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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 19. Sep 2019, 22:49
von toto
thuja hat geschrieben: ↑19. Sep 2019, 22:44Bodennistende Bienen haben nach dem grubbern und vorher schon im Getreide nicht allzuviel zu lachen. Die bevorzugen meist besser besonnte und ungestörtere Bereiche. Aktuell sind aber eh relativ wenig unterwegs. Auch die Binenstöcke der Imker bereiten sich auf den Winter vor.
toto hat geschrieben: ↑19. Sep 2019, 22:33Gift ist Gift. Die Dosis macht es.
Klar, Paracelsus, Luft ist auch Gift, unbestritten.
Was du eher meintest ist wohl die Klassifizerung als Giftig. Dann braucht es einen Totenkopf im roten Viereck auf der Flasche/Kanister, ein GHS-Piktogramm. Der Totenkopf auf dem Etikett fehlt den meisten Pflanzenschutzmitteln.
Wie Bienen leben, weiß ich ganz gut. Was ihnen schadet, weiß ich auch.
Ob es einen Totenkopf auf dem Etikett gibt oder nicht, ist eher eine Sache der "Rechte" der Hersteller usw. Wie solche Schilder umgangen werden können, brauchen wir doch echt nicht zu diskutieren, oder?
Fakt ist doch: wenn man Gift in der Luft riecht und es Atemreizungen auslöst, die "nur" einen halben Tag dauern - kann es nicht gesund sein.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 19. Sep 2019, 22:50
von toto
dmks hat geschrieben: ↑19. Sep 2019, 22:48Mal nüchtern betrachtet:
Ja, es werden Gifte auf landwirtschaftlichen Produktionsflächen eingesetzt.
Nein, nicht sinn- oder planlos (das Zeug kostet viel Geld)
Ja, es tötet auch andere Insekten.
Nein - nicht über den Feldrand hinaus - dafür gibt es Abstandsflächen und Abdriftregelungen.
Abstandsflächen und Abdriftregelungen?
Jetzt muss ich schmunzeln - unser Grundstück grenzt d i r e k t ans Feld - wo soll da der Abstand sein? Zaun auf Kante - bei allen Grundstücken im Dorf.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 19. Sep 2019, 22:53
von dmks
Es geht um die Ausbringung - die ist fast schon Zentimeter-genau möglich. Trotzdem gelten Abstandsflächen zu Gewässern, Feldrändern oder Wohngrundstücken.
Daß manche Stoffe dennoch riechen läßt sich nunmal nicht auf einen Gartenzaun begrenzen.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 19. Sep 2019, 22:53
von RosaRot
Bodennistende Bienen lieben z.B. trockene Sandflächen, die frei von Bewuchs sind.
Wenn nun die Felder gespritzt werden fliegt viel zu viel auf die Randstreifen(das wären hier offenen trockene magere Hänge), da die dann überdüngt werden, wächst dort viel zu viel Zeug zu üppig.
Ich habe hier vor einigen Tagen eine Wanderung entlang der Feldränder unternommen und mir die Hänge betrachtet. Dabei fielen mir jede Menge Unkräuter auf, die dort (auf Magerstandorten) definitiv nicht hingehören. Das ist ein Ärgernis.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 19. Sep 2019, 22:54
von thuja thujon
toto hat geschrieben: ↑19. Sep 2019, 22:49Wie solche Schilder umgangen werden können, brauchen wir doch echt nicht zu diskutieren, oder?
Sollten wir vielleicht doch mal tun. Ich glaube du hast da falsche Vorstellungen. Da ist nix mit bescheissen.
Gift löst nur selten Atemwegsreizungen aus, es wirkt eher tödlich. Atemwegsreizungen kann man zB auch von Klebstoff (Lösemittel, wie bei PSM) bekommen, den würde ich aber nicht als giftig im Sinne von giftig ansehen.
