Zum Thema Qualität der Gärtnerausbildung... Auch ich bin Akademikerin, aber nicht aus dem gärtnerischen, aus keinem grünen Bereich. Auch ich bin durch exzessives Autodidakten zu einer Gärtnerei gekommen. Und erwarte wohl von meinen Mitarbeitern zuviel. Niemand, scheint es, kann oder will beides: Pflanzenkenntnisse (einige der Rosennamen von 2000 Rosen in Englisch, Deutsch, Französisch, Latein...) und Staudenkenntnisse, vielleicht mal wenigstens einen deutschen Namen, botanisch wenigstens ab und an, wenn man nicht verlangt, daß es von ihnen selbst kommen muß - UND 1,4 Hektar Schaugarten pflegen.Das geht nicht zusammen. Oder wenigstens nicht so, daß ich es bezahlen könnte....(also wir zahlen nicht Mindestlohn sondern Tarif...). Das sehe ich ja ein. Aber wie können denn Zierpflanzengärtner z.B. auskommen ohne die geringste Pflanzenkenntnis? Das will mir einfach nicht in den Kopf .Und ansonsten habe ich auch die kritische Rezension genossen. Lediglich freundlichste Imhaltangaben wie z.B. im Staudengarten turnen mich immer ab. Hier würde ich das Buch gern in die Hand nehmen, um nachzugucken, ob das auch alles stimmt was dort moniert wurde .
In meiner Abschlussprüfung zum Gärtnergehilfen (Fachrichtung Stauden) wäre ich damit beim Pflanzentest durchgefallen. ;DInsgesamt geht es mir jedoch darum, das der traditionelle Gärtnerberuf auch in Zeiten, in denen das Abitur mit anschließendem Studium nahezu der angestrebte Standard ist und Ausbildungen in "Handarbeitsberufen" offenbar zu unattraktiv sind, seinen wirklichen Wert behält.Wenn dies nur über Selbstausbeutung in der Selbstständigkeit oder prekäre Arbeitsbedingungen und schlechte Entlohnung möglich ist, kann ich es niemandem verdenken, wenn er sagt "Gärtner, nein Danke".
Gartenanarchist aus Überzeugung! Und ich bin kein Experte sondern immer noch neugierig...
ich erinnere mich, dass man mich in einer bekannten englischen staudengärtnerei sofort einstellen wollte, weil ich ein paar wissenschaftliche pflanzennamen drauf hatte. angeblich bekommen die nicht mal in england gescheite staudengärtner. kann ich zwar nicht glauben, aber naja.hat mich auf jeden fall geehrt. auf die frage wo ich den wohnen solle, bekam ich die antwort "there is a caravan round the back"
Ja, da hast du sicher recht. Aber ein Gärtner sollte sich schon darüber im Klaren sein, dass er nun mal nicht zu den Top-Verdienern gehört und nur mit Mehrstunden zum Ziel kommt. Was mir nicht in den Kopf will, ist die Tatsache, dass bei uns in Wien oder Linz im öffentlichen Dienst Hungerlöhne bezahlt werden, in den Baumschulen größtenteils Tarif und keinen Cent mehr. Und dann reden sie großartig vom gesunden Beruf, wenn nicht einmal annähernd die Basis stimmt. Da braucht's keine nichtsnutzige Betongewerkschaft, sondern den Mut, mit einer Vision sich selbständig zu machen, auch wenn es schwer wird. Im Landschaftsbau geht es natürlich leichter, dort gibt es viele solche Beispiele.In England gilt der Gärtnerberuf in der Gesellschaft um einiges mehr als bei uns. Trotzdem reicht der Salair dort nicht zum Verhungern.
