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Gärtnern statt Arbeitslosigkeit - eine gute Idee (Gelesen 7466 mal)

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Staudo
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Re:Gärtnern statt Arbeitslosigkeit - eine gute Idee

Staudo » Antwort #15 am:

Ähhm, das Prekariat in Hessen unterscheidet sich vermutlich von dem in Brandenburg. Gering qualifizierte und ältere Leute, die gutwillig sind, finden in wirtschaftlich starken Regionen immer noch eine Arbeit, in wirtschaftlich schwachen eher nicht.Callis hat in Saxdorf doch sicher Frau Stamm kennengelernt, auch eine Langzeitsarbeitslose, aber ein absoluter Schatz, engagiert, fleißig und lernbegierig. Selber habe ich im Frühjahr zwei Hartz-IV-Empfängerinnen eingestellt und bin mit beiden hoch zufrieden.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
callis

Re:Gärtnern statt Arbeitslosigkeit - eine gute Idee

callis » Antwort #16 am:

Klingt irgendwie ein bisschen so, als würde von HartzIV-Empfängern nur Arbeitsscheue erwartet und man ist dann ganz positv überrascht, wenn sie doch arbeiten können und wollen.Natürlich möchte nicht jeder HartzIV-Empfänger im Garten arbeiten. Ich ginge ja auch nicht gern zur Straßenreinigung oder an eine Supermarktkasse, obwohl ich putzen und Kopfrechnen kann. ;DAls Problem empfinde ich allerdings auch, dass man auf dem Lande keine Leute bekommt, die im Garten arbeiten wollen, auch nicht für den von fars gebotenen Lohn. Und das, obwohl auch hier die Arbeitslosigkeit ziemlich hoch ist.
Callis hat in Saxdorf doch sicher Frau Stamm kennengelernt
namentlich sicher nicht, da uns die beiden Garteneigentümer selbst geführt haben in Garten und Kirche. Vielleicht in der Cafeteria?
Lilo

Re:Gärtnern statt Arbeitslosigkeit - eine gute Idee

Lilo » Antwort #17 am:

Ein Problem für HartzIV-Empfänger bei einer Beschäftigung im gärtnerischen bzw. landwirtschaftlichen Bereich, besteht darin, dass Sie sich damit für andere Tätigkeiten disqualfizieren. Bei der Bewerbung zur Büro- oder EDV-Kraft ist die Gärtnertätigkeit im Lebenslauf eine Katastrophe.Wer also bereit, ist zuzupacken und seine Knochen zu riskieren, um nicht von der Willkür durch Behörden abhängig zu sein. Bringt sich als Zugabe weiter ins Abseits. Dies ist der einzige Punkt zu dem ich mir amerikanische Verhältnisse wünsche.
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Susanne
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Re:Gärtnern statt Arbeitslosigkeit - eine gute Idee

Susanne » Antwort #18 am:

Ich dachte immer, "amerikanische Verhältnisse" bedeutet, daß man drei Jobs hat und sich trotzdem keine Krankenkasse leisten kann...
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macrantha
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Re:Gärtnern statt Arbeitslosigkeit - eine gute Idee

macrantha » Antwort #19 am:

Wer also bereit, ist zuzupacken und seine Knochen zu riskieren, um nicht von der Willkür durch Behörden abhängig zu sein. Bringt sich als Zugabe weiter ins Abseits.
Das sehe ich nur in manchen Fällen so. Ist der eigenen Beruf "höherqualifiziert", dann stimmt das sicherlich. Es gibt aber nicht wenige, die erst gar keine abgeschlossene Ausbildung haben - da ist es doch besser, dass man 1/2 Jahr für eine solche Sache gearbeitet hat, als gar nichts getan. Und 1,50 Euro stundenlohn - Wucher ist das nicht gerade. Die Leute machen in diesen Arbeitstunden etwas sinnvolles, haben einen geregelten Tagesablauf statt daheim zu sitzen, erfahren (hoffentlich) positive Arbeitserlebnisse - das ist mehr als 1,50 Euro wert.
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Crispa †
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Re:Gärtnern statt Arbeitslosigkeit - eine gute Idee