Abstandsauflagen gelten auch für bebaute Grundstücke neben Ackerrändern. Wenn das Mittel 10m bei 90% Abdriftminderung hat, darf er nicht näher als 10m zu euch ran und muss ein entsprechendes Spritzgerät verwenden.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 19. Sep 2019, 23:00
von toto
auch mal ganz nüchtern:
Wetter und Wind halten sich nicht an Zäune. Natürlich fliegt von dem Zeug (und wäre es nicht in irgendeiner Form giftig, würden die Rapsflöhe ja am Leben bleiben ;)) was auf die Grundstücke, an den Ackerrand - sowie RosaRot auch feststellte .... Düngekörner flogen vor 10 Jahren sogar noch aufs Grundstück! - schrieb ich damals im forum. Die fliegen heute zum Glück nicht mehr - immerhin.
Wie immer das Zeugs wirkt - ob nun die Flöhe wg. Ernährungsmangel, Wassermangel oder sonstwie nicht mehr da sind - ist mir persönlich egal. Nicht egal ist mir hingegen, dass es Chemie ist.
Aber die Spritzbrühe - dieser feine Nebel - fliegt überall hin und hält sich nicht an Abdriftregeln, gewiß nicht. Da ist eher der Wunsch der Vater des Gedankens.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 19. Sep 2019, 23:09
von dmks
toto hat geschrieben: ↑19. Sep 2019, 23:00auch mal ganz nüchtern:
Aber die Spritzbrühe - dieser feine Nebel - fliegt überall hin und hält sich nicht an Abdriftregeln, gewiß nicht. Da ist eher der Wunsch der Vater des Gedankens.
Doch, durch klar festgelegte technische Standards unterschiedlicher Ausbringungsgeräte. Die übrigens aller drei Jahre zum TÜV müssen - fast so oft wie dein Auto.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 19. Sep 2019, 23:13
von thuja thujon
Gestank ist was anderes als Tropfen.
PS: wenn vor 10 Jahren die Düngerkugeln zu dir aufs Grundstück flogen und heute nicht mehr, dann hat sich wohl was getan in der Zwischenzeit.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 19. Sep 2019, 23:15
von lerchenzorn
dmks hat geschrieben: ↑19. Sep 2019, 23:09toto hat geschrieben: ↑19. Sep 2019, 23:00auch mal ganz nüchtern:
Aber die Spritzbrühe - dieser feine Nebel - fliegt überall hin und hält sich nicht an Abdriftregeln, gewiß nicht. Da ist eher der Wunsch der Vater des Gedankens.
Doch, durch klar festgelegte technische Standards unterschiedlicher Ausbringungsgeräte. Die übrigens aller drei Jahre zum TÜV müssen - fast so oft wie dein Auto.
Das ist die heile Welt der Theorie. In der Praxis fährt der Landwirt oder sein beauftragter Lohnunternehmer, wie es am besten passt und auch bei Windstärken, die nicht in den Vorschriften stehen. Und dann fliegt der Nebel zehn, wenn´s sein darf, auch mal 50 m. Gesehen und gerochen erst wieder in diesem Jahr.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 19. Sep 2019, 23:18
von lerchenzorn
thuja hat geschrieben: ↑19. Sep 2019, 23:13Gestank ist was anderes als Tropfen.
PS: wenn vor 10 Jahren die Düngerkugeln zu dir aufs Grundstück flogen und heute nicht mehr, dann hat sich wohl was getan in der Zwischenzeit.
Nicht so sehr viel. Die vorgeschriebenen Abstände - beim Düngen - zu Oberflächengewässern sind immer noch lächerlich gering.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 19. Sep 2019, 23:21
von thuja thujon
Wenn ein Vorgartenbesitzer 5m Abstand zum Rinnstein (geht ungefiltert in den Gulli in den Fluss) einhalten müsste, wäre der Aufschrei groß.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 19. Sep 2019, 23:25
von toto
lerchenzorn hat geschrieben: ↑19. Sep 2019, 23:15Das ist die heile Welt der Theorie. In der Praxis fährt der Landwirt oder sein beauftragter Lohnunternehmer, wie es am besten passt und auch bei Windstärken, die nicht in den Vorschriften stehen. Und dann fliegt der Nebel zehn, wenn´s sein darf, auch mal 50 m. Gesehen und gerochen erst wieder in diesem Jahr.
