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Apfelunterlage MM106 (Gelesen 10310 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

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b-hoernchen
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Apfelunterlage MM106

b-hoernchen »

... soll ja etwas schwächer als MM111 wachsen. Wird denn jede Sorte auf MM106 noch selber standfest, so als Halbstamm, oder doch nur die stärker wüchsigen Sorten?Würde es Sinn machen, schwächer wachsende Sorten auf MM106 an einem Drahtspalier á la "Südtiroler Obstplantage" oder als Schnurbaum zu ziehen?Und dann ist da noch die Sache mit der Kragenfäule. MM106 soll ja sehr anfällig dafür sein. Was tun, wenn man einen schweren Boden hat? Kann man da durch Bodenvorbereitung abhelfen? Etwa, indem man tüchtig Sand einarbeitet? Oder gibt's andere Methoden zur Vorsorge gegen Kragenfäule? Wann schlägt die eigentlich am ehesten zu? In den Jugendjahren des Baumes oder kann die auch noch ausgewachsene Bäume hinwegraffen?Danke schon mal für eure Antworten!Greenhörnchen
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cydorian
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Re: Apfelunterlage MM106

cydorian » Antwort #1 am:

MM106 ist nicht ganz standfest, braucht einen Pfahl. Bei schwerem Boden würde ich MM106 einfach vermeiden. Es gibt ja noch mehr, z.B. M7 (braucht auch Pfahl), MM111 ist dagegen standfest . Massnahmen gegen Kragenfäule gibt es schon, sie zielen auf einen gesunden Boden ab, empfehlen Stammanstriche. Der Erreger ist ein bodenbürtiger Pilz. Besser eine kragenfäulefeste Unterlage. Ist die Sorte auch anfällig, kann man mit einer Zwischenveredelung dagegen vorbeugen.
b-hoernchen
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Re: Apfelunterlage MM106

b-hoernchen » Antwort #2 am:

Herzlichen Dank schon einmal für die Antwort, cydorian!Es ist halt leider mal so, dass man seine Wunschsorte oft nicht auf einer anderen Unterlage bekommt, weil einem gar keine Auswahl gelassen wird. Gerade die Engländer und Franzosen scheinen MM106 zu lieben.Aktuell durchzieht der Hallimasch den gesamten Garten und verknuspert die Wurzeln der gefällten Großbäume, also Birken, Eberesche, Ahorn u.s.w..Also den Boden leichter machen durch Einarbeiten von Sand würde nichts bringen, meinst du?
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Re: Apfelunterlage MM106

cydorian » Antwort #3 am:

Vielleicht verbessert das die Chancen. Es ist auf jeden Fall enorm viel Aufwand, Erde mit Sand wirklich gleichmässig zu mischen ist auch nicht einfach. Ob es klappt, weiss man erst Jahre später und hat dann wertvolle Zeit verloren wenn nicht. Im Hausgarten ist Bestandssicherheit ein wichtiger Faktor. Der Aufwand, sich MM111-Unterlagen zu besorgen und selber zu veredeln ist wahrscheinlich auch nicht höher, sondern man wirklich niemand findet der die Wunschsorte auf passender Unterlage verkauft.Ich habe mir in meiner nächstgelegenen Baumschule mal 5 Bäume veredeln lassen, auf MM111. Die haben mir sogar das Edelreis meiner Wunschsorte besorgt. Fachlich gute Gespräche mit dem Chef haben viel geholfen :-)
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dmks
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Re: Apfelunterlage MM106

dmks » Antwort #4 am:

Hab selber mit der 106 keine Probleme - trotz schwerem Boden. Realistisch betrachtet ist sie aber "durch", schon wegen der Kragenfäule-Problematik.Beide Alternativen (M7 bzw. MM111) sind zwar etwas schwächer im Ertrag - aber das sollte im Hausgarten objektiv garnicht spürbar sein, da viele andere Faktoren das Ertragsverhalten beeinflussen.Beide sind etwas standfester - die MM111 ist etwas stärker wachsend. Andere Alternative: Pi 80, hab ich aber keine Erfahrungen bisher.
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Re: Apfelunterlage MM106

b-hoernchen » Antwort #5 am:

Hab' Dank dafür, deine Erfahrungen mit uns zu teilen, dmks!Hast du schon mal eine Baum (auf MM106) infiolge Kragenfäule verloren?Wenn ich jetzt wegen einer Auftragsveredlung mit der Baumschule zu reden anfange, dann wird vielleicht im nächsten Jahr veredelt, d. h. zwei Jahre Zeitverlust gegenüber einem Baum von der Stange. Und ob die Sorten hier zu bekommen sind? Dann kann ich erst mal den Baum kaufen, um davon Edelreiser zu gewinnen... - da möcht' ich glatt probieren, den Baum doch selber durchzubringen - und die Reiser krieg ich bestimmt in der Reisertauschbörse los.Beim Mischen mit Sand helfen die Regenwürmer hoffentlich etwas mit... .Wie groß werden so Bäume auf MM106 eigentlich, wenn die Sorte schwachwüchsig ist? Oder vielmehr - wie klein kann ich ihn halten? Kann man durch Runterbinden der Äste vielleicht den Baum so früh in Ertrag bringen. dass er zusammen mit M9-Bäumen in einem Drahtspalier (höchster Draht so in etwa 2,5 m Höhe) Platz findet? Wie gesagt, die Sorte an sich soll schwachwüchsig sein.
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Re: Apfelunterlage MM106

cydorian » Antwort #6 am:

