News: Problem bei der Anmeldung? Bitte Mail über das Kontaktformular ganz unten!

"klassisch-englischer" Gartenstil (Gelesen 44265 mal)

Gartengestaltung von Planen, Gelände und Boden über generelle Anlage, Wege, Steine, Zäune, Beete bis hin zu Kunst und Handwerk

Moderatoren: Nina, AndreasR

Antworten
neo

Re: "klassisch-englischer" Gartenstil

neo » Antwort #120 am:

hemerocallis hat geschrieben: 1. Mär 2018, 17:50
Der Garten hat keine Funktion -


Wir wissen ja nicht wie er für die Besitzer funktioniert, und er muss es ja eigentlich nur für sie.
Ich fand den Garten zuerst sehr überraschend und auch ein bisschen irritierend, dann spannend und letztendlich als eine sehr ästhetische Einheit des Ganzen, inklusive des Blicks nach aussen und jenes von aussen.
Das Reduzierte gefällt mir grundsätzlich sehr, das zieht mich irgendwie einfach an.
Ob das einem nun gefällt oder nicht ist wiederum Geschmackssache. Aber ich würde nicht sagen, dass dort oberflächlich und gedankenlos gestaltet wurde.
Benutzeravatar
BlueOpal
Beiträge: 1798
Registriert: 26. Feb 2016, 12:37
Kontaktdaten:

<-Owls.NoOwls->

Re: "klassisch-englischer" Gartenstil

BlueOpal » Antwort #121 am:

Ich finde den Garten ganz hübsch. Für die Größe und Lage geeignet und wer einen Ruhepol braucht, der hat es damit erreicht. Ist mir lieber als große japanische Zengärten, bei denen Muster im "Sand" sind und irgendwo ein oder mehrere Steine stehen.
Benutzeravatar
Gartenplaner
Beiträge: 20999
Registriert: 26. Nov 2010, 22:07
Wohnort: Süden Luxemburgs, ein paar Kilometer von der französischen Grenze
Region: „Gutland“, Süden Luxemburgs
Höhe über NHN: 274-281
Bodenart: „Töpfer“lehm
Winterhärtezone: 8a: -12,2 °C bis -9,5 °C
Kontaktdaten:

Nitwit! Blubber! Oddment! Tweak!

Re: "klassisch-englischer" Gartenstil

Gartenplaner » Antwort #122 am:

RosaRot hat geschrieben: 1. Mär 2018, 17:36
hat geschrieben: 1. Mär 2018, 17:36
Das Thema für diesen Schaugarten war: "Ein Wohnzimmer im Grünen". Als Inspiration erwarte ich bei diesem Thema tatsächlich, dass sich die Gestalter von "Wohnen im Grünen" durch " Grün" an sich inspirieren lassen. Grün als bewusster Gegensatz zum daneben zu denkenden Haus- so auf einer der Seiten zu diesem Thema, wahrscheinlich hier. zu erfahren.
Zitat daraus in Bezug auf diesen Garten: "Bei den Besuchern beliebt war die Freifläche, die sich auf das Wesentliche beschränkte und die, so wie es Berufstätige mit wenig Freizeit heute oft wünschen, möglichst pflegeleicht ist."
Okay. Mehr braucht es heute nicht an Grün und wir diskutieren hier über Insektensterben etc.... Noch Fragen?
[/quote]
Nö, keine Fragen - nur die Feststellung, dass sich die Entwerfer bei der Aufgabenstellung recht schlicht an dem, was sehr viele Gartenbesitzer heute als "Wohnzimmer im Grünen" wollen, inspiriert haben 8)
Sehr kundenorientiert, wenig inspiriert, aber nicht schlecht gestaltet.

RosaRot hat geschrieben: 1. Mär 2018, 17:36
Auf der Website der Landesgartenschau in Apolda, [url =http://apolda2017.de/de/gartenschau/gruene-schaubeitraege/schaugaerten.html]hier[/url] sind ja durchaus auch andere Beiträge zu finden. Das ausgerechnet dieser den ersten Preis bekam erscheint mir symptomatisch für Entfremdung. Der wesentliche Aspekt für die Bewertung ist Sauberkeit - nicht Schönheit, Vielfalt der Pflanzen, eine grüne Gartenlaube oder was auch immer ... Pflegeleicht ist nur eine Umschreibung für einen Sauberkeitswahn - wir wissen, das solche Gärten nur auf den ersten Blick "pflegeleicht" erscheinen, es aber nicht sind. Gartengestalter sollten dies wissen.


