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Was vom Pferd (Gelesen 103326 mal)

Über Hund und Katz... und alle anderen Haus und Nutztiere

Moderator: Nina

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Constance Spry
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Re:Was vom Pferd

Constance Spry » Antwort #105 am:

Ich freue mich sehr über Euren Zuspruch - aber dann sollte ich hier wohl wirklich aufhören zu erzählen.
Das wäre natürlich extrem schade, weil der Thread dann vermutlich wieder einschlafen wird, aber ich finde auch, dass du es versuchen solltest.Dein Erzählstil gefällt mir sehr gut und die Geschichten sind einfach klasse.In letzter Zeit werden so viele schlechte - vor allem in Punkto Satzbau, Grammatik und Rechtschreibung - Ebooks als Eigenpublikationen auf den Markt geworfen, da würde eines von dir mit Sicherheit angenehm herausstechen.Edit: Zitat wegen Seitenwechsel eingefügt
Die höchste Form des Glücks ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit.     Erasmus von Rotterdam
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celli
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Re:Was vom Pferd

celli » Antwort #106 am:

Ich freue mich sehr über Euren Zuspruch - aber dann sollte ich hier wohl wirklich aufhören zu erzählen. :-\
Dann sieh zu, dass das Buch fertig wird. ;) ;D
Katrin
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Re:Was vom Pferd

Katrin » Antwort #107 am:

Constance, ich kenne außer dem Pony kein Pferd, das so etwas macht - zum Glück macht sie es nur im Schritt. Direkt aus dem Trab ist ja fies, da kann man ja kaum reagieren!
"Ich glaube, viele von uns haben ihre Heimat längst verloren, denn sie haben sie in der Kindheit gelassen, in den staubigen Straßen und an den sonnigen Tagen, als die Welt noch gut war, weil wir nur die Fassade sahen und zu klein waren, die Türen zu öffnen."

ich
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Tara
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Re:Was vom Pferd

Tara » Antwort #108 am:

Ich kannte nur ein Pferd, das so etwas gerne machte - eine Stute, die ich bei unseren Frankreich-Touren immer ritt. Bei jedem Flüßchen, das wir durchritten, probierte sie es, und man mußte sie, wie Constance sagt, immer in Bewegung halten. Nur durch die Ardèche ging und schwamm sie zügig und ohne Mätzchen durch. Und gerade dort hätte es mir wenig ausgemacht, ins Wasser zu plumpsen, das war ja wenigstens tief genug, um weich zu fallen (nur eine kräftige Strömung hat sie natürlich). Und auf der anderen Flußseite ging es so steil bergauf, daß ich bis oben wieder trocken gewesen wäre. 8) Ich stelle mir dieses Fallenlassen doch einigermaßen lästig vor. Und ganz ungefährlich ist es auch nicht. :-X :-\ :-\
Eine Gesellschaft von Schafen muss mit der Zeit eine Regierung von Wölfen hervorbringen. - Juvenal

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Constance Spry
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Re:Was vom Pferd

Constance Spry » Antwort #109 am:

Damals als Kind bzw. Jugendliche fand ich es nicht so schlimm. In diesem Alter sieht man ja alles etwas lockerer und ist vor allem viel unerschrockener. Nachdem ich dann wusste, dass ich sogar auf Pfützen und Schlammlöcher aufpassen musste, ist es auch nie mehr vorgekommen. Ansonsten war der gute Whisky zwar meist etwas phlegmatisch, aber dafür in der Regel sehr zuverlässig.
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Nathi86
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Re:Was vom Pferd

Nathi86 » Antwort #110 am:

Huhu - leider hab ich den Thread jetzt erst entdeckt... Erstmal an Tara: hab echt Tränen gelacht! Gib bitte bescheid wenn dein Buch fertig ist ;) Einfach klasse!Reite selber seit 17 Jahren (mit ner Unterbrechungen nachdem ich 2009 meinen Kleinen einschläfern musste und mehrere Jahre auch nur im Gelände). Hab letzten November jetzt nochmal mit Unterricht angefangen um mal wieder etwas "geschmeidiger" daher zu kommen ;D Naja - es wird wohl langsam besser, aber irgendwie kam mir dein ständiger Kommentar von wg "steife Hüfte" nur zu bekannt vor ;D Theorie des "Mitschwingens" ist verstanden, nur die Umsetzung wollte bei mir noch nie so richtig klappen 8) Aber immerhin: bin in meinem Leben 2 A-Dressuren gegangen - und beim ersten Mal sogar 6. geworden! Mit ner 5,9 - allerdings in einem Starterfeld von 7 Leuten bei dem eine wegen leichten Kommunikationsschwierigkeiten mit ihrem Pferd (das mehr auf 2 als auf 4 Beinen unterwegs war) auf ihre Wertnote verzichtet hat ;D ;D ;D ( ;D also jetzt bezogen auch meine tolle Platzierung). Bin halt mehr im Springen zu Hause (wenn sich da nicht zwischendurch meine Höhenangst bemerkbar macht ;D ) - allerdings am liebsten nur Zeitspringen - beim Stil hab ich immer einen auf den Deckel bekommen, weil ich die Wege wohl immer noch nicht weit genug ausgeritten habe ::) ::) Im Ernst: weiß garnicht was die meinen - ein Zeit hätte bei mir und meinem Kleinen noch ganz anders ausgesehen ;) ;D Aber das Schönste ist und bleibt echt über ne große freie Wiese zu galoppieren!!! Schade ist, dass die Wiesen dafür jetzt leider schon wieder zu hoch sind - dabei ist das doch alles so verlockend ;D Naja, will es mir ja mit den Landwirten nicht verscherzen - haben ja sonst ziemlich viele Freiheiten bei uns in der Gegend. Warte aber schon sehnlichst aufs nächste Mähen ;)
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Tara
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Re: Was vom Pferd

