Re:Diese angeblich lästigen Umbenennungen!
Verfasst: 15. Feb 2010, 22:33
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???Solche Lehrlinge kenne ich nicht. Eher welche, die im dritten Lehrjahr immer noch über Bistorta/Polygonum stolpern.Und Auszubildenden macht es einen Heidenspass, renitenten Meistern die neuen Namen um die Ohren zu schlagen.
Du sprichst mir ganz und gar aus dem Herzen! Wie schon öfters erwähnt, passen wir uns in allen Lebenslagen und Situationen wie selbstverständlich an. Wir akzeptieren nahezu alle Neuerungen, lernen jede Menge Ballast wie blöd, selbst den größten Schrott. Auch eine neue Rechtschreibreform haben wir geschluckt.Und unsere ureigenste Materie verweigern wir oder meinen sogar, man könnte dies den Mitmenschen etwa nicht zumuten?? Dies bleibt mir völlig unverständlich. Wie du schon schreibst, geht es nicht um's bedingungslose und kritiklose Übernehmen von neuen Abstrusitäten, sondern man kann einige Jahre abwarten und dann den Namen übernehmen. Ich gebe ja zu, dass mir die neuen Gattungsnamen der Astern auch nicht unbedingt in den Kram passen, man kann sie ja vorerst in Klammern setzen. Außerdem weiß man nicht, ob dies überhaupt schon ausgegoren ist.Oder dass vielen die Actaea als Cimicifuga nach wie vor nicht geläufig sind, obgleich diese "neue" Erkenntnis schon über 10 Jahre her ist!! Einige Umbenennungen werden hingegen nahezu kritiklos übernommen, z.B. Aceriphyllum in Mukdenia oder Trachelium in Campanula. Dendranthema hat man aus dem Grund zurückgenommen, um Chrysanthemum wieder den Vorzug zu geben, nicht aus botanischen Erkenntnissen, sondern dieses Mal rein deswegen, weil in aller Welt diese wichtige Schnittblumengattung unter Chrysanthemum verbreitet ist. Hier hat man eine Ausnahme vollzogen.Nur was der BDS zu diesem Thema zu sagen hat, ist alles andere als flexibel und zeitgerecht. Diese Interessenvertretung erweist sich gerade zum jetzigen Zeitpunkt gegenüber anderen I.S.U.-Landesorganisationen als fast schon vorsintflutlich, und dies nach so vielen Jahren der Diskussion. Als ich noch Sichtungsdelegierter für Österreich innerhalb der I.S.U. war, ist schon über Nomenklatur und die Umbenennungen gesprochen worden. Das Thema war ja auch lange genug unter den Tisch gekehrt worden. Einige gaben sich in der ganzen Zeit aber lieber als die großen "Chefökonomen" aus, wobei gerade die wirtschaftliche Auffassung und das Agieren eines Unternehmens eher fast schon Privatangelegenheit ist. Ein Grund in der starren Haltung der Namensänderung dürfte sicher im enorm kostenaufwändigen Etikettenneudruck liegen. Zugeben tut dies anscheinend kaum jemand. Kleine Unternehmen sind in diesen Dingen wesentlich wendiger, auch bei Namensänderungen. Große Staudengärtner haben sich dem Diktat der Gartencenter und Handelsketten zu unterwerfen. Und die akzeptieren eben nur Gleichtritt.Ich finde es spannend und interessant, wie die modernen Analysemethoden etwas mehr Licht in die Verwandtschaftsbeziehungen der Pflanzen bringen und versuche, die für mich relevanten neuen Namen und Familien nach einer persönlichen Pufferzeit zu kennen.In Baumärkten genügt m. E. irgendein Fantasiename, mehr Informatinen bekommt man dort oft weder auf Etiketten noch vom Personal.Staudengärtnereien sitzen dazwischen, eigentlich müssten dort die üblichen Synonyme bekannt sein.Und Auszubildenden macht es einen Heidenspass, renitenten Meistern die neuen Namen um die Ohren zu schlagen. ;DDie Namensänderungen folgen einerseits neuen Erkenntnissen, andererseits werden Fehler korrigiert. Mit Profilierungssucht hat das nichts zu tun.
Klingt aber nicht danach;DIch bin begeistert.
Das ist ein Ausdruck purer Lebensfreude.Bei mir heißen sämtliche Knöteriche nach wie vor Polygonum. Da wissen die meisten Kunden, worum es geht.Klingt aber nicht danach![]()
Ja, das Ziel der systematischen Botanik (und analog der systematischen Zoologie, Mykologie, etc.) ist die Erstellung eines möglichst genauen Stammbaums. Dazu werden heute v.a. molekulare Stammbäume erstellt, was manche morphologisch-klassische Einteilung ins Wanken gebracht hat. (z.B. Auflösung der Asclepiadaceae in den Apocynaceae)Es gibt keine Instanz, die über eine solche Änderung "wacht" und die Namen anerkennt oder verwirft. Die an der jeweiligen Gruppe (Familie, Ordnung etc.) arbeitenden Wissenschaftler veröffentlichen Untersuchungen, in denen sie zu diesen oder jenen Ergebnissen kommen und dann Schlüsse ziehen. Letztere werden dann von anderen Wissenschaftlern anerkannt oder eben mit gegensprüchlichen Ergebnissen widerlegt. - Und das ist in der Naturwissenschaft das grundlegende Prinzip: Die Wissenschaft erneuert sich ständig aus sich selbst heraus. Es kann gelegentlich mit neuen Methoden zu gewaltigen Wissenssprüngen kommen (molekulare Daten). Letztere haben zu einem großen Umdenken in der Großsystematik der Samenpflanzen mit erstaunlichen Ergebnissen geführt, die morphologisch-klassische Denkweisen erneuern musste.Biologen mit wissenschaftlicher (Berufs)ausrichtung muss daran gelegen sein, Pflanzen innerhalb der Systematik möglichst präzise zuzuordnen. Dass es dabei hin und wieder zu divergierenden Ansichten über die Zuordnung aufgrund unterschiedlicher Gewichtung von Merkmalen kommt, ist nur natürlich. Die Frage für mich als Laie ist, wer entscheidet letztlich über die Gültigkeit einer Neuzuordnung und die damit verbundene Namensänderung.
Kannst Du dazu etwas Genaueres sagen? In welcher "Gartenpraxis" war das?ich mag jetzt nicht den ganzen Jahrgang durchblätternEin Freund von mir sagt, dass uns noch viel umwälzendere Neuerungen erwarten. Und einen Vorgeschmack davon wurde in der Gartenpraxis im letzten Jahr aufgezeigt.
...und Aconogon.Fallopia, Reynoutria, Bistorta und Persicaria