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Re: Hornspäne

Verfasst: 23. Feb 2017, 15:53
von bristlecone
Gartenentwickler hat geschrieben: 23. Feb 2017, 15:42
Ich nehme die Hornspäne auch immer als Ausgleichdüngung beim Mulchen mit grobem Häcksel. Beim Zersetzen wird dem Boden N entzogen, da die Hornspäne nur N enthalten und gerade die Späne sehr lange wirken sind die dafür optimal geeeignet.


Das versteh' ich bis heute nicht: Wenn die Mulchschicht aus gehäckseltem Holz oben auf dem Boden liegt, wieso wird dann dem Boden beim Abbau des Holzes Stickstoff entzogen? Wie gelangen die - wasserlöslichen - Stickstoffverbindungen vom Boden unterhalb der Mulchschicht in den Mulch?
Über Pilzhyphen, die vom Boden aus ins Holz einwachsen?

Gibt es Messungen, diese Abnahme des N-Gehalts im Boden während der Mineralisation von Holzmulch belegen?

Re: Hornspäne

Verfasst: 23. Feb 2017, 15:57
von Gartenentwickler
Das ist so: Die Bakterien/ Bodenlebewesen benötigen Stickstoff zum Zersetzen des Mulchs. Da die Bakterien im Boden leben wird dem Boden Stickstoff entzogen.

Re: Hornspäne

Verfasst: 23. Feb 2017, 16:03
von Gartenentwickler
https://www.kompost.de/fileadmin/docs/shop/Anwendungsempfehlungen/_6026_mulchen.pdf

Auf der 2. Seite ist eine genaue Angabe, da steht man soll ca. 4- 8 g/N/qm düngen. Ich hätte mit ca. 10 g /N/qm gerechnet. Muss man dann schauen wie viel g/qm man von welchem Dünger verwenden muss, richtet sich nach dem N- gehalt des Düngers.

Re: Hornspäne

Verfasst: 23. Feb 2017, 16:15
von bristlecone
Gartenentwickler hat geschrieben: 23. Feb 2017, 15:57
Das ist so: Die Bakterien/ Bodenlebewesen benötigen Stickstoff zum Zersetzen des Mulchs. Da die Bakterien im Boden leben wird dem Boden Stickstoff entzogen.


Wie "ziehen" die Bakterien/Pilze, die im Holz leben, den Stickstoff aus dem Boden in die darüber liegende Häckselschicht?

Re: Hornspäne

Verfasst: 23. Feb 2017, 16:21
von raiSCH
bristlecone hat geschrieben: 23. Feb 2017, 16:15
Gartenentwickler hat geschrieben: 23. Feb 2017, 15:57
Das ist so: Die Bakterien/ Bodenlebewesen benötigen Stickstoff zum Zersetzen des Mulchs. Da die Bakterien im Boden leben wird dem Boden Stickstoff entzogen.

Wie "ziehen" die Bakterien/Pilze, die im Holz leben, den Stickstoff aus dem Boden in die darüber liegende Häckselschicht?


Das habe ich mich auch schon oft gefragt, aber man liest es allgemein so.

Re: Hornspäne

Verfasst: 23. Feb 2017, 16:31
von Gartenentwickler
Also organische Dünger fördern das Bodenleben.

Der Mulch wird durch Bodenbakterien zersetzt (Nitrobakter und Co.), die sind im Boden enthalten und zersetzen die Mulchschicht vom Boden aus. Damit diese Bakterien überleben können benötigen sie Sauerstoff und Stickstoff. Im Häcksel sind an sich nicht viele Bakterien enthalten, die das zersetzen.

Re: Hornspäne

Verfasst: 23. Feb 2017, 16:34
von mavi
bristlecone hat geschrieben: 23. Feb 2017, 16:15
Gartenentwickler hat geschrieben: 23. Feb 2017, 15:57
Das ist so: Die Bakterien/ Bodenlebewesen benötigen Stickstoff zum Zersetzen des Mulchs. Da die Bakterien im Boden leben wird dem Boden Stickstoff entzogen.


