Seite 2 von 3
Re:Riesenbärenklau
Verfasst: 6. Aug 2007, 23:33
von pocoloco
Wir, die reichen Industrieländer, beklagen die Biodiversitätsabnahme in den Tropen und regen uns auf, dass die dortigen Länder nicht viel dagegen tun. Wir sammeln Spenden für den Wiederaufbau und den Erhalt der tropischen Regenwälder. - Wenn wir aber mal vor unsere eigene Haustüre schauen, müssen wir feststellen, dass wir genauso handeln.
An diesem Punkte muß/darf

ich Dich unterstützen, selbst viele unserer Kulturpflanzen und selbst Nutztiere stehen mittlerweile auf der "roten Liste". Und wir, will sagen unsere Regierung, tuen nix, eher nur einige Vereine, aber wir missionieren andere. .....doll

Re:Riesenbärenklau
Verfasst: 7. Aug 2007, 00:03
von Blauaugenwels
Grüß Euch, jetzt geht die Diskussion los. Hab´s mir schon gedacht. @ max.Was heimisch (= einheimisch) ist und was nicht, ist ein strittiger Punkt, das gebe ich zu. So gibt es auch bei uns viele Pflanzen, die erst durch das Zutun des Menschen (direkt oder indirekt) ihre spätere Verbreitung erlangt haben. Bsp. Rotbuche (ich hoffe, ich krieg das jetzt richtig hin)Buchwälder, die als so charakteristisch für Mitteleuropa beschrieben werden, sind erst seit der Steinzeit prägend für dieses Gebiet. Entstanden sind sie dadurch, dass frühe Steinzeit-Halbnomaden (wandern nach einigen Jahren weiter) die Wälder rings um ihre Siedlungen gerodet und für Ackerbau genutzt haben. Wenn sie weitergezogen waren, lag der Acker offen und wurde von Gehölzen zurückerobert. Dabei hat sich die Rotbuche gegenüber der ursprünglichen Bewaldung durchgesetzt und so allmählich von Südwesten über das heutige Frankreich kommend ausgebreitet. Bsp. GierschDas Kraut stammt höchstwahrscheinlich aus Südeuropa und wurde intensiv als Salat(beigabe) genutzt. Später hat man ihn dann über die Alpen gebracht und hier in jedem Garten gepflanzt. - Jetzt ist der Giersch überall. Natürlich muss heimisch im konkreten Fall immer in Bezug mit einem bestimmten Gebiet genannt werden! Dass der Riesenbärenklau auch von in Mitteleuropa heimischen Tierarten genutzt wird, stimmt schon. Aber er ist nicht für die Tierarten nutzbar, deren Futterpflanzen er verdrängt. @pocolocoSeh ich auch so. - Zu nenen wären da z.B. die Saatgut-Firmen, die weltweit agieren und dann ihre passenden Pestizide dazu liefern. Das allein wäre schon ein Thema für sich. Globalisierung im Sinne von abgestimmter Umweltpolitik ist schön und sinnvoll, aber im Hinblick auf diese Saatgutgeschichte der Anfang vom Ende. Die Menschheit schaufelt sich ihr eigenes Grab, wenn alle das gleiche anbauen und beispielsweise die regionalen Getreide-Sorten verschwinden. Auch da ist die Diversität nötig - aber das wird der Rest der Menschheit schon noch feststellen... Es ist nämlich ein Unterschied, ob Du selbst betroffen bist, oder vielleicht doch "nur" Dein Nachbar.Viele GrüßeMarkus
Re:Riesenbärenklau
Verfasst: 7. Aug 2007, 00:15
von max.
...beispielsweise die regionalen Getreide-Sorten verschwinden....
die sind in ihrer mehrheit schon während der industriellen revolution verschwunden. was jetzt noch bewahrt wird, ist der kümmerlicher rest einer unfaßbaren vielfalt von regionalsorten.
Re:Riesenbärenklau
Verfasst: 7. Aug 2007, 00:35
von Blauaugenwels
Grüß Dich max., wenn Du die Kultursorten Europas anschaust stimmt das leider :'(Ich dachte mehr an die vielen Reissorten in Asien, die gerade unter den Augen der UN untergehen. - Aber Hauptsache ist, große Konzerne haben ihren Gewinn und die Führungsriege kann den einstecken. Beteiligung der eigenen Arbeiter wäre generell wieder mehr angesagt, das hat es ja mal gegeben, als die/der Einzelne noch keine Nummer war. - Aber das wäre schon wieder das nächste Thema

und vor allem ganz weit entfernt vom Riesenbärenklau

Übrigens frag ich mich gerade, ob ich den in den Garten pflanzen sollte. Damit wären die Probleme mit den Schnecken erledigt und mit der Pflege aller anderer Pflanzen auch...Viele GrüßeMarkusPS: Nein, mach ich natürlich nicht.

