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Wie haben unsere Vorfahren die landschaftsprägenden Birnbäume erzielt? (Gelesen 14687 mal)
Moderator: cydorian
- ivan mitschurin
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Re:Wie haben unsere Vorfahren die landschaftsprägenden Birnbäume erzielt?
Blaukorn hatten die Vorfahren aber keines zur Verfügung! Ich frag mich, welche Unterlagen für die besagten Bäume verwendet wurden? Sämlinge wachsen normalerweise stärker, als irgendwelche vegetativ-vermehrten "Kleinbaum"-Unterlagen!
Beste Grüße!
- Saattermin
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Re:Wie haben unsere Vorfahren die landschaftsprägenden Birnbäume erzielt?
Ich würde dazu sagen, dass unsere Vorfahren die Bäume wachsen liessen. So bekamen sie auch ihre charakteristische Baumform. Ab und zu erhielten sie wohl wenig Hinterlassenschaften der darunter weidenden Kühe, Schafe oder so. Meines Wissens geht es ja mind. 15 Jahre bis diese Bäume richtig fruchten. Und bis so ein stattlicher Hochstamm-Baum entstand, gingen "viele Jahre ins Land". So gesehen haben diese Bäume ja noch viiiiel Zeit.Saattermin
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Re:Wie haben unsere Vorfahren die landschaftsprägenden Birnbäume erzielt?
Wenn ich in einer entsprechenden Baumschule mir die Ware ansehe, dann sind die wirklichen Hochstämme auch entsprechend wüchsig. Da fängt die Krone erst bei über 2m an. Die gibts aber auch ned für neunneunundneunzig.Und solche Bäume bekommt man halt nicht überall. Bei uns wüßte ich schon wohin. Da bekommt man noch Bäume die entsprechend groß werden würden. Grad bei Sämlingen gibt es ja große Unterschiede weil die eben nicht dem Schema F entsprechen sondern jeder anders ist.
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Re:Wie haben unsere Vorfahren die landschaftsprägenden Birnbäume erzielt?
Hallo allerseits,ich hab vor 7-8 Jahren von einem Naturschutzverband alte Hochstamm-Obstsorten in meiner Obstwiese anpflanzen lassen, darunter auch 3 Birnen, Williams Christ, Vereinsdechantsbirne und Gute Graue.Eine riesige alte (Most)Birne steht schon in der Wiese, Alter wohl weit über 50 Jahre, gut gewachsen, imposanter Baum und soweit gesund - bis auf Birnengitterrost, mal mehr, mal weniger, auf den Blättern.Der Zuwachs der Neupflanzungen seitdem hält sich sehr in Grenzen, auch wenn die Williams schon mehrfach einiges an Früchten ansetzen wollte - hab die Blüten immer ausgebrochen, um die Kraft ins Wachstum zu leiten - Stammdurchmesser der Jungbirnen ist wohl so 4-5cm bis jetzt - während die Apfelbäume schon richtige "Bäume" geworden sind und einen Durchmesser von gut 10 oder mehr cm in der gleichen Zeit erreicht haben - vielleicht sind Birnen generell langsamwüchsiger??L.G.,Gartenplaner
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Erich Kästner, (1933/46), Ein alter Mann geht vorüber
“Frei zu sein bedeutet nicht nur seine eigenen Ketten abzulegen, sondern sein Leben so respektvoll zu leben, dass es die Freiheit anderer steigert.“ Nelson Mandela
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- Zuccalmaglio
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Re:Wie haben unsere Vorfahren die landschaftsprägenden Birnbäume erzielt?
Fast immer einer oder mehrere der folgenden Gründe. Anderes ist sehr selten.- mangelnde Düngung und/oder bewachsene Baumscheiben die ersten Jahre (Round up für die Baumscheiben sollte aber bäh sein, auch wenns andersrum Arbeit macht)- Mäuse, insbesondere Wühlmäuse, seltener Feldmäuse- falsche Erziehung, insbesondere gar kein oder falscher Schnitt- "Bodenmüdigkeit", das heißt es stand vor Jahren oder Jahrzehnten dort ähnliches dort- falsche, zu schwachwüchsige Unterlagen und/oder Sorten
Tschöh mit ö
Re:Wie haben unsere Vorfahren die landschaftsprägenden Birnbäume erzielt?
