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Weinbau: Krankheiten, Schädlinge, Pflanzenschutz, Boden, Düngung (Gelesen 235886 mal)

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Moderator: cydorian

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Werner987
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Re:Weinbau: Krankheiten, Schädlinge, Pflanzenschutz, Boden, Düngung

Werner987 » Antwort #105 am:

eisen- oder magnesiummangel haben unterschiedliche merkmale.ohne die sichere zuordnung wird die behandlung in die hose gehen.ich hoffe hiermit, eventuelle unsicherheiten zu zerstreuen.Fe-mangel, chlorose:die gelbfärbung der blätter beginnt an der triebspitze. die meist scharf abgegrenzten blattadern bleiben dunkler.die untersten blätter behalten oft ihre grüne farbe.2-3-malige anwendung der blattspritzung (eisenchelat) bewirkt das wiederergrünen chlorotischer blätter (nicht gleichzeitig mit kupfermitteln aufbringen!).an regenreichen standorten mit staunässe kann der ungenügende gasaustausch im boden zu wuchsdepressionen führen.bei alljährlich auftretender chlorose sollte man versuchen, den bodenzustand nachhaltig zu verbessern. das wurzelwachstum muß gefördert werden, denn eisen wird bevorzugt durch die wurzelspitzen aufgenommen.Mg-mangel:die aufhellung (oder rotfärbung) beginnt an den blatträndern und betrifft zuerst die unteren blätter. an den blattadern bleibt eine breiterer, grüner saum.die wachsende triebspitze entnimmt das fehlende Mg aus den basalen blättern.die düngung kann das schadbild der älteren blätter nicht beheben, eine weitere ausbreitung in richtung triebspitze wird jedoch verhindert.jungreben zeigen überdurchschnittlich oft Mg-mangelsymptome.Festivee hat (wie einige andere sorten auch) einen sehr hellen austrieb. die älteren blätter sollten aber mattgrün aussehen.Festivee Triebspitze
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flammeri
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Re:Weinbau: Krankheiten, Schädlinge, Pflanzenschutz, Boden, Düngung

flammeri » Antwort #106 am:

Habe die letzte Zeit 2 mal 3% Eisenchelat gespritzt (hatte ich sowieso bei mir rumliegen, den brauche ich öfter bei Balkonblumen). Mein Mittel ist mit Stickstoff angereichert.Vielleicht muß man auch höhere Konzentration wählen, bin da aber wegen dem Stickstoffanteil lieber vorsichtig. Habe mich damit befaßt, es ist eindeutig ChloroseHat wenig gebracht, allerdings war sie nicht sehr fortgeschritten, insgesamt leicht hellere Blätter. Grund ist sicher der schwere, kühle (durch regelmäßigen Regen) Boden.Die Reben in einem Beet, das ich extra angeschüttet habe wachsen einwandfrei.Bin richtig froh, daß meine Reben unveredelt sind. Wenn ich sehe, daß die Reben sich die nächsten Jahre immer noch schwer tun, kann ich immer noch anhäufeln und gut mit Kompost verbessern. Entfernt ihr eigentlich die Oberflächenwurzeln?
Botaniker
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Re:Weinbau: Krankheiten, Schädlinge, Pflanzenschutz, Boden, Düngung

Botaniker » Antwort #107 am:

Werner987Schöne Unterscheidung zwischen Fe- und Mg-Mangel. Habe bei meinen Reben auch Mg-Mangel festgestellt (auch bei anderen Pflanzen fällt mir das jetzt erst auf) und plane, mit Patentkali dagegen zu arbeiten. Wird ja auch ausdrücklich für Wein empfohlen, da Chlorid-arm.Jetzt sehe ich bei Rebendoktor, dass Kali-Überschuss zu Mg-Mangel führen kann. Gleichzeitig besteht Patentkali - neben anderen Dingen - zu 30% aus K2O und 10% MgO. Gibt es Erfahrungen im Board mit Patentkali?Und noch eine andere Frage: Bittersalz soll ja wohl kurzfristig helfen, andere Mg-Dünger eher längerfristig. Ist eines von beiden zu bevorzugen? Mir scheint, dass Bittersalz eher was für kurzfristige Lösungen ist, d.h. ein Mg-Mangel schnell behoben werden soll. Oder ist bei Bittersalz der Vorteil, dass gerade kein K drin ist.Festivee bei mir übrigens genauso hell. Ist ja auch ganz schön behaart.
Werner987
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Re:Weinbau: Krankheiten, Schädlinge, Pflanzenschutz, Boden, Düngung