Re:Riesenbärenklau
Verfasst: 7. Aug 2007, 00:48
von max.
...Übrigens frag ich mich gerade, ob ich den in den Garten pflanzen sollte. ...
als ich meinen letzten garten übernommen habe, war dieser voll vom riesenbärenklau. ein imker hatte vorher den garten genutzt und die pflanze als bienenweide gefördert.im gemüseteil habe ich die pflanze schon im ersten jahr ausgerottet. zwischen büschen und im gras dauerte es einige jahre und erforderte regelmäßiges mähen.(und verursachte einige böse verbrennungen)gelegentlich traut sich eine pflanze unterm schutz der brombeerhecke hervor. die lasse ich gewähren und blühen, entferne aber die dolde nach der blüte.
Re:Riesenbärenklau
Verfasst: 7. Aug 2007, 06:35
von fars
...beispielsweise die regionalen Getreide-Sorten verschwinden....
die sind in ihrer mehrheit schon während der industriellen revolution verschwunden. was jetzt noch bewahrt wird, ist der kümmerlicher rest einer unfaßbaren vielfalt von regionalsorten.
Dass viele von ihnen verschwunden sind hat aber auch etwas mit einer gewollten und auch sinnvollen Selektion (schon wieder dieses Unwort

) durch unserer Altvorderen zu tun. Auch im Alterum und den jüngeren Epochen hat man vorzugsweise das angebaut, was den höchsten Ertrag lieferte.Das mit den Züchtungen und den ggf. damit verbundenen Patenten hat ebenfalls zwei Seiten. Man kann nicht einerseits aufwändige Züchtungsforschungen fordern, dann aber diesen Firmen ihre Ertragsoptimierungen absprechen. Andernfalls müsste ihnen das Ergebnis abgekauft werden. Wer macht das und ist das bei jedem vermeintlichen Züchtungserfolg sinnvoll? Wäre dann wie die Genehmigung zum Gelddrucken.Zurück zum Riesenbärenklau: Nach meinen Beobachtungen breitet er sich auch durch Rhizome (?) aus. Mein Nachbar hat ihn im Garten als Zierpflanze und kappt brav die Blüten, bevor der Samen reift. Dennoch ist der Bestand in dem betreffenden Beet heftig "angewachsen" und nimmt eine immer größere Fläche ein.
Re:Riesenbärenklau
Verfasst: 7. Aug 2007, 06:43
von Karin L.
Zurück zum Riesenbärenklau: Nach meinen Beobachtungen breitet er sich auch durch Rhizome (?) aus. Mein Nachbar hat ihn im Garten als Zierpflanze und kappt brav die Blüten, bevor der Samen reift. Dennoch ist der Bestand in dem betreffenden Beet heftig "angewachsen" und nimmt eine immer größere Fläche ein.
Früher dachte ich immer, der Bärenklau wäre zweijährig. Aber meine letzte Pflanze war mindestens 5 - 6 Jahre alt, Rhizome bildete sie nie.Gruß Karin
Re:Riesenbärenklau
Verfasst: 7. Aug 2007, 06:58
von pocoloco
Dass viele von ihnen verschwunden sind hat aber auch etwas mit einer gewollten und auch sinnvollen Selektion (schon wieder dieses Unwort

) durch unserer Altvorderen zu tun.
fraglich, ob die Selektionskriterien immer sinnvoll sind. Wenn Sorten verschwinden, weil sie es nicht lange genug in der Gemüsetheke aushalten, ist das vielleicht nicht unbedingt sinnvoll, zumindest, wenn dafür geschmackvollere Sorten verschwinden. Und wie sinnlos die Verdrängung der Landsorten in den Entwicklungsländern in Folge der "grünen Revolution" war, läßt sich auch überall nachlesen.
.....ggf. damit verbundenen Patenten hat ebenfalls zwei Seiten.
Sortenschutz ja, Patentschutz nein. Sortenschutz erlischt irgendwann und greift nur direkt, Patentschutz erstreckt sich nicht nur auf das Saatgut, sondern alle Folgeprodukte, ....... Unter dem Sortenschutz darf ein jeder die bestehenden Sorten für die eigene Züchtung weiterverwenden, unter dem Patentrecht, das die Saatgutfirmen jetzt versuchen, durchzusetzen, ist das nicht mehr möglich. Und patentieren lassen kann man sich leider nicht nur "eigenes geistiges Eigentum", sondern auch vorgefundenes, wie man es z.B. mit dem Neembaum versucht hat. Hätte das geklappt, hätte jeder Afrikaner, denen wir ihn eigentlich verdanken, für dessen Verwendung zahlen müssen. Zum Glück hat sich noch niemand den Riesenbärenklau patentieren lassen, dann müßte jeder, auf dessen Grundstück er als Unkraut wächst, Lizenzgebühren zahlen, idiotisch, aber im Patentrecht denkbar (wer wissen möchte, welche Blüten das treiben kann, google doch mal nach Percy Schmeiser und Monsanto

).

