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Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar. (Gelesen 215069 mal)

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dmks
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Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

dmks »

Okay. jetzt hab ich mich doch entschlossen mal den Anfang zu machen einen Diskussionsfaden über Fragen; Probleme; Meinungen zum Thema Landwirtschaft zu öffnen.
Klar geht es uns alle an, und da es in vielen anderen Themen immer wieder vom Thema ablenkt ist es den Versuch wert. Zumal es in diesem Forum ein paar Mitglieder gibt die da durchaus Fachwissen beisteuern können.
Ausgehend vom Glyphosat-Thema will ich den letzten Part nochmal aufgreifen: Was gehören eigentlich für Berufe in diesen Sektor?
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Obwohl es wahrscheinlich des Öfteren um die Themen Feldbau und Nutztierhaltung gehen wird.

Also: Willkommen alle, sie diskutieren möchten, Fragen haben, Sorgen oder Nöte im Blick auf Landwirtschaft bzw. sich auch mal sachlich Luft machen möchten über Probleme oder gar erfreuliches zu diesem Thema!
Heute war gut!
Morgen - sehen wir dann.
hymenocallis

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

hymenocallis » Antwort #1 am:

Vielleicht paßt auch hier hinein: Grenzflächen/Grenzprobleme - Anrainer und Landwirtschaft.

Wir leben in einem ursprünglich nur landwirtschaftlich genutzten Areal, das zunehmend von der heranwachsenden Stadt (Flächenfraß im Umland) bedroht und vereinnahmt wird. In den Neubausiedlungen (umgeben von Acker- und Weideflächen) leben Städter, die im grünen im eigenen Haus wohnen wollen und es kommt laufend zu Konflikten.

Wir sehen die landwirtschaftliche Nutzung an zwei unserer Grundgrenzen prinzipiell positiv, halten auch unseren Baumbestand so im Zaum, daß er mit dem Mähdrescher nicht in Konflikt kommt (die Nachbarschaft nicht, es gibt immer wieder Beschädigungen und verärgerte Jung-Hausbesitzer), auch die Bewirtschaftung der Flächen innerhalb der Ruhezeiten (Landwirte sind davon ausgenommen) finden wir unproblematisch, aber da sind wir wohl die einzigen auf weiter Flur.

Einziger wirklicher Nachteil: nebenan wird Mais angebaut - nicht im Bio-Anbau - und die Belastung mit Herbiziden/Insektiziden ist für unsere angrenzende Gartenfläche nicht auszuschließen (obwohl wir 1,5 m über dem Feldboden liegen (Betonzaundfundament fängt Böschung ab). Besser als eine Reihenhaussiedlung ist das große Maisfeld aber allemal - finden nicht nur wir, sondern auch Feldhasen, Fasane und Stockenten - und natürlich die im Feld jagenden Katzen. ;)
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zwerggarten
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

zwerggarten » Antwort #2 am:

das ist jetzt aber irgendwie nicht schwarz/weiß genug. :( ;)
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"(…) die abstrakten worte, deren sich doch die zunge naturgemäß bedienen muß, um irgend welches urteil an den tag zu geben, zerfielen mir im munde wie modrige pilze." hugo von hofmannsthal – der brief des lord chandos
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dmks
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

dmks » Antwort #3 am:

zwerggarten hat geschrieben: 23. Jul 2017, 20:31
das ist jetzt aber irgendwie nicht schwarz/weiß genug. :( ;)


Warum? Diese Problematik kann ganz unterschiedlich verlaufen! Mit der freundlichen Genehmigung im Herbst Laub und ähnliches auf den Acker schaffen zu dürfen - oder mit Klagen und Streit vor Gericht! Alles beides ist hier in der Region aktuell existent.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

thuja thujon » Antwort #4 am:

Hemerocalis, steht dort jedes Jahr Mais drauf? Wenn nicht, was in den anderen Jahren?

Werden die Nachbarflächen unter den Bauern getauscht/ausgeliehen im Sinne von einer braucht mal Mais und auf den Acker passts wegen der Fruchtfolge und dafür bekommt der Eigentümer einen anderen Schlag für das, worauf er sich spezialisiert hat?
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Roeschen1
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Roeschen1 » Antwort #5 am:

Ich finde es schlimm, wenn im Winter/ Herbst immer noch Gülle auf die Felder, Wiesen ausgebracht wird. Da es fast immer Westwind gibt, habe ich auch was davon. Und der Boden und seine Lebewesen sind sicher auch nicht begeistert.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

zwerggarten » Antwort #6 am:

wohin möchtest du die gülle sonst haben?
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dmks
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

dmks » Antwort #7 am:

Der Geruch (Stank) von Gülle ist durchaus ein Problem! Bisherige Maßnahmen wie bodennahe Ausbringung (Schleppschläuche, Einschlitzen) oder Injektoren verringern es zwar, sind gesetzlich aber erst ab 2020 vorgeschrieben. Die Geräte kosten gebraucht so etwa ab 10.000 Euro und neu zwischen 20.000 und gut über 30.000 Euro. Förderungsmöglichkeiten sind gegeben bis max. 20%. Wird also noch eine Weile ungünstige Verfahren geben - bis auch der letzte Bauer so ein Gerät haben muß.
Der Umweg über die Biogasanlage bringt da noch einige Vorteile (Energiegewinnung, Verwertbarkeit der Nährstoffe und relativ geringe Geruchsbelastung).
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Roeschen1 » Antwort #8 am:

z.B in die Biogasanlage damit
oder ich gönne den Schweinen ein dickes Strohbett, dann entsteht nicht soviel flüssiger Mist.
Die Betreiber von Biogasanlagen bezahlen für den Mist...da freut sich der Bauer doch.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

thuja thujon » Antwort #9 am:

Ich weiss nicht ob der Düngewert nicht mehr wert ist als das Geld was man von der Biogasanlage dafür bekommt.

