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Re:Hemsämlinge freundlich kritisch betrachtet

Verfasst: 28. Jun 2012, 19:47
von phloxfox
Richtig krankes Laub wie bei Rosen, Iris, Rittersporn, Phlox u. a. hatte ich bei Taglilien noch nie. Nur Frostschäden, Kronenfäule und vergilbende Blätter bei Hitze. Bei einziehenden Pflanzen halten sich die Frostschäden und die Kronenfäule meist in Grenzen, deswegen bevorzugen wahrscheinlich alle Hobbyzüchter in Europa solche gegenüber den immergrünen Matschhaufen. Gelbe Blätter habe ich eher als meine Schuld betrachtet (notorischer Gieß-Faulpelz), aber wenn eine Pflanze auffällig dürftiges Laub hätte, würde ich nicht damit kreuzen.

Re:Hemsämlinge freundlich kritisch betrachtet

Verfasst: 28. Jun 2012, 20:04
von phloxfox
Damit der Thread nicht ganz vom Thema abkommt, stell ich mal einen Sämling ein, von dem ich noch nicht weiß, was ich davon halte, der aber eine ungewöhnliche Eigenschaft hat, die man auf dem Bild andeutungsweise sieht. Er steht mitten im Sämlingsbeet, deswegen ist die Perspektive völlig schief. Höhe und Knospenzahl durchschnittlich, Laub ok.

Re:Hemsämlinge freundlich kritisch betrachtet

Verfasst: 28. Jun 2012, 20:23
von ninabeth †
Gelbe Blätter habe ich eher als meine Schuld betrachtet (notorischer Gieß-Faulpelz
), Also das könnte auch bei mir so sein, sogar sicher ::)

Re:Hemsämlinge freundlich kritisch betrachtet

Verfasst: 28. Jun 2012, 21:20
von hymenocallis
Ich stelle den Sämling nochmal ein und dahinter einen, den ich immer noch habe aus demselben Jahrgang. Warum?GT04-KR26_12GT04-KLH13
Es ist mir ein völliges Rätsel - der erste ist für mich optisch deutlich anprechender, der zweite wirkt dagegen fad. Für mich haben allerdings irgendwelche hippen Zuchtziele, die in Amerika gerade favorisiert werden (oder worden sind), keinerlei Wert - in Europa nachzumachen, was dort vorgemacht wird/wurde, find ich nicht so spannend. Wahrscheinlich tauge ich deswegen nicht zum Züchter? :-[

Re:Hemsämlinge freundlich kritisch betrachtet

Verfasst: 28. Jun 2012, 21:21
von hymenocallis
Damit der Thread nicht ganz vom Thema abkommt, stell ich mal einen Sämling ein, von dem ich noch nicht weiß, was ich davon halte, der aber eine ungewöhnliche Eigenschaft hat, die man auf dem Bild andeutungsweise sieht. Er steht mitten im Sämlingsbeet, deswegen ist die Perspektive völlig schief. Höhe und Knospenzahl durchschnittlich, Laub ok.
Die Tütchenbildung meinst Du wohl nicht, oder?

Re:Hemsämlinge freundlich kritisch betrachtet

Verfasst: 28. Jun 2012, 21:35
von Nahila
Ich stelle den Sämling nochmal ein und dahinter einen, den ich immer noch habe aus demselben Jahrgang. Warum?GT04-KR26_12GT04-KLH13
Also im direkten Vergleich sieht für mich die Blattsubstanz des zweiten deutlich besser aus. Die Blüte wirkt außerdem "runder", vermutlich weil die Tepalen etwas breiter sind.

Re:Hemsämlinge freundlich kritisch betrachtet

Verfasst: 28. Jun 2012, 21:58
von phloxfox
Die Tütchenbildung meinst Du wohl nicht, oder?
Das wäre wohl kaum ungewöhnlich. ;)Das Foto ist übrigens -- wie viele von mir - zwischen 6.00 und 6.30 Uhr morgens aufgenommen. Dafür ist der Sämling erstklassig geöffnet. Das meinte ich aber nicht.Sehr ungewöhnlich ist die Farbe: Reverse bicolor (umgedreht zweifarbig, d. h. die Sepalen hellrot und die Petalen pfirsichgelb). Ich habe etliche Bicolor, aber außer diesem Ding hier, das aus zwei gelben Sämlingen stammt, einer mit zartrosa Auge, keine umgedrehte. Der Sämling blüht im ersten Jahr und hatte erst drei Blüten (alle so), deswegen weiß ich nicht, ob das Merkmal stabil ist oder ein witterungsbedingtes Phänomen.Bei callis' Sämlingen würde ich auch tippen, dass der Zweite leicht polychrome festeres Material haben könnte oder einfach besser blüht. Ich finde auf dem Foto beide schön.

