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Pflanzenwelt => Obst-Forum => Thema gestartet von: LissArd am 09. März 2024, 17:48:56

Titel: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: LissArd am 09. März 2024, 17:48:56
Ich habe im letzten Herbst zwei Rebstöcke (Birstaler Muskat) an die Scheune gepflanzt. Es handelte sich um Containerpflanzen. Dabei habe ich mich an eine bebilderte Pflanzanleitung der Rebschule Freytag gehalten und die Veredelungsstelle gut 12 cm aus dem Boden gucken lassen. Inzwischen sind die Pflanzen gut angewachsen und haben Wurzeln gebildet… nun sagt mir ein Nachbar, die Veredelungsstelle würde viel zu weit aus dem Boden schauen, die solle max. drei Finger breit über Erdniveau sein. Ich habe das dann gegoogelt und tatsächlich wird meist von 5-8 cm gesprochen. Was ist nun das kleinere Übel – meine Reben lassen wie sie sind, mit der Veredelungsstelle zu weit oben, aber unbeschädigten Wurzeln… oder wieder ausgraben und tiefer setzen?
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: thuja thujon am 09. März 2024, 20:35:04
Einfach lassen wie sie ist. Tiefer pflanzen macht man im Weinberg wenn man mit dem Häufelpflug usw dran vorbeifährt, damit man nicht die Wurzel aus Versehen wegpflügt.

12cm rausgucken ist im Garten absolut ok.

Wichtiger als die Pflanztiefe ist der jährliche Schnitt. Wenn die letztes Jahr gepflanzt wurde, sollten dieses Jahr nicht mehr als 3 Triebe wachsen dürfen, wenn du einen vernünftigen Stockaufbau möchtest. Containerware ist leider oft die schlechteste Pflanzqualität, da mehrjährig fürs Gartencenter, aber nicht für den Gärtner angezogen wurde.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: LissArd am 09. März 2024, 22:03:21
Okay, danke - dann lasse ich besser alles wie es ist.
Die Qualität müsste eigentlich okay sein, ich habe die Weinstöcke aus einer auf Weinreben spezialisierten Baumschule hier in der Nähe. Bei deren Containerware handelt es sich um Pflanzen die zunächst ein Jahr lang vor Ort im Freiland kultiviert werden bevor sie in den Verkauf gehen. Die Pflanzen waren beim Kauf bereits eintriebig gezogen und an der Spitze auf ca 70-80 cm Höhe (oberhalb der paraffinierten Veredelungsstelle) eingekürzt. Unsicher bin ich, wie es nun weitergeht. Der derzeit vorhandene Trieb ist weniger als bleistiftdick mit mehreren Knospen. Muss ich den jetzt nochmal weiter kürzen? Der Wein soll langfristig als Girlande gezogen werden, also erst gut 2,5 m nach oben und dann waagerecht die Fassade entlang.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: thuja thujon am 10. März 2024, 09:28:29
Zeig doch mal ein Bild. Man kann auch mal was stehen lassen, das nicht ganz die Bleistiftdicke erreicht hat.
Nur einen Trieb wachsen lassen, wenn es erstmal nach oben gehen soll.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: LissArd am 10. März 2024, 15:30:57
So sieht das momentan aus. 10 Knospen auf den 70 cm oberhalb der Veredelungsstelle. Ich meine mich schwach zu erinnern, dass die was von „im kommenden Jahr auf 2 Augen zurüschneiden“ gesagt haben, aber sicher bin ich mir da nicht, ob das wirklich so war.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: hobab am 10. März 2024, 15:35:37
Klingt vernünftig- dann hast du noch einen, falls der andere sich nicht entwickelt.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: Starking007 am 10. März 2024, 15:37:19
ICH lasse so etwas 2 Jahre einfach wachsen, das Laub ernährt Wurzeln, die ich kräftig haben will.
Dann tief runterschneiden, dann kommt EIN richtig kräftiger Trieb, den man formt.

