Re:Gartengestaltung ungewöhnlich, Bildhauerarbeiten Friedhof
Verfasst: 23. Feb 2014, 22:07
Ich kenne jemanden, der die alten Grabsteine geholt hat, wenn Gräber beräumt wurden. Die fanden dann auch im Garten Verwendung.
Das Forum für Menschen, die eine große Leidenschaft verbindet.
https://forum.garten-pur.de/
was meinst du mit der Herkunft? Müssen die eine bestimmte Herkunft haben?Irina, mir geht es wie Dir. Ich weiß, dass alte Mauern immer geschliffen wurden, um Neues zu bauen. Aber mir sträubt sich alles, wenn Grabsteine unterschiedlicher Herkunft (und schlimmer: egal, welcher Herkunft) als Deko verbaut werden.
Irina,eigentlich finde die "Ewigkeitsvorstellung" jüdischer Friedhöfe faszinierend und finde es makaber, das Grabsteine auf christlichen Friedhöfen nach Ablauf der Liegezeit auch heute noch dem Müll übergeben werden.Gleichzeitig überlege ich, ob ich überhaupt einen Stein über dem Fleck möchte, wo meine Asche einmal versenkt wird, weil niemand dieses Grab pflegen wird. Mit christlicher Friedhofskultur kann ich ohnehin nichts anfangen.Es ist halt ein zwiespältiges Thema.Wenn es es als "Deko" oder als billige Möglichkeit an Steine zu kommen gemeint ist, finde ich es daneben. Steht dahinter jedoch eine Idee, ein Konzept, könnte es vielleicht ganz spannend sein.Ich liebe Steine, wir haben auf unserem Hof auch richtige alte Granitsäule und die Bruchsteine. Aber vielleicht hat meine jüdische Seele so verinnerlicht, dass die Grabsteine unverrückbar sind. Alles anders ist für mich makaber. Somit das ist auf keinem Fall eine Bewertung, sondern nur mein Gefühl - Grausam..
Daneben ist es in der Tradition englischer Landschaftsgärten, die Ruinen extra erbauten, um davor zu "erschauern" und passt zum "Verfall-Thema" meiner "Ruine".Und ja, ich hatte bei den ersten Erwerbungen auch ein "seltsames" Gefühl dabei und fand auch, dass es irgendwie nicht richtig ist, dass Gräber abgetragen werden, wenn keiner mehr da ist.Aber das ist auch nichts Neues und wird schon lange so gehandhabt.Und auch ich finde es schade um die qualitätvolle handwerkliche und bildhauerische Arbeit, die in diesen Steinen steckt.Eine Verarbeitung bis zur Unkenntlichkeit zu Pflaster finde ich da persönlich ehrlich gesagt schlimmer Jetzt kann man mMn mindestens das Handwerkliche würdigen. Als eine Art von "wiedergutmachen"? Damit überhaupt noch - im Gegenteil zum Loch im Wald - die Möglichkeit besteht, dass jemand nachdenklich mit der Hand drüber streift?Die Steine stammen von einem Dorffriedhof, ich kannte denjenigen noch der den Friedhof geräumt hat, und die Steine in ein "Loch" im Wald gefahren hat. Das muss so ca. in den 1950er Jahren gewesen sein, ...
Das meinte ich mit "schlimmer: egal, welcher Herkunft". Wenn eben kein Gedanke, keine Idee dabei ist; wenn die Steine, einfach nur, weil sie da sind, ohne Ansehen der Individualität (des Steins oder des Toten, für den der Stein einst gedacht war) irgendwie verbaut werden. (Und ja, man kann zu Totengedenken sehr verschiedener Ansicht sein. Ich habe simple Sandsteinquader, die einst zu einer Scheune gehörten, verbaut, als mich die Nachricht vom Tod meiner Großmutter erreichte. Der Stein, den ich in dem Moment gesetzt hatte, bleibt für mich mit ihr verbunden, auch wenn er nie einen Friedhof gesehen hat. Und ich kann durchaus verstehen, dass andere sagen, ich brauch keinen Stein oder Friedhof zum Gedenken. Brauch ich auch nicht unbedingt, Verbundenheit über den Tod hinaus kann vielfältige Form annehmen. Trotzdem: in mir sträubt sich alles dagegen, einen ehemaligen Friedhof als billigen Steinbruch für Gartendeko zu nutzen.Steht dahinter jedoch eine Idee, ein Konzept, könnte es vielleicht ganz spannend sein.

das steht ja gar nicht zur debatte: der friedhof wurde längst abgeräumt und die steine (die handwerkskunst) wurden dabei, wenn du so willst, von anderen entweiht und verklappt. das hängt denen an und nicht dem, der diese steine dem vergessen und der unsichtbarkeit, dem verfall entreißt. im waldgarten habe ich auch friedhofssteinwerk eingesetzt, das ich auf einer riesigen halde auf einem baustoffgelände fand. wenige tage später wäre das durch die gesteinsmühle gegangen und dann im straßenbau eingesetzt worden. z.b. für wegeunterbau, den vielleicht auch du, irina oder du, conni täglich benutzen würdest. ganz ohne dass die geister der toten herumirren würden. die wenigsten friedhöfe und grabmäler sind für die ewigkeit, jedenfalls christliche friedhöfe. nach ablauf der nutzungszeit (bzw. nicht-verlängerung) wird nicht nur der stein abgeräumt, sondern es werden auch ggf. übergebliebene sargreste und gebeine vor neubelegung der grabstelle beseitigt. meine grenze wäre die gartendeko-verwendung von grabsteinen mit namen und daten - jedenfalls ohne irgendeinen bezug zu mir. aber handwerklich gute, schöne zierurnen, bankfüße oder bauelemente von mausoleen aus naturstein, warum sollten die zerstört oder unsichtbar gemacht werden, statt sich daran zu erfreuen? man kann sich auch der sterblichkeit des menschen bewusst sein und die toten ehren und dennoch oder vielleicht gerade dann solche steine im garten nutzen. es muss ja nicht kitschig sein, sondern könnte vielleicht diese stille verwunschenheit alter friedhöfe zitieren. eine zierurne als blickfang wie im englischen landschaftsgarten oder halbversunken zwischen farnen - ich finde das besser als all diese objektschönheit irgendwo zu vergraben oder in stücke zu brechen. in meinem kleingarten fand ich übrigens einen grabsteinrest mit allgemeiner inschrift, den nutze ich noch heute als trittstein an der immer wieder überlaufenden wasserstelle.... Trotzdem: in mir sträubt sich alles dagegen, einen ehemaligen Friedhof als billigen Steinbruch für Gartendeko zu nutzen.