Tara » Antwort #111 am:

Ich habe mal wieder Lust, ein wenig vom Pferd zu erzählen - mir ist so nostalgisch derzeit. Nix besonders Lustiges - ich berichte mal, wie ich zum Pferd kam. Man kann es kurz machen: Da ich erkrankte, beschloß ich, ein Pferd zu kaufen; ich kaufte es in Frankreich, wo es noch eine Weile bleiben mußte, ehe ich es holen konnte. Aber wer mal wieder was vom Pferd lesen möchte, der kann jetzt die Langfassung lesen. ;) Das ganze muß 1989/1990 gewesen sein. Exotische Pferde gab es kaum, geritten wurde englisch, allenfalls ein paar Westernreiter und natürlich die Islandszene gab es, und im renommierten Reitinstitut gingen die Uhren eh ein wenig anders.
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Durch die Glastür konnte ich die beiden Grenzbeamten schon von draußen sehen. Ein langer Dünner, ein großer Dicker. Sie saßen auf ihren Stühlen nebeneinander an der Wand und taten absolut nichts. Wirklich faszinierend: Sie saßen einfach nur. Sie sahen nicht einmal auf, als ich zur Tür hineinkam.
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„Guten Tag! Entschuldigen Sie bitte, aber ich habe eine Frage. Ich hab’ mir in Frankreich ein Pferd gekauft und möchte...“ Es gab mir immer wieder einen Ruck. Ich hatte mir tatsächlich ein Pferd gekauft!
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„Git’s in Deutschland koi Ferde?“ wurde ich unterbrochen. Hoheitsvoll lehnte sich der dicke Grenzer zurück, die Pranken überm Bierbauch gefaltet. Sein hagerer Kollege saß neben ihm, die Hände sittsam auf den Knien, und sagte gar nichts.
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Der hatte ja wohl was an der Waffel mit seinem „Buy German“. Ich kann meine Pferde kaufen, wo ich will! „Solche nicht. Jedenfalls will ich es jetzt importieren. Und sie können mir doch bestimmt sagen, was ich da machen muß.“
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Ein tiefer Seufzer entrang sich dem Bierbauch. „Isch des zum Reide odder zum Züchde?“
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„Ein Reitpferd.“
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„Ha, sie könnet merr aber viel verzähle!“ Ein dicker Zeigefinger hob sich belehrend: „Wenn se dodemidd reide könne, könne se auch dodemidd züchde. Do kenn i mi aus.“ Der Dünne sah den Dicken bewundernd an.
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Ich mußte grinsen: „Züchten dürfte mit einem Wallach einigermaßen schwierig sein.“
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Doch der Grenzer ließ sich nicht beirren, er ruhte behaglich sicher in seinem equestrischen Wissen. Und im Machtgefühl der Uniform. Lässig wippte der Bierbauch mit dem Stuhl: „Ha, sie könnet merr aber viel verzähle. Du sogsch, des isch e Wallach, und in Echt isch des e Hengschd. Do kenn i mi aus.“
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Der dünne Lange sah mich ernst an, die Hände auf den Knien, und nickte bekräftigend.
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„Danke, die Herren. Auf Wiedersehen.“ Ich machte auf dem Absatz kehrt. Mit diesen beiden Schießbudenfiguren hatte das anscheinend auch keinen Zweck. Es war zum Junge-Hunde-kriegen; konnte mir denn niemand sagen, wie man ein Pferd importiert?
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Tara
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Re: Was vom Pferd

Tara » Antwort #112 am:

Nun fand man im Reitinstitut, wo das Lästern kaum weniger ernsthaft betrieben wurde als das Reiten, ja keinesfalls, daß ich mir nach nur drei Jahren Reitunterricht ein Pferd hätte kaufen dürfen. Noch lange nicht! Und eigentlich wollte ich das auch gar nicht - die Kosten! Die Arbeit, die Zeit! Die Verantwortung!
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Aber: Ich war krank. Neun Reitstunden in der Woche hatten zwar meinen Kontostand auf unter Null, doch zum Schluß keinerlei Fortschritte mehr gebracht. Endlich hatte ich mich untersuchen lassen. Man war sich nicht sicher, aber es fiel das Wort „Lähmung“, auch „Rollstuhl“, und man riet mir vor allem, mich zu schonen (wie wir wissen, ist alles nicht so schlimm gekommen, wie damals prophezeit, aber 1989 war das der Stand).
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Von wegen. Jetzt gerade! Sollte ich mich für den Rest meines Lebens aufs Sofa setzen? Ein Pferd mußte her. Und zwar jetzt! Denn wenn ich eines wußte, dann dies: Ich wollte reiten, bis man mich aufs Pferd heben mußte. „Und dann kannst du immer noch fahren“, tröstete Birte am Telefon, meine erste Reitlehrerin, die zu meinem Kummer vor einem Jahr wieder in den Norden gezogen war.
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Das Glück half – es sollte in dieser Pferdeangelegenheit noch öfter helfen: Es gab ein kleines Erbe. Es würde gerade reichen für ein Pferdchen, mit dem ich noch ein, mit Glück zwei Jahre lang durchs Gelände zockeln konnte.
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Mein Pferd mußte quasi maßgeschneidert sein; Sentiment hatte bei diesen Überlegungen nichts verloren. Bücher und die in der dreijährigen Reiterlaufbahn gesammelten Fachzeitschriften wurden zu Rate gezogen.
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Wie das Tier aussah, war mir piepegal, wenn mir auch ein gewisser hübscher Schecke vor Augen stand (was die Tarahausener natürlich für verrückt hielten. Schecken waren für den Zirkus). Die Pferde so um 1,70 Meter Stockmaß, die ich immer besonders gern gehabt hatte, waren definitiv out. Meins hatte klein zu sein. Schmal in der Schulter mußte es sein wegen der schmerzenden Beine. Sanft von Gemüt, dabei nicht triebig, und vor allem intelligent, denn mein Pferd sollte dazulernen können, wenn die Krankheit schlimmer wurde.
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Verschiedene Rassen wurden auf diese Forderungen hin abgeklopft: Ein Araber würde es sein müssen, besser noch ein Berber. Ich rief wieder meine persönliche Telefonseelsorge in Neumünster an: „Steht doch ein Berber in der Feldscheune“, erklärte Birte, „Frau Winterling, frag die doch mal.“ Frau Winterlings tunesischer Hengst war ein exotischer Tupfer im Reitinstitut. Völlig klar, daß die Dame im stockkonservativen Tarahausen damit als exzentrisch und fast leicht anrüchig galt. Ich fand sie einfach nur hilfsbereit und nett.
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„Aber ja!“ erklärte Frau Winterling, als ich mein Problem kurz geschildert hatte. „Berber eignen sich hervorragend als Therapiepferde. Sokran hat ein Gemüt wie ein Ochse!“ Gemüt wie ein Ochse, genau das brauchte ich. An den Spruch sollten wir später oft zurückdenken. 8)
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Ein Berber also. Doch wo in diesem Land einen Berber finden? Die wurden ja nicht eben an jeder Straßenecke feilgeboten. Ich hatte wieder Glück: Bei der Equitana würden diesmal Berber im Mittelpunkt stehen, um die Rasse bekanntzumachen. Also auf nach Essen!
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Die Equitana war leider ein Reinfall: Ja, da wurden Berber gezeigt, und die meisten fand ich wunderschön. Einige standen auch zum Verkauf, aber leider nicht in meiner Preisklasse. Probehalber nannte ich einer Züchterin meine finanzielle Obergrenze, mit leicht gepreßter Stimme, denn ich konnte kaum fassen, dass ich hier wirklich über den Kauf eines Pferdes verhandelte.
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Die Frau war entzückt, einen Trottel wie mich gefunden zu haben, und überschritt großzügig meine Obergrenze gleich um einige Tausender. Sie hatte genau das Richtige für mich! 13.700 Mark (mich faszinierten diese 700) sollte ein Tier kosten, das Trab nicht von Tölt unterscheiden konnte, schneckenlangsam und ein bißchen doof war; ich hatte zwar wenig Ahnung von der Roßtäuscherei, aber danke, nein danke. Gar so grün war ich denn doch nicht!
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Der Himmel half wieder – keine zehn Minuten später lernte ich ganz durch Zufall den Präsidenten des französischen Berberverbandes kennen. Ein Unsympath, dieser Monsieur J.! Aber das lag wohl vor allem an seinem Nadelstreifenanzug und daran, daß er in meinen Jeans einen ernsthaften Hinweis auf Zahlungsunfähigkeit zu sehen schien. Immerhin gab er mir Züchteradressen. Berber gab es wohl öfter in Frankreich.

