.... wann die Phloxzüchtung in Russland solchen Aufwind genommen hat und warum?
Duft und Farbe sind in Russland und dem Baltikum sehr beliebt: der Winter ist lang und trist, der Sommer kurz. Infolgedessen braucht man Pflanzen, die früh blühen, um gut auszureifen (Flieder und Jasmin) oder Stauden die normale russische Winter gut aushalten. Hier kommt der Phlox ins Spiel! Er ist relativ einfach in der Kultur und normalerweise gut winterhart. Im Osten gibt es fast nie diese wechselnden Wintertemperaturen wie bei uns , bei dicker Schneedecke machen -30° absolut nichts aus.
Fährt man im Baltikum über Land und sieht alte, verfallene Güter, Höfe oder nur Hütten, steht bestimmt an einer Ecke ein uralter Flieder mit malerisch gedrehtem Stamm oder der Philadelphus wächst fast über den Schuppen hinaus. Rosa Pimpinellifolia mit leicht gefüllter weißlich-gelber, stark duftender Blüte gehört noch in dieses Trio, auf jedem Friedhof, in Parks, an Wegrändern. Als ebenfalls gut ausdauernde Staude wäre noch die Paeonia lactiflora zu nennen, auf dem Land sieht man Horste, die
mindestens ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel haben mit rund 100 Blütenstielen, ein Erlebnis.
Von meiner Verwandtschaft weiß ich, dass all diese Pflanzen "schon immer" vorhanden waren. Ich denke, die Robustheit spielte eine große Rolle, man brauchte sich nicht viel um sie zu kümmern, eine Schaufel Mist genügte.. ..
Das war
früher, damit meine ich 19. und frühes 20. Jahrhundert, die kriegerischen Zeiten von der Revolution bis in die Zeit des kalten Krieges erforderten natürlich eher Kartoffeln, Kohl und Getreide als Blumen im Garten. Aber auch in den Gärten der Datschen oder um das Häuschen herum hat man versucht, etwas Farbiges anzusiedeln,; das Leben war schon trist genug.
Wann die gezielte Zucht von Zierpflanzen einsetzte, weiß ich nicht. Vermutlich aber um die Mitte des vorigen Jahrhunderts? Clematis, Syringa sind ja schon lang bekannt; Zierquitten, Aronia als Nutz-
und Zierpflanzen.