.... Mir fällt aber doch auf, dass ältere Züchter wie Förster, Schöllhammer oder Hagemann klar definierte Zuchtziele entwickelten, die sie über Jahrzehnte verfolgten, mit einschlägigem Erfolg.
Heutzutage hat man eher den Eindruck, dass die Züchter unter ihren (Zufalls?)Sämlingen die auslesen, die am ehesten dem Publikumsgeschmack und Marktbedarf für Neuheiten entgegenkommen.
Die Generation Foerster, Schöllhammer, Hagemann, Arends, Pfitzer, Goos & Koenemann haben Anfang des letzten Jahrhunderts einen - im Verhältnis zu heute - sehr kleinen Genpool gehabt, mit dem sie ihre Zuchtarbeit begonnen haben. Zu ihren Zuchtpflanzen gehörten alte Sorten von Lemoine, Trespe, B. Ruys, Lierval u.a. Die Auswahl war also gering, die Zuchtarbeit in ihren Anfängen. Damals ging es hauptsächlich darum, aus den Wildformen gartenwürdige Pflanzen zu züchten. Blütenstand und Gesundheit waren erst spätere Zuchtziele von Foerster & Kollegen. Der Phlox paniculata, wie wir ihn heute kennen, ist also das Ergebnis langer Zuchtarbeit aus Phlox decussata, Phlox acuminata u.a. Wildarten.
Auch Foerster u.a. haben erst in ihren letzten Schaffensjahren einen Genpool gehabt, der umfangreich genug war, um sich auch solchen Details widmen zu können wie runde Blütenkronen, dichter Blütenstand und sog. "Kolossalbüsche". Anfänglich wurde Wert auf Farbenvielfalt und Standfestigkeit gelegt, erst später kamen Blütenform, Gesundheit und Blütenstand hinzu.
Im Laufe der Jahre (bis in den 70ern) war der Genpool so groß, dass die Sorten, die nach Russland gingen, deren Genpool (der bereits von Züchtern wie Trespe, Gaganov, Bedinghaus u.a. parallel zu deutschen, englischen und französischen Züchtern aufgebaut wurde) noch erweitert haben. Aus diesem umfangreichen Sortenmaterial Neues, noch nie Dagewesenes zu züchten, ist schwer. Wie soll man eine 'Wunderhold'-Blüte noch verbessern? Sie ist doch schon perfekt. Man kann die Wüchsigkeit verbessern, ja, aber sonst? Es zeigt sich auch bei Foerster, dass erst seine späten Sorten die perfektesten Blüten hatten. Gute Standfestigkeit und Gesundheit hatten auch frühere Züchtungen von ihm, letztendlich haben aber nur die überlebt, die auf unterschiedlichen Böden zurecht gekommen sind.
Was heute auffällt, ist die Tendenz, kompakte und niedrige Sorten zu züchten, die auch im schmalen Reihenhausgarten Platz finden. Oder Sorten mit ungewöhnlichen Blüten (Feeling-Serie). Aber eine noch rundere Blütenform als 'Wunderhold' wird es wohl nicht geben können.
Da ist das maximal Mögliche bereits erreicht worden.
Und was die Gesundheit angeht, ist es wohl illusorisch zu glauben, man könnte Älchen aus Phloxbeständen endgültig verbannen. Auch Mehltauresistenz ist wohl ein Merkmal, das nur bedingt reingezüchtet werden kann. Man hat ja durch Einkreuzung von Amplifolia versucht, die Resistenz zu erhöhen, letztendlich ist aber auch diese fast ausschließlich witterungsbedingt mehr oder weniger vorhanden.
Es bleibt den heutigen Züchtern wohl nur noch wenige Felder, auf denen sie Durchbrüche erzielen könnten. Außerdem ändern sich die Geschmäcker von Generation zu Generation. Die frühere Bauerngartenopulenz war ab den 80er (vielleicht schon früher, ich weiß es nicht) verpönt. Erst heute besinnt man sich wieder auf die "Kraft der Fülle".
Und was die Farbenvielfalt angeht - auch hier wurde das Maximum meines Erachtens erreicht. Oder wollen wir fahlgelbe und senfbraune Phloxe? Nö, oder?
Wenn man die Sorten z.B. von Konstantinova mit den Augen Foersters betrachtet, dann sind sicherlich nicht alle "schön". Wenn man die Sorten von Skrastny mit denselben Augen betrachtet, sind alle "schön". Und wenn man die Gesundheit eines 'David' in anderen Phloxen sucht, wird man auch in Zukunft nicht fündig, denn 'David' ist kein
paniculata. Aber es gibt auch Phloxliebhaber, die die Wackeligkeit der 'Gräfin von Schwerin' schön finden. Ich zum Beispiel. Ich finde, sie ist, so wie sie ist, vollkommen.
Eine Steigerung/Verbesserung dieser Sorte kann ich mir gar nicht vorstellen, es wäre dann nicht mehr die 'Gräfin', sie würde ihren Charakter und Liebreiz verlieren.