Ja, da hast du sicher recht. Aber ein Gärtner sollte sich schon darüber im Klaren sein, dass er nun mal nicht zu den Top-Verdienern gehört und nur mit Mehrstunden zum Ziel kommt. Was mir nicht in den Kopf will, ist die Tatsache, dass bei uns in Wien oder Linz im öffentlichen Dienst Hungerlöhne bezahlt werden, in den Baumschulen größtenteils Tarif und keinen Cent mehr. Und dann reden sie großartig vom gesunden Beruf, präsentieren ein modernes Berufsbild und weiß ich noch was und es stimmt nicht einmal annähernd die Basis. Da braucht's keine nichtsnutzige Betongewerkschaft, sondern den Mut, mit einer Vision sich selbständig zu machen, auch wenn es schwer wird. Im Landschaftsbau geht es natürlich leichter, dort gibt es viele solche Beispiele.In England gilt der Gärtnerberuf in der Gesellschaft um einiges mehr als bei uns. Trotzdem reicht der Salair dort nicht zum Verhungern.Dazu kommt, dass in Österreich ein Maturant entweder automatisch ein Studium anstrebt und sich die Finger nicht mehr dreckig machen will, mit dem Fernziel, ein gutes Pöstchen im Öffentlichen Dienst oder in einem Planungsbüro zu finden (aber die zahlen meist auch nichts).Hier ist es leider nicht so, dass in einer Berufsschulklasse die Hälfte Abitur hat und der Rest Mittlere Reife wie in Deutschland! Aber bei den Staudengärtnern ganz allgemein ist das Niveau viel höher, egal wo man hinschaut. Ich meine dabei nicht nur den Schulabschluss, sondern den Weitblick, auch mal im Ausland zu praktizieren. Allerdings sind viele Staudengärtnereien eben noch Gärtnereien und keine Fabriken, sieht man von einigen Großbetrieben mal ab. Im Wohnwagen zu schlafen ist in England normal, bei uns tun dies offenbar nur die Zigeuner und ist eines Gärtners nicht würdig...
In Deutschland ist das Schulsystem so krank, dass beinahe JEDER DEPP mittlerweile Abitur macht, weil andere Schulen angeblich nichts mehr zählen.Wer soll dann bitte die Arbeit schaffen? Verantwortungsträger haben wir genug. Nur mit denen ist nix anzufangen.Und dann wundert man sich, dass halb Osteuropa zum arbeiten nach Deutschland kommt und ausgebeutet wird. Irgendwann muss dieses System zusammenbrechen, einige Reiche fallen von ihrem Ross, Gewinne und Dax fallen ab und die guten alten Wert werden vielleicht wieder was zählen.Es fängt schon ganz leicht an. Es gibt plötzlich wieder Stellenanzeigen in der Zeitung, lange gabs das nicht. Auch Gärtner werden wieder gesucht. Wenn man keine gescheiten findet, dann steigt auch der Lohn und die Wertschätzung (hoffentlich)
Im Prinzip ja. Ich muss auch gelegentlich Steine schleppen und Schotter schaufeln, weil ich dies meinen Frauen nicht zumuten mag. Solche Arbeiten sind aber bei uns nicht an der Tagesordnung und daher bezeichne ich dies eher als Gymnastik.Nur mutet sich die harte Arbeit draußen in den Betrieben zumindest bei uns kein Einheimischer mehr zu. Noch vor 10 Jahren hast du hier problemlos sogenannte "Hackfrauen" (mit Verlaub, es gibt auch wenige "Hackmänner"!) bekommen. Oder ein Freund von mir konnte im Oktober ohne viel Tamtam über den Maschinenring Leute zum Ausackern von Obstgehölzen kriegen. Es ist dies eine sehr anstrengende Arbeit, die vier Wochen lang anhält und wo man abends geschlaucht ist! Das mit den problemlosen Arbeitskräften ist nun auch bei uns endgültig vorbei. Daher sind jetzt Polen und Kroaten an der Reihe. In Polen dürfen dies inzwischen Ukrainer machen und in der Ukraine und Russland Leute aus Usbekistan. Verschiebt sich einfach, das mit den Arbeitskräften!Über das Schulsystem möchte ich mich nicht äußern, das ist ein anderes Kapitel.
Ich denke auch, dass die Entscheidung als "abhängig beschäftigter" Gärtner arbeiten zu wollen, in der Regel (wie auch bei mir selbst) gute Gründe hat.Ich bewundere junge Gärtner wirklich, die versuchen, ihre "Vision" zu verwirklichen, sehe jedoch auch, welche Selbstkasteiung dies oft bedeutet.Andererseits gibt es (noch ?) angestellte Gärtner mit hoher Qualifizierung, die vielleicht dort, wo sich Betriebe des Gartenbaus ballen (z.B. das Baumschulgebiet im Ammerland) inzwischen bessere Entlohnung und Arbeitsbedingungen aushandeln können.Insgesamt haben die Beschäftigten dieser Berufssparte jedoch keine wirkliche Interessenvertretung. "Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt"? Kannste vergessen, dafür sind wir zu wenige. Glücklicherweise können wenigstens die Kollegen aus dem GaLa-Bau können von den von den Saison-Kurzarbeitsregelungen profitieren.Aber es geht mir eigentlich gar nicht um nur um materielle Fragen, sondern auch um die Aufwertung einer Berufssparte, die manchmal als "schönster Beruf der Welt" verklärt wird, in der Realität jedoch wohl auf dem "absteigenden Ast" ist, weil der qualifizierte Nachwuchs einfach ausbleibt.
