahren vermehrt Abstürze beobachten, die zB. durch dicker gewordene Baumwurzeln entstanden sind, also wenn zB Krüppelkieferwurzeln dicker werden und so als Sprengkeil fungieren.

Im Sommer sind Abgänge durch Hitze eher selten. Man kann sie nie ausschließen, aber es passiert nicht wirklich oft. Unter oft verstehe ich 1-2 Vorfälle im Zweijahreszeitraum.
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: RosaRot am 05. August 2022, 13:59:56
Die direkte Einwirkung des Feuers auf die Felsen kann durchaus Auswirkungen auf deren Festigkeit haben.
Ein Brand in einer Kirche hier, vor Jahren, hat dazu geführt dass etliche Jahre  danach die Gewölbebögen (hiesiger Sandstein, etwas weniger dicht als Elbsandstein) vor allem über dem Brandherd porös wurden und Teile einfach herabfielen, die hatten sich abgespaltet.
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: thuja thujon am 05. August 2022, 14:57:56
Klar, Feuer hat massiven Einfluss.
Ich dachte mehr an die normale Witterung (Hitze) ohne Waldbrand.
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: lerchenzorn am 05. August 2022, 15:41:04
Ich meine schon das Feuer.
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: thuja thujon am 05. August 2022, 15:47:04
Schon klar, habe das falsch verstanden.

Es kommt halt auf die Dauer, Eindringtiefe in den Stein, den Bröselfaktor usw an.
Ich würde jedenfalls keinen Stand bauen an einer dünnen Sanduhr die deutlich Rußgeschwärzt ist.

Das ganze Wandteile runterkommen, halte ich nach einem Kronenvollbrand in der Nähe eher für unwahrscheinlich.

Unabhängig davon ist ein Helm, wenn man am Wandfuß oder darüber unterwegs ist, nie ein Fehler.
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: Extremkompostierer am 16. August 2022, 15:43:56
In Spanien und Frankreich wird über Ziegen nachgedacht, die die an Städte grenzenden Wälder von Verbuschung befreien, sodass Feuer keine Nahrung am Boden findet. Und ausserdem werden bei Waldbrandgefahr Zufahrten und Waldwege gesperrt.

Ein schwieriges Thema, weil Ziegen natürlich auch nachwachsende Bäume fressen.
Das Verbot der Waldweide durchzusetzen war früher eine Hauptaufgabe der Förster.
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: lerchenzorn am 17. August 2022, 19:10:37
Sie haben dabei ein wenig übertrieben und die Vielfalt der Waldbiotope gleich mit aus der Waldlandschaft ausgetrieben. Die meisten hiesigen Förster halten an dem Dogma, dass Waldweide reines Teufelszeug ist, eisern fest, gegen alle Belege und Hinweise für die positiven Wirkungen. Woanders ist man weiter und richtet als forstamtliche Dienstleistung Bannwald-Weiden ein (z. B. in der Schweiz).

Ziegen sind sicher mit Vorsicht zu handhaben, sind aber in Brandenburg in einigen Projekten mit dabei. Da, wo aufgeschlossene Förster mitmachen oder weniger aufgeschlossene notgedrungen die Tür einen winzigen Spalt öffnen. Ob und wie sich nebenher die Anfälligkeit für Waldbrände entwickelt, bleibt zu verfolgen.
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: Extremkompostierer am 18. August 2022, 11:30:39
Sie haben dabei ein wenig übertrieben und die Vielfalt der Waldbiotope gleich mit aus der Waldlandschaft ausgetrieben.

Ja, zumal damals die Waldweide eh unrentabel wurde 8)
Man könnte bösartig argumentieren, dass der försterliche Waldschutz der letzten 200 Jahre überflüssig gewesen sein könnte, denn damals wuchs der Wald noch von selber.
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: lerchenzorn am 18. August 2022, 11:59:37
Der försterliche Waldschutz hatte halt zuerst einmal die Bedürfnisse der Herrschaften zu bedienen, die der örtlichen und die der Landesherrschaft. Das hieß, marktfähiges Wertholz zu produzieren. Der "Wald" als solcher war vielen Dienstherren vermutlich wurscht, wenn sie nicht gerade ein bisschen Jagdromantik brauchten.