PS: Diese Qualität, 5mm dicker Trieb im 10er-Topf,
sowas hat man früher weggeschmissen.
Jetzt bekommt man nix anderes mehr.....
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: hobab am 10. März 2024, 15:47:49
Da hast du recht, so was würd ich eigentlich wegschmeißen. Aber ob nun wachsen lassen oder einen Trieb hochkommen lassen, ist ja eigentlich egal. Hauptsache Blüten sofort weg.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: thuja thujon am 10. März 2024, 18:49:51
Der ist schon arg dünn und hat nicht mal die normale Stammlänge geschafft. Da würde ich tatsächlich zurück auf 2 Augen gehen und den unteren davon wachsen lassen.

@Starking: Wurzel ernährt Laub und Laub ernährt Wurzeln, aber zuerst brauchts eine Wurzel, dass das Laub auch wirklich da ist. Hier gibts Reben die eben nicht geschnitten wurden, 4 Jahre maximal Laub, jetzt Müll, die vom selben Jahrgang, mit Schnitt, die kommen jetzt in den Vollertrag.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: LissArd am 10. März 2024, 19:17:46
Ganz herzlichen Dank euch allen! Ich werde dann in diesem Jahr erstmal tief zurückschneiden.

Ich hatte auch gehofft in der Baumschule eine Pflanze zu bekommen, die schon nach „mehr“ ausgesehen hätte und noch kräftiger gewesen wäre, aber tatsächlich waren die alle ziemlich identisch. Tafeltrauben nehmen die dort glaube ich nicht wirklich ganz ernst, die produzieren in erster Linie für die örtlichen Winzer.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: thuja thujon am 10. März 2024, 19:34:10
Die beste Qualität ist ehrlich gesagt ein wurzelnackter Stecken mit einer gewachsten Veredlungsstelle. Je kleiner, desto eher etabliert sichs am Standort.
2 oder 3 jährige Pflanzen aus dem Gartencenter im 3 Liter Kübel ohne Stammaufbau oder ähnliches, einfach nur Blattmasse für den Verkaufsmoment, das ist zwar am teuersten, hat im Garten aber die wenigsten Chancen.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: LissArd am 10. März 2024, 20:23:19
Danke, das ist gut zu wissen. Sollte aus diesem hier nichts werden, weiß ich beim nächsten Mal, worauf ich achte. Ich hatte mir eingebildet mit der einjährig kultivierten Pflanze einen „Vorsprung“ zu haben, dass die dann schneller wächst. Aber da war wohl der Wunsch der Vater des Gedanken…
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: thuja thujon am 10. März 2024, 20:36:58
Ein 9er Viereck ist eben kein Freiland.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: LissArd am 17. Mai 2024, 15:57:59
Der ist schon arg dünn und hat nicht mal die normale Stammlänge geschafft. Da würde ich tatsächlich zurück auf 2 Augen gehen und den unteren davon wachsen lassen.
Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo ich vor dem Schneiden sicherheitshalber nochmal frage, ob ich das im März richtig verstanden hatte. Ich hatte wie empfohlen auf 2 Augen gekürzt, die nun beide ausgetrieben sind. Ich lasse jetzt nur den unteren weiterwachsen - d.h. ich würde an der im Foto rot markierten Stelle schneiden und den oberen Trieb so „eliminieren“?
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: thuja thujon am 17. Mai 2024, 16:42:50
Ich sehe da noch ein drittes Auge auf dem Bild.

Jetzt wegschneiden macht keinen Sinn. Dieses Jahr diese 2 Triebe wachsen lassen, im Winter den oberen weg, den unteren auf Stammhöhe kürzen, also Kopf anschneiden. Damit wächst dieser weiter, weil das dann dein Rebstock wird. So war das gemeint.

Das ganze Vorgehen macht aber auch nur Sinn, wenn du einen Rebstockaufbau wie im Weinberg mit der Flachbogen oder Bogrebenerziehung anstrebst. Oder Kordonerziehung. Sonst brauchst du keinen Stamm. Also du müsstest dir erst überlegen, wie der Rebstock aufgebaut sein soll in der Zukunft und danach richtet sich der Schnitt.
Und auch die Rankhilfen, die sehe ich auch nicht auf dem Bild.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: LissArd am 17. Mai 2024, 19:19:15
Das ganze Vorgehen macht aber auch nur Sinn, wenn du einen Rebstockaufbau wie im Weinberg mit der Flachbogen oder Bogrebenerziehung anstrebst. Oder Kordonerziehung. Sonst brauchst du keinen Stamm. Also du müsstest dir erst überlegen, wie der Rebstock aufgebaut sein soll in der Zukunft und danach richtet sich der Schnitt.
Und auch die Rankhilfen, die sehe ich auch nicht auf dem Bild.