Gartenanarchist aus Überzeugung! Und ich bin kein Experte sondern immer noch neugierig...
Der "schönste Beruf der Welt" ist vielleicht noch im Baumschul- oder Staudenbereich zu finden, oder in manchen "Gemischtwarenläden", die von jedem Dorf einen Hund pflegen, Binderei und Friedhof machen und noch Weihnachtsbäume verkaufen. Solche Betriebe gibt es aber immer weniger. Heute ist Spezialisierung angesagt, nur das Eine, ohne belastendes Andere. Der Gärtner ist zum Spezialisten geworden, ob dies nun gut oder schlecht ist. Schlecht nur, weil ein Zierpflanzer keine Konifere vom Laubbaum mehr unterscheiden kann. Oder ein Baumschuler nichts von Stauden versteht, der Landschaftsgärtner immer mangelndere Pflanzenkenntnisse aufweist, sowie selten Qualitätsmerkmale von anderen Sparten erkennt. Dies alles ist für mich der eigentliche Skandal. Geld ist nun mal wichtig, aber steht bei einer wahren Berufung nicht im Vordergrund. In der Schweiz ist die Bezahlung halbwegs okay und man kann vom Salair leben, wenngleich gegenüber andern Berufen der Gärtner immer noch unterbezahlt ist. Oder der schönste Beruf der Welt wird zusehends zum Handelsunternehmen abqualifiziert, wo nur noch der schnöde Mammon zählt. Oder man wird zum dauerpflegenden, Rasen mähenden und daher überqualifizierten Gärtner in einem Park oder Botanischen Garten. Ob das die wahre Selbstverwirklichung ist?Selbständig zu sein bereue ich nie und nimmer! Aber es heißt auch, an Wochenenden parat zu stehen, überdurchschnittlich viel zu leisten für unterm Strich nicht mehr als ein durchschnittlicher Angestellter. Es gibt etliche Berufe, wo man sein Brot mit wesentlich weniger Aufwand verdient. Wenn es mir nur um's Geld ginge, hätte ich niemals Gärtner werden dürfen!Interessensvertretung gibt es, aber die kann man in der Pfeife rauchen. Und ich für meinen Teil hätte diese auch nie gebraucht. Wir befinden uns nicht mehr im 19. Jahrhundert. Wenn ich diese vollgefressenen Gewerkschaftsbonzen im Fernsehen schon sehe, dann packt mich die Wut! Wenn wer gut ist, seine Leistung bringt und schon einige Top-Adressen hinter sich gebracht hat, dann darf er auch mal fordern.
In Deutschland ist das Schulsystem so krank, dass beinahe JEDER DEPP mittlerweile Abitur macht, weil andere Schulen angeblich nichts mehr zählen.Wer soll dann bitte die Arbeit schaffen? Verantwortungsträger haben wir genug. Nur mit denen ist nix anzufangen.
Es ist doch schon lang so, dass viele (Jung-)Akademiker keinen Fuß auf den Boden kriegen im Berufsleben und als scheinselbstständige Taglöhner Selbstausbeutung betreiben, oder ganz vom Arbeitsmarkt verschwinden (als Hausfrau und Mutter). Verantwortungsträger, nur weil man Abi gemacht hat? Das ist höchstens noch in den Köpfen der hoffnungsfrohen Eltern so, die ihre Kids aufs Gymnasium zwängen.
... Oder man wird zum dauerpflegenden, Rasen mähenden und daher überqualifizierten Gärtner in einem Park oder Botanischen Garten. ...
... oder zum Gerüst- und Aspektbildner, gern mit Affinität zu Kerngruppen, ausgestattet mit einem eher mittleren Geselligkeitsbedürfnis. Keine Pläne nicht nötig, aber 'ne ausgefeilte Skizze ... (s. GP 11/2013, S.24ff.)
Leider finden sich immer mehr Dipl-Gärtnerles und Inschenjöre in Privatbetrieben wieder. Leider, nicht weil sie dort nicht willkommen wären, sondern weil sie Tätigkeiten verrichten, die eigentlich einer Hilfskraft zustehen. Nicht, weil ich es nicht gut fände, dass Akademiker ruhig auch einmal einen Besen zur Hand nehmen sollten oder Unkraut jäten, wenn dies aber zum Dauerzustand wird, dann frage ich mich schon nach dem Sinn. Auf der anderen Seite gibt es nach wie vor kleine wie große Staudenbetriebe, die anständig entlohnen und wo die Stellen sinnvoll besetzt sind. Die Rahmenbedingungen sind im "schönsten Beruf der Welt" auch wieder nicht so schlecht, wie sie immer schlecht geredet werden.