Re:Hemsämlinge freundlich kritisch betrachtet

Verfasst: 28. Jun 2012, 22:21
von hymenocallis
Zu diesem Thread allgemein - es wäre nett, wenn zum jeweiligen Sämling das Zuchtziel genannt wird. Man kann ja nur raten, wo die Reise hingehen hätte sollen und ob der Sämling in die richtige Richtung läuft - ein brauchbares Urteil kommt so wohl eher nicht heraus. Abgesehen davon - was ist eigentlich gewünscht? Eine Bewertung bezüglich irgendwelcher Kriterien die irgendwo allgemeingültig festgelegt wurden (dann würde ich das gerne nachlesen, damit ich nicht so ahnungslos daneben stehe; Rassekatzen müssen ja auch einem Standard entsprechen, den nicht die Kunden festlegen) oder eine Bewertung ob man die Pflanze lieber als eine andere schon eigeführte kaufen und in den eigenen Garten integrieren würde?Geht es darum dem Geschmack/den vorherrschenden Vorgaben anderer Züchter zu entsprechen oder um die Einschätzung von potentiellen Kunden?

Re:Hemsämlinge freundlich kritisch betrachtet

Verfasst: 28. Jun 2012, 22:29
von hymenocallis
Das Foto ist übrigens -- wie viele von mir - zwischen 6.00 und 6.30 Uhr morgens aufgenommen. Dafür ist der Sämling erstklassig geöffnet. Das meinte ich aber nicht.
Gehen die Tütchen später am Morgen wieder weg? Ich fotografiere morgens zwischen 5.45 und 6.00 Uhr und viele sind da noch nicht geöffnet, erstklassig vollständig geöffnete treffe ich da aber je nach Sorte auch immer wieder an.
phloxfox hat geschrieben:Sehr ungewöhnlich ist die Farbe: Reverse bicolor (umgedreht zweifarbig, d. h. die Sepalen hellrot und die Petalen pfirsichgelb). Ich habe etliche Bicolor, aber außer diesem Ding hier, das aus zwei gelben Sämlingen stammt, einer mit zartrosa Auge, keine umgedrehte. Der Sämling blüht im ersten Jahr und hatte erst drei Blüten (alle so), deswegen weiß ich nicht, ob das Merkmal stabil ist oder ein witterungsbedingtes Phänomen.
Du hast recht - es ist auf dem Foto leider nur ansatzweise zu sehen, klingt aber prinzipiell interessant. Bicolor sind ohnehin nicht gerade häufig. Mit welcher Absicht hast Du die Eltern verkreuzt?

Re:Hemsämlinge freundlich kritisch betrachtet

Verfasst: 28. Jun 2012, 22:32
von Nahila
Ich finde schon, dass man auch ohne angegebenes Zuchtziel einen Sämling bewerten kann. Viele Kriterien sind einfach allgemeingültig für eine gute Blüte, egal ob sie nun rund oder spiderig sein soll.Zu der elendigen "nach wessen Vorgaben richten die Züchter sich eigentlich"-Diskussion sag ich diesmal besser nichts, denn wenn ich ehrlich bin, kann ich die einfach nimmer hören/lesen :-X

Re:Hemsämlinge freundlich kritisch betrachtet

Verfasst: 28. Jun 2012, 23:23
von hymenocallis
Ich finde schon, dass man auch ohne angegebenes Zuchtziel einen Sämling bewerten kann. Viele Kriterien sind einfach allgemeingültig für eine gute Blüte, egal ob sie nun rund oder spiderig sein soll.
Aber dann ist es abgesehen von schöner Blütenöffnung und stabiler Farbe eigentlich nur noch eine Geschmacksfrage. Dem einen gefallen stärkere Rüschen, dem anderen rundere Blüten, der nächste findet zurückgeschlagene Blütenblätter hübsch, der übernächste eine wachsige Substanz und wieder ein anderer seidige oder samtige Texturen. Wer wenige Sorten kennt, ist leicht zu beeindrucken und findet ein Bleistiftauge umwerfend, weil er es noch nie gesehen hat, wer viele Sorten kennt, sieht vielleicht den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Wenn ich einen rosa gerüschten Spider mit dunklem Auge züchten will und dazu ein paar Sämlinge in die Richtung präsentiere, werden sich andere wohl leichter damit tun, sie freundlich kritisch zu betrachten.
Nahila hat geschrieben:Zu der elendigen "nach wessen Vorgaben richten die Züchter sich eigentlich"-Diskussion sag ich diesmal besser nichts, denn wenn ich ehrlich bin, kann ich die einfach nimmer hören/lesen :-X
Die Züchter, die mich beeindrucken, geben selbst Trends vor anstatt nur me-to-Produkte zu liefern (das selbe mit andersfarbigem Rüschenrand oder mit spitzerem/runderem Auge). Ohne sie gäbe es wohl kaum die heutige Vielfalt - hätten sie sich an irgendwelche Vorgaben gehalten, anstatt selbst eigene zu entwickeln, sähen Taglilien heute wohl vollkommen anders aus.

