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Re:Foto-Bücher, Zeitschriften, Ausstellungen
Verfasst: 21. Nov 2011, 08:04
von frida
....über "deutsche Landschaft" erzählt es mir allerdings nichts.
Ich interpretiere das Bild so, dass Gursky sich damit auseinandersetzt, wie eine ursprünglich ja ungestaltete, mäandernde und vielfältig bewegte Flusslandschaft den Erfordernissen der modernen Industriegesellschaft entsprechend selbst zu einer Art Fließband umgestaltet worden ist. Die Seelenlosigkeit dieser Fussbegradigung bringt er durch die strenge Bildgestaltung auf den Punkt.
Re:Foto-Bücher, Zeitschriften, Ausstellungen
Verfasst: 21. Nov 2011, 08:19
von sarastro
Kapitalanlage oder nicht. Ich würde mir das Bild nicht an die Wand hängen und wenn´s von Anselm Adams persönlich wäre. Kein Schwung, kein Pepp, einfach nur langweilig und beim Betrachten empfinde ich rein gar nichts. LG Evi
Ich sehe dies ganz genauso. Dass allein ein gute Name viel Geld bringt, ist schon Skandal genug. So ein Bild kann doch jeder machen und sich einen zündenden Titel dazu überlegen. Brillianz kann auch Seelenlosigkeit hervorrufen. Mir sind weniger gute Bilder mit einer überzeugenden Aussagekraft lieber. Dass Flussbegradigungen nicht das Gelbe vom Ei sind, weiß heutzutage jedes Kind. Ich möchte nur mal wissen, ob dieses Bild vor 15 Jahren auch schon so hoch dotiert worden wäre.
Re:Foto-Bücher, Zeitschriften, Ausstellungen
Verfasst: 21. Nov 2011, 09:21
von RosaRot
Vor 15 Jahren schlug der Kunstmarkt nicht dermaßen Welle wie heute, die Dotierung wäre vermutlich niedriger gewesen.
Re:Foto-Bücher, Zeitschriften, Ausstellungen
Verfasst: 21. Nov 2011, 10:20
von Staudo
Die einen haben Angst, dass das Geld an Wert verliert und kaufen Gold und Kunst. Die anderen freuen sich darüber und über die hohen Preise und verkaufen diesen nutzlosen Krempel. Bloß was machen sie mit dem Geld

Gold und Kunst kaufen?
Re:Foto-Bücher, Zeitschriften, Ausstellungen
Verfasst: 21. Nov 2011, 14:17
von frida
Wie gut, dass ich diese Sorge nicht habe
Re:Foto-Bücher, Zeitschriften, Ausstellungen
Verfasst: 21. Nov 2011, 21:00
von RosaRot
Die einen haben Angst, dass das Geld an Wert verliert und kaufen Gold und Kunst. Die anderen freuen sich darüber und über die hohen Preise und verkaufen diesen nutzlosen Krempel. Bloß was machen sie mit dem Geld

Gold und Kunst kaufen?
In diesem schon älteren Artikel wird zu dieser Frage ein wenig Antwort erteilt, mehr aber über künstlerische Arbeitsprozesse gesprochen und es geht auch um das Rhein-Bild.
Link
Re:Foto-Bücher, Zeitschriften, Ausstellungen
Verfasst: 23. Nov 2011, 19:15
von trichopsis
Guten Abend,
...Weder Buch noch Zeitschrift noch Ausstellung, aber ein guter kurzer
Artikel über das, was Fotografie ist - jedenfalls für Olivero Toscani...
da ich mich nach längerer Pause eh gerade durch die vergangenen Monate im Forum wühle hole ich auch den Namen Toscani mal aus der Versenkung....

