Vor ein paar Jahren habe ich eine grössere Bestellung verschiedener Birnen bei Ganter in Wyhl auf OHF333 gekauft. Das Problem mit dieser Unterlage ist:
Birnen sind in Deutschland Langsamdreher, geringes Verkaufsvolumen, geringe Beschäftigung damit. Die Obstplantagen vernachlässigen sie und die Privaten haben keine Lust mehr dazu, weil die Deutschen lieber chinesischen Stinkwacholder in ihren "Gärten" ziehen wie einen Birnbaum und die Baumschulen diesen anfälligen Wacholdermüll ungehemmt seit Jahrzehnten verkaufen. Stichwort Birnengitterrost. Übrig bleiben die Gemeinden, die robuste (und mit wenig brauchbaren Früchten) starkwachsende Hochstammbirnbäume als vorgeschriebene Ausgleichsmassnahmen pflanzen, wenn wertvolle Böden zubetoniert wurden.
OHF333 ist auf den meisten Böden zu wuchsstark für die Plantagen, aber zu schwach für die Landschaft. Die Wuchskraft und sonstigen Eigenschaften sind aber ideal für einen pflegeleichten Privatgarten. Leider orientiert sich alles an den Plantagen. Um die Bedürfnisse der paar Privatleute mit Obstwünschen scheren sich weder die Züchtung noch die Baumschulen. Das selbe Problem bei Äpfeln, wo Sorten auf mittelstark wachsenden Unterlagen auch schwer zu beschaffende Glücksfälle darstellen.
Feuerbrand würde ich auch nicht unterschätzen, gegen den Bäume auf Unterlagen wie OHF333 weniger anfällig sind. Gewiss waren die letzten beiden Jahre besser, aber das Jahr zuvor habe ich im Allgäu bis in höchste Lagen eine Feuerbrandkatastrophe erlebt, die vielen Bäumen das Leben gekostet hat. Viele Bäume sind jetzt einfach nicht mehr da oder haben sich nicht mehr richtig erholt. Da waren z.B. uralte Birnbäume meiner Grosseltern dabei, unbestimmbare Sorten die in höchster Lage jährlich noch gute und süsse Birnchen gebracht haben.
Anderswo hauen Plantagen Strepomycin auf die Bäume und machen damit nebenbei den Honig kilometerweit zu Sondermüll, während bei Privatleuten die Äste verdorren und manche gute Sorten am Strassenrand und Obstwiese fallen, still verschwinden. Nach offizieller Lesart ist Feuerbrand damit "kein Problem" mehr, weil ja keine kommerziellen Interessen gefährdet sind und man sich mit der Sondergenehmigung für Strepotmycin als Dauereinrichtung arrangiert hat.
Zu Erziehung noch einmal: Man erzieht Kernobst auf starkwachsender Unterlage nicht als Busch. Der Kronenraum wird sehr gross, durch die niedrig angesetzten Äste einer Buscherziehung kann man aber nicht mehr unter dem Baum durchgehen, dort mähen oder aufkommendes Strauchwerk bequem beseitigen. Das endet meistens so, dass man die unteren Äste dann doch noch absägt und einen Halb- oder Hochstamm bekommt mit einem Astansatz in 1,2m bis 2m Höhe.