Re:Funktionslose Ästhetik?
Verfasst: 17. Nov 2004, 15:49
Ich könnte noch eine Waggon-Ladung von naturbelassenem, ubiquitärem, aber garantiert einheimischem Giersch beisteuern für ein grün-weißes Beet.
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Besser sind natürlich lauter gelb blühende Stauden, mit ähnlichen Ansprüchen. Wie weit die Ähnlichkeit gehen muß bestimmt jeder durch die Arbeit, die er zu investieren bereit ist.Man stelle sich vor: Ich pflanze in ein Beet lauter gelb blühende Stauden, die sich aber teilweise gar nicht leiden können und ziemlich unterschiedliche Ansprüche an Boden und Klima haben.
Sicher, aber was interessiert bei Blumen (im Gegensatz zu Heilpflanzen, Obst etc, die natürlich auch blühen) in erster Linie? Die Farbe. Was interessiert bei Büchern? Der Inhalt. Also ist es naheliegend, die Bücher nach Inhalt und die Blumen nach Farben zu sortieren. Die Kompatibilität bezüglich Standort ist eine Nebenbedingung, die hinreichend erfüllt werden muß.Um beim Büchergleichnis zu bleiben: deine Sortiermethode geht weder nach Inhalt noch nach Farbe des Einbandes, sondern eher nach Autor oder meinetwegen Herkunftsstadt und -zeit. Das ist natürlich zulässig, macht aber eben nur für Historiker oder sonstige Spezialisten Sinn.Das wär vergleichbar mit dem Unterfangen, alle gelben Bücher, handelten sie nun vom Kochen oder von Politk, auf einem Tablar anzuordnen. Oder ich bepflanze das Beet bewusst mit Sorten oder Arten, die sich "von Natur aus" mögen. Also alle Geschichtsbücher auf ein Tablar. Ist das denn nicht erfolgversprechender?
Und ist der Waldrand auch natürlich? Wahrscheinlich würde sich der Wald eher noch ein paar Dutzend bis Hundert Kilometer weitererstrecken. Es gäbe viel weniger Waldränder (nur an Flußufern oder wenn mal Bäume umstürzen), damit auch viel weniger Schlehen und Pfaffenhütchen, was wiederum die Wahrscheinlichkeit, beide nebeneinander anzutreffen stark verringern würde.Und die Fichten, würden die 'natürlicherweise' dort wachsen?P.S. @Re-Mark: Also der Krautsaum vor der Wildhecke und die Pilze vor den Fichten sind an zwei verschiedenen Standorten in meinem Garten. Schlehen und Pfaffenhütchen hab ich am Waldrand auch schon nebeneinander festgestellt. Und der besagte Pilz ist zum Gedeihen auf die Wurzeln der Fichte angewiesen.
entnommen: Karl Plomin, Der vollendete Garten. Eugen Ulmer 1975. mit den kapiteln +bestimmende gesetze für den aufbau einer bepflanzung+das diagramm der standorteinflüsse+gärten als schöpferische aussage+vegetationsbilder (sehr spannend!)Plomin ist meines wissens ein geschätzter fachmann. dass seine aussagen von denen die gärten gestalten noch immer nicht so verinnerlicht sind, dass fisalis sich bemüssigt fühlt, darüber zu diskutieren, ist eigentlich bedauernswert.lg, brigittees ist merkwürdig: viele menschen, die das glück haben, ein grundstück in bevorzugter lage, mit ausgesprochener eigenart -und gerade wegen dieser eigenart- zu erwerben, leiten als erste massnahme die zerstörung des bestehenden zustandes ein; sie folgen einer vorgepassten gartenschablone, statt umgekehrt eben diese eigenart zum ausgangspunkt einer sinnvollen gestaltung zu machen..weiter gehts im speziellen mit grundstücken an feuchten auswiesen
Uh, bei 'Wildheckenkrautsaum' bekomme ich einen Knoten ins Gehirn...Was muss ich tun, wenn ich einen typischen Wildheckenkrautsaum, eine typische Gemeinschaft von in Fettwiesen blühenden Pflanzen, oder gar eine Kolonie von Strandpflanzen in meinem Staudenbeet nachbauen will (allenfalls mit Kulturformen)? Das Alpinum der Steingärtner ist ja grad so ein Beispiel.
Für die Abschätzigkeit des Tons gibt es leider keine Markierungsmöglichkeiten.Deine Ideen finde ich oft durchaus gut und zum Nachdenken angetan. Aber stell sie doch einfach dar, ohne andere dabei indirekt anzugreifen.Immer wieder stört mich, wenn Gärten allein nach der äusseren Erscheinung, fast ohne Rücksicht auf einigermassen naturidentische Pflanzengemeinschaften gestaltet werden. Da gibt es gelbe, blaue und weisse Beete, zusammengewürfelt aus Pflanzen, die sich in der Natur nie vergesellschaften würden. Einige hassen ja gar orange generell . Viele sind auch darauf bedacht, immer Blüten im Garten zu haben, und machen sich diesbehufs aufwändige Pflanzpläne, die den Wunsch meist erfüllen. Schliesslich gibts noch die Ordnungsliebenden,die alles Verblühte gleich wegschneiden und im Herbst "unansehnliche" Stauden ruckzuck kürzen und mit Koniferengestecken aufpeppen, damit der Garten vorzeigbar bleibt.
meint Fisalis eigentlich die hier im forum versammelten? oder doch eher, wie ich es verstehe, das gros der gartenbesitzer, die 'fast plant gardens' anlegt (um da jetzt ein analogon zum fast food zu bilden, weils schnell gehen soll und nicht viel einsatz fordern darf)?lg, brigitte...Beschreib doch einfach, was du magst, fisalis, und belass es bei deinem Beispiel ohne anderen das Gefühl zu vermitteln, dass du auf sie runterschaust...Für die Abschätzigkeit des Tons gibt es leider keine Markierungsmöglichkeiten.Deine Ideen finde ich oft durchaus gut und zum Nachdenken angetan. Aber stell sie doch einfach dar, ohne andere dabei indirekt anzugreifen.