Auf Arte läuft in dieser Woche jeweils um 19:30
"Photo for Life" "Begleiten Sie täglich Oliviero Toscani und die sechs Nachwuchstalente der außergewöhnlichen Masterclass "Photo For Life". Von Montag, dem 21. November bis Freitag, dem 25. November, jeweils um 19.30 Uhr.Der weltbekannte italienische Fotograf wird fünf Tage lang seine Kunst vermitteln und seinen Schülern fotografische Herausforderungen stellen. Mit unerwarteten Übungen will er die Kandidaten aus der Reserve locken. Sie sollen ihre Grenzen überschreiten und im Laufe dieser Woche ihr Talent entdecken und zeigen." Quelle arte.tv Die vergangenen Sendungen kann man sich in der
Re:Foto-Bücher, Zeitschriften, Ausstellungen
Verfasst: 23. Nov 2011, 19:56
von thomas
Interessant, die Kommentare hier zu lesen ... ;)Meine Meinung: Das Foto ist nicht 'schön' (will es auch nicht sein), aber sehr gut (was sich begründen lässt). Ob es 'gefällt', ist rein subjektiv und deshalb nicht die Frage. Und ob es den gezahlten Preis wert ist, entscheidet der Markt.Danke für den Post!Liebe GrüßeThomasNachtrag: Und der Titel 'Deutsche Landschaft' ist witzig.
Re:Foto-Bücher, Zeitschriften, Ausstellungen
Verfasst: 23. Nov 2011, 20:26
von Faulpelz
aber sehr gut (was sich begründen lässt). .
Lieber Thomas,diese/deine Begründung würde mich interessieren.LG Evi
Re:Foto-Bücher, Zeitschriften, Ausstellungen
Verfasst: 23. Nov 2011, 20:44
von thomas
diese/deine Begründung würde mich interessieren.
Wirklich? ;)Ich schreibe jetzt erstmal keine Interpretation, sondern beschreibe nur eine Assoziation.Das Foto erinnert mich an diese Zeilen:"Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbeso müd geworden, dass er nichts mehr hält.Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbeund hinter tausend Stäben keine Welt."Aus dem Kopf zitiert, deshalb womöglich nicht ganz korrekt.Jedenfalls fließt er da so dahin, der durch Ingenieurwesen gebändigte starke Strom, in deutscher Landschaft (auch wenn der Titel offenbar 'rhine II' oder so ist).Liebe GrüßeThomas
Re:Foto-Bücher, Zeitschriften, Ausstellungen
Verfasst: 23. Nov 2011, 22:28
von Katrin
Ich habe das Bild erst jetzt gesehen und ich finde es nicht schön im Sinne von "oh wie toll, das muss herrlich gewesen sein dort", sondern sehr, sehr aussagekräftig. Der Fluss ist reduziert auf sein Fließen in eine Richtung, jegliches Abweichen ist ausgeschlossen. Diese Aussage wird von der Tatsache unterstrichen, dass der Rhein am Foto eine Parallele zu einer Straße bildet, wobei weiters zu bemerken ist, dass Himmel, Rhein und Straße einen sehr ähnlichen Farbton aufweisen. Die Gemeinsamkeit dieser drei Bildelemente könnte nun die Fortbewegung sein (immerhin ist "Bewegen" eine der Hauptbedeutungen von "Fluss" und der ist ja nun - laut Bildtitel - das Hauptmotiv), oder aber auch die Unterworfenheit aller Bildelemente (nun muss auch die eintönige Blumenwiese dazugezählt werden, die die drei anderen Bildteile trennt) unter den Menschen. Bei diesem Denkansatz wäre der Mensch durch die Straße dargestellt und die Natur durch Himmel, Wiese und Wasser. Weil aber neckischerweise "Deutsche Landschaft" dabeisteht, kann man natürlich endlos weiterinterpretieren. Etwa, ob die Gesellschaft im erwähnten Land in ebenso engen Bahnen denkt wie die, in denen der Fluss fließt. Begrenzt durch Blumenwiesen... das ist schon sehr ironisch. Aber vielleicht interpretiere ich auch zu viel hinein

.LG, Katrin
Re:Foto-Bücher, Zeitschriften, Ausstellungen
Verfasst: 23. Nov 2011, 22:33
von RosaRot
Genau dazu sind Bilder da: um etwas hinein zu interpretieren.
Re:Foto-Bücher, Zeitschriften, Ausstellungen
Verfasst: 23. Nov 2011, 22:48
von Poison Ivy
Ja, das hatten wir im "hart aber herzlich"-Thread schon mal diskutiert.Mich stört einzig und allein, dass offenbar alles "seinen" Marktwert haben muss, um seine Existenzberechtigung zu haben.
Re:Foto-Bücher, Zeitschriften, Ausstellungen
Verfasst: 23. Nov 2011, 22:58
von thomas
Das verstehe ich nicht. Seine Existenzberechtigung bezieht ein Foto wie das von Gursky doch nicht aus dem Marktwert. Man könnte höchstens sagen, dass das Foto gemacht wurde, um es zu vermarkten. Aber das gilt erstens für nahezu jede Kunst, und zweitens muss erzielbarer Marktwert nicht mit künstlerischem Wert korrelieren.Liebe GrüßeThomas
Re:Foto-Bücher, Zeitschriften, Ausstellungen
Verfasst: 23. Nov 2011, 23:00
von Zwiebeltom
Ich sehe erstmal keinen zwingenden Zusammenhang zwischen der Existenzberechtigung von Kunst und deren Marktwert.Es gibt Unmengen an Kunst, die keinen oder nur geringen Marktwert hat. In den Augen der Meisten, die sich nicht besonders für Kunst interessieren, findet aber nur am die Markt etablierte Kunst statt. Da erfährt man eben aus den Medien, dass ein Monet (oder Gursky) für mehrere Millionen weggegangen ist, statt ein kleines Atelier in der Nähe oder eine winzige und unbekannte Galerie zu besuchen. Die Bilder von beispielsweise Picasso hatten ganz sicher schon eine Existenzberechtigung, bevor sie einen Marktwert hatten.