Crispa † » Antwort #20 am:

Hier jedenfalls ist kein Hartz IV-Empfänger für 8 € auf die Kralle für etwas nervtötendere Gartenarbeiten wie Mähen, Shreddern, Erden mischen zu bekommen. Ich habe mehrere Versuche aufgegeben. Oder sind 8 € etwa kein Geld?
Hallo fars,das Thema habe ich auch hinter mir. 7,50 Euro hatten wir verabredet plus Mittagessen und Pausengetränke gab es auch. Um 8.00 Uhr sollte es eigentlich losgehen aber man mußte nur vorher kurz zum Arzt na um 10.00 Uhr war er dann da. Nach einem Tee wurde gleich gefragt bevor es losging und Pause wurde immer nach einem kurzzeitigen Arbeiseinsatz gemacht. Zugegeben es waren Schachtarbeiten die mir reichlich schweer fallen. Um 12.30 gab es Mittagessen. Nudeln und Bolongnese dazu einen frischen grünen Salat. In der Bolongnese vermißte er die Wurststückchen. Zugegeben manche haben eben einen anderen Geschmack. (Wir hätten vorher fragen sollen!) Nach dem Essen eröffnete er uns, dass er sich mit einem Freund verabredet hätte und nun weg müßte aber Morgen würde er pünktlich wiederkommen. Höflich fragte ich Ihn was er denn an Geld für seine geleistete Arbeit bekommet. Das hatte er schon errechnet und sagte 30,00 Euro. Ich fragte Ihn wie er auf diesen Betrag gekommen wäre er hätte doch nur knapp 2,5 Stunden gearbeitet und wir hätten doch 7,50 Euro ausgemacht. Seine Antwort: "Ja und die Mittagspause!" Wir einigten uns dann auf 20,00 Euro und darauf, dass es den nächsten Tag um 8.00 Uhr weitergehen sollte.Sehr erstaunt war ich allerdings darüber, dass er auf einmal um ca. 18.00 Uhr wieder bei mir auftauchte. Höflich fragte er mich ob er auf den morgigen Arbeitseinsatz gesehen schon mal 20 Euro Vorschuß haben könnte. Meine Antwort nein, er hätte sich ja heute schon das Geld bei mir verdienen können. Nach einigem hin und her eröffnete er mir, er würde gar nicht mehr wiederkommen was er denn auch tat. Strafe muß ja halt sein und so schachte ich wieder selbst. Allerdings hat er schon einige Male angerufen ob ich wieder mal Arbeit für ihn hätte. So schlecht muß es ihm bei mir doch nicht ergangen sein.
Liebe Grüsse Crispa
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freitagsfish
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Re:Gärtnern statt Arbeitslosigkeit - eine gute Idee

freitagsfish » Antwort #21 am:

hallo ihr lieben,heute gibt es leider mehr als dürftige infos dazu auf der website des rbb, und zwar hier:http://www.rbb-online.de/brandenburgaktuell/(siehe "tafelgarten")dort gibt es auch ein video von dem beitrag, daß ich mir allerdings nicht ansehen kann (da der real player auf einem mac hinter einer fire wall nicht so recht funktionieren will).daher kann ich die frage nach der bezahlung der leute nicht beanworten. ich habe aber eine mail an die gemeinde rückersdorf (elbe-elster) geschrieben und um auskunft gebeten. mal sehen, ob sie antworten...hier die website der gemeinde - auf der aber leider auch keine infos zu dem projekt zu finden waren (oder habe ich wassermelonen auf den augen?):http://www.gemeinde-rueckersdorf.eu/home.htmlhabe mich heute schon eine runde schwarzgeärgert über so wenig infos über ein so interessantes projekt. wozu ist eigentlich das internet da, wenn nicht für infos? ???
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Staudo
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Re:Gärtnern statt Arbeitslosigkeit - eine gute Idee

Staudo » Antwort #22 am:

Rückersdorf ist hier gleich um die Ecke.Es ist halt so, dass hier massenweise Kleingärten leer stehen. Andererseits gibt es immer wieder Versuche, Langzeitarbeitslose irgendwie aus ihrem Trott zu holen. Vor 15 Jahren waren das Kräutergärten, dann kamen Naturlehrpfade, jetzt halt das. Aus sozialer Sicht sind diese Projekte sinnvoll, aber großartige Effekte bringen sie nicht. Macrantha hat das freundlicher beschrieben.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
Pimpinella
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Mizzitanta spinosissima var. splendens

Re:Gärtnern statt Arbeitslosigkeit - eine gute Idee

Pimpinella » Antwort #23 am:

Ein wenig anders gelagerte, aber ähnliche Projekte zur zivilisatorischen Kraft des Gärtnerns habe ich hier verlinkt .
Nomadin

Re:Gärtnern statt Arbeitslosigkeit - eine gute Idee

Nomadin » Antwort #24 am:

Ein Problem für HartzIV-Empfänger bei einer Beschäftigung im gärtnerischen bzw. landwirtschaftlichen Bereich, besteht darin, dass Sie sich damit für andere Tätigkeiten disqualfizieren. Bei der Bewerbung zur Büro- oder EDV-Kraft ist die Gärtnertätigkeit im Lebenslauf eine Katastrophe.
Wird gerne behauptet, ich glaube nicht daran, daß das (noch) überall so ist. Unsere letzte Neueinstellung hat die Stelle nicht wegen ihrer guten Zeugnisse bekommen, sondern weil aus ihrem Lebenslauf ersichtlich war, daß sie bereit war, die Zeit ihrer Arbeitslosigkeit mit Jobs zu überbrücken, obwohl die z. T. aus "unqualifizierten Tätigkeiten" bestand. Ehrlich gesagt kann ich bei uns niemanden brauchen, der zu zimperlich dafür ist, auch mal zum Putzlumpen zu greifen, wenn's nicht anders geht. Darin zeigt sich sicher nicht nur mir eine Haltung, die mir im Arbeitsleben sehr gut gefällt.
Buchsini
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Re:Gärtnern statt Arbeitslosigkeit - eine gute Idee

Buchsini » Antwort #25 am:

Hallo,das ist ein wirklich interessantes Thema hier.Ich suche zur Zeit auch nach einem neuen Job. Vor ca. 2 Wochen habe ich mich bei einem Bauern vorgestellt um Erdbeeren zu pflücken.Die Bäuerin fragte mich dann gleich erst mal ob meine Arbeitspapiere in Ordnung wären. :oIch glaube, die meinsten denken, es gibt nur polnische Mitmenschen die so einen Job ausüben möchten.Ich kam mir richtig blöd bzw. deplatziert vor.Na ja, man versicherte mir dann, das erst mal genügend Polen zur Stelle wären und ich könnte ja mal meine Telfon-Nr. da lassen.Gemeldet hat sich bis her noch keiner. Ob man meint, ich wäre mit dem Lohn nicht einverstanden gewesen? Oder habe ich nicht ins Konzept gepasst? Ich arbeite mit jedem gerne zusammen egal welche Nationalität.Und zu diesem Thema hier:Ich finde es auch gut, wenn Harzer an so einem Gartenprojekt teilnehmen. Sie sind ja mind. 1 Jahr aus einer regelmäßigen Tätigkeit raus. Um nicht einzurosten und sich ans Nichtstun zu gewöhnen, ist das eine gute Aternative wieder in Arbeit zu kommen.GrußBuchsini
freiburgbalkon

Re:Gärtnern statt Arbeitslosigkeit - eine gute Idee

freiburgbalkon » Antwort #26 am:

Wenn die Leute bei der Stange bleiben kann es im Einzelfall ok sein.Hier jedenfalls ist kein Hartz IV-Empfänger für 8 € auf die Kralle für etwas nervtötendere Gartenarbeiten wie Mähen, Shreddern, Erden mischen zu bekommen. Ich habe mehrere Versuche aufgegeben. Oder sind 8 € etwa kein Geld?
Das ist eben das Scheußliche an der Arbeitsteilung nach Tätigkeiten! Wenn man NUR Mähen, oder NUR Schreddern soll, ist es doch was ganz anderes, wie wenn man auch pflanzt und pflegt und gießt und düngt und schneidet, und der Pflanze beim Wachsen zusieht und evt. auch noch erntet! Dann gehört es einfach dazu, daß man auch mal schreddert oder mäht! Ich hasse Arbeitsteilung, bei der einige Leute nur das Stumpfsinnige machen sollen!
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Paulownia
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Re:Gärtnern statt Arbeitslosigkeit - eine gute Idee