Ich wollte diesen Rebstock als Schnurbaum (senkrechte Girlande) auf max. 2 m Höhe seitlich des Garagentores ziehen, also einfach gerade hoch, an einem oder zwei gespannten Seilen/Drähten.
Dann habe ich noch einen zweiten Rebstock an der anderen Seite, der als Girlande erst auf 2 m Höhe und dann horizontal die 2 m entlang der Oberkante des Garagentors an einem gespannten Seil gezogen werden soll.

Wie gehe ich dann dafür jetzt am besten vor?
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: LissArd am 17. Mai 2024, 19:25:35
hier mal erklärend eine ganz grob hingekritzelte Skizze, wie ich das meine.., nicht schön aber hoffentlich verständlich…
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: LissArd am 17. Mai 2024, 19:28:09
Ich sehe da noch ein drittes Auge auf dem Bild.
Stimmt, die hatte ich echt übersehen… soll ich die wegbrechen?
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: thuja thujon am 17. Mai 2024, 19:32:26
Das kann weggebrochen werden. Die beiden Triebe hochziehen bis sie nicht mehr weiter wachsen wollen, so hoch wie möglich. Im Winter dann Rückschnitt vom längsten Trieb bis zum waagrechten Seil und den anderen Trieb ganz weg.
Problem ab dem übernächsten Jahr: wo ziehst du die Triebe am waagrechten Seil lang? Sollen die runterhängen?

Also ein Säulenbaum wird die Liane Rebe nie. Und du brauchst einjähriges Holz für Ertrag. Auch bei der Moselpfahlerziehung hast du Ertragsruten.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: flammeri am 17. Mai 2024, 19:37:03
Hallo,
Rebe 2 würde ich als Bogrebe formieren, Schnurbaum ist schwieriger, weil die Austriebe kurz angeschnitten werden, viele Reben fruchten erst ab 4-5 Auge. Du kannst den Platz besser ausnutzen, wenn Du diese Rebe rüber zu Nummer 1 ziehst. Rebe 1 wird kaum Austrieb im senkrechten Teil haben, das verlagert sich zum waagerechten Teil. Da stellt sich mir die gleiche Frage, wohin mit dem Austrieb über Garagentor  ???
LG
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: Mediterraneus am 17. Mai 2024, 19:44:47
Kein Problem, du leitest den Trieb einfach in die gewünschte Richtung.
Geht auch im Bogen um das Tor.

Die Trauben gibt's dann an Seitentrieben, die regelmäßig auf Stummel zurückgeschnitten werden.

Das funktioniert in jeder Wuchsform, S-förmig, um, über Fenster drumrum.
Hauptsache du gibst eine Hauptleitung vor, quasi den Stamm, der bleibt.
Alles was davon austreibt wieder auf Stummel geschnitten.

Das steht so in keinem deutschen Buch, weil es einfach nicht ordentlich genug ist.  ;)
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: Mediterraneus am 17. Mai 2024, 19:51:27
hochundquer.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: Mediterraneus am 17. Mai 2024, 19:52:30
Die Seitenstummel
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: thuja thujon am 17. Mai 2024, 19:52:44
Beim Weinbau dreht sich alles darum, wie man den diesjährigen Zuwachs unter Kontrolle bekommt.
Das mehrjährige Holz braucht keine Hilfe, das steht von alleine.

Ordentlichkeit bringt nix und hilft nicht weiter.

Empfehlungen wie die Triebe 2 Blätter hinter der letzten Traube abschneiden sind wie Luft rauslassen beim Auto.
Alles auf Stummel schneiden, die Gärtner, die das hier machen, jammern am lautesten, das ihre Trauben nix werden. Und selbst die, die nur die Blätter ernten, jammern, das die zu klein sind.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: thuja thujon am 17. Mai 2024, 19:54:55
Wie sehen die Triebe im Herbst aus, Mediterraneus?

