Besiedelt werden solche Standorte, an denen sich gehäuft Neophyten finden, von Pflanzen, die an die entsprechenden Bedingungen angepasst sind, wozu auch und insbesondere die Eigenschaft gehört, sie rasch zu erreichen und zu besiedeln.
Solche Standorte sind hochgradig artifiziell. In einer ursprünglichen Landschaft, die ohne Zutun des Menschen in Mitteleuropa existierte, gab es sie praktisch nicht.
Von daher gibt es auf solchen Standorten auch keine ursprünglich einheimische Pflanzengesellschaft aus einheimischen Arten.
Sondern nur solche, die eben über die Fähigkeit verfügen, diese von Menschenhand geschaffenen Standorte zu besiedeln. Das können mitteleuropäische einheimische Pflanzenarten sein (z. B. Birken, Brombeeren...) oder auch nicht (Sommerflieder, Goldrute...).
An solchen Standorten finde ich das Aufkommen von Neophyten auch nicht weiter bedenklich.
Wohl hingegen dort, wo von Menschenhand einst Standorte geschaffen wurden, die das Vorkommen von Pflanzengesellschaften ermöglichten, die wir heute als schützenswert ansehen, die aber durch vielfältige Einflüsse bedroht sind.
Z. B. Halbtrockenrasen, Magerwiesen oder Standorte an Bach- und Flussläufen.
Die werden allerdings nicht bloß durch Neophyten gefährdet, sondern viel mehr durch Veränderungen der Bewirtschaftung: Halbtrockenrasen verbuschen nach Aufgabe der Bewirtschaftung durch das Eindringen einheimischer Schlehen, artenreiche Magerrasen werden durch Düngung zu dunkelgrünen Rasen mit gelbem Löwenzahn - aus der Ferne schön anzusehen, biologisch aber ziemlich wertlos -, und artenreiche Laubmischwälder zu artenarmen Nadelwaldforsten (immerhin hier gibt es eine Trendwende).
Diese Veränderungen gehen nicht auf Eindringen von Neophyten zurück, vielmehr finden diese Arten an entsprechend vorbeeinflussten Standorten optimale Bedingungen.
Da kommt mir die Bekämpfung von Neophyten in vielen Fällen eher wie der Versuch vor, an den Symptomen herumzuwerken, ohne die Ursachen anzugehen.