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Tara
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Re: Was vom Pferd

Tara » Antwort #113 am:

In diesen Tagen lernte ich, schnelle Entscheidungen zu treffen: Das Pferd würde in Frankreich gekauft werden, da war’s offensichtlich billiger. Ich konnte meinen Mut kaum fassen. Aber ich brauchte Hilfe, und zwar professionelle. Hier ging es um das einzige Pferd meines Lebens, ich konnte mir doch keine Krücke andrehen lassen!
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Birte war Bereiterin. Aber sie hatte keine Zeit. Ein Bereiter mußte her! Von den Tarahausenern kam keiner in Frage, für die war ein Berber ja kein Pferd. Frédéric! Unser Führer bei mittlerweile fünf Reittouren durch die Provence. Leider war von meinem nie guten Schulfranzösisch rein gar nichts mehr vorhanden. Ich kaufte mir eine Sprachlehre, paukte ein paar Tage, machte mir Notizen, holte tief Luft und rief Frédéric an.
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Fred sagte Hilfe zu. Ungern zwar, denn vorsichtig wie stets wollte er nicht für eine etwaige falsche Entscheidung verantwortlich gemacht werden, aber oh là là,, die Erkrankung rührte sein Herz. Wohnen würde ich im Haus einer Freundin im nächsten Städtchen. Ich hatte eine Woche Urlaub bekommen. Eine Woche!
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Frédéric und seine Frau empfingen mich mit Wärme. Die Mahlzeiten würde ich mit der Familie einnehmen; Corinne bedeutete mir, daß ein Ablehnen als grobe Unhöflichkeit verstanden würde. Nur Zeit hatten sie leider nicht. Ich sollte die Züchter abklappern und mir ein Pferd aussuchen. Erst dann wollte Fred meine Wahl unter die Lupe nehmen. Ich weiß nicht, was ich mir vorgestellt hatte, natürlich hatten die beiden zu viel Arbeit, um mich an der Hand zu nehmen! Aber alleine, ich, zu Züchtern, französischen obendrein?! „Je veux acheter un cheval“, mit diesem fehlerhaften Brocken erschöpften sich meine Sprachkenntnisse schon fast (man sagt „voudrais“, jetzt weiß ich das).
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Not kennt kein Gebot, und auch keine Schüchternheit. Mit Todesmut stotterte ich bei der ersten Adresse mein Anliegen vor, bei der zweiten ging es schon etwas fließender. Beim Besuch des fünften Züchters war’s mir schon fast egal - ich wollte ein Pferd!
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Auftrieb gaben mir auch die Leute in dem Altstadtviertel, in dem ich wohnte: Die alten Damen, die abends ihre Stühle auf einen Plausch vor die Haustüren rückten, die Männer, die von der Arbeit kamen – jeder hatte ein nettes Wort für mich. Manche lobten sogar meine raspelkurze Frisur! „Très chic, Madame!“ riefen sie und deuteten zur Erklärung auf ihre eigenen wohlondulierten Locken. Und alle fragten: „Na, haben Sie schon etwas gefunden, das Ihnen zusagt, Madame?“
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Doch nein, ich fand zwar Pferde in Scharen, aber nichts, das mir „zusagte“. Was man mir da nicht alles zeigte! Den Vogel schoß eine Araber-Hunter-Mischung aus dem Gruselkabinett ab: das hübscheste Araberköpfchen auf einem elefantenartigen Unterbau.
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Ich fand auch einen ganzen Stall voller Anglo-Araber, alles Füchse und einer so hübsch wie der andere. Dieser Züchter – eine Plakette an der Stalltür wies ihn als Reitmeister aus, also einen Könner vor dem Herrn, wenngleich man das der Gestalt mit den taillenlangen Haaren und dem Piratenohrring nicht ansah – führte mich herum, zeigte mir seine adrette Anlage und jedes einzelne Pferd und hörte mir höflich bald eine Stunde lang zu, wie ich in Qualen mit meinen französischen Brocken rang.
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Mir war ja mittlerweile fast gleich, was man von meinem Geisteszustand halten mochte: Ich grimassierte, malte Dinge auf einen Block und führte sogar einige gelungene Pantomimen aus. Ich glaube, ich hätte auch getanzt. Ich war schon fast im Gehen begriffen, da schaltete Monsieur zu meiner völligen Verblüffung sein Englisch ein! Der Mann sprach fließend, ganz ohne Akzent und fast besser als ich! Doch alles Englisch half ihm nichts: Ich konnte seine Füchse leider nicht bezahlen. Und außerdem wollte ich ja eigentlich einen Berber.
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Tara
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Re: Was vom Pferd

Tara » Antwort #114 am:

Gegen brandrote Mohnfelder, Sonnenuntergänge in den Bergen, Thymianduft und ginstergelbe Hänge kam die Krankheit nicht lange an. Aber kein Therapiepferd weit und breit. „Und was werden sie jetzt tun, Madame?“ fragte man im Viertel. Ja, was würde ich jetzt tun? Es blieb nur noch ein Tag!
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Und eine Adresse, Monsieur J. selbst. Doch dieser nadelstreifengewandete Equitana-Mensch war ganz bestimmt zu teuer. Wenigstens sprach er fließend deutsch. Und Fred würde mich hinbringen, weil er Corinnes geliebte Kaline dort in die Tierklinik bringen mußte.
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Weil wir sehr früh losfahren wollten, verbrachte ich diese Nacht auf dem Hof. An Schlaf war nicht zu denken. Corinne und ich waren uns sehr nahe gekommen; ich hatte mich endgültig in die Provence verliebt und wollte nicht zurück ins Rhein-Main-Gebiet, auch morgen würde ich kein Pferd finden; ich war krank - von Selbstmitleid und Abschmiedsschmerz überwältigt, saß ich auf der Außentreppe, einen gloriosen Sonnenuntergang, dann einen noch grandioseren Sternenhimmel vor Augen. Hölderlin deklamierend. Ging es irgend einem Menschen auf der ganzen weiten Welt so schlecht wie mir?
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Mir war schon alles egal, als Fréderic am nächsten Vormittag den Jeep vor Jacquelins Hof parkte. „Allo allo!“ Aus dem Tor schoß eine zerlumpte Gestalt in schmutzigen langen Unterhosen. Sie entpuppte sich als der geschliffene Nadelstreifenherr von der Equitana und die Unter- als billigste Reithose. Ich hätte den Mann nicht wiedererkannt, wären nicht die intensivblauen Augen gewesen – geradezu unglaublich blaue Augen, heute allerdings in einem seit mehreren Tagen unrasierten Gesicht. Ich sollte zwar ein Pferd von ihm kaufen, aber Monsieur tat, als sähe er mich nicht. Von dem mit großer Geschwindigkeit geführten Gespräch der beiden Männer verstand ich nur Bahnhof. Ich stand stumm daneben und fühlte mich wie ein Clown.
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Fred begriff endlich: „Wir fahren zur Weide. Einige Kilometer“, erklärte er mit seinem langsamsten Touristen-Französisch. Das war ja bescheuert; konnte dieser Depp nicht deutsch mit mir sprechen?
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Ich wurde in einen zerbeulten kleinen Renault gescheucht und fiel prompt mitsamt dem Rücksitz um. Haltsuchend verhedderte ich mich in einigen Dutzend Stricken. Es kümmerte niemanden. Monsieur gab ungerührt Gas, die Männer unterhielten sich. Ich bin eigentlich hart im Nehmen, aber als man an der Weide ankam, war mir schlecht.
.
„Oh là là là là! Oh là là là là!“ Der Mistkerl und Frederic, beide kurz und untersetzt, rannten laut rufend und heftig gestikulierend über die Wiese, als wollten sie Hühner scheuchen; leider war mir zu übel, um das Bild richtig würdigen zu können. Aus dem Nichts erschienen hundert Pferde. Fred und der Widerling banden die Leitstuten an Bäumen fest.
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„Können sie nicht mal ein paar Stricke aus dem Auto holen!“ Aha, wenigstens brüllen konnte er deutsch. Gekränkt trottete ich zum Wagen. Wenn einem doch nichts erklärt wird! Ich sah vor lauter Herde kein Pferd. Obwohl es höchstens vierzig waren. Oder vielleicht dreißig.
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Frederic deutete mit der Schulter. Den kleinen Braunen meinte er?
.
„Den da will ich ausprobieren.“ „Den Braunen? Ist ein gutes Pferd, sechs Jahre, wir nehmen den daneben auch noch mit, ein Vollbruder.“
.
Schon war der Deutsch-Anfall auch wieder vorbei. Die anderen Pferde wurden wieder auf die Weide gescheucht, die beiden Braunen bekamen Trensen verpaßt. Jacquelin hechtete auf den Vollbruder. Erst als Fred sich auf den ungesattelten Kleinen schwang, wurde mir klar, daß ich den Renault zurücksteuern sollte. Lenkradschaltung kannte ich nicht, und ich wollte mich weder blamieren noch im Graben landen. Obwohl das dem arroganten Kerl zu gönnen war!
.
„Ich reite.“ Erst nach diesem forschen Spruch erinnerte ich mich, daß ich Angst hatte ohne Sattel. Und die Reithosen noch nicht an. Und Flip-Flop-Schlappen an den Füßen. Zu spät!
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Tara
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Re: Was vom Pferd

Tara » Antwort #115 am:

Ich wurde hochgeworfen (und wie gemein, daß ich Hilfe brauchte und mich nicht wie die beiden Männer selbst aufs ungesattelte Pferd schwingen konnte, das habe ich bis zum Schluß nicht gelernt) - und fühlte mich zu Hause. Nach wenigen hundert Metern war klar: Das Therapiepferd war gefunden! Mit diesem Tier würde mir nichts passieren, das wußte ich einfach (ich sollte später oft an dieses Gefühl zurückdenken). Und bezahlbar war es auch.