Auf dem unteren Bild sieht man schön, wie die Ertragszone von der Wand wegwandert. In 10 Jahren ists ein halber Meter kahles Holz bis die jungen Triebe anfangen.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: Mediterraneus am 17. Mai 2024, 19:55:24
Geradehoch. Bei mir wachsen sie oben weiter, aber am Stamm habe ich die Seitentriebe gelassen.
Das sind 2, links 'New York Muscat', rechts 'Kischmisch Lutschistj'
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: Mediterraneus am 17. Mai 2024, 19:58:34
Wie sehen die Triebe im Herbst aus, Mediterraneus?

Auf dem unteren Bild sieht man schön, wie die Ertragszone von der Wand wegwandert. In 10 Jahren ists ein halber Meter kahles Holz bis die jungen Triebe anfangen.

Das ist bei mir gewollt, dass der Wein einen kleinen Baldachin bildet, also so weit wie möglich von der Wand wegwächst.
Man kann die Triebe aber nach und nach zurücksetzen auf einen Jungtrieb weiter innen.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: thuja thujon am 17. Mai 2024, 20:01:36
Wenn aber alles verkahlt bringt das wegwachsen doch nix. Da würde ich eher 2-3 Drähte vornedran spannen für den Zuwachs.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: thuja thujon am 17. Mai 2024, 20:04:51
Zur NewYork Muscat: wenn die Rebe dick genug ist und nicht mehr durch das Loch im Metallträger passt sägst du den vorderen Teil der Rebe weg. Oder du schneidest den Doppel-T-Träger durch.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: Mediterraneus am 17. Mai 2024, 20:07:09
Eben ohne Drähte soll der Wein sich selber halten.
Die Jahrestriebe hängen wie ein Vorhang herab und werden 2 Blätter nach der Traube weggeschnitten im Sommer.
Das ist eine Einfachversion für mich, die funktioniert.
So sehen die Trauben aus
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: thuja thujon am 17. Mai 2024, 20:09:50
Wenns schmeckt ist alles gut.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: Mediterraneus am 17. Mai 2024, 20:10:27
Zur NewYork Muscat: wenn die Rebe dick genug ist und nicht mehr durch das Loch im Metallträger passt sägst du den vorderen Teil der Rebe weg. Oder du schneidest den Doppel-T-Träger durch.
Das Loch hat 20 cm.
Wenn die Rebe so dick ist, sehe ich weiter.

Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: Mediterraneus am 17. Mai 2024, 20:16:00
Wenns schmeckt ist alles gut.

'Muscat Bleu' schmeckt ausgezeichnet  :-*
Ich hab noch nie gespritzt.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: Mediterraneus am 17. Mai 2024, 20:24:43
Wenn aber alles verkahlt bringt das wegwachsen doch nix. Da würde ich eher 2-3 Drähte vornedran spannen für den Zuwachs.

Das Verkahlen hält sich in Grenzen, da ich alle paar Jahre einen Seitentrieb zurücknehme, wenn ein grüner Jungtrieb in Stammnähe erscheint.
Das geht jetzt schon 20 Jahre gut.

Ich habe nicht die Zeit, mich intensiv mit den Weinstöcken zu beschäftigen.
Einmal Schnitt im Februar (Hauptleitung, Stummel) und kürzen der grünen Jahrtestriebe im Sommer, dabei ausdünnen der Fruchtstände) muss reichen.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: cydorian am 17. Mai 2024, 20:51:23
Eben ohne Drähte soll der Wein sich selber halten.
Die Jahrestriebe hängen wie ein Vorhang herab und werden 2 Blätter nach der Traube weggeschnitten im Sommer.

Mach ich genauso bei Reben an Südwänden. Ich lasse aber meist mehr Blätter dran. Ideal vor einer Wand, die Triebe beschatten im Sommer auch Fassade und/oder Fenster vor der Sonnenglut, im Winter hat man Sonne weil das Laub weg ist. Kein Aufwand mit vielen Drähten. Nach dem jährlichen Rückschnitt treibt sie auch unten wieder willig aus, kein Verkahlen. Könnte aber sein, dass sie eher verkahlt, wenn man weiter oben mehr Masse belässt. Weinreben treiben willig auch unten neu aus, wenn oben mehr Druck herrscht.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: thuja thujon am 17. Mai 2024, 21:15:30
Mit verkahlen meine ich nicht das nichts mehr unten austreibt, das tun die meisten viel zu viel. Mit verkahlen meine ich, das der Ursprung der grünen Triebe nicht an Ort und Stelle bleibt.

