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Re:Garten und Individualität
Verfasst: 17. Aug 2005, 11:39
von Feder
Tja, Gärtnern gehört zu den Hobbies, die sich sehr schnell zur Leidenschaft entwickeln. Da hat der andere meist nichts mehr zu sagen und akzeptiert das klugerweise auch.

Re:Garten und Individualität
Verfasst: 17. Aug 2005, 11:43
von dirk
Allerdings ist es schön wenn man einen Bewunderer zur Hand hat

. Ich liebe es, wenn ich mich wieder mal in Rage geredet habe, zu bemerken wie mich der Partner nur noch verständnislos ansieht... 8)Gruß Dirk
Re:Garten und Individualität
Verfasst: 17. Aug 2005, 12:35
von Hortulanus
Ich wage folgende Behauptungen:1. Die absolut überwiegende Zahl der Gärten, so sie keine Nutz- oder Erwerbsgärten sind, werden von Frauen angelegt. Das gilt nicht nur für Deutschland, sondern für alle Länder, in denen Ziergärten eine nennenswerte Rolle im Haus- und Hofbereich spielen. Männer haben bei diesem „Spiel“ eine untergeordnete Rolle, die sich meist auf Schwer- oder grobe Pflegearbeiten beschränkt. Beweis: a) Internetforen (absolute Dominanz der Frauen) b) Gartenliteratur (in zunehmendem Maße Frauen, abgesehen von „Spezialisten“ oder Gartenarchitekten), c) Vorzeige-Gärten (fast nur Frauen in Zeitschriften und Internet-Home-Pages)Der Garten ist eben nicht die bevorzugte Freizeitgestaltung von Männern. Üblicherweise herrschen Sport und Technik (im weitesten Sinn) vor. Das Gartenbild des Mannes ist der „arme“ (= pflegeleichte, unstrapaziöse) Garten.2. Der blütenreiche, Rosen-betonte, verträumte Garten ist der weibliche Garten! Das, was heute die Garten-Mode bestimmt, was wir derzeit als Gartenkultur wahrnehmen, ist der weibliche Garten. Der Staudenteil in englischen Cottage-Gärten ist der weibliche Part. Es gibt meines Wissens keinen von einer Frau gestalteten Landschaftspark, es sei denn, er wird bei einer Gartenarchitektin explizit beauftragt.Eine egozentrische Betrachtungsweise dieses Diskurses bringt uns doch nicht weiter. Selbstverständlich gibt es Frauen, die männlich denken, handeln, gestalten, wie es auch Männer gibt, die das Weibliche adaptiert haben. Der eine oder andere Mann wird sogar, wenn er in seinen Entscheidungen völlig unabhängig ist, die artenreiche Gartenstruktur wählen. Der Mann gewiss, aber die Männer nie und nimmer. Ob Lilo ein Mannweib ist, nur weil sie gerne Mauern aufschichtet, kann nur sie selbst oder ihre unmittelbare Umgebung beurteilen. Ihre Vorliebe allein sagt darüber wenig aus. Männer die Blumen lieben, sind ja auch nicht automatisch „weiblich“. Und selbst eine russische Kolchosebäuerin, die schwerste Traktoren fährt, hat ihre Weiblichkeit nicht automatisch mit der Drehung des Zündschlüssels aufgegeben. Auch das Holzhacken von Feder mag andere Ursachen als die Lust am Zerkleinern haben. Seit dem man Kinder per Gesetz nicht mehr prügeln darf, müssen sich Aggressionen halt andere Kanäle suchen.Nein, liebe Forumsfreunde. Die Diskussion dreht sich nicht um das eigene Ich oder den „Gegenbeweis“ anhand von Ausnahmen, sondern um eine geschlechtsspezifisch beeinflusste Entwicklung der Gartenkultur.