Zum Thema Feuer und zum Thema bäuerliche Waldnutzung: die bis um 1800 vielfältigen Einflüsse von kleinen bis kleinsten Brandereignissen waren für die Vielfalt der Waldlebensräume vermutlich kaum weniger wichtig als die Beweidung oder die Mittel- und Niederwaldnutzung. Eine Untersuchung aus Białowieża zeigt, wie zahlreich und wie verschiedenartig die Einflüsse des Feuers schon ein einem einzigen Bestand waren und dass sie um 1800 schlagartig aufgehört haben. Vermutlich ebenfalls mit Durchsetzung der geordneten Forstwirtschaft, die damals vom Atlantik bis ins westliche Russland nahezu zeitgleich "Mode" wurde.
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: lerchenzorn am 19. August 2022, 10:00:28
Hoffnung nach dem Feuer: Nach mehreren großen Vollbränden am Flämingrand gehörte die Graue Skabiose (Scabiosa canescens) im Sommer 2018 zu den ersten Pflanzen, die aus der verkohlten Krautschicht wieder ausgetrieben haben. An den wenigen winzigen Punkten, an den die Art die letzten zwei Jahrhunderte überlebt hat.

Ganz sicher gibt es ähnlich zähe Überlebenskünstler auch im Elbsandsteingebirge.

Ein Bild gibt´s nur aus dem Garten. Auch da ist die Pflanze absolut hitze- und dürrefest.

(https://sat02pap002files.storage.live.com/y4mDfQO1_9i1P1wLd0Fsf79SGRlloy1d8Bxh-j-2ucfhleMFE3B7gRUm4wo9iwSZR1DaqB0N7fjEOL1jFmky-Greu042SF8-zSQM_SCQJKzcVJt6O-SJ5eyppAWe6_ZqnJb4675rWdo40c0IIFZeyAj5Q8x53H_TI65mAQYohlKGs5R0cxSDVrVblIL8hpclBB9?width=573&height=800&cropmode=none)
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: Conni am 20. August 2022, 10:42:32
Eine Hoffnung machende Nachricht aus Sachsen: Der Waldbrand im Elbsandsteingebirge ist weitestgehend gelöscht.
.
Und seit heute früh gegen 4.00 Uhr hängt hier ein Regengebiet, es regnet langsam, gleichmäßig und ergiebig.  :D
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: RosaRot am 20. August 2022, 11:10:21
Das gönne ich Euch! :D
Hier wäre ein solches Regengebiet auch sehr wünschenswert...
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: Conni am 20. August 2022, 11:15:47
Das Gebiet scheint ganz langsam nördlich zu ziehen, ist aber wahrscheinlich zu östlich für Euch.  :-\ Angeblich bekommt Ihr heute Nachmittag Regen - ich drücke fest die Daumen.
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: Chica am 20. August 2022, 14:22:12
Hoffnung nach dem Feuer: Nach mehreren großen Vollbränden am Flämingrand gehörte die Graue Skabiose (Scabiosa canescens) im Sommer 2018 zu den ersten Pflanzen, die aus der verkohlten Krautschicht wieder ausgetrieben haben. An den wenigen winzigen Punkten, an den die Art die letzten zwei Jahrhunderte überlebt hat.

Ganz sicher gibt es ähnlich zähe Überlebenskünstler auch im Elbsandsteingebirge.

Ein Bild gibt´s nur aus dem Garten. Auch da ist die Pflanze absolut hitze- und dürrefest.

Hier regnet es seit heute früh um fünf  :D, ich hoffe das ist weiter südlich auch so.