Im Bild der Kreis sollte nicht sein. Durch die 20cm hochwandern sind es 20cm weniger Laubwand, damit weniger Zucker. 
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: thuja thujon am 17. Mai 2024, 21:16:01
Hier ists noch auf der ursprünglich gewünschten Höhe.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: cydorian am 17. Mai 2024, 21:40:01
Die beschriebenen Fassadenreben werden grundlegend anders erzogen und das entspricht auch nicht dem breiten Kordon, der früher beliebt war. Die Abgänge werden mittellang geschnitten, Triebe hängen nach unten statt endlos binden und biegen, womöglich noch auf einer Leiter.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: thuja thujon am 17. Mai 2024, 21:44:32
Die Abgänge werden mittellang geschnitten
Bei Mediterraneus auf dem Bild nicht.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: cydorian am 17. Mai 2024, 21:47:20
Find ich aber schon. Oben im Bild #27 ist es deutlich zu sehen.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: thuja thujon am 17. Mai 2024, 21:49:51
27 war bei mir im Garten. Ich rede von #22
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: LissArd am 17. Mai 2024, 21:50:07
Problem ab dem übernächsten Jahr: wo ziehst du die Triebe am waagrechten Seil lang? Sollen die runterhängen?
Hmm, ja… so wie ich mir das hier in der Gegend im letzten Jahr an verschiedenen mit Wein berankten Häusern angeschaut habe, war der waagerechte Trieb meist etwas oberhalb von Türen/Toren/Fenstern an dicken Spannseilen oder Drähten, manchmal auch Holzleisten, entlanggezogen, und die fruchttragenden Triebe hingen etwas herunter, bzw. ragten vom Seil weg – sie waren aber meist nicht recht lang. Ich habe mal einen älteren Mann beim Schnitt einer so gezogenen Rebe beobachtet und nachgefragt, er sagte er würde die vom Haupttrieb abgehenden Triebe im Winter “auf Zapfen” schneiden und im Sommer die Fruchttriebe auf wenige Blätter hinter der zweiten Traube kappen. Man müsse schauen, welche Art Trauben man habe und entsprechend schneiden, bei schweren großen Tafeltrauben könne es Bruch geben, wenn man mehr als 1-2 Trauben am Trieb lasse. Ich habe aber auch schon Häuser gesehen, wo zwei oder drei Drähte nebeneinander liegend zwischen mehreren Winkeln oder Konsolen gespannt waren, ähnlich wie Wäscheleine, und der Wein “lag” dann auf diesen Spanndrähten, statt herunterzuhängen, und formte so eine Art schmales Vordach. Jedenfalls, ich dachte ich versuche es erstmal mit der einfacheren Variante, ob das mit meiner Sorte überhaupt klappt. Es ist ja Birstaler Muskat, keine Ahnung, wie der sich so verhält, wachstumsmäßig.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: cydorian am 17. Mai 2024, 21:54:39
27 war bei mir im Garten. Ich rede von #22

Da aber auch. Auf drei Augen geschnitten.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: thuja thujon am 17. Mai 2024, 21:59:21
Das wird sich dann zeigen. Je mehr Austriebe, desto kürzer werden die Triebe, desto weniger brechen sie ab. Spielen mit der Anschnittlänge, mittlerer Anschnitt mit 5-6 Augen kann größere Trauben bringen als der kurze Schnitt auf 2-3 Augen wie in #22.
Halt aufpassen, das es nicht zu dicht wird.