Das hat aber nix mit "schlechter" Gestaltung zu tun.
Dieser Verlust von Naturverbundenheit fängt in der Kindheit an, ob Naturverbundenheit den heutigen Erwachsenen wieder irgendwie nahezubringen ist, ist eine große und spannende Frage, hat aber nichts mit guter oder schlechter Gestaltung zu tun.
Ich unterstelle mal, die Galabauer, die dort entworfen und webewirksam für ihre Zielgruppe ausgestellt haben, wissen es und nehmen es in Kauf...bzw. nehmen die Folgeaufträge.....

[quote author=RosaRot link=topic=62529.msg3037956#msg3037956 date=1519922171]
[quote]
Zitat von: RosaRot am Heute um 14:41:41
Und nein, dass dieser Garten, Apolda, hier nicht als schön empfunden wird, liegt nicht nur am Geschmack. Das ist eine Bildungsfrage.

ohoh, was willst du damit sagen?
Nur wer doof ist, findet diesen Garten schön??


Bildung hat mit "Doofheit" nichts zu tun. "Doofheit" ist überhaupt keine Kategorie. Ich meine eine Art von Bildung die jeder erwerben kann, sie braucht keinerlei Intellektualität.
Verbundenheit mit der Natur durch Kenntnis derselben, durch Vertrautsein. Kinder die ihre Kindheit im Gestrüpp spielend verbringen lernen das durch das einfache Dasein. Eine solche Kindheit ist heute ein Privileg. dafür haben die Kids Computer und Fernseher im Kinderzimmer.
In meiner Jugend hatten wir jahrelang Schulgartenunterricht, außerdem gab es heimatkundliche Angebote in denen ausführlich die Umgebung erkundet wurde und zu dem eine Arbeitsgemeinschaft (also ein außerschulisches Angebot) in dem die Fauna und Flora detaillierter erkundet wurden. Jeder der wollte konnte daran teilnehmen. Findest du heute solche Angebote in jeder staatlichen Schule? Sie wären nötiger denn je.
Ein Thema was man sehr viel weiter ausführen und diskutieren könnte.

Zum Vorwurf des Herabsehens auf andere: solches liegt mir völlig fern.

Aber: ich bin ein strikter Gegner einer solchen Art der Verwahrlosung, wie sie sich in der Mode der "pflegeleichten" (zubetonierten) Kiesgärten ausdrückt.

Genug von mir! Diskutiert Ihr weiter! :D

Ich gebe dir absolut recht, aber dieser Themenkomplex hat wiederum nichts mit der Gestaltung an sich zu tun.
Wer meinen Lern-Garten sehen will - unterm Goldfrosch-Bild den Globus klicken!

Erich Kästner, (1933/46), Ein alter Mann geht vorüber

“Frei zu sein bedeutet nicht nur seine eigenen Ketten abzulegen, sondern sein Leben so respektvoll zu leben, dass es die Freiheit anderer steigert.“ Nelson Mandela
Benutzeravatar
Piccolina
Beiträge: 694
Registriert: 21. Okt 2015, 21:03

Re: "klassisch-englischer" Gartenstil

Piccolina » Antwort #123 am:

Ich hab mal eine andere Frage:

Kann dieser Wandel in einigen Gärten hin zu "sauber" und "pflegeleicht" evtl. auch mit dem immer mehr um sich greifenden Hygiene-Wahn zu tun haben? Garten angucken ja, aber anfassen nein? Ist nur so ein Gedanke.

LG Piccolina
Bei jedem Schritt in die Natur bekommt man weit mehr als man sucht. (John Muir)
Benutzeravatar
Mediterraneus
Beiträge: 28317
Registriert: 7. Feb 2011, 11:41
Region: Südspessart
Höhe über NHN: Ort: 195-450m, Garten: 310-315m
Bodenart: Roter Buntsandstein
Winterhärtezone: 7a: -17,7 °C bis -15,0 °C

Re: "klassisch-englischer" Gartenstil

Mediterraneus » Antwort #124 am:

Ich hatte den Eindruck, alle Briten lieben ihren Garten. Und jede Pflanze an sich.