Wie "ziehen" die Bakterien/Pilze, die im Holz leben, den Stickstoff aus dem Boden in die darüber liegende Häckselschicht?


Hypothese 1: Schlauchpilze - Nomen est Omen - (saugen den Stickstoff von unten hoch). ;D
Hypothese 2: Kapillarartig wird der Stickstoff nach oben transportiert, wenn dort alles verbraucht ist. ;D
Hypothese 3: Überhaupt nicht, irgendwer hat das erfunden und alle schreiben nur voneinander ab. 8)

Re: Hornspäne

Verfasst: 23. Feb 2017, 16:36
von bristlecone
;)
Ad 1: Deshalb heißen die so? :-X
Ad 2: Kapillar aufsteigend ginge aber nur, wenn's nicht zuviel regnet.
Ad 3: Eben das frage ich mich schon länger.

Gartenentwickler hat geschrieben: 23. Feb 2017, 16:31
Also organische Dünger fördern das Bodenleben.

Der Mulch wird durch Bodenbakterien zersetzt (Nitrobakter und Co.), die sind im Boden enthalten und zersetzen die Mulchschicht vom Boden aus. Damit diese Bakterien überleben können benötigen sie Sauerstoff und Stickstoff. Im Häcksel sind an sich nicht viele Bakterien enthalten, die das zersetzen.


Das heißt, wenn ich das richtig verstehe, der Stickstoff wird nicht dem Boden entzogen, sondern die im Boden vorhandenen pflanzenverfügbaren löslichen N-Verbindungen Nitrat und Ammonium werden von den Bodenmikroorganismen aufgenommen und stehen dann eine Zeitlang den Pflanzenwurzeln nicht mehr zur Verfügung?
Mit anderen Worten: Das Mulchmaterial entzieht nicht dem Boden Stickstoff, sondern der wird in eine für die Pflanze erst mal nicht mehr verfügbare Form gebracht, nämlich mikrobielle Biomasse?
Dann wäre der Stickstoff noch da, aber nicht mehr als Nitrat oder Ammonium, sondern als nicht pflanzenverfügbarer/wasserlöslicher Stickstoff?

Gibt's dazu Untersuchungen, in denen differenziert wurde zwischen Gesamtstickstoff und Nitrat/Ammonium?

Re: Hornspäne

Verfasst: 23. Feb 2017, 16:40
von Irm
bristlecone hat geschrieben: 23. Feb 2017, 16:36
Das heißt, wenn ich das richtig verstehe, der Stickstoff wird nicht dem Boden entzogen, sondern die im Boden vorhandenen pflanzenverfügbaren löslichen N-Verbindungen Nitrat und Ammonium werden von den Bodenmikroorganismen aufgenommen und stehen dann eine Zeitlang den Pflanzenwurzeln nicht mehr zur Verfügung?
Mit anderen Worten: Das Mulchmaterial entzieht nicht dem Boden Stickstoff, sondern der wird in eine für die Pflanze erst mal nicht mehr verfügbare Form gebracht, nämlich mikrobielle Biomasse?


wie auch immer, Hornspäne auf oder unter den Mulch sind nicht verkehrt ;D ;D ;D

Re: Hornspäne

Verfasst: 23. Feb 2017, 16:42
von mavi
bristlecone hat geschrieben: 23. Feb 2017, 16:36
;)
...
Ad 3: Eben das frage ich mich schon länger.
...



Das dachte ich mir. :)

Re: Hornspäne

Verfasst: 23. Feb 2017, 17:02
von mifasola
Die FH Erfurt hat mal in einem Projekt den Einfluss verschiedener Mulchmaterialien u.a. auf den Stickstoffgehalt im Boden untersucht - auf Seite 30 in dem PDF ist eine Tabelle dazu.