Den Schnitt im Sommer verstehe ich nicht, zu viel Aufwand für die Form der Erziehung. Wuchs regelt man doch übers anschneiden im Winter.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: LissArd am 17. Mai 2024, 22:09:37
Den Schnitt im Sommer verstehe ich nicht, zu viel Aufwand für die Form der Erziehung. Wuchs regelt man doch übers anschneiden im Winter.
Ich hatte es damals so verstanden, dass als Girlande gezogen, der Schnitt im Sommer dazu dient, die Triebe kurz zu halten, um die Bruchgefahr bei so gezogenen Reben zu mindern. Genauer hatte ich aber auch nicht nachgefragt, da es ja eh noch komplett “böhmische Dörfer” für mich waren. Ich sehe hier in den Orten an der Mosel aber häufig im Sommer die Leute auf der Leiter stehen und am Fassadenwein schnippeln. Vielleicht einfach, damit der nicht zu weit herunter hängt. Denn “ordentliche” Spaliere, wo alles gut befestigt ist, gibt es hier kaum an den Häusern, meist wirklich nur einfache Seile, an denen der Wein entlang gezogen wird.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: cydorian am 17. Mai 2024, 22:12:50
Sie brechen ab, wenn man sie wie die alten Kordons erzieht, nicht bindet, keine weitern Drähte oder Rahmen zieht.  Hängen sie von vornherein, bricht auch nichts. Ich hab sowas gerade vor meinem Fenster, seit Jahren.

Unsere Methode ist eher der "Kordon für Faule und für heisse Sommer". Das sieht bei weitem nicht so schön geführt und geordnet aus, zu Kordon-Zeiten wäre es als "schlampig" gewertet worden.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: thuja thujon am 17. Mai 2024, 22:16:22
Ja, da gehts meistens um das nicht zu weit herunterhängen.
Besser ists man lässt die Rebe mit den Jahren so lange auf die Seiten wachsen und schneidet dabei so viele Augen für die gesamte Rebe an, das man die Triebe nicht einkürzen muss, weil sie von selbst aufhören zu wachsen, weil die Rebe im Gleichgewicht ist.

Muss man schon früh einkürzen, weil es zu lang wird, kommen danach wieder Geiztriebe, die wieder zu lang werden. Und wenn man noch früher schneiden muss, werden die Trauben zu dicht und drücken sich bei den dichttraubigen Sorten ab und verschimmeln. Muss man erst spät schneiden, machen die Geiztriebe keine Probleme, dann hat man nur unnötig Arbeit wegen dem schneiden.

Das zu treffen, ist die Kunst der Fassadenreben.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: LissArd am 17. Mai 2024, 22:34:44
Besser ists man lässt die Rebe mit den Jahren so lange auf die Seiten wachsen und schneidet dabei so viele Augen für die gesamte Rebe an, das man die Triebe nicht einkürzen muss, weil sie von selbst aufhören zu wachsen, weil die Rebe im Gleichgewicht ist.
Den Satz oben verstehe ich noch nicht so richtig. Was genau ist damit gemeint, “die Rebe auf die Seiten wachsen lassen” und so viele Augen anschneiden, dass man die Triebe nicht einkürzen muss? Wie muss ich mir das vorstellen?

Danke jedenfalls schon einmal für die vielen Erklärungen! :-)
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: LissArd am 17. Mai 2024, 22:37:29
Sie brechen ab, wenn man sie wie die alten Kordons erzieht, nicht bindet, keine weitern Drähte oder Rahmen zieht.  Hängen sie von vornherein, bricht auch nichts. Ich hab sowas gerade vor meinem Fenster, seit Jahren.

Unsere Methode ist eher der "Kordon für Faule und für heisse Sommer". Das sieht bei weitem nicht so schön geführt und geordnet aus, zu Kordon-Zeiten wäre es als "schlampig" gewertet worden.
wie hoch führst du den Wein? Also wieviel Abstand sollte ich mit meinem Seil zur Oberkante meiner Türen lassen, damit nicht der herunterhängende Wein den Durchgang versperrt?
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: thuja thujon am 17. Mai 2024, 22:40:12
Wenn eine Rebe 200 Triebe bilden muss, weil man 200 Augen stehen gelassen hat, werden diese Triebe nur sehr kurz (zB 15cm). Schneidet man die selbe Rebe auf 2 Augen, werden die beiden Triebe sehr lang (zB 6m).