Weißt Du was in meinen Erinnerungen im Smartphone steht, lerchenzorn? "Scabiosa canescens ab September bei Stade" und das schon seit letztem Sommer  :-\, irgendwie habe ich die Bestellung verpennt trotz Merker. Die Pflanze steht bei mir auf der Must-have-Liste. Wie kann ich sie von Scabiosa columbaria, die ja hier schon wächst unterscheiden? Und: Würdest Du mir vielleicht ein paar Samen sichern wenn möglich? Dann hätte ich Regio-Pflanzen obwohl Stade die doch auch aus unserer Gegend haben muss, oder?
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge und anderswo/Waldbrände
Beitrag von: Quendula am 14. September 2022, 10:49:49
ALADIN - Advanced Low Altitude Data Information System
Zitat
Zielstellung
Den im Katastrophenfall agierenden BOS-Kräften (Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben = Feuerwehr, Polizei, THW, etc.) soll es künftig mithilfe eines dynamisch errichteten und satellitenunterstützten 5G-Campusnetzes möglich sein, ein vollständiges Echtzeitlagebild zu erstellen und Einsatzgeräte zu bedienen.
Zu diesem Zweck wird im Projekt ALADIN ein solches 5G-Campusnetz entwickelt und auf dem Projekttestfeld, dem Flugplatz Schönhagen in Brandenburg zum Einsatz gebracht. Mit einer Aufklärungsdrohne, die über das Kommunikationsnetz Bildmaterial zur Verfügung stellt, soll im Falle eines Waldbrands ein Echtzeitlagebild live übermittelt werden.
Über das 5G-Netz wird außerdem die Steuerung von einem ferngesteuerten unbemannten Löschfahrzeug und die Kommunikation der Einsatzkräfte umgesetzt. Es soll so ermöglicht werden in Gebieten zu überwachen und zu löschen, in denen aufgrund von Altlasten-Kontaminationen (insbesondere Bomben-und Granatenblindgänger sowie Munitionsteile) ein Betreten oder Befahren bisher nicht möglich war. Neben der Leitung des Verbundprojekts liegt die Aufgabe der Entwicklung der Beobachtungsdrohne bei der TH Wildau.
Start des Projektes am 1.Jan21
Titel: Re: Brand im Elbsandsteingebirge
Beitrag von: lerchenzorn am 14. September 2022, 11:01:23
Interessant, Quendula. Am schönsten wäre, wenn sie in Schönhagen das Arbeiten an tatsächlich brennender Heide testen würden. Da wären mehrere Fliegen mit einer Klappe erschlagen.


Hoffnung nach dem Feuer: Nach mehreren großen Vollbränden am Flämingrand gehörte die Graue Skabiose (Scabiosa canescens) im Sommer 2018 zu den ersten Pflanzen, die aus der verkohlten Krautschicht wieder ausgetrieben haben. An den wenigen winzigen Punkten, an den die Art die letzten zwei Jahrhunderte überlebt hat.

Ganz sicher gibt es ähnlich zähe Überlebenskünstler auch im Elbsandsteingebirge.

Ein Bild gibt´s nur aus dem Garten. Auch da ist die Pflanze absolut hitze- und dürrefest.

Hier regnet es seit heute früh um fünf  :D, ich hoffe das ist weiter südlich auch so.

Weißt Du was in meinen Erinnerungen im Smartphone steht, lerchenzorn? "Scabiosa canescens ab September bei Stade" und das schon seit letztem Sommer  :-\, irgendwie habe ich die Bestellung verpennt trotz Merker. Die Pflanze steht bei mir auf der Must-have-Liste. Wie kann ich sie von Scabiosa columbaria, die ja hier schon wächst unterscheiden? Und: Würdest Du mir vielleicht ein paar Samen sichern wenn möglich? Dann hätte ich Regio-Pflanzen obwohl Stade die doch auch aus unserer Gegend haben muss, oder?

Stade kann die Samen sonst woher haben, aber vermutlich nicht aus Brandenburg oder gar Deiner Gegend. Die nächsten Vorkommen bei Dir sind nahe der Neiße (bei dmks) und bei Guben. Bei Spremberg selbst ist die Art wohl leider erloschen. Ich sehe zu, dass ich im nächsten Jahr Samen für Dich aus der Ecke auftreiben kann.

Der Unterschied zur Tauben-Skabiose ist an den Kelchborsten zu sehen, wenn die Pflanzen fruchten. Bei Scabiosa canescens sind sie strohfarben bräunlich oder grau, bei S. columbaria schwarzviolett.