Im Garten mache ich aus Hühnermist flüssige Jauche, weil die gegossen besser verteilt wird als fest.

Was kostet ein Kompost/Festmiststreuer?
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hargrand
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

hargrand » Antwort #10 am:

dmks hat geschrieben: 23. Jul 2017, 21:37
Der Geruch (Stank) von Gülle ist durchaus ein Problem! Bisherige Maßnahmen wie bodennahe Ausbringung (Schleppschläuche, Einschlitzen) oder Injektoren verringern es zwar, sind gesetzlich aber erst ab 2020 vorgeschrieben. Die Geräte kosten gebraucht so etwa ab 10.000 Euro und neu zwischen 20.000 und gut über 30.000 Euro. Förderungsmöglichkeiten sind gegeben bis max. 20%. Wird also noch eine Weile ungünstige Verfahren geben - bis auch der letzte Bauer so ein Gerät haben muß.


Was letztendlich wieder einigen Familienbetrieben die Existenz kostet.
Was ist besser?
Umwelt"schutz" oder Schutz der kleinstrukturierten Familienbetriebe vor Überbürokratisierung?
Lohnt sich darüber nachzudenken.
Wenn man davon betroffen ist sieht man so manche Bevormundung sicherlich noch etwas kritischer.
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Ruby
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Ruby » Antwort #11 am:

Den Gestank von Gülle finde ich nicht das Problem, dauert max. 1 Tag und man riecht nichts mehr.

Viel problematischer finde ich dass für das Ausreifen von Soja und Erbsen Glyphosat gespritzt wird. Das wusste ich bis vor kurzem nicht und finde das eigentlich einen Wahnsinn ::)
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dmks
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

dmks » Antwort #12 am:

hargrand hat geschrieben: 23. Jul 2017, 21:53
dmks hat geschrieben: 23. Jul 2017, 21:37
Der Geruch (Stank) von Gülle ist durchaus ein Problem! Bisherige Maßnahmen wie bodennahe Ausbringung (Schleppschläuche, Einschlitzen) oder Injektoren verringern es zwar, sind gesetzlich aber erst ab 2020 vorgeschrieben. Die Geräte kosten gebraucht so etwa ab 10.000 Euro und neu zwischen 20.000 und gut über 30.000 Euro. Förderungsmöglichkeiten sind gegeben bis max. 20%. Wird also noch eine Weile ungünstige Verfahren geben - bis auch der letzte Bauer so ein Gerät haben muß.


Was letztendlich wieder einigen Familienbetrieben die Existenz kostet.
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Umwelt"schutz" oder Schutz der kleinstrukturierten Familienbetriebe vor Überbürokratisierung?
Lohnt sich darüber nachzudenken.
Wenn man davon betroffen ist sieht man so manche Bevormundung sicherlich noch etwas kritischer.
Natürlich - doch es geht auch in der Landwirtschaft um einen stetigen Wandel. Zu meiner Lehrzeit waren beispielsweise Gülleregner (jaja, über die normale Beregnungsleitung) üblich.
Gülle ist ein wertvoller Dünger - wurde aber in den letzten Jahrzehnten zum Überschuß-Abfallprodukt; bis die Düngemittelverordnung entsprechende Flächenbeprobungen und auch den Einbezug der Gülle als Düngemittel vorschrieb. Für die Felddüngung gibt es eine vorgeschriebene maximale Menge an Stickstoff/Phosphor/Kali... woher die kommt spielt dabei nicht die Rolle und muß jeder Landwirt selbst entscheiden was für ihn besser ist.
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dmks
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

dmks » Antwort #13 am:

Ruby hat geschrieben: 23. Jul 2017, 22:05
Viel problematischer finde ich dass für das Ausreifen von Soja und Erbsen Glyphosat gespritzt wird. Das wusste ich bis vor kurzem nicht und finde das eigentlich einen Wahnsinn ::)


Seit 2014 ist das Verfahren der Sikkation (Unkrautbekämfung in erntereifen Beständen) nur noch in Getreide und nur in Ausnahmefällen zulässig:

"sofern eine Beerntung ohne Unkrautbekämpfung nicht möglich ist“, erläuterte das Bundesamt. Entsprechend sei eine Anwendung zur Sikkation nur dort erlaubt, wo „das Getreide ungleichmäßig abreift und eine Beerntung ohne Behandlung nicht möglich ist, nicht jedoch zur Steuerung des Erntetermins oder Optimierung des Drusches“.

Quelle: http://www.proplanta.de/Agrar-Nachrichten/Pflanze/Glyphosat-zur-Sikkation-nur-noch-in-Ausnahmen-zugelassen_article1401108736.html

Dieses Thema ist zumindest teilweise vom Tisch - auch wenn ich die Sikkation bei Getreide kritisch sehe. Wird auch noch verschwinden - sobald es eine Alternative gibt. Glyphosat ist derzeit meines Wissens das einzige dafür zugelassene Mittel. Alternative ohne G ist bei Durchwachsen der Unkräuter derzeit nur die Vernichtung des Bestandes.
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Sandkeks
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Sandkeks » Antwort #14 am:

dmks hat geschrieben: 23. Jul 2017, 22:07
Zu meiner Lehrzeit waren beispielsweise Gülleregner (jaja, über die normale Beregnungsleitung) üblich.
Gülle ist ein wertvoller Dünger - wurde aber in den letzten Jahrzehnten zum Überschuß-Abfallprodukt; ...


Während meiner Lehrzeit hieß es in bezug auf Gülle nicht Düngung, sondern "schadlose Beseitigung". ;)
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