Werner987 » Antwort #108 am:

@BotanikerK und Mg sind antagonisten - das überangebot eines nährstoffes behindert die aufnahme des anderen. Mg-mangel ist dabei schneller als k-mangel provozierbar.deshalb würde ich in deinem fall kein patentkali verwenden.blattspritzungen mit bittersalz wirken nur kurzfristig. eine bodendüngung mit dem mittel wirkt länger und ist bei kalkhaltigen oder chlorosegefährdeten böden vorzuziehen.in leichten böden oder welchen mit niedrigem ph-wert ist der einsatz von gartenkalk (Ca + Mg) sinnvoller, auch um auswaschungen der nährstoffe zu reduzieren.die wirkung von bodendüngern setzt schneller ein, wenn man einige löcher einschlägt bzw. ausgräbt, etwas dünger hinein und wasser zugiebt. aber nicht zu dicht am stamm und nicht überdosieren, sonst kann es zu wurzelschäden führen!@flammeridie oberflächennahen wurzeln würde ich jetzt besonders bei chlorotischen reben nicht entfernen weil dort der bessere luftaustauch und höhere temperaturen das wurzelwachstum (und somit die eisenaufnahme) begünstigen.aber du meinst bestimmt diese:
Die Reben in einem Beet, das ich extra angeschüttet habe wachsen einwandfrei.
man sollte in regenreichen gebieten versuchen, fließendes niederschlagswasser von den reben fernzuhalten.wenn der boden nicht mehr verschlämmt ist kann man mittels grobscholliger auflockerung den boden belüften.
kat
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Re:Weinbau: Krankheiten, Schädlinge, Pflanzenschutz, Boden, Düngung

kat » Antwort #109 am:

Ich bin so froh, daß hier so viele Experten online sind.Mein Wein hat nach 10 Standjahren zum ersten Mal so richtig in die Krankheitskiste gegriffen.Ich kann die Symptome aber nicht zuordnen, weil scheinbar gleich mehrere zutreffen lt. dem 'Virtuellen Rebendoktor'. Vielleicht könnt ihr mal Licht ins Dunkel bringen.Einzelne Beeren sehen recht seltsam aus. s. Foto. und sind extrem unterschiedlich in der Größe.
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kat
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kat » Antwort #110 am:

Auf manchen Trauben sieht es aus als ob Mehltau auf den Beeren sitzt.
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Dietmar
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Re:Weinbau: Krankheiten, Schädlinge, Pflanzenschutz, Boden, Düngung

Dietmar » Antwort #111 am:

Die unterschiedliche Größe könnte vom Verrieseln herrühren, d.h. es könnte z.B. während der Blüte zu kalt gewesen sein (Schafskälte). Einige Sorten sind da etwas mehr empfindlich, z.B. Muskat Bleu.Prinzipiell könnte es auch bei eingeschlechtlichen osteuropäischen Sorten ein Bestäubungsproblem sein, z.T. sortenbedingt (z.B. Talizman, Podarok Ukraine ...) oder wenn eingeschlechtliche Reben im Gewächshaus stehen und während der Blüte kein Durchzug war. Dann konnte der Pollen nicht zu den weiblichen Reben gelangt sein. Ich keine einen Traubenfreund, der hat ein großes Gewächshaus mit vielen Sorten und vielen kaputten Scheiben - also mit Durchzug und trotzdem bestäuben alle seiner mehreren weiblichen Sorten im Gewächshaus nicht, es sei denn, er hilft nach und spielt Bienchen.Aber eingeschlechtliche Sorten sind recht selten und ich kenne nur eine Sorte, die in Deutschland angeboten wird. Eingeschlechtliche Reben benötigen einen Bestäubungspartner, der zur gleichen Zeit blüht und genetisch geeignet ist. Nicht geeignet sind in der Regel amerikanische Sorten. In Weinbaugegenden ist während der Blütezeit mehr Pollen als Sauerstoff in der Luft, aber abseits von Weinbaugebieten muss man die Bestäubungspartner selbst anbauen.Zu den restliche Problemen sollten unsere Spezies etwas sagen, z.B. Trauben-Freund, max oder werner987 oder wer auch immer.
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Dietmar
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Re:Weinbau: Krankheiten, Schädlinge, Pflanzenschutz, Boden, Düngung