Paulownia » Antwort #27 am:

fars Hier jedenfalls ist kein Hartz IV-Empfänger für 8 € auf die Kralle für etwas nervtötendere Gartenarbeiten wie Mähen, Shreddern, Erden mischen zu bekommen. Ich habe mehrere Versuche aufgegeben. Oder sind 8 € etwa kein Geld?[quote hat geschrieben:
Nö, für die meisten Hartz IVler ist das viel zu wenig. Auch wir haben es hinter uns. Und zwar mit einem Std.Satz von 10 Euro und Überstd. extra.4x haben wir es versucht. Jetzt haben wir 2 Slowaken mit einer Arbeitsleistung und- motivation die ich hier von HartzIVlern leider noch nie hatte.Das Problem ist halt, daß Viele schon länger in der Arbeitslosigkeit stecken und sich leider nicht mehr integrieren lassen wollen.Ich glaube nicht, daß sie dabei bleiben.
LG Margrit
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sonnenschein
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Re:Gärtnern statt Arbeitslosigkeit - eine gute Idee

sonnenschein » Antwort #28 am:

Oh, was sind sie alle faul und geldgeil, die HartzIV-ler!Ich kann nur sagen: anderthalb Jahre hat eine hier für mich geschuftet als geringfügig Beschäftigte. Die müssen das meiste Geld ja - wenns angegeben wird und das wird hier bei mir gemacht! - abgeben bzw. das bekommen sie weniger ausbezahlt. Meine Hilfskraft hat dann den Weg hierher bezahlt, sie hat die beiden kleinen Kinder unterbringen müssen, teilweise auch bezahlt und hatte am Ende garaniert nicht mehr als vorher.Aber nun haben wir sie halbtags eingestellt. Mehr als vorher hat sie aber auch nicht. Ich für mein Teil hoffe, daß ein paar mehr Gartenbesitzer es gut finden, wenn Arbeitsplätze geschaffen werden und hier auch kaufen, damit ich sie auch weiterhin beschäftigen kann. Ein-Euro ist Sklaverei!!Und wenn ich mir so ansehe, wie sie hier knechtet, dann kann ich die pauschalen Vorurteile nicht mehr hören!!!! Oder lesen ::) .
Es wird immer wieder Frühling
Nomadin

Re:Gärtnern statt Arbeitslosigkeit - eine gute Idee

Nomadin » Antwort #29 am:

Schieß mal nicht gleich mit Kanonen los, Sonnenschein :)Ich glaube nicht, daß wir darüber diskutieren müssen, ob Arbeitslose "faul" oder "nicht faul" sind, daß es beides gibt und noch viele Abstufungen dazwischen ist sicher jedem klar. Das Problem, das sich für jemanden, der Hartz IV bekommt, vermutlich am ehesten auftut ist der Umstand, daß jedes Einkommen bei der ARGE gemeldet werden und u.U. seitenlange Fragebögen ausfüllen muß und daß der Arbeitgeber (auch wenn's ein privater Gartler ist) verpflichtet ist, diese Tätigkeit auch anzumelden und ggf. eine Pauschalsteuer zu bezahlen - so oder so, ein Haufen Papierkram. Bestimmungen, die ein normal Sterblicher i.d.R. nicht so richtig kennt (wen's interessiert, kann ja mal unter "Minijob" googeln) und auf jeden Fall ein Aufwand, der sich für kaum eine Seite wirklich lohnt. Mithilfe für bestimmte Tätigkeiten in einem privaten Garten wird sich also meistens nur lohnen, wenn's "unter der Hand" gemacht und bezahlt wird.
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