Das spürt man auch, wenn man die Gärten sieht. Jedes Detail stimmt einfach und die Gärten leben einfach. Das ist tief verwurzelt in diesem Volk. Über Wetter und Garten kann man sich mit jedem Briten unterhalten. :D
LG aus dem südlichen Main-Viereck
Mediterraneus

Andere haben schließlich auch irgendeine Ahnung
Benutzeravatar
Gartenplaner
Beiträge: 20999
Registriert: 26. Nov 2010, 22:07
Wohnort: Süden Luxemburgs, ein paar Kilometer von der französischen Grenze
Region: „Gutland“, Süden Luxemburgs
Höhe über NHN: 274-281
Bodenart: „Töpfer“lehm
Winterhärtezone: 8a: -12,2 °C bis -9,5 °C
Kontaktdaten:

Nitwit! Blubber! Oddment! Tweak!

Re: "klassisch-englischer" Gartenstil

Gartenplaner » Antwort #125 am:

Piccolina hat geschrieben: 1. Mär 2018, 18:53
Ich hab mal eine andere Frage:

Kann dieser Wandel in einigen Gärten hin zu "sauber" und "pflegeleicht" evtl. auch mit dem immer mehr um sich greifenden Hygiene-Wahn zu tun haben? Garten angucken ja, aber anfassen nein? Ist nur so ein Gedanke.

LG Piccolina


Tja, die Ursachen zu ergründen.....
Ich glaube schon auch wie RosaRot, daß es damit zusammen hängt, dass die Kinder in den letzten 20-30 Jahren zunehmend weniger draußen gespielt haben, daß Videospiele, Fernseher/Computer im Kinderzimmer, das Leben in der Wohnung spannender/reizvoller war als draußen zu sein.
Diese Generation ist jetzt im Alter, Häuser zu kaufen - dann haben sie auf einmal einen "Garten"....und um vom Bekannten auf das Unbekannte zu schließen, wird er wie ein Zimmer im Haus gedacht und man versucht, ihn so "in den Griff" zu kriegen.....mal so als These.

Aber die Spekulation über die Gründe wären in einem eigenständigen Thread besser aufgehoben.

Irgendwer, meine ich mich zu erinnern, meinte aber auch in den Threads zu den in England besuchten Gärten, dass die Schotterwüsten auch schon in England anfingen, sich auszubreiten...
Wer meinen Lern-Garten sehen will - unterm Goldfrosch-Bild den Globus klicken!

Erich Kästner, (1933/46), Ein alter Mann geht vorüber

“Frei zu sein bedeutet nicht nur seine eigenen Ketten abzulegen, sondern sein Leben so respektvoll zu leben, dass es die Freiheit anderer steigert.“ Nelson Mandela
hymenocallis

Re: "klassisch-englischer" Gartenstil

hymenocallis » Antwort #126 am:

Gartenplaner hat geschrieben: 1. Mär 2018, 17:56
Der Garten hat die Funktion, betrachtet zu werden und ein Ruhepol fürs Auge zu sein.[/quote]
Der Begriff Funktion ist mit Tätigkeit verknüpft (das Funktionieren) - etwas zu betrachten ist keine Tätigkeit, eher das Gegenteil davon.
Im Kontext mit Design ist dieses Funktionsprinzip grundlegend.

Daß dieses statische Gartenbild seinen Zweck erfüllt, bezweifle ich nicht - der Garten selbst im Raum bleibt dabei aber trotzdem nutz- und funktionslos und könnte problemlos durch ein Hologramm ersetzt werden.

[quote author=Gartenplaner link=topic=62529.msg3037969#msg3037969 date=1519923397]Der Garten ist nicht für dich entworfen worden - ich kann mir gut vorstellen, dass die Besitzer sehr glücklich und zufrieden damit sind und auch lange sein werden (wenn die Baumfarne nicht ausfallen....)

Die Besitzer sind sicher so lange glücklich damit, wie der Garten im öffentlichen Interesse steht bzw. bei Besuchern den gewünschten Eindruck erweckt (eben beeindruckt). ;)
hymenocallis

Re: "klassisch-englischer" Gartenstil

hymenocallis » Antwort #127 am:

Mediterraneus hat geschrieben: 1. Mär 2018, 19:03
Ich hatte den Eindruck, alle Briten lieben ihren Garten. Und jede Pflanze an sich.