Das denke ich eben auch. Leider. Und daher frage ich ihn morgen.
Betreffs Düngekugeln/Grundstück: das waren noch die ehemaligen - es gab ja Zeiten, da hätte man Einzelgehöfte auch lieber platt gemacht, damit der Trecker keinen Bogen fahren muss. Zum Glück!!! lange her.
Und ja - nachdem ich mich bemerkbar gemacht habe, hat sich diesbezüglich was getan - immerhin nach 20 Jahren.
Inzwischen gehört dieser Acker aber auch dem Jungbauern, der eigentlich sehr nett ist - er hat aber eben auch Lohnunternehmer und was die wie machen, prüft er vlt. nicht oft genug.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 19. Sep 2019, 23:25
von dmks
In der Praxis geht es um Abdriften die unter 'nem Meter liegen!
Meinungen einmal konventionell; einmal Bio:
https://www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/pflanzenschutz/ackerbau/pdf/abdrift.pdf
https://www.bioaktuell.ch/pflanzenbau/ackerbau/abdrift.html
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 19. Sep 2019, 23:25
von cydorian
Honigbienen schadet fachgerechte (!) Behandlung des Winterrapses gegen psylliodes chrysocephalus nicht. In den Feldern stehen keine Blüh- oder Pollenpflanzen, neben den Feldern nur noch sehr wenig. Für Wildbienen und Hummeln gilt dasselbe. Die meisten Arten sind ausserdem längst verpuppt oder haben sich Winterplätze gesucht. Nicht auf Landwirtschaftsflächen, die intensiv bewirtschafteten und oft bearbeiteten Flächen sind für Insekten reine Wüsten ohne Wohnung und Nahrung.
Die meisten Mittel riechen nicht. Wie problematisch etwas im speziellen Fall ist, hat mit Duft nichts zu tun. Man schadet den Bienen mehr, wenn man keinen Rapshonig kauft. Dank dieses Honigs und der Bienen in Rapstracht wird gerade die Umstellung auf die wesentlich umweltfreundlichere Drop-Leg Spritztechnik vorangetrieben, die bei weniger Abdrift und deutlich geringeren Aufwandsmengen gute Ergebnisse erzielt (Im Frühling, nicht wenns um psylliodes geht) und blütenbesuchende Insekten schont.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 19. Sep 2019, 23:26
von toto
thuja hat geschrieben: ↑19. Sep 2019, 23:21Wenn ein Vorgartenbesitzer 5m Abstand zum Rinnstein (geht ungefiltert in den Gulli in den Fluss) einhalten müsste, wäre der Aufschrei groß.
Unser Wasser geht in einen Regenwasserteich, der meist sehr nützlich ist.
@cydorian: nicht die Bienen sind vordergründig das Thema. Dass die längst nicht mehr fliegen, sollte jedem bekannt sein.
Was geht von dem Zeug in die Erde?
Es geht vornehmlich um Menschen und z.B. auch um Säuger, die Säuger fressen, die auf/am Acker leben, um Säuger, die Rapspflanzen angrasen und als Wildbret auf dem Teller landen und die Luft, die ich einatme - mal abgesehen von der
Geruchsbelästigung, die ich noch halbwegs in Kauf nehmen würde - geht es um die Chemie, die ich einatmen muss, die auf meinem Teller als Wildbret landet oder mir die Schnitte versüßt.
Nichts löst sich in nichts auf. Es bleibt alles vorhanden.
Das Eine zieht das andere nach sich. Diese Chemie ist n i c h t in einem abgeschlossenen Raum vorhanden und m.E. nicht wenig, wenn es über hunderte von ha in einer Nacht/an einem Abend verstäubt wird. Ich rede hier nicht von einem Handtuchfeld - sondern hunderten ha von Feldern rund um ein Naturschutzgebiet, bestehend aus Seen.
Es geht um Monokulturen, die Schädlingsbefall erst möglich machen - um Raps, der im Bezin landet mit Fördermitteln.