Fred war mit Kaline in die Klinik gefahren, und auf dem Hof sprach Monsieur J. auf einmal wieder deutsch. Ich war nicht besänftigt. „Wollen sie einen Kaffee? Gisela, kümmer’ Dich mal darum.“ Gisela, die eine Reittour mit ihm mitgemacht hatte und hier hängengeblieben war, setzte Wasser auf. Der Hausherr schoß durch die Küche: „Laßt Euch ruhig Zeit. Wir fahren erst in zehn Minuten!“ Und verschwand.
.
Ich ließ vor Erstaunen mein Marmeladenbrot fallen. Auf die Marmeladenseite, natürlich. Ja, war der denn wirklich komplett verrückt? Ich will ein Pferd kaufen, und der fährt weg! „Wir wollen Leute vom Bahnhof abholen.“ Gisela schien ihn ganz normal zu finden. War wohl ansteckend.
.
Monsieur wetzte wieder zurück. „Fertig?“
.
„Ich will ein Pferd kaufen.“

„Sie fahren mit, oder sie bleiben allein auf dem Hof. Sie können sich ja inzwischen die Zuchtstuten ansehen.“

Dieser Drecksack! Der Renault schoß mit hundert Sachen aus dem Tor. Und mit hundert Sachen wieder zurück: „Du kannst ja inzwischen die Wassertonnen füllen!“ Weg waren sie.
.
Aha, jetzt waren wir schon beim Du. Kannst deine Wassertonnen allein füllen. Wo sind wir denn hier! Und fährt weg und läßt die Pferde angebunden ohne Beaufsichtigung! Ich ließ mich auf einen Baumstamm sinken. Die beiden Pferde waren an der Hauswand angebunden.
.
Zum ersten Mal hatte ich Zeit, mein Therapiepferd richtig zu betrachten. Schön war er ja nicht, dieser Tignous. Mordsbrustmuskeln, hinten sah er aber eher wie ein Windhund aus. Scheppe Blesse. Kuhhessig und vorn auch nicht ganz korrekt. Verfilzter Schweif, mottenzerfressene Mähne. Und definitiv kein Schecke.
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Nicht gerade das Pferd meiner Träume. Aber er sieht hellwach aus. Steht ruhig, sein Bruder ist hibbelig. Das kann ich ja nun gar nicht gebrauchen. Und immerhin bin ich ihn ohne Sattel geritten, und ich lebe noch! Und Fred sieht was an ihm.
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Die warme Morgensonne machte müde; ich nickte fast ein. Da ein ohrenbetäubender Schrei! Vor Schreck ließ ich die Zigarette fallen, dem Hofhund auf den Kopf, der mir vertrauensvoll zu Füßen gelegen hatte. Er kläffte empört. Noch ein Schrei. Mein Gott, da wurde jemand ermordet! Und ich ganz allein! Ich verspürte den starken Drang, mich hinter den Wassertonnen zu verstecken, raffte aber meinen Mut zusammen und schlich zum Stall.
Vorsichtig die Stalltür geöffnet: „Ist da jemand?“ Ein markerschütterndes Kreischen direkt ins Ohr: Ein Eselhengst. Mein Gott! Aufatmend lehnte ich mich an die Wand.
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Langsam kam ich wieder zu mir. Zuchtstuten ansehen. Hinterm Haus, hatte der Mistkerl gesagt. Ich kroch zwischen den E-Drähten durch. Tauchte langsam auf der anderen Seite empor - sah komische Beine - blickte auf - nein, keine Zuchtstute. Ein - Dromedar. Hoch-mü-tig. Halluzinationen, meine liebe Tara. Nun gut, Du hast nicht geschlafen... Vorsichtig, ganz vorsichtig ging ich um das, was ich für ein Dromedar hielt, herum. Lief um die nächste Ecke und sah endlich etwas Pferdeartiges.
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Ein einsames schwarzes Ponykind. Wie niedlich! „Na, mein Schatz, wer bist du denn?“ flötete ich zuckersüß und leicht idiotisch. Wie eine Furie schoß aus dem Nichts die Ponymama auf mich zu. Ihr kräftiger Biß trieb den Eindringling wenigstens in die richtige Richtung - da standen tatsächlich die Zuchtstuten. Und auch beim zweiten Hinsehen war da noch ein Dromedar; es schien sich also tatsächlich um ein solches zu handeln. Ich kroch zurück durch den Zaun, rieb den blauen Fleck. Und füllte fügsam die Wassertonnen. :P
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Tara
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Re: Was vom Pferd

Tara » Antwort #116 am:

In einer Staubwolke kam der Renault zum Halten. Fast gleichzeitig rollte Fred mit Kaline an. Beide Männer schossen aus den Autos - konnte sich hier niemand mit normaler Geschwindigkeit bewegen? Monsieur J. schleppte im Laufschritt Sättel herbei. Also Sättel – „Aus dem Museum“, erzählte ich Corinne hinterher. „Nein, der hat die Sättel gekriegt, die das Museum nicht haben wollte“, berichtigte Fred. Weltkrieg eins. Brüchiges Leder, mit Bindfaden geflickt. „Ich sattle selbst“, meinte der vorsichtige Hausherr.
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Fred, der den Bruder ritt, wollte Tignous im Gelände sehen. Ließ mich Hänge hinauf- und hinunterreiten, weg vom großen Bruder und wieder zurück, an einem Trecker vorbei. Wie ein Irrer rutschte Monsieur da einen Geröllhang hinunter, riß die Wagentür auf, schrie: „Wenn sie etwas Ruhiges suchen, ich habe ganz vergessen, da ist eine Stute, ist zwar schon achtzehn...“ Wir dankten. Der Renault schlingerte weiter.
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Brav, aufmerksam und gelehrig, lautete Frédérics Urteil über Tignous: „Das Richtige für dich.“ Nur angaloppieren wollte er partout nicht. Und stehen bleiben: Man hatte einen Zeh noch nicht im Bügel, schon rannte er los. Fred probierte es selbst aus; eine kleine Lektion in Pferdeerziehung: Er nahm nicht einmal die Zügel auf, brachte mein Pferd nur aus dem Gleichgewicht - beim dritten Versuch stand das Pferd. ,,Très intelligent.“ Ich glühte schon vor Besitzerstolz.
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„Fred, wenn der Tierarzt sagt, er ist gesund, nehme ich ihn.“
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„Kein Tierarzt. Laß das wenigstens mit dem Röntgen sein. Viel zu teuer.“
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Vor meinem geistigen Auge stand das Reitinstitut. Mein Gott, die mit ihren Super-Duper-Dressurpferden würden schon genug lachen über Tignous, und wenn er dann auch noch nicht gesund war...
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„Eure Dressurpferde. Die Leute machen immer eine Ankaufsuntersuchung?“ Ja natürlich! „Und Eure Pferde sind dann auch immer gesund?“ fragte Fred hinterhältig. Also gut, kein Röntgen. Und überhaupt, Tignous würde mich um Jahre überleben.
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„Sie will noch mit ihm in die Klinik.“ Hastiges Telefonieren: Der Arzt mußte dringend zu einer abfohlenden Stute, aber wenn wir gleich kämen... Im Schweinsgalopp mit beiden Pferden aus dem Hoftor. Ich glotzte: Ein riesiger Zirkustransporter stand da, rot-blau-weiß mit nackter Ballerina. Fred grinste.
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Beide Pferde wurden im Galopp die Rampe hochgescheucht. Kein Pferdetransporter dies, einfach ein großer leerer Lastwagen! Mit Platz für mindestens zwölf Pferde.
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Monsieur startete durch. Mit achtzig Sachen um die engen Kurven. Mein Magen machte sich wieder bemerkbar. Wenn nun ein Auto entgegenkam! Es kam eins; die Bremsen quietschten. Hinten rumste es. Mein Gott, mein Pferd hat sich die Beine gebrochen. Beim nächsten Auto beschleunigte der Verrückte auf hundert und fuhr halb auf die Straßenböschung; der Transporter neigte sich bedenklich, ich fiel aufs Lenkrad. Fred grinste nur. Deutete kurz nach hinten: Merkst du was? Kein Laut. Die Pferde können prima Hänger fahren. Das mußten sie wohl auch, wenn sie bei Monsieur überleben wollten.
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Mit qualmenden Reifen kam der Transporter zum Stehen, einen knappen Zentimeter vor der Hauswand. Ich lehnte mich erschöpft gegen die Tür. Ein Mensch in weißem Kittel rannte aus der Klinik.
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Mit affenartiger Geschwindigkeit kletterte der Doktor zu den Pferden, alles quasselte wild durcheinander. Zu meiner Beruhigung beobachtete Fred aber alles mit Argusaugen. Mit zwei Galoppsprüngen ging’s die Rampe runter zum Vortraben, der Irre schoß mit meinem Pferd über den Hof wie ein Kugelblitz. Ich war schon vom Zuschauen atemlos.
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„Das Pferd ist gesund, hübsch und intelligent“, meinte der Arzt, „wollen sie es schriftlich?“ Ich wollte.
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Im Laufschritt hasteten der kleine Arzt, der kleine Frederic und der kleine J. ins Büro; eine Sekretärin drückte sich erschrocken gegen die Wand. Ich hechelte weit abgeschlagen hinterher. Mit bemerkenswerter Geschwindigkeit wurde das Gesundheitszertifikat geschrieben, gestempelt - und dann... lehnte sich der Doktor gemütlich zurück, um nach dem Befinden der Gattinnen zu fragen. Das Gespräch über Gott und die Welt plätscherte gute zwanzig Minuten lang, und dann setzte der Vet blitzschnell seine Unterschrift unter das Dokument, alles raste aus der Klinik, und ich durfte zum dritten Mal an diesem bemerkenswerten Vormittag mit einem Geisteskranken Auto fahren.
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Wieder mit großen Sprüngen, alles nur im Galopp, wurden die Pferde auf dem Hof vom Transporter gescheucht; noch im Sprung wand der Meschuggene Tignous einen Strick ums Vorderbein: „So kannst du ihn hobbeln. Ist praktisch. Ich muß jetzt weg. Hab mich schon viel zu lange aufgehalten!“ Der Verrückte rannte davon.
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„Verdammt, ich will dieses Pferd kaufen!“ Ich konnte ihn gerade noch einholen.
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„Ach ja.“ Der Irre stellte rasend schnell den Kaufvertrag aus. Und noch einen zweiten, wegen der Steuer.
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„Ihr holt ihn morgen ab?“ Weg war er.
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Ich hatte tatsächlich ein Pferd gekauft. Und zwar im Laufschritt!
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Bufo
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Re: Was vom Pferd