Das spürt man auch, wenn man die Gärten sieht. Jedes Detail stimmt einfach und die Gärten leben einfach. Das ist tief verwurzelt in diesem Volk. Über Wetter und Garten kann man sich mit jedem Briten unterhalten. :D

Und sie lieben es, individuelle Spleens im Garten zu kultivieren - so liebevoll in Szene gesetzte Skurrilitäten wie auf der Insel hab ich sonst noch nirgendwo gesehen. :D
hymenocallis

Re: "klassisch-englischer" Gartenstil

hymenocallis » Antwort #128 am:

neo hat geschrieben: 1. Mär 2018, 18:17
Das Reduzierte gefällt mir grundsätzlich sehr, das zieht mich irgendwie einfach an.
Ob das einem nun gefällt oder nicht ist wiederum Geschmackssache. Aber ich würde nicht sagen, dass dort oberflächlich und gedankenlos gestaltet wurde.


Das Gegenteil ist der Fall - es wurde gekonnt inszeniert - wie schon geschrieben: Effekthascherei auf höchstem Niveau

Lebendiger/natürlicher als eine Schotteranlage mit kunstvoll geschnittenen Koniferen ist das ganze aber auch nicht - nur 'grüner', weil der Pflanzenanteil höher ist.
Benutzeravatar
Lilo
Beiträge: 3426
Registriert: 11. Aug 2009, 10:22
Kontaktdaten:

Ich liebe meinen Garten

Re: "klassisch-englischer" Gartenstil

Lilo » Antwort #129 am:

hemerocallis hat geschrieben: 1. Mär 2018, 19:16
Der Begriff Funktion ist mit Tätigkeit verknüpft (das Funktionieren) - etwas zu betrachten ist keine Tätigkeit, eher das Gegenteil davon.
Im Kontext mit Design ist dieses Funktionsprinzip grundlegend.

Daß dieses statische Gartenbild seinen Zweck erfüllt, bezweifle ich nicht - der Garten selbst im Raum bleibt dabei aber trotzdem nutz- und funktionslos und könnte problemlos durch ein Hologramm ersetzt werden.


Ok, und jetzt erkläre mir bitte mal in wie weit die Eingangs gezeigte Rabatte nützlich ist und funktioniert.

Danke
hymenocallis

Re: "klassisch-englischer" Gartenstil

hymenocallis » Antwort #130 am:

Lilo hat geschrieben: 1. Mär 2018, 19:26
hemerocallis hat geschrieben: 1. Mär 2018, 19:16
Der Begriff Funktion ist mit Tätigkeit verknüpft (das Funktionieren) - etwas zu betrachten ist keine Tätigkeit, eher das Gegenteil davon.
Im Kontext mit Design ist dieses Funktionsprinzip grundlegend.

Daß dieses statische Gartenbild seinen Zweck erfüllt, bezweifle ich nicht - der Garten selbst im Raum bleibt dabei aber trotzdem nutz- und funktionslos und könnte problemlos durch ein Hologramm ersetzt werden.


Ok, und jetzt erkläre mir bitte mal in wie weit die Eingangs gezeigte Rabatte nützlich ist und funktioniert.

Danke


Klassische englische Gartengestaltung funktioniert nach klaren Prinzipien - der Garten soll den Besucher durch geschickte Gliederung/Strukturierung/Blickachsen etc. aktiv durch die Anlage 'ziehen' - langgestreckte Rabatten haben dabei in der Regel die Funktion eines Übergangs/Durchganges in einen anderen Gartenbereich.

Deshalb wird am Ende auch ein Blickpunkt gesetzt - auf dem Bild irgeneine Skulptur (so weit ich es erkennen konnte). Da ich weder den Garten selbst live kenne noch die Pläne eingesehen habe, kann ich Dir nicht konkret erklären, welche Verbindung diese 'Autobahn' im Garten herstellen soll - aber offenbar funktioniert sie schon seit längerem ;)

Ein Einzelelement/Gartenzimmer ist ein Planungsdetail - seine Funktion erschließt sich nur, wenn der Garten entweder mit offenen Augen 'erwandert' oder aus der Vogelperspektive am Plan analysiert wird - niemals aus der bloßen Betrachtung eines Einzelfotos.