Beim Mischen mit Sand helfen die Regenwürmer hoffentlich etwas mit... .
Wenn du diesen Aufwand wirklich betreiben willst, dann nimm nicht so viel Sand und mische lieber ziemlich grosszügig Kompost mit unter. Damit förderst du 1. antagonistische Bodenpilze, eine Methode die bei Phytophthora (wie eben auch Phytophtora cactorum, der Kragenfäuleerreger) generell gut funktioniert und bei Himbeeren sogar das Kernelement gegen Phytophthora-Rutensterben ist.2. sowohl bessere Speicherung (Sand schafft das nicht) als auch abfliessen stehenden Wassers. Über das Bodenwasser werden die Sporen weitergetragen, je häufiger Staunässe desto lieber hat es der Erreger.Ideal wäre im zeitigen Frühjahr Bodenvorbereitung, dann Einsaat von Kreuzblütlern, im Herbst Pflanzung, dann den Stamm bis zu den Leitästen mit Kupferantrichen versehen, Baumscheibe bewuchsfrei halten.
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dmks
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Re: Apfelunterlage MM106

dmks » Antwort #7 am:

Zur Wuchsgröße: Die MM106 gehört zwar zu den Unterlagen mit "Mittlerem Wuchs" (Baumgrößen so ca. 3,5 bis 5m.) - ist aus dieser Gruppe aber eine der schwächsten. Je nach Boden sollte so bei knapp vier Metern Schluß sein. (Wer's genauer haben möchte kauft sich ein Regal und legt Äpfel rein ;D)Bei Spalier kann sie mit einer schwachen Sorte funktionieren, also auf 2,50m zu halten, allerdings ist mit jährlichem kräftigen Trieb zu rechnen - auf guten Böden würde ich aber lieber die M9 oder M26 nehmen. Zumal am Drahtspalier die Standfestigkeit nicht so bedeutsam ist.Hab persönlich mehrere Bäume auf 106 und keine durch Kragenfäule eingebüßt, das hat aber nix zu sagen da es sich um einen Einzelstandort handelt. Kann in anderer Region ganz anders aussehen. Und da ich Bäume inzwischen etwas größer brauche hab ich die meisten auf A2 und Sämling.
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Re: Apfelunterlage MM106

b-hoernchen » Antwort #8 am:

Vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht, dmks! Demnach könnte man das zumindest mal versuchen. Die andere Frage ist natürlich, ob ich es erlebe, dass die Bäume so groß werden. Da ist ein früher Ertragsbeginn möglicherweise entscheidender. Und nach mir kommt eh der Bulldozer - das Grundstück hat schon wegen "Bebauungsverdichtung" das Interesse von Architekten geweckt.
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Re: Apfelunterlage MM106

Apfebam » Antwort #9 am:

Ich habe einen Rubinola auf MM106, der jetzt im 5. Standjahr ist und keinen Stützpfahl mehr braucht, weil er bombenfest in der Erde steht. Letztes Jahr gab es den ersten großen Ertrag, auch ohne Wässern in dem extrem trockenen Sommer waren die Früchte von bester Qualität. Bisher gab es keine Anzeichen von Kragenfäule, während der Topaz wenige Meter weiter auf M26 schon seit dem zweiten Standjahr Kragenfäule zeigt, wobei es hier auch maßgeblich an der dafür sehr anfälligen Sorte Topaz liegt.Außerdem habe ich einen Prinz Albrecht und einen Schönen aus Wiltshire auf MM106, beide im 4. Standjahr, bisher ohne Ertrag, dafür aber wunderschönem Wuchs, ebenfalls keine Kragenfäule und schon gut im Boden angewurzelt, auch hier braucht es den Stützpfahl nicht mehr lange. Bei allen dreien ist der Stamm schnurgerade, kräftig und gesund.Wenn MM106 also so anfällig für Kragenfäule wäre wie der Topaz, dann hätten auch die Bäume schon die Kragenfäule. Der Boden ist bei uns humos und ausreichend feucht, allerdings keine Staunässe.
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cydorian
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Re: Apfelunterlage MM106

cydorian » Antwort #10 am:

Sie kippen nicht in den ersten Jahren, sondern langsam und später, wenn die Krone grösser und damit schwerer geworden ist. Nasser Boden, Wind, Belaubt - das macht sie schief.
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