Re: Hornspäne

Verfasst: 23. Feb 2017, 17:06
von fromme-helene
Irm hat geschrieben: 23. Feb 2017, 16:40
wie auch immer, Hornspäne auf oder unter den Mulch sind nicht verkehrt ;D ;D ;D


Nicht verkehrt ist aber nicht automatisch richtig und wichtig. ;)

Brissel, die Frage habe ich mir auch schon oft gestellt. Wenn die Bakterien im Boden sind, verbrauchen sie vielleicht N, zersetzen aber nicht den Mulch. Wenn sie den zersetzen, sind sie nicht im Boden und verbrauchen auch nicht dessen N.

Aber vielleicht gibt es ja Minifahrstühle für Mikroorganismen - das Frühstückszimmer für C ist oben im Mulch, während das N-Souper im Erdgeschoss serviert wird. Man fragt sich direkt, ob unten black tie erwartet wird.

Re: Hornspäne

Verfasst: 23. Feb 2017, 18:44
von bristlecone
mifasola hat geschrieben: 23. Feb 2017, 17:02
Die FH Erfurt hat mal in einem Projekt den Einfluss verschiedener Mulchmaterialien u.a. auf den Stickstoffgehalt im Boden untersucht - auf Seite 30 in dem PDF ist eine Tabelle dazu.


Danke, das hilft zumindest etwas weiter!

Zitat (S. 52):

"Im Gegensatz zur wenig differenzierten Wirkung der Mulchart auf den Wasserhaushalt ist für die N- Dynamik der Unterschied sehr groß. Im langjährigen Versuch wird eine gegenüber der Kontrolle um 100 bis 380kg/ha (Summeneffekt über die Jahre) höhere N-Freisetzung für 0-60cm Bodenschicht bei Gras und eine N-Immobilisierung zwischen 15 bis 70kg/ha (je nach Jahresbedingungen) für Hackschnitzel, Rinde und Stroh ermittelt."

Interessanterweise wird dort von "N-Immobilisierung" gesprochen, nicht von N-Entzug.

Re: Hornspäne

Verfasst: 23. Feb 2017, 18:57
von Gartenentwickler
Daher ja eine Ausgleichsdüngung, durch den zersetzten Mulch wird ja wieder N zurück gegeben, blos bis dahin wird N durch die Bakterien verbraucht.

Re: Hornspäne

Verfasst: 23. Feb 2017, 19:52
von Natternkopf
bristlecone hat geschrieben: 23. Feb 2017, 15:53

Gibt es Messungen, diese Abnahme des N-Gehalts im Boden während der Mineralisation von Holzmulch belegen?


Sind mir keine Bekannt. ( Heisst aber nicht, dass er Keine gibt.

Do it yourself Praxis
Wenn du mal am pflanzen bist, (idealerweise Flachwurzler) von mehreren gleichen Pflanzen macht doch mal folgende Anwendung.
A) Abdecken mit Holzhäcksel. Schicht ca. Fingerlänge.
B) Abdecken mit Holzhäcksel. Schicht ca. Fingerlänge und Hornspäne dazu.
Das Unterschied wird in der Gartensaison sichtbar werden.

Gibt noch Variante dazu:
B1) Abdecken mit Holzhäcksel. Schicht ca. Fingerlänge und Hornmehl dazu.

Messgerärt wäre dann die Pflanze in ihrem Verhalten.

Beantwortet deine Frage zwar nicht.
An und für sich sind das sehr verwandte Prozesse wie beim Kompostieren.
Habe ich zuviel Holz oder trockenes Laub drin kommt das kaum in die Gänge, beziehungsweise geht dann halt rund 2-3x länger.
Bringe ich Stickstoff hinzu, Hornspäne oder im Sommer Rasenschnitt, geht die Post ab.


Hinweis aus der Praxis: Bei Pflanzung von Kommunalbäumen ist das oft Beobachtbar.
Wann und wie Mulchen und das Problem mit dem Holzhäcksel. (ab 0:50)

Grüsse Natternkopf