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Brauchen wir die großen Rosen-Sammlungen? (Gelesen 22539 mal)
Re:Brauchen wir die großen Rosen-Sammlungen?
Es geht doch m.E. darum, daß irgendwelche selbsternannten Gurus aus unbekannten (niedrigen?) Beweggründen Pflanzen, die ihnen nicht in den Kram passen, eliminieren wollen. Die Analoga der EU bei Nutzpflanzen wurden schon erwähnt.Daß man nicht ALLE je gezüchteten Rosen erhalten kann, ist evident. Daß viele alte Rosen (echte alte!) durchaus erhaltenswert sind, scheint mir aber auch klar.Daß der sehr ehrenwerte Herr Austin mit seinen nicht immer erfolgreichen Neuzuchten und gutem Marketing diese nachzuahmen versucht, spricht auch für die Erhaltung vieler alter Sorten.Der erste Schritt wäre eine Bestandsaufnahme, noch bevor irgendwer an ein Ausscheiden irgendwelcher Sorten auch nur denkt.
Re:Brauchen wir die großen Rosen-Sammlungen?
Der Grundgedanke der Erhaltung der Biodiversität ist die Erhaltung von Ressourcen.Die jetzt lebenden Menschen können nicht wissen, welche Bedürfnisse die Menschen der Zukunft haben werden und darum sollten sie bemüht sein, ihnen die Nutzung heute noch vorhandener Ressourcen nicht vorzuenthalten."Unkaputtbare" Kleinstrauchrosen sind genauso ein Phänomen der jetzigen Zeit wie die 95% ige Vorherrschaft des EU-Einheits- Einerippemehr-Schweins.Es gibt aber gar nicht mal so wenige Menschen, die froh darüber sind, daß es noch duftende Rosen mit Ausstrahlung gibt, weil diese ihren Bedürfnissen und Vorstellungen mehr entsprechen wie es welche gibt, die froh sind, ab und zu ein Filet vom Angelner Sattelschwein essen zu können, das ihnen viel besser schmeckt als das eines EU-Turbo-Schweins.Ich z.B. freu mich über das Nochvorhandensein von beidem, obwohl ich die Angelner Sattelschweine nur unter ästhetischen und nicht unter kulinarischen Aspekten betrachte
Genauso wie seltene, alte Haustierrassen Eigenschaften haben oder haben können, die für spätere Generationen wieder wichtiger sein werden als diejenigen heutzutage bevorzugter Tierrassen, so können alte Rosensorten Eigenschaften haben, die erst unsere Nachkommen wieder in den Mittelpunkt ihrer Garten- oder Zuchtinteressen stellen werden.Und wie der Blick auf die Entwicklung vieler Konzerne zeigt, sind die Erhaltung von Ressourcen und eine mittel- und langfristige Perspektive nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch auf Dauer meist die bessere Alternative als die Orientierung auf schnelle Gewinne unter Vernachlässigung einer Langzeit- und Nachhaltigkeitsstrategie.Sollten unkaputtbare Kleinstrauchrosen jemals vom Aussterben bedroht sein, müßten natürlich auch Anstrengungen zu ihrer Erhaltung unternommen werden, um sie unseren Urenkeln nicht vorzuenthalten. Das EU-Turboschwein dagegen sollte aus Tierschutzgründen allerdings aussterben dürfen.Informationen über seltene, alte Haustierrassen, ihre Besonderheiten und die Maßnahmen zu ihrer Erhaltung gibt es bei der GEH(Gesellschaft zur Erhaltung alter Haustierrassen). Schau doch mal auf deren Website!

Re:Brauchen wir die großen Rosen-Sammlungen?
Das alles kann man nur dick unterstreichen! Wenn wir es in unserer "hochentwickelten" reichen Gesellschaft nicht schaffen und es uns nicht leisten können, zu erhalten und zu bewahren? Bewahren, nicht um verstauben zu lassen, wohlgemerkt! Aber für unsere Urenkel und die danach kommen. Und warum erleben wir in Zweite- oder Dritte-Welt-Ländern noch die ethnische Vielfalt der Kultursorten? Nein, nicht mehr lange! Aber wir sind bei Rosen steckengeblieben!Lass es nostalgisch sein, unsere mittelalterlichen Städte sind auch für viele Mitbürger nur nostalgisch, Kriege sind hier leider die fortschreitende Evolution!
Re:Brauchen wir die großen Rosen-Sammlungen?