Re:Garten und Individualität
Verfasst: 17. Aug 2005, 12:57
von dirk
hm, von absoluter Dominanz der Frauen würde ich zumindest in diesem Forum nicht sprechen. Und wenn es doch so sein sollte: ist das nicht völlig egal und diskussionsunwürdig? Gerade bei der Gartenliteratur herrscht doch ein munteres Durcheinander von männlich und weiblich, auch da kann ich keine klaren Richtungen erkennen. Zu Vorzeigegärten kann ich nichts sagen, hab schon lange keine Gartenzeitschrift mehr gelesen

.Ich glaube einfach, dass es so etwas wie
die Männer oder
die Frauen in der heutigen Zeit nicht mehr gibt. Diese Diskussion sollte eigentlich überwunden sein und man sollte nicht von weiblichen Gärten sprechen, sondern eben von Cottage-Gärten oder meinetwegen floralen Gärten. Dass der Impuls zu diesen Gärten hauptsächlich von Frauen ausgegangen ist, mag mit der gesellschaftlichen Entwicklung zusammenhängen, aber das sind Themen der vorletzten Jahrhundertwende und der Jahrzehnte danach.Gruß Dirk
Re:Garten und Individualität
Verfasst: 17. Aug 2005, 13:11
von Hortulanus
Ich glaube einfach, dass es so etwas wie die Männer oder die Frauen in der heutigen Zeit nicht mehr gibt.
Die Erziehung hat sich geändert, die Menschen aber doch nicht.
Re:Garten und Individualität
Verfasst: 17. Aug 2005, 13:26
von dirk
Das ist wirklich eine gute Frage..., ich hoffe ja, dass sich die Menschen mit der Erziehung auch ändern können. Dass dem leider nicht so ist beweist ja ein Blick in die Zeitung...Gruß Dirk
Re:Garten und Individualität
Verfasst: 17. Aug 2005, 13:38
von olle hummel
Vielleicht sind viele Gärten "weiblich" weil es eben oft Frauen sind, deren Beruf "Kinder, Kirche, Küche" ist, während der männliche Ernährer der Familie das Mammut erlegt. Irgendjemand musste doch Küchenkräuter pflanzen und Unkraut jäten.... Trotzdem scheint mir immer noch, das Thema "Garten und Individualität" sollte irgendwie anders betrachte werden. Hortulanus hat mich ja schon mal gerügt, weil ich meine, man kann es nicht auf den Unterschied zwischen weiblich und männlich zurückdefinieren, das ist irgendwie zu oberflächlich. Ein Stadtbewohner z.B. geht abends um die Ecke in die nächste (individuelle ?) Kneipe und ist da froh. Der hat mit Garten nix am Hut, keine Pflanzen, keine Tiere, und in der Wohnung nur das nötigste; man legt sich eigentlich in dieser mobilen Gesellschaft nicht mehr fest und richtet sich nicht mehr auf Ewigkeiten an einem Wohnort ein. Man bleibt flexibel und mobil, sei es wegen Job oder Reiselust. Das ist ja auch individuell. Aber ich grübel, welchen individuellen Gemeinsamkeiten ( das klingt gut, oder?? ) Gartenfreunde haben. Gibts das überhaupt?
Re:Garten und Individualität
Verfasst: 17. Aug 2005, 13:48
von riesenweib
...Vortrag zum Thema "Garten und Individualität - was passt zu wem?". ...
durch
olle hummels hab mir die eingangsfrage wieder angeschaut. eigentlich ein aufhänger für vorgekautes. (der manager hat einen xy garten, die hausfrau einen ac-garten, der koch einen...). nicht wirklich eine einladung für individualtiät (wie weit ist individualität äquivalent zu kreativität?).ich tät den vortrag absagen. lg, brigitte
Re:Garten und Individualität
Verfasst: 17. Aug 2005, 13:49
von Irisfool
@ olle hummel, das "Reden"darüber----über den echten oder den virtuellen Gartenzaun.

Re:Garten und Individualität
Verfasst: 17. Aug 2005, 14:22
von olle hummel
vielleicht bringen wir marielle auf gaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaanz neue gedanken ? 10 seiten können nicht umsonst gewesen sein. war eben übrigens im individuellen, verwilderten vorganrten meiner abwesenden, weil mobilen nachbarin. wollte die katze meiner tochter einfangen. gehe jetzt individuell meine distel-, brombeer-, brennessel- und sonstigen schrunden behandeln.ps. das individuelle katzenviech sitzt noch im gestrüpp und lacht sich einen !
Re:Garten und Individualität
Verfasst: 17. Aug 2005, 15:10
von Hortulanus
man legt sich eigentlich in dieser mobilen Gesellschaft nicht mehr fest und richtet sich nicht mehr auf Ewigkeiten an einem Wohnort ein.