Bufo » Antwort #117 am:

;D
Beste Grüße Bufo
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Obstjiffel
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Re:Was vom Pferd

Obstjiffel » Antwort #118 am:

Tara hat geschrieben: 7. Apr 2013, 20:33
Tara Chaplin macht den Hubschrauber und kommt vor den Sattel zu sitzen. Sie hat die Füße noch im Bügel und kann weder auf den Boden rutschen noch zurück in den Sattel.
Zeppi galoppiert brav weiter. Birte versucht ihn aufzuhalten. Zeppelin rauscht durch die Halle wie die Gorch Fock unter vollen Segeln. Tara Chaplin sitzt auf seinem Hals wie eine Galionsfigur; Großaufnahme von Tara Chaplins Gesicht: Tara Chaplin wimmert leise. Der Halswickel scheint Zeppi nicht weiter zu stören.



DAS kenne ich gut! Eins meiner Pflegepferde war Mikado, dass Pferd meines Reitlehrers. Heiß geliebt von mir, trotzdem wir zwei irgendwie beim reiten ein komisches Verhältnis miteinander hatten. Er hat mir fallen beigebracht, jede Stunde. Mit niemandem anders hat er so einen Zenober veranstaltet, bei mir von der ersten Stunde an. Es war nie bös gemein, einfach nur albern und so eine Art Wettstreit. Wenn ich raus hatte wie ich oben blieb, packte er die nächste Idee aus. Das ich auf seinem Hals landete passierte nur einmal, er war so nett eine halbe Bahnrunde mit mir zu drehen, dann zu steigen und in dem Augenblick als ich wieder im Sattel saß, ging der Hintern mit auskeilen und einem Quietschen seinerseits nochmal in die Luft. Das war der einzige Sturz bei dem ich mir bös weh tat. Mikado kam nur mir und schnoberte mir ins Gesicht, stubbste auffordernd mit der Nase, dass ich wieder aufsteige. Ging aber an dem Tag nimmer. Diese Art des Absetzens hat er nicht wiederholt ;D Er kam immer, nach jedem Sturz direkt hinterher zu mir, schnoberte, stubbste und war irgendwie am grinsen. Es hat immer unterschiedlich lang gedauert, bis er in so einer Stunde der Meinung war ich solle fliegen. Hab es nie geschafft es vorher zu sehen, mein Reitlehrer aber auch nicht. Nach den ersten erschreckenden Malen habe ich mich eigentlich immer kaputt gelacht, ihn umarmt und weiter ging es.

Irgendwann sollte ich dann auf einem Turnier eine Dressurprüfung mit ihm reiten. Mir war ganz klar, dass er mich absetzen würde. Er war ein Traum, ging wie eine Eins und wir machten den zweiten Platz, kein rumalbern. Und dann die Siegerehrungsrunde. Die Tribüne war voll mit Freunden, welche natürlich während der Prüfung auf seine Albernheit warteten. Sie bekamen sie hinterher, aber ich blieb oben und er schnaubte, drehte den Kopf und nuckelte kurz mal am Stiefel.

Ich genieße diesen Thread gerade sehr. Seit ich 18 bin sass ich nicht mehr auf einem Pferd. Vermisse es sehr, die Liebe zu den Pferden wird immer da sein. Irgendwie sind sie auch immer mehr oder weniger nah bei mir.
Liebe Grüße
Birte
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Tara
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Re:Was vom Pferd

Tara » Antwort #119 am:

Ja, das hat man öfter, daß ein Pferd solche Späßken nur mit einer bestimmten Person anstellt. ;D Man kann es als Kompliment nehmen. ;)

Obstjiffel hat geschrieben: 4. Mai 2020, 10:09 Wenn ich raus hatte wie ich oben blieb, packte er die nächste Idee aus. [/quote]

8) ;D

[quote author=Obstjiffel link=topic=48520.msg3481760#msg3481760 date=1588579755] Vermisse es sehr, die Liebe zu den Pferden wird immer da sein. Irgendwie sind sie auch immer mehr oder weniger nah bei mir.


Ja, das ist so, das geht nicht weg, wenn's einen einmal gepackt hat. :)
Eine Gesellschaft von Schafen muss mit der Zeit eine Regierung von Wölfen hervorbringen. - Juvenal

*will Spatenpaulchen und Waldschrat zurück*
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