Der Krieg ist der Vater aller Dinge...Für die Erhaltung der Biodiversität ist primär die Erhaltung der ursprünglichen Ausgangssorten/-arten notwendig. Die Erhaltung spezieller Zuchtergebnisse ist schon eher sekundär, und Kommerzware - Schwamm drüber.
Re:Brauchen wir die großen Rosen-Sammlungen?
Aber auch die Zuchtsorten sind nicht wiederherstellbar, wenn sie einmal verloren sind.Das läßt sich leicht ausprobieren, indem man gezielte Kreuzungen und Aussaaten macht: Unter tausend Sämlingen gibt es keine zwei, die absolut identisch sind.
Re:Brauchen wir die großen Rosen-Sammlungen?
Ich finde es gut, dass du sowohl Hausschweinrassen und Rosensorten primär als Ressourcen betrachtest, denn dadurch kommt unsere Diskussion sich bedeutend näher. Als Ressource definiert man gemeinhin Produktionsmittel für die Wirtschaft. Und eben das tue ich die ganze Zeit auch. Wie deine Beispiele zeigen, Raphaela, willst du das Sattelschwein nicht etwa der Nachwelt erhalten, weil es eben ein sehr schönes und sogar auch noch schmackhaftes Schwein ist und vielleicht auch noch – etwas transzendentaler – irgendwie doch das Ergebnis eines schöpferischen Prozesses ist, sondern primär, weil eines Tages (bzw. sogar schon heute) Nachfrage nach dessen köstlichen Koteletts bestehen könnte. Gleiches bei der Rose. Es sollen also mit viel Geld und Aufwand Rosen nur deshalb erhalten werden, weil möglicherweise irgendeines fernen Tages jemand auf die Idee kommen könnte, Klon 789 der XY-Rose sei so schlecht ja nun doch nicht gewesen und man könnte doch wieder...Wer will es dem Züchterfleiß absprechen, dass nicht wieder aus EU-verderbten Genen ein Schwein gezüchtet wird, mit dem das legendäre Sattelschwein in den Schatten gestellt wird? Oder eine Rose gekreuzt wird, die alle Vorzüge ihrer Elternteile/Ahnen in sich vereint, so dass jegliches Interesse an dem Mickerklon 120 verloren geht?Ressourcen zu erhalten nur aus der Intention heraus, eines Tages könnte man vielleicht ja doch, erinnert mich lebhaft an unserer Kriegsgeneration, die nie etwas wegwerfen konnte. Mit Ressourcen und Erinnerungen (deine historischen Rosen hätte ich vom Herzen her eher hier angesiedelt) geht man behutsam und haushälterisch um, aber auch wirtschaftlich vernünftig.Die noch einmal von Günther vorgetragene Argumentation ist schlüssig. Aber auch sie enthält die irgendwann fällige Entscheidung über das Daumen hoch oder Daumen runter. Dass den derzeitigen „Machthabern“ misstraut wird, mag berechtigt sein. Andere würden euch ebenso misstrauen.
Re:Brauchen wir die großen Rosen-Sammlungen?
Aber ja!Fast alles was du an Bauwerken/Städten schön findest, wurde auf dem Schutt der zuvor vernichteten Kulturen errichtet.Kriege sind hier leider die fortschreitende Evolution!
Re:Brauchen wir die großen Rosen-Sammlungen?
Was die Schweinefrage betrifft, solltest du dir vielleicht wirklich mal die GEH Seite angucken, die ist sehr aufschlußreich! :)Und den Begriff Ressourcen sollte man nicht nur auf wirtschaftlich Verwendbares beschränken. Kunstwerke z.B. sind ja auch ästhetische Ressourcen.
Re:Brauchen wir die großen Rosen-Sammlungen?
Ja, Hortu, wir bauten immer auf dem Schutt der Vorgänger. Doch sind wir mit unserem Intellekt nicht auf dem selben Niveau wie vor 500 Jahren? Sonst könnte man behaupten, eigentlich sollte die Menschheit etwas schlauer geworden sein. Mitnichten, nur technisch raffinierter!
Re:Brauchen wir die großen Rosen-Sammlungen?