Das entspricht nicht den Umfrageergebnissen.Nach wie vor sind die "eigenen 4 Wände" der Deutschen erstrebenswertestes Ziel. Und in der Prioritätenskala rangiert das freistehende Einfamilienhaus ganz oben. Man wird ergänzen können: Wer ein Haus hat, will auch einen Garten. Frauen vermutlich mehr als Männer.Die Eigentumsquote ist in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Staaten erstaunlich niedrig, womit stets ein Nachholbedarf begründet wird. (was weiterhin negative Auswirkungen bei der Zersiedlung haben dürfte).
Re:Garten und Individualität
Verfasst: 17. Aug 2005, 17:15
von Wolfgang
Wobei die Frau im Garten schon ein Paradigmenwechsel ist. Noch bei Schillern war der Garten als Ort des produzierenden Gewerbes die Sphäre des Mannes, während die Frau das verarbeitende repräsentierte, das im Haus seinen Platz hatte.Der Mann muss hinausins feindliche Leben,muss wirken und streben,und pflanzen (!) und schaffen,erlisten, erraffen,muss wetten und wagen,das Glück zu erjagen.Da strömet herbei die unendliche Gabe,es füllt sich der Speicher mit köstlicher Habe …Und drinnen waltetDie züchtige Hausfrau,die Mutter der Kinder,und herrschet weiseim häuslichen Kreiseund lehret die Mädchenund wehret den Knabenund reget ohn Endedie fleißigen Hände …und füllet mit Schätzen die duftenden Ladenund dreht um die schnurrende Spindel den Fadenund sammelt im reinlich geglätteten Schreindie schimmernde Wolle, den schneeigten Lein.Die Folgezeit der industrielle Revolution, die Loslösung der Lebenssicherung vom Land, hat es möglich gemacht, die Auffassung der englischen Landschaftsgärtner vom Privatgarten als erweitertem Wohnraum auch auf bürgerliche Haushalte zu übertragen und der Frau auch den Garten zur Gestaltung zu eröffnen. Zuvor wurden die Gärten, auch die Bauern- und vor allem die Pfarrgärten, von Männern angelegt.Wir haben heute gut individuell sein, weil wir die soziale Sicherung des Familien-Betriebs überhaupt nicht mehr brauchen bzw. nicht mehr haben und jeder für sich selbst sorgen muss und kann – und deshalb auch seine Rolle frei(er) wählen kann.Dieser Querkopf aus dem vorletzten Jahrhundert hatte nicht völlig Unrecht damit, dass wir das Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse sind.
Re:Garten und Individualität
Verfasst: 17. Aug 2005, 17:26
von riesenweib
zumindest bei uns im süddeutschen raum war (und ist) das "Gaschtl", also der bauerngarten zur selbstversorgung, frauendomäne. siehe dazu die publikationen
hier und
diese
Re:Garten und Individualität
Verfasst: 17. Aug 2005, 17:29
von Hortulanus
Noch bei Schillern war der Garten als Ort des produzierenden Gewerbes die Sphäre des Mannes,
Das waren die Nutzgärten. Soweit Gärten eine Zierteil hatten (auch Bauerngärten), war das allein die Gestaltung der Hausfrau. Kein Bauer zu keiner Zeit wäre auf die Idee gekommen, Blumen zu säen.
Re:Garten und Individualität
Verfasst: 18. Aug 2005, 00:21
von Silene
Ja, aber ging es nicht um die heutige Zeit?Spontan hätte ich ja auch gesagt, daß eher Frauen für den Gartenzuständig sind und es auch erkennbar ist.Vorallem, wenn es um Sommerblumen-, Stauden-, Rosen-und Gemüsebepflanzung geht. Das kommt so aber nicht hin!Hier in der Gärtnerei kann man schon sehr gut sehen, wer pflanzt und plant oder nur mitkommt.Es verteilt sich nämlich doch einigermaßen gleichmäßig auf Frauen, Männer und zusammen Entscheidene. Weniger häufig kommen Jüngere ( unter 25 J.).Diese Saison habe ich mir auch mal einige Gärten anschauenkönnen: Auch Männer pflanzen begeistert Rosen und Frauen Gehölze.Einige Dinge würde ich ja auch eher Frauen zuordnen, z.B. Rosenkugeln, etc. im Garten, aber ob man daraus nun schon eindeutig was ableiten kann?Fotos von Gärten anschauen und sicher sagen, ob von Frau oder Mann gestaltet? Das möchte ich wirklich stark bezweifeln.