Es wäre sehr spannend, wenigstens den echten 'Le Mahdi' zu finden (kleinblütig und niedrig).
Lisa, was Du schreibst, ist sehr interessant. So, wie es aussieht, habe ich mindestens drei verschiedene 'Le Mahdi' schon gesehen, zwei weitere blühen hoffentlich ordentlich im nächsten Jahr. Der einzige, den ich als kleinblütig bezeichnen würde, hatte aber leider die falsche Farbe.
Zu 'Lord Rayleigh': 1898 steht in einer Zeitschrift: "large well formed flowers". Diese allgemein gehaltene Aussage müssen wir in die Zeit einordnen und ist nicht besonders hilfreich?
Unter "large, well formed flowers" kann man alles mögliche verstehen. Ich interpretiere das so: üppige, schön geformte Dolden. Eine gewisse Blütengröße leite ich davon nicht ab. Man denke z. B. an 'Hesperis'. Auch diese Sorte, obwohl sehr kleinblütig, bildet einen üppigen Blütenstand. Anderes Beispiel 'Cardinal' - kleinblütig aber mit großem, üppigen Blütenstand.
Wie erwähnt, ich bin der Auffassung, dass wir heute nicht mehr den echten 'Le Mahdi' haben - zumindest nicht, was in D unter diesem Namen angeboten wird.
Ich habe folgende Theorie: Während der beiden Weltkriege haben die Gärtnereien (insbesondere zur Zeit des zweiten WK) ihre Böden räumen müssen und Gemüse und Nutzpflanzen angebaut. Erst später, als die erste Ernährungsnot gelindert war, haben die Gärtnereien angefangen, ihre Sorten wieder zu suchen und wahrscheinlich auch viele von ehemaligen Kunden zurück bekommen. In der Zwischenzeit sind sicherlich viele Sorten definitiv verloren gegangen oder haben sich wegen Vernachlässigung bei den Kunden ausgesät und sehr ähnliche Sämlinge hervorgebracht, die den Gärtnereien zurück gegeben wurden (aus Unkenntnis) als echte Sorte. Blauviolett war halt blauviolett. Ob die Blüte nun kleiner oder größer als die Originalsorte war, war zunächst nebensächlich. Ob weiß, schneeweiß, cremeweiß, porzellanweiß, milchweiß - wer nahm es so genau? 'Rhembrandt' ist milchweiß, wird aber als schneeweiß/blendenweiß verkauft. 'Schneerausch' - der heutige hat bläuliche Knospen und bläulich tuschierte Blütenblätter. Von der Originalsorte haben wir keine Beschreibung, die auf diese Besonderheit hinweist. Insbesondere von Foerster hätte ich erwartet, dass er die bläulichen Knospen irgendwann in irgendeinem seiner Bücher erwähnt. Tut er aber nicht!
Daher nehme ich an, dass der heutige 'Schneerausch' eventuell doch ein Sämling der Originalsorte ist. Ebenfalls in den Kriegswirren verloren gegangen? Wir wissen es nicht. Sind alles Mutmaßungen. Aber denkbar - insbesondere in D und insbesondere wegen der Vorkommnisse während des zweiten Weltkrieges.
Bezüglich 'Lord Rayleigh' haben wir ein einziges herausragendes Merkmal, an das wir uns orientieren können: er ist der dunkelste aller blauvioletter Formen. Alle Abbildungen deuten auf ein gewisses "veilchenblau", das vermutlich auch in der Sonne nicht verblasst. Bei 'Le Mahdi' wissen wird, dass dieser tagsüber "enttäuschend" ist (O-Ton Foerster) und erst zum Abend hin blau wird.