PS: aus persönlicher Erfahrung weiß ich, daß auf solchen Rasenflächen gerne gefeiert wird - die Rabatte dient dabei als dekorativer Hintergrund und liefert aufgrund der üblicherweise abwechslungsreichen Bepflanzung Gesprächsstoff für die vorbeiflanierenden Gäste.
Benutzeravatar
MarkusG
Beiträge: 4337
Registriert: 29. Sep 2015, 08:28

Re: "klassisch-englischer" Gartenstil

MarkusG » Antwort #131 am:

Azubi hat geschrieben: 1. Mär 2018, 14:05
MarkusG hat geschrieben: 1. Mär 2018, 08:37

Das Beispiel Oldtimer drückt es für mich eigentlich sehr gut aus: Ich kann den gesamten Kontext eines Oldtimers erfahren und erleben, das Auto selbst grandios, stimmungsmäßig einzigartig, etc. finden. Wollte ich deshalb einen haben? Einige werden sagen: Ja! Für mich kann ich sagen: Ich nicht!

Markus


Markus, bist du dir sicher? ;)


Ich habe den Faden verloren, fürchte ich!

Aber jetzt will ich doch einen Oldtimer ;)
Gießen statt Genießen!
Benutzeravatar
Gartenplaner
Beiträge: 20999
Registriert: 26. Nov 2010, 22:07
Wohnort: Süden Luxemburgs, ein paar Kilometer von der französischen Grenze
Region: „Gutland“, Süden Luxemburgs
Höhe über NHN: 274-281
Bodenart: „Töpfer“lehm
Winterhärtezone: 8a: -12,2 °C bis -9,5 °C
Kontaktdaten:

Nitwit! Blubber! Oddment! Tweak!

Re: "klassisch-englischer" Gartenstil

Gartenplaner » Antwort #132 am:

hemerocallis hat geschrieben: 1. Mär 2018, 19:16
Gartenplaner hat geschrieben: 1. Mär 2018, 17:56
Der Garten hat die Funktion, betrachtet zu werden und ein Ruhepol fürs Auge zu sein.[/quote]
Der Begriff Funktion ist mit Tätigkeit verknüpft (das Funktionieren) - etwas zu betrachten ist keine Tätigkeit, eher das Gegenteil davon.
[/quote]
Da möchte ich dir widersprechen, und ich denke, jeder Augenarzt wird mir zustimmen - Betrachten erfordert rege Tätigkeit der Muskulatur des Augapfels, da "der Blick" nicht statisch auf einer Ansicht ruht, sondern das Auge ständig hin und herspringt und das, was betrachtet wird, so "abtastet" - ganz zu Schweigen von der regen Aktivität des Gehirns, das Wesentliches von Unwesentlichem trennt und eine Reaktion auf das Gesehene ausarbeitet ;)

Ich definiere "Funktion" bei Gestaltungsfragen anders:
für mich funktioniert ein Garten, wenn die gesetzten Pflanzen gedeihen, einerseits nicht aus dem Ruder laufen, andererseits nicht eingehen, das vom Gartengestalter erdachte Bild erschaffen wird und die vom Besitzer gewünschte und vom Gestalter umgesetzte Nutzung möglich ist.

hemerocallis hat geschrieben: 1. Mär 2018, 19:16
...
Daß dieses statische Gartenbild seinen Zweck erfüllt, bezweifle ich nicht... könnte problemlos durch ein Hologramm ersetzt werden.

Ja, das stimmt im Prinzip, wäre aber nicht dasselbe ;)
[quote author=hemerocallis link=topic=62529.msg3038035#msg3038035 date=1519928161]
[quote author=Gartenplaner link=topic=62529.msg3037969#msg3037969 date=1519923397]Der Garten ist nicht für dich entworfen worden - ich kann mir gut vorstellen, dass die Besitzer sehr glücklich und zufrieden damit sind und auch lange sein werden (wenn die Baumfarne nicht ausfallen....)

Die Besitzer sind sicher so lange glücklich damit, wie der Garten im öffentlichen Interesse steht bzw. bei Besuchern den gewünschten Eindruck erweckt (eben beeindruckt). ;)

Das glaube ich nicht, aber das ist sowieso pure Spekulation - wir können sie ja kaum fragen :)
Wer meinen Lern-Garten sehen will - unterm Goldfrosch-Bild den Globus klicken!

Erich Kästner, (1933/46), Ein alter Mann geht vorüber

“Frei zu sein bedeutet nicht nur seine eigenen Ketten abzulegen, sondern sein Leben so respektvoll zu leben, dass es die Freiheit anderer steigert.“ Nelson Mandela
Benutzeravatar
Lilo
Beiträge: 3426
Registriert: 11. Aug 2009, 10:22
Kontaktdaten:

Ich liebe meinen Garten

Re: "klassisch-englischer" Gartenstil

Lilo » Antwort #133 am:

hemerocallis hat geschrieben: 1. Mär 2018, 19:39
Klassische englische Gartengestaltung funktioniert nach klaren Prinzipien - der Garten soll den Besucher durch geschickte Gliederung/Strukturierung/Blickachsen etc. aktiv durch die Anlage 'ziehen' - langgestreckte Rabatten haben dabei in der Regel die Funktion eines Übergangs/Durchganges in einen anderen Gartenbereich.