Dazu habe ich vorletztes Jahr mal eine laienhafte Untersuchung gemacht.Vom Bauern habe ich mir - mit seiner Erlaubnis - von einem seit einigen Jahren mit Mais bebauten Acker Erde geholt. In meinem Gemüsebeet wurde eine Minifläche ca. 25 cm tief ausgetauscht. Das war dann Teil meines Salatbeetes. Gleiches Saatgut, gleich gut herangezogene Jungpflanzen. Ergebnis: Kümmerwuchs auf dem ausgetauschten Boden, kräftige Salatköpfe rechts und links davon..."Bodenmüdigkeit"
Drinnen die Kammern und die Gemächer,
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Alles hat mir unbezahlt Schmetterling mit Duft bemalt. (F. Rückert)
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Re:Wie haben unsere Vorfahren die landschaftsprägenden Birnbäume erzielt?
Mais zehrt den Boden aus. Da fehlt's zum Herbst an Stickstoff. Dafür gibt es evtl. einen Überschuss an Herbiziden ...
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
Re:Wie haben unsere Vorfahren die landschaftsprägenden Birnbäume erzielt?
Ganz sicher. Drum war die Ackererde auch bloß geliehen. ;)Um wieder auf das ursprüngliche Thema zurückzukommen. Auch wenn da vorher Wiese war und keine Birnenbäume gestanden haben, kann ein Nährstoffmangel vorliegen. Evtl. auch verdichteter Boden?Dafür gibt es evtl. einen Überschuss an Herbiziden ...
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- Mediterraneus
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Re:Wie haben unsere Vorfahren die landschaftsprägenden Birnbäume erzielt?
Unsere Vorfahren haben sich einfach mehr um die Bäume gekümmert. Sie waren schon damals sehr teuer und schwierig zu beschaffen. Ein neuer Baum war was echt besonderes, zumindest hier im Spessart. Die Leute waren arm und auf die Früchte angewiesen.Meine Oma hat immer die Baumscheiben von jungen Obstbäumen gehackt und es kam auch anfangs immer Mist drauf.Trotzdem sind die Bäume auf dem Feld stärker der Witterung ausgesetzt, gegossen werden können sie nicht. Deshalb wachsen sie einfach sehr langsam. Bis eine Birne ihre typische tiefe Wurzel bildet, vergehen ein paar Jahre. Ist sie nach einigen Jahren richtig angewachsen, dann gehts plötzlich schneller.Ich bin mir auch nicht so sicher, ob die Bäume damals so oft geschnitten wurden. Es gab ja kaum Literatur und Schnittkurse. Auch auf den später hohen Mostbirnenriesen wird keiner rumgekraxelt sein, diese Bäume werden von allein so mächtig, ohne dass sich in jungen Jahren jemand Gedanken um Leittrieb, Konkurrenztrieb etc. gemacht hat.Solche Bäume brauchen um groß zu werden nur eins: mehrere Jahrzehnte!
LG aus dem südlichen Main-Viereck
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- Mediterraneus
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Re:Wie haben unsere Vorfahren die landschaftsprägenden Birnbäume erzielt?
Ürigens, die meist empfindlicheren Tafelbirnensorten stehen hier meist nur im Siedlungsbereich an sonnigen warmen Stellen. Im Streuobstbereich außerhalb oder auf dem Acker stehen vorwiegend die robusten Birnen, wie viele Mostbirnen oder etwa "Pastorenbirnenhochhäuser". Diese wurden auch nicht von Hand geerntet, sondern man wartete, bis alles untenlag oder schüttelte die Bäume. Das gab dann zusammen mit den Äpfeln Most (Wein)
LG aus dem südlichen Main-Viereck
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Re:Wie haben unsere Vorfahren die landschaftsprägenden Birnbäume erzielt?
Stelle doch mal ein paar Bilder hier ins Forum von den Kümmerlingen, dann kann man vielleicht schon mehr sagen. Alle andere sind Vermutungen.Als Gründe kann ich mir vorstellen, daßdie Unterlage keine Sämlingsunterlage istder Untergrund am Wegesrand verdichtet ist und der Baum keine Wurzel nach unten bilden kann unddaß der Drahtkorb über der Erde nicht am Stamm zusammengebunden ist und die Wühlmäuse in das Erdreich zwischen Draht und Stamm gelangen konnten und die Wurzel annagen, also im Korb.
Ich freue mich auf jede Eurer Antworten und es ist mir eine Freude Euch zu antworten
Re:Wie haben unsere Vorfahren die landschaftsprägenden Birnbäume erzielt?