Dietmar » Antwort #112 am:

Es könnte Oidium (echter Mehltau) sein. Falls das so ist und Du kein Spritzmittel dagegen hast, kannst Du es mit Molke bzw. fettarmer Milch (3 % in Wasser mischen) versuchen.siehe: http://www.landwirtschaft-mlr.baden-wue ... ex.htmlBei allen Pilzkrankheiten ist es aber so, dass vorbeugend gespritzt werden muss. Kranke Blätter oder Trauben kann man kaum heilen, nur den Pilz töten und für gesunden Neuaustrieb sorgen.Auch Botrytis kann so aussehen (Grauschimmel), aber bei so lockeren Trauben ist Botrytis seltener.
Werner987
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Re:Weinbau: Krankheiten, Schädlinge, Pflanzenschutz, Boden, Düngung

Werner987 » Antwort #113 am:

@katzu 1)die trauben sind wegen niedriger temperaturen zur blütezeit verrieselt. die neuen osteuropäischen tafeltrauben, unter ihnen welche mit rein weiblichen blüten, sind m.e. noch relativ selten (exklusiv). die stiellähme (dunkelbraune beerenstielchen) führt zum verdorren der unreifen beeren. eine rechtzeitige Mg-blattspritzung hätte den befall mindern können. stielbotrytis sieht ähnlich aus.zu 2)ich würde auch auf spätbefall mit echtem mehltau tippen. tritt normalerweise zeitiger an grünen beeren auf, die dann nach einiger zeit aufplatzen. oft haben die blätter auch einen mehligen belag, an der blattoberseite beginnend.evt. kann noch eine spritzung mit verdünnter milch oder molke helfen - zum sicheren benetzen der beeren einige tropfen spülmittel dazugeben. die milch würde ich in diesem stadium 20 %ig anwenden.
trauben-freund
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Re:Weinbau: Krankheiten, Schädlinge, Pflanzenschutz, Boden, Düngung

trauben-freund » Antwort #114 am:

wer hat alles gesagt, stiellähme war aber dieses jahr zur blütezeit igentlich nicht vorhersehbar, da spielten imho rein die niedrigen temperaturen eine rolle denn in "normalen" jahren tritt bei mir stiellähme höchstens nach der blüte etwa kurz vor erbsengröße auf. meine mitschurinski trauben sehen im übrigen fast genauso aus, paar beeren pro traube rest verrieselt
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Re:Weinbau: Krankheiten, Schädlinge, Pflanzenschutz, Boden, Düngung

kat » Antwort #115 am:

Danke erst mal für eure ausführlichen Anmerkungen.@Dietmar: es handelt sich hier um die Boskoops Glory und tatsächlich fing das Verrieseln schon frühzeitig bei der Blüte an. Die Blüte setzt bei mir immer schon sehr früh ein noch lang vor der Schafskälte. Aber wir hatten zu dieser Zeit viele sehr kalte Nächte und aber warme Tage.Mit der Bestäubung kann es meiner Meinung nach nicht zusammenhängen, denn alle Jahre vorher (bis auf eines) hat der Stock immer immens getragen.@werner: zum Mehltau - ich habe in der letzten Zeit kontinuierlich alle erreichbaren, befallenen Trauben und Blätter abgemacht. Heute morgen habe ich z.B. keine Blätter mit Mehltau (wenn es solcher war) mehr gesehen. Wundert mich etwas. Kann sich sowas wieder auswachsen? Wenn ich mich gegen eine Spritzung entscheide (dazu müßte ich ein Gerüst stellen weil über 4 m Höhe :-\), schadet das dem Rebstock? Wenn deswegen die Ernte ausfallen sollte so macht mir das nix aus. Ich habe noch eine weiße Traube, die sieht sehr gesund aus.Noc h eine Frage: düngt ihr überhauupt?Ic h weiss nicht wie ich das anstellen soll, denn der Stock hat nur ein ca 20 cm großes Pflanzloch in einer Treppenanlage. Die Wurzel wächst wahrsch. unter der Treppe aus Beton. Wie soll man da Dünger dran bringen? Da bleibt mir nur die Blattdüngung. Reicht das aus?
kat
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Re:Weinbau: Krankheiten, Schädlinge, Pflanzenschutz, Boden, Düngung

kat » Antwort #116 am:

Noch eine Anmerkung: der weißliche Belag befand sind nur auf der Unterseite der Blätter und läßt sich nicht abwischen. Oben sind an diesen Stellen dann braune dürre Stellen.
Werner987
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Re:Weinbau: Krankheiten, Schädlinge, Pflanzenschutz, Boden, Düngung

Werner987 » Antwort #117 am:

Noch eine Anmerkung: der weißliche Belag befand sind nur auf der Unterseite der Blätter und läßt sich nicht abwischen. Oben sind an diesen Stellen dann braune dürre Stellen.
falscher mehltau. meistens sind anfangs gelblich glänzende (teilweise transparente), rundliche "ölflecke" auf der blattoberseite sichtbar. an widerstandsfähige reben wie Boskoops Glory werden die befallsherde oft abgekapselt und bleiben dann örtlich begrenzt. wegen der baldigen reife und der bereits abgepflückten mehltautrauben scheint eine jetzige spritzung unangemessen.wichtig für die holzreife und die nächste ernte ist, daß der großteil der blätter gesund bleibt.das feuchte wetter hat in diesem jahr an vielen standorten sämtliche pestilenzen abgeladen. :Pbei den hauptnährstoffen ist die blattdüngung uneffektiv. die spritzung von spurnenelementen wirkt nachhaltiger, weil der bedarf relativ gering ist. wenn deine reben gut wachsen und keine einseitigen mangelerscheinungen zeigen ist kein chemischer dünger notwendig.
kat
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Re:Weinbau: Krankheiten, Schädlinge, Pflanzenschutz, Boden, Düngung

kat » Antwort #118 am:

Ich habe inzwischen im angegebenen Link von Dietmar nachgelesen und bin zum gleichen Schluss gekommen. Die Beschreibung passt.Der Mehltau ist aber erst etwa vor drei Wochen aufgetreten. Im Moment haben wir wieder trockene Tage und Nächte, was dem Laub scheinbar gut tut.Habe auch das teilweise sehr dichte Laubwerk zwischenzeitlich ausgedünnt was sicher auch half.Ab und zu habe ich den Eindruck daß jetzt etwas Dünger gut wäre, vor allem nach einem sehr ertragreichen Jahr. Die beiden Vorjahre z.B. Da habe ich immer den Eindruck, daß die Pflanze im frühjahr kaum Kraft hat gesunde Blätter zu produzieren.Wieviel Jahre kann man eigentlich bei dieser Sorte Ertrag erwarten?Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht.
Werner987
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Re:Weinbau: Krankheiten, Schädlinge, Pflanzenschutz, Boden, Düngung

Werner987 » Antwort #119 am:

düngen ist bei einer 20 cm kleinen pflanzscheibe in beton schwierig...eine günstige stelle zwischen den hauptwurzeln vorgraben.mit einem spitzem pfahl oder einem metallrohr vorsichtig das loch vertiefen. für die 10-jährige rebe sollte es möglichst 50 cm tief und 4-5 cm im durchmesser sein. dann ein gerigfügig schmaleres rohr (dauerhaft) mit etwas erdüberstand einsetzen. etwas volldünger in wasser auflösen und einfüllen, anschließend mit klarem wasser nachspülen.stickstoffbetonten dünger würde ich dieses jahr nicht mehr verwenden um die holzreife nicht zu gefährden. im frühjahr 2010 kannst du über das bereits installierte rohr das wachstum anregen.
Wieviel Jahre kann man eigentlich bei dieser Sorte Ertrag erwarten?
die sorte spielt kaum eine rolle - wichtig sind optimale umweltbedingungen und regulierende maßnahmen.veredelte reben können 30 jahre ertragreich sein, wurzelechte z.t. wesentlich länger.90 % des einjährigen holzes muß im winter abgeschnitten werden.man sollte die stöcke nicht mit zu großem fruchtbehang überfordern.ältere tafeltrauben sind oft auch am zapfen fruchtbar - für jemanden, der sich nicht traut, die trauben auszudünnen, eine überlegenswerte alternative.
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