Jeder Garten ist eine Zerstörung des Zustands und die Überheblichkeit eines Herrn Plomin, offensichtlich ein Gralshüter der rechten Gartenästhetik, will diese Zerstörung allenfalls in andere geschmackliche Bahnen lenken. Mir gefallen auch viele Gärten nicht. Mir missfallen auch moderne Fenster in Fachwerkhäusern oder befremdliche Anstriche von alten Villen. Ich finde es unschön, dass junge Mädchen sich piercen usw. usf.Wie kommt ein Herr P. dazu, mir oder sonst wem zu sagen, was eine sinnvolle (gemeint ist wohl keine Effizienz, sondern die naturgegebene ? Ästhetik) Gartengestaltung ist. Ich amüsiere mich über Gartenzwerge, plädiere aber keinesfalls für deren Abschaffung.Es gibt in unserem reglementierten Leben nur noch den Bereich der Gartengestaltung, wo wir "gottgleich" frei entscheiden können, lediglich begrenzt durch Klima und Grundstücksgröße. Und das lasse ich mir weder durch einen Herrn P. noch durch ökologische Bedenkenträger nehmen.es ist merkwürdig: viele menschen, die das glück haben, ein grundstück in bevorzugter lage, mit ausgesprochener eigenart -und gerade wegen dieser eigenart- zu erwerben, leiten als erste massnahme die zerstörung des bestehenden zustandes ein; sie folgen einer vorgepassten gartenschablone, statt umgekehrt eben diese eigenart zum ausgangspunkt einer sinnvollen gestaltung zu machen..weiter gehts im speziellen mit grundstücken an feuchten auswiesen.entnommen: Karl Plomin, Der vollendete Garten. Eugen Ulmer 1975.
Wohl wahr. @Callis: Also die Herabminderung anderer ist keineswegs meine Absicht, die beanstandeten Formulierungen habe ich gewählt, um die gängigen Standards zu kommentieren und Reaktionen hervorzurufen. Meine Aussagen habe ich ja denn auch deutlich als eigene Meinung gekennzeichnet, von Belehrung keine Spur.Es ist alles ganz einfach: Ich will, angespornt durch eure vielfältigen Beiträge, auch mal bewusst ein Staudenbeet gestalten, und bin auf der Suche nach einem mir sympathischen Kriterium. Farbe und Blühdauer sind nun einfach nicht das, was mich motiviert, das ist reine Geschmackssache. Mein Kriterium ist eben die Kreation einer sich möglichst selbst erhaltenden Pflanzengemeinschaft, am liebsten wirklich mit den Pflanzen, die im "Krautsaum" (ob das ein Helvetismus ist? also in der einer Hecke vorgelagerten Krautwuchszone) typischerweise vorkommen. Und da hat mir Re-Mark den entscheidenden Typ wohl gegeben:Das ist halt das Problem aller Gärtner: jede Abweichung vom temporär (abhängig vom aktuellen Nährstoffgehalt, Lichteinfall etc.) 'natürlichen' Bewuchs muß mit Arbeit erkauft werden.
Wenn ich dann noch die Gärtnerei finde, die mir die Kulturformen der Mauerblümchen beschafft, kanns losgehen.@Sarastro: Deine Website ist bestimmt hilfreich, danke. Werd gleich reinschaun.du suchst dir eine 'typische' Wildhecke in deiner Gegend und guckst, was da für Kräuter wachsen. Oder du wartest, was Vögel und Wind säen und ersetzt hin und wieder eine natürlicherweise etwas zu unauffällige Pflanze durch ihre Kulturform.
@ brigittenichts gegen das Gros der Gartenbesitzer. Auch sie finden ihr Glück.Gegen die fast plant gardens sprechen schon die 'aufwendigen Pflanzpläne' einiger von fisalis erwähnten Gartenbesitzer. Außerdem gibt es auch in diesem Forum Mitglieder, die Beete nach Farben und nicht primär nach Lebensgemeinschaften anlegen und solche, die Orange nicht mögen usw. Wir sind hier im Forum nicht alle die 'naturnahen' Gärtner wie fisalis.@ fisalisan der gereizten Reaktion einiger Leute hast du doch sicher gemerkt, dass sie sich angegriffen fühlen.Deine eigenen Vorstellungen sind dir ganz unbenommen und ich wünsche dir, dass sie sich in deinem Garten realisieren lassen und zu deinem Gartenglück beitragen. Aber lass anderen ihre nach anderen Vorstellungen komponierten Beete, ohne sie zu Menschen mit 'gängigen Standards' zu machenmeint Fisalis eigentlich die hier im forum versammelten? oder doch eher, wie ich es verstehe, das gros der gartenbesitzer, die 'fast plant gardens' anlegt