Re:Riesenbärenklau
Verfasst: 7. Aug 2007, 07:21
von fars
Dass viele von ihnen verschwunden sind hat aber auch etwas mit einer gewollten und auch sinnvollen Selektion (schon wieder dieses Unwort

) durch unserer Altvorderen zu tun.
fraglich, ob die Selektionskriterien immer sinnvoll sind.
Diese Frage stellt sich seit Anbeginn des Ackerbaus und lässt sich leider immer erst ex post beantworten.
pocoloco hat geschrieben: Sortenschutz ja, Patentschutz nein.
Ist das tatsächlich so einfach zu beantworten? Wie will man Forschungseinrichtungen zu kostenintensiven Züchtungen veranlassen, wenn man ihnen diese Möglichkeit von vornherein nimmt? Wäre mal interessant zu wissen, wieviele Fehlzüchtungen einer erfolgreichen vorangegangen sind.
Re:Riesenbärenklau
Verfasst: 7. Aug 2007, 17:12
von Santolin
@ Karin L. Leider stimmt es nicht, dass du in der freien Natur in Bayern kein Exemplar mehr findest. An der B 25 nähe Feuchtwangen z. B. war das letzte mal, als ich vorbeigefahren bin noch ein richtiger "Wald", mindestens 30 Exemplare direkt neben der Straße. Soll schon seit Jahren so sein und angeblich bleibt auch die Anzahl ungefähr gleich.Auch einem einem Weiher bei Dinkelsbühl gab es einige Exemplare, die wurden allerdings schon vor einem Monat vernichtet und faulen jetzt vor sich hin.Er sieht ja wirklich toll aus, schade, dass er so ein Teufelszeug ist.LG Santolin
Re:Riesenbärenklau
Verfasst: 7. Aug 2007, 19:16
von Karin L.
Ja schade.Wie gesagt, bei uns in Ostbayern habe ich seit Jahren keine Pflanze mehr im Freiland gesehen und ich komme ziemlich rum in der Natur.Gruß Karin
Re:Riesenbärenklau
Verfasst: 8. Aug 2007, 15:33
von Blauaugenwels
Grüß euch, @ fars und Karin L.Bei Rhizomen muss man unterscheiden zwischen botanischer Definition und Anwendung des Begriffs durch Gärtner etc. Botanisch gesehen ist ein Rhizom ein Erdsproß - also ein Sproß, der in der Erde wächst. Somit haben sehr viele winterharte Stauden Rhizome. Die Sproßachse liegt dabei meist waagrecht in der Erde und vom Rhizom gehen direkt Wurzeln (sproßbürtig) ab. In der Vegetationsperiode bildet das Rhizom einen Luftsproß, der die Erdoberlfäche durchbricht und später abstirbt, während unter der Erde das Scheitelmeristem (Meristem = Bildungs-/Teilungsgewebe) in horizontaler Richtung weiterwächst.Gärtner etc. verwenden den Begriff meist für alle jene Teile einer Pflanze, die sie über die Ruhephase bringen - egal, ob es sich um Sproßknollen (Kartoffel, Erdnuss), Wurzelknollen (Dahlie), Rüben (= verdickte Wurzel und verdickter Sproß; Zuckerrübe, Karotte), etc. handelt. Botanisch gesehen hat der Bärenklau auch ein Rhizom. @ pocolocoMonsanto dürfte ja eigentlich niemand überhört haben können in den letzten Jahren. Erst eigene teure F1-Züchtungen herausbringen, die im Labor genetisch "verbessert" wurden und dann teure Spritzmittel dazu, weil nur diese die Pflanze vor Schadinsekten (

) schützen können. Und wenn dann abgeernetet ist, muss die nächste F1-Hybride gekauft werden und der Teufelskreis schließt sich. Viele GrüßeMarkus
Re:Riesenbärenklau
Verfasst: 8. Aug 2007, 16:19
von werner I
Trotz aller gesundheitlichen Bedenken ist der Riesenbärenklau eine eindrucksvolle Erscheinung. Wir haben im Norden von Hamburg eine große Anzahl der Pflanzen - auch wenn einige "Verrückte" mit einem Langmesser versuchen, die Pflanze auszurotten. Es gibt doch so viele Pflanzen, denen wir mit Vorsicht begegnen müssen. Wer also Sämlinge möchte, ich kenne einige Standorte in Hamburg.mfgwerner I
Re:Riesenbärenklau
Verfasst: 8. Aug 2007, 16:41
von Shamaa
Ich kann nur alle dringend vor dem Riesenbärenklau warnen.

Mich hatte auch der prächtige Anblick gelockt und ich war fest entschlossen, die Blüte rechtzeitig zu kappen. Leider brach ich mir ein Bein und vergaß im Krankenhaus die ganze Sache. Nun werde ich seit einigen Jahren daran erinnert, weil überall die Pflänzchen erscheinen und mit der Wurzel ausgegraben werden müssen - unter gebotenen Vorsichtsmaßnahmen. Also: laßt es sein! Liebe GrüßeShamaa
Re:Riesenbärenklau
Verfasst: 8. Aug 2007, 17:58
von Karin L.
Wenn du das abends machst, passsiert dir gar nichts, man kann auch übertreiben. Ich habe jahrelang mit diesen Pflanzen hantiert, nie ist irgend etwas passiert. Nur bei Sonnenlicht darf nicht gebrochen oder geschnitten werden. Gruß Karin