Ja, so sehe ich das auch. Die Aggressionen lassen sich durch Erziehung eben nur bedingt dämpfen. Wie in der Familie (trotz Aufklärung und Bildung haut man sich gegenseitig immer noch ein blaues Auge) so in der Politik (siehe USA, Balkan, Afrika, Irland, Baskenland, Russland - die Aufzählung könnte ellenlang weiter gehen).Und jetzt auch noch der drohende Untergang historischer Rosen. Erneute "Rosenkriege" 

Re:Brauchen wir die großen Rosen-Sammlungen?
Städte sind häufig aus Marktplätzen entstanden und wurden wegen der drohenden Kriegsgefahr so gebaut, wie sie gebaut wurden. Krieg als Städtebauplaner sozusagen. ;)Züchten allein ist ja schon ein Prozess der Aussortierung. Der Züchter entscheidet, was bleibt, was kommt weg. Jetzt alles erhalten zu wollen, ist bei allem Herzblut und bei allem Wunschdenken illusorisch. Wenn es einer machen möchte, ist es gut. Aber wenn nicht, kann man niemanden zwingen. Ich kann mir schon vorstellen, dass es einen wütend macht, wenn irgendwelche Wichtigtuer darüber entscheiden wollen, was nun erhalten werden darf und was nicht. Die Frage, ob ihnen das zusteht, ist sehr berechtigt. Mich würde dieser Machtanspruch ärgern, nicht der Umstand, dass man guckt, was machbar ist. Aber davon mal ab: Sieht man bei Schweinen und Äpfeln von höherer Stelle evtl. noch eine zwingende Notwendigkeit, weil sie der Ernährung dienen, kann das bei Rosen schon schwieriger werden. Da ist dann eben Einzelinitiative gefragt.Mich würden auch mal Zahlen interessieren. Wie viele Schweinerassen gibt es beispielsweise und wie viele Rosensorten? LG Silvia
Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst.
Re:Brauchen wir die großen Rosen-Sammlungen?
Ich hab schon einmal in einem Forum gefragt, leider find ich die Stelle nimmer so schnell. Wenn ich mich recht erinnere, war die Rede von 50.000 - 80.000 Rosensorten...
Re:Brauchen wir die großen Rosen-Sammlungen?
Ja, die Schätzungen gehen da hin! Um die 70.000. Wieviel derzeit genau registriert sind, entzieht sich meiner Kenntnis.
Re:Brauchen wir die großen Rosen-Sammlungen?
Wahnsinn! Ich denke hier liegt die Antwort auf die Frage. Wie will man solch einen Schatz komplett erhalten? Noch dazu, da er sich ja jährlich vergrößert!?Ja, die Schätzungen gehen da hin! Um die 70.000. Wieviel derzeit genau registriert sind, entzieht sich meiner Kenntnis.
- Nova Liz †
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Re:Brauchen wir die großen Rosen-Sammlungen?
Der Begriff "Resourcen" ist überdies auch in der Psychologie absolut gängig.Damit meint man hier zb.,die vielfältigen Möglichkeiten die ein Mensch durch seine bisherige Sozialisation für Handlungsstrategien zur Verfügung stehen!Und nun der Schwenk zum Thema:Wenn genügend Menschen mit genügend eigenen Handlungsresourcensich für diese Aufgabe begeistern lassen,dann ist es auch möglich 70 000 Rosen weltweit so zu erfassen,daß auch die Nachwelt immer wieder darauf zurückgreifen kann!!!Der Faktor Zeit und Geld spielt hierbei zwar immer noch eine bremsende Rolle,aber keine Unüberwindbare!Ich weiß,das ist wieder mal sehr idealistisch und groß gedacht,aber ohne eine kräftige Portion davon, könnte ich zb.gar nicht meinen Job machen und hätte kaum Ziele erreicht!Ich bilde mir sogar ein, bei dieser Aufgabe als kleines Rädchen im Getriebe eine Rolle zu spielen!Alle die in ihrem kleinen Gärtlein Rosen sammeln und bereitwillig Material unters Volk bringen,tragen etwas bei.Es kommt nun darauf an,die Verteilung der Aufgaben gut zu koordinieren um dem Ziel(alle Sorten erhalten)möglichst nahe zu kommen!Die Eigeninteressen eines jeden Einzelnen(Züchterinteressen etc.) können trotzdem bis zu einem gewissen Grade berücksichtigt werden,ohne die Sache an sich zu gefährden!Vlg.Nova LizUnd den Begriff Ressourcen sollte man nicht nur auf wirtschaftlich Verwendbares beschränken. Kunstwerke z.B. sind ja auch ästhetische Ressourcen.