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Autor Thema: Drüsiges Springkraut und andere Neophyten  (Gelesen 8964 mal)

bristlecone

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Re:Drüsiges Springkraut und andere Neophyten
« Antwort #45 am: 05. August 2008, 09:29:47 »

Besiedelt werden solche Standorte, an denen sich gehäuft Neophyten finden, von Pflanzen, die an die entsprechenden Bedingungen angepasst sind, wozu auch und insbesondere die Eigenschaft gehört, sie rasch zu erreichen und zu besiedeln.
Solche Standorte sind hochgradig artifiziell. In einer ursprünglichen Landschaft, die ohne Zutun des Menschen in Mitteleuropa existierte, gab es sie praktisch nicht.
Von daher gibt es auf solchen Standorten auch keine ursprünglich einheimische Pflanzengesellschaft aus einheimischen Arten.
Sondern nur solche, die eben über die Fähigkeit verfügen, diese von Menschenhand geschaffenen Standorte zu besiedeln. Das können mitteleuropäische einheimische Pflanzenarten sein (z. B. Birken, Brombeeren...) oder auch nicht (Sommerflieder, Goldrute...).
An solchen Standorten finde ich das Aufkommen von Neophyten auch nicht weiter bedenklich.

Wohl hingegen dort, wo von Menschenhand einst Standorte geschaffen wurden, die das Vorkommen von Pflanzengesellschaften ermöglichten, die wir heute als schützenswert ansehen, die aber durch vielfältige Einflüsse bedroht sind.
Z. B. Halbtrockenrasen, Magerwiesen oder Standorte an Bach- und Flussläufen.
Die werden allerdings nicht bloß durch Neophyten gefährdet, sondern viel mehr durch Veränderungen der Bewirtschaftung: Halbtrockenrasen verbuschen nach Aufgabe der Bewirtschaftung durch das Eindringen einheimischer Schlehen, artenreiche Magerrasen werden durch Düngung zu dunkelgrünen Rasen mit gelbem Löwenzahn - aus der Ferne schön anzusehen, biologisch aber ziemlich wertlos -, und artenreiche Laubmischwälder zu artenarmen Nadelwaldforsten (immerhin hier gibt es eine Trendwende).

Diese Veränderungen gehen nicht auf Eindringen von Neophyten zurück, vielmehr finden diese Arten an entsprechend vorbeeinflussten Standorten optimale Bedingungen.
Da kommt mir die Bekämpfung von Neophyten in vielen Fällen eher wie der Versuch vor, an den Symptomen herumzuwerken, ohne die Ursachen anzugehen.
« Letzte Änderung: 05. August 2008, 09:34:08 von bristlecone »
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altrosa

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Re:Drüsiges Springkraut und andere Neophyten
« Antwort #46 am: 05. August 2008, 09:43:48 »

Hier sprichst du verschiedenste Aspekte des Naturschutzes an, die nur teilweise mit Neophyten zu tun haben. Spezielle Wiesen (Ried- Trockenwiesen) sind schützenswerte Kulturlandschaften, die ohne Pflege durch einheimische Pflanzen verbuschen, sie können aber zusätzlich durch Neophyten gefährdet sein. Unsere ganze Landschaft ist in unterschiedlichem Ausmass artifiziell und Neophyten können gerade auch in wenig bearbeiteten Pflanzengesellschaften problematisch werden. Es muss deshalb beim einzelnen Objekt abgeklärt werden, was erhalten werden soll und wie das zu erreichen ist.
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uliginosa

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Re:Drüsiges Springkraut und andere Neophyten
« Antwort #47 am: 05. August 2008, 10:08:20 »

Bristlecone hat generell recht, eine Ausnahme sind aber gerade Bach- und Flussauen in denen durch die natürliche Hochwasserdynamik immer wieder offene Flächen entstehen, die von I. glandulifera und anderen Neophyten besiedelt werden können!

An Bächen oder Gräben, die bisher vom Springkraut verschont sind, sollte es deshalb keinesfalls eingebracht werden!

(Potentielle) Neophyten sind im eigenen Garten kaum zu vermeiden und nicht übermäßig problematisch, wenn sie dort bleiben! Also über den Kompost höchstens wieder im eigenen Garten aufgehen. Leider sieht man immer wieder wilde Deponien von Gartenabfällen in der Landschaft, an Waldrändern, unterhalb von Böschungen ... >:(
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Viele Grüße aus dem Trockengebiet, Uli

bea

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Re:Drüsiges Springkraut und andere Neophyten
« Antwort #48 am: 05. August 2008, 11:40:02 »

Eine Frage, die sich mir immer stellt, wenn ich über dieses Thema lese, ist, wie lange gilt eine Pflanze als Neophyt? Ab wann gilt sie als eingebürgert?
Imp.gl. lebt hier schon über 50 Jahre............

Was bristlecone geschrieben hat, dem gebe ich recht: Eine Brombeereinöde finde ich wesentlich schlimmer als Imp. gl.
Zudem fungiert gerade jetzt in der blüharmen Hochsommer-Zeit Impatiens und Goldrute als eine wichtige Futterquelle für Bienen
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Henning

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Re:Drüsiges Springkraut und andere Neophyten
« Antwort #49 am: 05. August 2008, 12:09:34 »

Hallo Bea

Der "Schutz des einheimischen...." kann schnell etwas reaktionäres bekommen, dabei werden wir mit der Klimaveränderung noch einiges erleben (Mist, schöne Wanderwege wachsen zu ;D).

Ich will damit das Thema aber nicht abwürgen und finde, daß im Moment feine Differenzierungen herausgearbeitet werden.

nur eins

Zitat
eine wichtige Futterquelle für Bienen

Die Rolle der Bienen ist es nicht, gefüttert zu werden, sondern bei Ihrem Lebenserhalt Pflanzen zu befruchten und damit spielen sie innerhalb des Naturkreislaufs (mir fällt gerade nix besseres ein) eine wichtige Rolle.

Wenn sie sich jetzt gezielt z.B. dem Springkraut zuwenden (mehr Zucker) werden damit diese Pflanzen noch bevorzugt behandelt.

Dazu kommt noch, daß einheimische Pflanzen vielen Insekten beim Lebenserhalt nützen (und umgekehrt). Das ist bei den Einwanderern erst einmal kaum der Fall. Damit geht die Störung, die sie verursachen, noch über das optisch sichtbare hinaus.

Und jetzt einmal eine kleine Provokation:

Wenn ich mir Sorgen mache um den Erhalt der einheimischen Flora (und das ist nicht zu trennen von der einheimischen Fauna), welche Rolle spielen dann Gärten mit hochgezüchteten Pflanzen auf gejätetem Boden?

liebe Grüße
Henning
unfair an dieser Stelle ?

Vorsicht, man kann bei solchen Überlegungen seine eigene Ästhetik verändern, das Wort Ordnung z.B. bekommt dann eine ganz andere Bedeutung.


« Letzte Änderung: 05. August 2008, 12:14:30 von Henning »
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