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Modepflanzen und die Folgen (Gelesen 19366 mal)
Moderatoren: Nina, Phalaina, AndreasR
Re:Modepflanzen und die Folgen
Ich finde, nichts ist NUR GUT oder NUR SCHLECHT !!!! Gäbe es nicht die große Vielfalt an früher kaum bekannten Pflanzen zu für alle erschwinglicheren Preisen, wäre das Gartenhobby nie dermaßen beliebt geworden! Auch kleinere Gartenbaubetriebe haben ihren Nutzen dabei, wenn sie einerseits billigere "Ware" (widerstrebt mir eigentlich, was Lebendes so zu nennen...) anbieten können und sehr oft Planung und Beratung, Gartenpflege etc. ihr Haupterwerb wurde. Mir fallen da auch die Zimmer-Orchideen ein: die bringen als dankbare Langblüher in den finsteren Wintermonaten vielen Menschen Freude und verleiten viele vorher gar nicht so sehr mit Blumen Vertraute, sich immer mehr damit zu befassen. Früher konnte man solche Pflanzen höchstens in Botanischen Gärten bewundern, jetzt kann sie jeder in seinem Wohnzimmer halten, weil es entsprechend gezüchtete Hybriden davon gibt. Dass das dann auch oft Menschen veranlasst, sich für heimischen Pflanzen dieser Gattung und ihre immer mehr schwindenden Lebensräume näher zu interessieren , ist die nächste Folge........ Oder:Wenn man bei uns hier auf dem Lande so schaut, wie bunt jetzt Häuser und Gärten im Sommer geschmückt sind, ist das doch viel freundlicher als früher, finde ich - auch wenn so ein Balkon oder Fenster nach Schema F geschmückt für mich nicht in Frage kommen ! Das wurde erst möglich, seit es im Frühling billige Pflanzen in großer Menge angeboten gibt. Der Gärtnereibetrieb im Nachbarort hat viel Arbeit mit dem Befüllen der Kistchen und seine Stammkunden wissen deren Qualität zu schätzen.Ich glaube, dass Beides nebeneinander Platz hat: der Garten der Pflanzenbegeisterten und auch der, der nur zum Schmuck des Hauses angelegt ist....... Lisl
Re:Modepflanzen und die Folgen
Ich weiß wirklich nicht, worüber ihr euch beklagt. Gärtnereien, die sich spezialisiert haben, werden eher überleben als die mit Allerweltsangebot. Die gleiche Entwicklung haben wir auch in den übrigen Branchen. Denn für viele macht es eben doch einen Unterschied, ob sie bei OBI oder sonstwo nur ein Drittel des Preises einer Gärtnerei zahlen müssen. Die beruft sich oftmals bei ihrer obskuren (vielleicht auch notwendigen) Preisgestaltung auf ihre Fachberatung. Dass es mit dieser in den meisten Fällen nicht weit her ist, wissen wir alle nur zu gut.Habe in den vergangenen Tagen gelesen, dass der Gartenbedarf der einzige Wirtschaftszweig ist, der derzeit nicht leiden muss. Das heizt die Pflanzenproduktion zusätzlich an. Zu erträglichen Konditionen geht es halt nur über Großerzeuger (die Niederländer angeblich inzwischen unter Zurhilfenahme afrikanischer und fernöstlicher Gartenbaubetriebe).Wir selbst hier in den Foren tragen zu dieser Entwicklung heftigst bei. Wenn hier über besondere Pflanzen parliert wird, löst das entsprechende Nachfragen aus. Die Helleborus-Begeisterung beruht doch nicht auf Presseveröffentlichungen allein, sondern im weitaus stärkeren Maß auf dem Internet.Ich finde den alten Gärtner um die Ecke ebenfalls romantisch. Aber was nützt er mir, wenn er meine speziellen Wünsche nicht erfüllen kann. OBI & Co. hat inzwischen ein Sortiment (ich weiß, nicht immer ist die Qualität wie sie sein sollte), das eine Gärtnerei kaum noch liefern kann. Ich jedenfalls finde immer wieder etwas Neues und Überraschendes.Die Spezialgärtnereien müssen sich eben etwas einfallen lassen, um auf sich und ihr besonderes Angebot aufmerksam zu machen. Das war nie leichter und einfacher als im Zeitalter des Internets. Wenn allerdings die Spezialisierung zu stark betrieben wird, und das Angebot aus der Mode kommt, dann regiert - so bedauerlich das auch sein mag - der Markt.Modepflanzen hat es zu allen Zeiten gegeben. Und wir alles wissen, dass man mit der Mode viel Geld machen kann, es aber auch verliert, wenn Trendänderungen nicht rechtzeitig erkannt werden.Der Pflanzentausch über den Gartenzaun oder über die Foren sind ein vernachlässigbarer Faktor.
Re:Modepflanzen und die Folgen
War wohl ein Missverständnis! Bin weit davon entfernt, mich zu beklagen!Und der Gartenboom hat dieselben Folgen, die Mainstreams so an sich haben:Alle "Weils-gerade-modern-ist-Gärtner" senken das Durchschnittsniveau, anderseits ist das gesunde wirtschaftliche Fundament Voraussetzung für eine Weiterentwicklung.( umgekehrt: die besten Bücher von den 60.-ern bis 80.-er Jahre über Obstbau, Feldfrüchte, Arzneipflanzenanbau... stammen aus der DDR- hat alles nicht viel geholfen- ohne die Möglichkeit oder den Willen zur wirtschaftlichen Umsetzung)Ich weiß wirklich nicht, worüber ihr euch beklagt. Habe in den vergangenen Tagen gelesen, dass der Gartenbedarf der einzige Wirtschaftszweig ist, der derzeit nicht leiden muss.
Re:Modepflanzen und die Folgen
Wer bestimmt, was Niveau ist, bzw. dessen Durchschnitt? Etwa diejenigen, die Bananenstauden in den Vorgarten setzen oder die ultimative Akelei, Päonie, Christrose oder was auch immer haben müssen? Die zu Pflanzenbörsen und Raritätenausstellung wallfahren? Die Pflanzen mit einem Ethos umhüllen, der sie fast "vermenschlicht"? Oder derjenige, der ein kleines Gärtlein sei es mit Gartenzwergen, sei es mit Tagetes, sei es mit kirmesfarbenen Rosen "schmückt"? Etwa der Ökogärtner, der nur "Einheimische" pflanzt, weil angeblich die Insekten das Welsche nicht annehmen?Vielleicht hat so die "Masse" eine der wenigen Gelegenheiten, ihren Geschmack, was immer das auch sein mag, beim Gärtnern zu entwickeln. Immerhin entwickelte sich der heute so gerühmte "Cottage-Garden" zum Teil auch aus der Nachahmung der Gärten des Adels.Alle "Weils-gerade-modern-ist-Gärtner" senken das Durchschnittsniveau,
Re:Modepflanzen und die Folgen
Hi Hortulanus!Fein, eine Blidungs-Elite-Diskussion vom Gartenzaun brechen!Mit teuflischem Vergnügen. :DAber erst abends, jetzt muß ich mich um den Girsch kümmern! 