Re:Hemsämlinge freundlich kritisch betrachtet

Verfasst: 29. Jun 2012, 00:11
von oile
Für mich haben allerdings irgendwelche hippen Zuchtziele, die in Amerika gerade favorisiert werden (oder worden sind), keinerlei Wert - in Europa nachzumachen, was dort vorgemacht wird/wurde, find ich nicht so spannend.
Ich verstehe Deine Bemerkung in diesem Zusammenhang nicht.

Re:Hemsämlinge freundlich kritisch betrachtet

Verfasst: 29. Jun 2012, 00:22
von Callis
Ich finde schon, dass man auch ohne angegebenes Zuchtziel einen Sämling bewerten kann. Viele Kriterien sind einfach allgemeingültig für eine gute Blüte, egal ob sie nun rund oder spiderig sein soll.
Du sagst es, nahila. Eine Blüte wird nicht dadurch wertvoll, dass sie einem Zuchtziel eines Züchters entspricht.Wenn jemand nicht sehen lernen kann, ob eine Blüte objektiv gut ist, und sie nur wertvoll findet, weil sie dem öffentlich bekannt gegebenen Zuchtziel des Züchters entspricht, hat er natürlich ein Problem mit der Bewertung und Einschätzung von Taglilien.
Zu der elendigen "nach wessen Vorgaben richten die Züchter sich eigentlich"-Diskussion sag ich diesmal besser nichts, denn wenn ich ehrlich bin, kann ich die einfach nimmer hören/lesen :-X
Ich auch nicht. ;D

Re:Hemsämlinge freundlich kritisch betrachtet

Verfasst: 29. Jun 2012, 00:33
von Nahila
Zu der elendigen "nach wessen Vorgaben richten die Züchter sich eigentlich"-Diskussion sag ich diesmal besser nichts, denn wenn ich ehrlich bin, kann ich die einfach nimmer hören/lesen :-X
Die Züchter, die mich beeindrucken, geben selbst Trends vor anstatt nur me-to-Produkte zu liefern (das selbe mit andersfarbigem Rüschenrand oder mit spitzerem/runderem Auge). Ohne sie gäbe es wohl kaum die heutige Vielfalt - hätten sie sich an irgendwelche Vorgaben gehalten, anstatt selbst eigene zu entwickeln, sähen Taglilien heute wohl vollkommen anders aus.
Das ist ja alles schön und gut, aber warum muss diese Diskussion dann immer in Unterstellungen ausarten "die Züchter" - wer auch immer hier dazu gehören mag und wer nicht - würden nach irgendwelchen obskuren - möglichst amerikanischen - Vorgaben züchten, die eigentlich ohnehin alle schund sind? Ist jetzt nur ein "guter" Züchter, wer total rebellisch "was anderes" macht oder ist der dann gar kein Züchter mehr, denn "richtige Züchter" machen ja schließlich nur den vorgegebenen Einheitsbrei nach? Diese Sticheleien kommen hier jedes Jahr so sicher wie das Amen in der Kirche, wenn gewissen Leuten nicht gefällt, was hier an Sämlingen gezeigt wird und immer sind "die Züchter" die Buhmänner. Ganz ehrlich, das nervt. Und ja, ich kaufe zb Samen von Kreuzungen mit bläulichen und/oder gemusterten Augen, weil es mir halt gefällt, völlig ungeachtet dessen ob es nun grade hipp ist in den Staaten oder sonstwo oder nicht. Und wenn ich mich damit dann des schnöden und wertlosen "Nachzüchtens" schuldig mache, dann soll es halt so sein ...verdammt und ich wollte doch diesmal nix mehr dazu sagen :-X

Re:Hemsämlinge freundlich kritisch betrachtet

Verfasst: 29. Jun 2012, 00:46
von Callis
Die Züchter, die mich beeindrucken, geben selbst Trends vor anstatt nur me-to-Produkte zu liefern (das selbe mit andersfarbigem Rüschenrand oder mit spitzerem/runderem Auge). Ohne sie gäbe es wohl kaum die heutige Vielfalt - hätten sie sich an irgendwelche Vorgaben gehalten, anstatt selbst eigene zu entwickeln, sähen Taglilien heute wohl vollkommen anders aus.
Ein hehrer Anspruch. ::) Da du selbst nicht züchtest, ist dir wohl nie der Gedanke gekommen, dass die Vielfalt zunächst rein aus Lust am Ausprobieren, aus Neugier "was passiert wenn?" entsteht. Je länger man allerdings kreuzt, desto gezielter werden die Eltern im Hinblick auf bestimmte Merkmale gesucht. Nur leider ergeben excellente Eltern (wie bei den Menschen auch) nicht immer excellente Kinder. Und umgekehrt entstehen aus Zufallsbestäubungen manchmal besonders schöne Sämlinge.Es ist immer wieder amüsierlich, wie Nicht-Züchter meinen den Züchtern die Richtung ihres Tuns weisen zu müssenWelche amerikanischen Züchter geben denn deiner Meinung nach welche Trends vor und welche fallen in die Kategorie "me too?"