Mostbirnen sind in der Regel unveredelt und wachsen völlig unbeeinflusst und unbearbeitet - nur natürlich nicht besonders flott.Veredelte "Luxusbirnen" wachsen meist schneller, bedürfen aber auch ausreichender Pflege (dafür sterben sie meist schneller).Wenn dort früher mal Mostbirnen standen, werden auch wieder welche stehen können, nur wachsen tun sie nicht auf Kommando. Die Altvorderen gaben ihnen weder Wühlmauskäfige noch Baumscheiben....
- ivan mitschurin
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Re:Wie haben unsere Vorfahren die landschaftsprägenden Birnbäume erzielt?
@Günther:Stimmt das wirklich, dass Mostbirnen unveredelt sind? Ich kann mir das sehr schwer vorstellen, da es doch sogenannte "Mostbirnen-Sorten" gibt, wenn diese nicht auf vegetativem Weg (Veredlung, Bewurzlung) vermehrt wurden, dann sind es keine Sorten, sondern "Sämlingspopulationen", "Typen" oder sonstwas...Das kann ich mir jetzt schwer vorstellen...Ich konnte auch nicht an allen großen, alten, landschaftsprägenden Mostbirnen bisher ehemalige Veredlungsstellen erkennen, bei manche jedoch schon. Ich denke man erkennt die Veredlungsstellen auf Grund des Alters nicht mehr und außerdem, wenn die Unterlage ein Sämling war, der der Sorte genetisch sehr nahesteht (eventuell sogar ein Sämling der Sorte selbst war), dann könnte ich mir vorstellen, dass die Wuchsgeschwindigkeit so ident ist, dass man von der Veredlung langfristig eben gar nichts mehr sieht, was dazu führt, dass man meinen möchte, es handle sich im Sämlinge...Alles nur Mutmaßung meinerseits!Ich wäre auch interessiert, mehr über die Mostbirnen zu erfahren, vielleicht stimmt auch beides und man hat sowohl Sämlinge von guten Mostbirnentypen aufgezogen und veredelte Mostbirnbäume gepflanzt. Genetische Untersuchungen könnten da schon Aufschluss bringen, sind jedoch a bisserl teuer...Da Löschnig schon 1913 das Buch "Die Mostbirnen; Beschreibung der in Österreich am häufigsten angepflanzten Mostbirnensorten." herausgegeben hat, denke ich wohl, dass viele Mostbirnenbäume doch definiert veredelte Sorten sind...
Beste Grüße!
Re:Wie haben unsere Vorfahren die landschaftsprägenden Birnbäume erzielt?
"Mostbirne" ist keine Art, das ist in Überbegriff für mehr oder minder "wilde" Birnen, die weniger für Speisezwecke (Obst) Verwendung fanden, sondern halt vor sich hin wuchsen und zur Vermostung bzw. als Kletzen gebraucht wurden.Landschaftlich unterschiedliche Sorten gibts zuhauf. Aus Oberösterreich, teilweise auch Niederösterreich, kenne ich viele Mostbirnbäume, praktisch alle unveredelt. Natürlich hat immer wieder ein Bauer von einem Baum, der besonders gute Früchte trug, sich ein paar Sämlinge umveredelt, meist in Hofnähe.Generell zu sagen, die Mostbirnenwiesen wurden geplant mit veredelten Bäumen besetzt, halte ich für unangebracht.Manche Betriebe, die auf alte Sorten spezialisiert sind (Arche Noah ...), ziehen verschiedene lokale Auslesen unter (meist) Phantasienamen - natürlich hier als Veredelungen.In der alten Literatur findet man auch noch so manche Sorten aus der "besseren" Mostbirnenverwandtschaft als "Edelsorten"....
- Mediterraneus
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Re:Wie haben unsere Vorfahren die landschaftsprägenden Birnbäume erzielt?
Ich denke auch, dass die veredelt sind. Viele Mostbirnen von alten Bäumen sehen sich doch sehr ähnlich. Auch die Baumformen sind sortenspezifisch.Mag jedoch sein, dass man manche Mostbirnen (Birnenunterlagen) auch durch Wurzelschosser vermehrt hat.Oder aus einem Tresterhaufen ist mal ein Birnbaum aufgegangen. Kann mir nicht vorstellen, dass so ein Sämling weggeschmissen wurde.Es gab übrigens in fast jedem Ort jemanden, der das Veredeln beherrschte. Ich weiß z.B., dass der Vater meiner Oma so ein Pflanzenkundler war, der die Obstsorten kannte und auch veredelte. Leider gingen seine Aufzeichnungen (u.a. auch über Wetterdaten) verloren, die haben wir schon mal gesucht 

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