Wenn deine Rebe in 5 Jahren mit 60 Augen die optimale Trieblänge haben sollte, müssen die 60 Augen irgendwo untergebracht sein. Deshalb nach links und rechts ziehen. Man gibt der Rebe so viel Platz, wie sie braucht. Das ist Gärtnern mit der Natur, nicht gegen sie (schneiden im Sommer, weils zu lang geworden ist).
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: Mediterraneus am 17. Mai 2024, 22:55:53
Ich schneide im Sommer nur die 'zu langen' über dem Garagentor, der Rest darf runterhängen.
Dabei nehme ich auch zu dichte Triebe mit Fruchtständen, bzw. zuviele Früchte raus, sonst Ernte ich zuviel und schlechtere Qualität, es kommt mehr Sonne an die verbliebenen.
Das mach ich, wenn Früchte etwa erbsengross. Etwa die Hälfte der Früchte kommt somit weg.
Ausserdem bremst es das Wachstum, bilde ich mir ein.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: cydorian am 17. Mai 2024, 23:20:25
wie hoch führst du den Wein? Also wieviel Abstand sollte ich mit meinem Seil zur Oberkante meiner Türen lassen, damit nicht der herunterhängende Wein den Durchgang versperrt?

Je höher, desto weniger Arbeit. Das Altholz läuft bei mir ca. 50cm über der Fensteroberkante.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: LissArd am 17. Mai 2024, 23:47:15
Danke Euch allen, ihr seid super! :-) So langsam bekomme ich etwas mehr theoretisches Verständnis… und mit der Zeit dann hoffentlich auch die entsprechende Praxis.

Eine (für’s erste…) letzte Frage: Wenn sich an meinen Reben jetzt im ersten Jahr schon Trauben bilden wollen - die entferne ich dann aber erstmal komplett?
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: thuja thujon am 18. Mai 2024, 00:06:54
Die Triebe sehen kräftig aus, eine wirklich nur kleine Kostprobe kannst du stehen lassen.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: flammeri am 18. Mai 2024, 05:50:10
Kleiner Tip Von mir: beobachte welche Augen am Trieb die fruchttragenden sind, dann kannst Du den Schnitt entsprechend später anpassen. LG
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: Mediterraneus am 18. Mai 2024, 09:37:04
Problem ab dem übernächsten Jahr: wo ziehst du die Triebe am waagrechten Seil lang? Sollen die runterhängen?

....  er sagte er würde die vom Haupttrieb abgehenden Triebe im Winter “auf Zapfen” schneiden und im Sommer die Fruchttriebe auf wenige Blätter hinter der zweiten Traube kappen. Man müsse schauen, welche Art Trauben man habe und entsprechend schneiden, ....

Das ist meiner Meinung nach die einfachste Methode. Quasi "Hauptleitung" und davon abstehend die "Stummel" (=Zapfen). An den Zapfen kommen die grünen Langtriebe raus, die runterhängen. Je länger man die Zapfen hinkriegt, desto weiter weg von der Mauer hängen die Trauben und der Laubvorhang.
(das ist das, was Thuja nicht gefällt, das "vergreisen", das ist auch gegen die "Lehrmeinung" in den Büchern ;) )
Die Zapfen wachsen freilich nur langsam nach außen, da man im Frühjahr die vorjährig gewachsenen Langruten (den Vorhang) auf 2-3 Augen zurückschneidet. So wird der Zapfen jedes Jahr etwa 2 Augen länger.
Irgendwann ist auch Schluss, es wird zu schwer und der Baldachin neigt sich nach unten. Dann muss man die Zapfen auch ins alte Holz wieder kürzen.

Am einfachsten dafür sind Reben, die ihren Blütenstand direkt am Anfang des frischen Triebes bilden, hier z.B. meine 'Kischmisch'. 'New York Muscat' und 'Muscat Bleu' machen das auch so.
Wie flammeri schreibt, du musst deine Rebe verstehen, wo sie die Früchte macht.

Wie man (unscharf 8) ) sehen kann, kommt bei NYM der frische grüne Trieb erst mit einem Blatt, dann eine Blüte, eine Blüte und Blätterblätterblätter.
Die Blüten sind am Beginn des Triebes, man könnte den ersten Fruchtstand lassen, den zweiten wegmachen und den Trieb dann entweder von der Wand weghängen lassen oder nach ein paar Blättern kappen.
(https://forum.garten-pur.de/index.php?action=dlattach;topic=73567.0;attach=967522;image)
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: Mediterraneus am 18. Mai 2024, 09:45:38
Vielleicht besser bei Kischmisch
Grad eben Foto gemacht, gegen den Himmel ist schwierig.