Deshalb wird am Ende auch ein Blickpunkt gesetzt - auf dem Bild irgeneine Skulptur (so weit ich es erkennen konnte). Da ich weder den Garten selbst live kenne noch die Pläne eingesehen habe, kann ich Dir nicht konkret erklären, welche Verbindung diese 'Autobahn' im Garten herstellen soll - aber offenbar funktioniert sie schon seit längerem ;)

Ein Einzelelement/Gartenzimmer ist ein Planungsdetail - seine Funktion erschließt sich nur, wenn der Garten entweder mit offenen Augen 'erwandert' oder aus der Vogelperspektive am Plan analysiert wird - niemals aus der bloßen Betrachtung eines Einzelfotos.

PS: aus persönlicher Erfahrung weiß ich, daß auf solchen Rasenflächen gerne gefeiert wird - die Rabatte dient dabei als dekorativer Hintergrund und liefert aufgrund der üblicherweise abwechslungsreichen Bepflanzung Gesprächsstoff für die vorbeiflanierenden Gäste.


Gut, Du hast mir erklärt, dass die klassische englische Rabatte nach Prizipien der klassischen englischen Gartenkultur funktioniert. Damit hast Du bestimmt recht.

Ich bin davon überzeugt, dass jener Hausgarten nach den Prinzipien seines Gestalters funktioniert und bestimmt auch für Gesprächsstoff sorgt.

Ich halte es für sehr schwierig zu werten ohne dabei die persönliche Betroffenheit ins Spiel zu bringen.
Du schriebst doch selbst einige Seiten vorher sinngemäß, jeder Gärtner/Gartenbesitzer hat das Recht nach seiner eigenen Fasson glücklich zu werden.

Das ist doch das Schöne am Garten, dass wir in ihm lernen und spielen können.

Und um zurück zum Eingangsthema zu kommen:

Wäre es nicht möglich, dass diese von Dir genannten "klaren Prizipien der klassischen Gartenarchitektur" von manch einem Betrachter als dominant empfunden werden und einen inneren Widerspruch bewirken, der sich als Unbehagen äußert?

Nur mal so als Frage --- :)

Benutzeravatar
Gartenplaner
Beiträge: 20999
Registriert: 26. Nov 2010, 22:07
Wohnort: Süden Luxemburgs, ein paar Kilometer von der französischen Grenze
Region: „Gutland“, Süden Luxemburgs
Höhe über NHN: 274-281
Bodenart: „Töpfer“lehm
Winterhärtezone: 8a: -12,2 °C bis -9,5 °C
Kontaktdaten:

Nitwit! Blubber! Oddment! Tweak!

Re: "klassisch-englischer" Gartenstil

Gartenplaner » Antwort #134 am:

Lilo hat geschrieben: 1. Mär 2018, 20:34
...
Und um zurück zum Eingangsthema zu kommen:

Wäre es nicht möglich, dass diese von Dir genannten "klaren Prizipien der klassischen Gartenarchitektur" von manch einem Betrachter als dominant empfunden werden und einen inneren Widerspruch bewirken, der sich als Unbehagen äußert?

Nur mal so als Frage --- :)


Klar, gar keine Frage.

Das ändert aber nichts daran, dass das Beispiel, das wir diskutieren, grundsätzlich "gut" gestaltet ist, auch wenn der Eine oder die Andere mit dem Kunstwerk nichts anfangen kann/nicht davon angesprochen wird.

Wer weite Flächen mag, wird sich in von Hecken eingefassten Gartenräumen nicht so wohl fühlen.
Und sie sich im eigenen Garten auch nicht anlegen oder anlegen lassen.
Wer meinen Lern-Garten sehen will - unterm Goldfrosch-Bild den Globus klicken!

Erich Kästner, (1933/46), Ein alter Mann geht vorüber

“Frei zu sein bedeutet nicht nur seine eigenen Ketten abzulegen, sondern sein Leben so respektvoll zu leben, dass es die Freiheit anderer steigert.“ Nelson Mandela
Antworten