Re:Modepflanzen und die Folgen









Re:Modepflanzen und die Folgen
Ich finde es durchaus nicht blöd, wenn's auch in den Massen-Grünzeug Betrieben (Obi u.ä.) mal was gibt, was nicht unbedingt 08/15 ist. Sonst hat man das, was es bei und in der Siedlung (angelegt Ende 70er Jahre) gibt: die Wahl zwischen Thujenhecken und Cotoneaster. Dann schon lieber Päonien in Sorten oder alte Rosen 

Re:Modepflanzen und die Folgen
Was ich bei allem erstaunlich finde ist, dass es bei Massenware nicht unbedingt Massenpreise gibt. 2,50 Euro für ein Töpfchen mag wenig erscheinen, aber es sind 5 Mark. Be besonderen Pflanzen sieht es noch schlimmer aus. Wenn ich mir überlege, dass ich für ein Trillium mittlerweile 10-15 Euro hinlege, finde ich das eigentlich zu viel. Das kann nicht jeder bezahlen. Vielleicht weichen auch deshalb viele auf das Tauschen aus. LG Silvia
Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst.
Re:Modepflanzen und die Folgen
Es ist doch wie überall. Die einen singen aus der Versenkung hervorgeholte Palästrinas, Bachs und Telemanns, die anderen alles Mögliche zur Gitarre, die dritten Karaoke, die vierten in der Badewanne und die fünften, die die meisten sind, gar nicht. Und die einen halten die zweiten bis vierten für den Untergang der Kultur, obwohl die fünften das größere Problem sind.Silvia: Die großen Discounter, die fast alle ins Pflanzengeschäft eingestiegen sind, haben aber doch Massenpreise für Massenware gebracht. Fast hätte ich in einer Gärtnerei für drei Liatris-spicata-Knöllchen eineinhalb Euro auf die Theke gelegt - wenn ich nicht vorher 180 Liatris, sehr frisch übrigens, für knapp drei Euro erstanden hätte.
Re:Modepflanzen und die Folgen
Mal gibt es viel von einer Sache, mal wenig. In der Wirtschaft heißt es Schweinezyklus. In den 60er und 70ern pflanzte man überall Fichten und Thuja - und heute werden sie umgeholzt. Der Trend geht zu Laub- und Obstbäumen und Kletterpflanzen. Wenn wir dann so alt sind, dass wir das viele Laub und Obst nicht mehr bewältigen können, setzen wir wieder Thujas und Cotoneaster, passt auf. Schluss mit Cypripedium und Trillium. ;)Denn wer hätte jemals gedacht, dass diese unmöglichen, braun-orangefarbenen Tapetenmuster aus den 70ern jemals wieder in Mode kommen könnten. Schockschwerenot!
LG SilviaP.S. Wolfgang, klar kriegt man auch Billigstware. Aber unterm Strich finde ich das, was ich finde, gerade bei Stauden oftmals zu teuer. Aber 180 Liaris für 3 Euro ist ja wirklich nichts.
Oder meinst du pro Stück? Und 180 Stück? Du musst viel Platz haben.


Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst.
Re:Modepflanzen und die Folgen
Nein, die 180 kosteten 3 Euro. Sie waren schnell unter und gingen auf wenige Quadratmeter. Die letzten 30 kamen in einen Kübel.Discounter haben erstaunlich oft respektable Qualität. Da lassen sich teure Trillien eher verschmerzen... Aber meist bin ich vorsichtig damit, schließlich hänge ich an meinem Gärtner mit seinen ebenso kauzigen wie kundigen Leuten.
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Re:Modepflanzen und die Folgen
Also der Überschrift nach hätte ich das gesamte Thema etwas anders interpretiert... Modepflanzen sind ja momentan, neben den von euch genannten, auch die armen Geraniümmer, Hostas, Hems und als Dauerbrenner die Rosen. Gerade bei Hostas finde ich es unerträglich, wenn sie als pflegeleicht und anspruchslos angepriesen, in vollster Sonne ihr Dasein fristen, mit dünnen, löchrigen Blättern der Hitze harren und nichts von der üppigen Wirkung entfalten, deretwegen ich sie gerne pflanze.Ebenso das Geranium, welches mit den Sorten 'Johnson's Blue', macrorhizum, cantabrigiense und himalayense schon in fast jedem Garten vertreten ist. Nichts gegen die Gärtnerinnen und Gärtner, die in der selben Begeisterung wie noch ich ( vor gar nicht so langer Zeit ) die Pflanzen pflegen und auf meine Frage, ob sie denn Storchschnäbel hätten, sofort abblocken und meinen, sie hätten rosa und blauen und mehr gäbe es nicht
- oft fragen sie dann noch nach psilostemon und 'Claridge Druce' und dann ist es aus mit ihrem Wissen: Mehr Sorten werden in einschlägigen Zeitschriften nicht erwähnt.Und wenn schon Modepflanzen, dann wenigstens standortgerecht setzen! Nur weil sie gerade in ist, die Schneerose mitten ins Staudenrabatt zu setzen und sich dann zu wundern, weshalb sie nicht wächst...Ich glaube, alles Unheil mit Modepflanzen wird von Mein schöner Garten, Flora und Co geschürt. Man bekommt ewig gleiche Bilder gezeigt, zwar ohne Zweifel schöne, aber doch immer die selben und langsam, gleich einer Gehirnwäsche!, zwingt es einem ins nächste Gartencenter und schon werden die benötigten Stauden gekauft, ohne Rücksicht, ob diese nun zum eigenen Stil passen, ja oft wird vergessen, dass der eigene Stil doch anstrebenswert wäre, denn zu einfach ist es, Pflanzvorschläge stur nachzupflanzen, statt selber welche zu entwerfen *schnauf*.Einige solche Leute kenne ich, sie schaffen es oft auch, ganz hübsche Gärten zu fabrizieren und im Grunde möchte ich sie garnicht kritisieren. Aber läuft es am Ende nicht doch wieder darauf hinaus, dass alle Gärten gleich aussehen? Rosa Rosen, einen 'Bobby James' im Apfelbaum, Katzenminzen und Frauenmantel, dahinter Geranium x magnificum (das ich oben vergessen habe) und fertig ist unser toller Garten, sich nur an der Größe von denen des Nachbarn unterscheidend, zwar eindeutig besser als eine Thujenwüste, aber ideologisch genau das selbe, ja geradezu ident mit dem Denker längst verstrichener Jahrzehnte. Und am Ende will niemand auffallen, sondern sich der Masse anpassen, mitlaufen mit den Meinungsbildenden....Hach, wieso streben nur so wenige nach Selbstverwirklichung? Warum denken viele garnicht dran, dass ein eigens entworfener Garten vielleicht ein besonderes Kleinod werden könnte?Sinnloses labernd,Katrin

"Ich glaube, viele von uns haben ihre Heimat längst verloren, denn sie haben sie in der Kindheit gelassen, in den staubigen Straßen und an den sonnigen Tagen, als die Welt noch gut war, weil wir nur die Fassade sahen und zu klein waren, die Türen zu öffnen."
ich
ich
Re:Modepflanzen und die Folgen