Man sieht auch hier, dass der frische Trieb mehr oder weniger gleich mit einer Blüte beginnt, dann kommt die zweite und dann Blätterblätterblätter

(https://forum.garten-pur.de/index.php?action=dlattach;topic=73567.0;attach=967526;image)
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: thuja thujon am 18. Mai 2024, 09:48:45
Flammeri meint nicht ob sie die Trauben am Anfang oder etwas später des diesjährigen Triebes machen, sondern ob sie überhaupt Trauben machen, wenn man auf 2 Augen zurückschneidet. Manche Sorten sind da faul und liefern erst an den Trieben ab dem 3,4,5ten Auge vernünftige Trauben.
Das wurde weiter vorne erwähnt und ist in der Diskussion untergegangen.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: Mediterraneus am 18. Mai 2024, 09:53:44
Thuja ist reingegrätscht ;D

Genau. Schwieriger finde ich z.B. die 'Romulus', da geht das mit den Zapfen nicht, da die unendlich lange Triebe macht, die Trauben hängen viel weiter außen am Trieb.
Das ginge an einer Hausmauer mit den runterhängenden Trieben eher nicht, da die Trauben weiter außen hängen, quasi dann im Vorhang sind und den "runterziehen".
Die geht also schlecht für den "Faule-Leute-Kordon" ;)
(https://forum.garten-pur.de/index.php?action=dlattach;topic=73567.0;attach=967528;image)

Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: Mediterraneus am 18. Mai 2024, 10:13:23
Flammeri meint nicht ob sie die Trauben am Anfang oder etwas später des diesjährigen Triebes machen, sondern ob sie überhaupt Trauben machen, wenn man auf 2 Augen zurückschneidet. Manche Sorten sind da faul und liefern erst an den Trieben ab dem 3,4,5ten Auge vernünftige Trauben.
Das wurde weiter vorne erwähnt und ist in der Diskussion untergegangen.

Sind das nicht die gleichen, die auch am einjährigen grünen Trieb sehr langtriebig wachsen und dort erst spät die Traube bilden? Viel Americanoblut?
Romulus ist jedenfalls eine Rebe, mit der ich nicht so gut zurechtkomme. Ernten tut man trotzdem mehr als genug.
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: LissArd am 18. Mai 2024, 11:25:26
Ah, danke Flammeri, Thuja und Mediterraneus, das ist ja wirklich wesentlich zu wissen.

Ich habe gerade sofort mal geschaut, bei meinen verhält es sich wie bei den gezeigten. Erst ein Blatt, dann ab dem zweiten Blatt gleich die ersten Blüten. Da es nun schon seit Tagen wieder regnet, ohne jegliche Sonne, ist der Austrieb bei mir allerdings noch nicht annähernd so weit wie auf den gezeigten Bildern, doch ich denke mal, das was man im Bild sieht, würden Trauben werden wollen…
Titel: Re: Frage zur Weinrebenpflanzung
Beitrag von: thuja thujon am 19. Mai 2024, 10:00:49
Sind das nicht die gleichen, die auch am einjährigen grünen Trieb sehr langtriebig wachsen und dort erst spät die Traube bilden? Viel Americanoblut?
Es gibt komische Sorten mit sehr langen Internodien, die gleichen das aber mit riesigen Blättern aus.
Ob eine Traube nah an der Basis oder etwas weiter entfernt wächst, ist keine Sorteneigenschaft. Das kann an der selben Rebe unterschiedlich sein. Also Anschnitt beachten, eben beobachten, wo wie große Trauben hängen, wenn man eben kurz auf Zapfen (1-2 Augen), mittel (4-5) oder lang (7-10) schneidet.

Und dabei auf dominante Schnabeltriebe achten. Die Spitzenförderung bleibt so oder so bestehen, die bekommt man nicht raus.
https://vitipendium.de/Schnabeltrieb