Frühe Knorpelkirsche gesucht (Gelesen 2629 mal)

[555Nase]

Sicherlich ist der Befallsdruck auch Standortabhängig. Allerdings ist mir beim Durchpflücken der täglichen Portion bis zum Schluß, fast schwarz, keine stärkere Population aufgefallen. Jährliche Schwankungen der Mädchen kommt von 0,5% bis 5% vor.

[meiby]

Kein Wunder bei einer so schlechten Frauenquote stirbt die Population aus. Nur 3% Mädchen. ;D

[555Nase]

;D ;D

[cydorian]

So ist es. Auch auf kurze Distanzen. Windoffen oben auf einem Hügel mit wenig drumrum bringt Schneiders hier fast madenfreie Ware bis zur Überreife. 200m weiter im Tal ist alles wurmig an den dortigen Bäumen.

Das gilt übrigens auch für Vogelfrass. Hier gehen Stromleitungen auf Strommasten durch. Da sitzen gerne Vögel drauf, viele. Drunter und in der Nähe wird alles sofort halbreif abgeräumt. Ein Stückchen weiter sehr viel weniger.

Lokale Situation kann entscheidend sein.

[Hyla]

Hm, also ich sehe gerade, daß die Schneider's viel dichter ist als meine. Liegt sicher am fehlenden Schnitt hier. Ich könnte mir gut vorstellen, daß die Vögel eher auf lockere Bäume fliegen, wo die Früchte weithin sichtbar sind und auch Feinde wie Habichte und Sperber schnell entdeckt werden können.

[555Nase]

...Stimmt, ich hab sehr stark geschnitten, eigentlich schon zu viel aber das ständige Genörgel über die zu hohe Höhe des Baumes hat mich dazu getrieben. In diesem Fall hat aber der kräftige Schnitt eine schönere Krone geschaffen.

[Hyla]

Es könnte sogar sein, daß die vielen Blätter die Kirschfruchtfliege teilweise abhält. Ich spinne jetzt einfach mal rum und überlege, daß die gelben Früchte, auf die die Viecher normalerweise fliegen, ebenfalls schlechter zu sehen sind und darum die Eier woanders ablegen.
Ein Bekannter hatte, höchstwahrscheinlich eher aus Unwissen, seinen Baum ebenfalls sehr stark geschnitten. Ich fand's immer nervig, bei ihm Kirschen zu klauen, weil man sich regelrecht durchs Grün wühlen mußte, aber wenn das tatsächlich einen echten Nutzen hat, wäre das sehr interessant. Seine Kirschen waren jedenfalls sehr lecker. ;D

[thuja thujon]

Was das sehen in dichten Baumkronen angeht, das ist evtl gar nicht der Grund. KEF wird von vielerlei Hindernissen abgehalten, die verbreiten sich teils mehr mit dem Wind als aktiv, viele Blätter können wie ein Schutznetz wirken. Gilt wohl aber nicht für KFF. Es ist so vieles denkbar, wissen tun wir wenig. Hier helfen dichte Baumkronen leider nichts, aber das muss für woanders nichts bedeuten. Hier ist Schlaraffenland, die Stromleitungen gibts auch hier, helfen oder verschlimmern aber wenig.
Man sollte sich freuen, wenn mal was passt. Aber nicht enttäuscht sein, wenn man versucht es nochmal so zu machen und es klappt gar nix.

[ringelnatz]

Zumindest was die KEF betrifft, ist meiner Erfahrung nach ein dichtes Blattwerk eher schädlich. Bei heißen Tagen, die der Vermehrung eher abträglich sind, findet die KEF im dichten Blattwerk niedrigere Temperaturen.
Bei meiner Sauerkirsche ist der höchste Befall meist dort innen.

[cydorian]

Frühe Kirschen, um die es hier geht, sind doch eh nicht nennenswert von der Kirschessigfliege betroffen. Das kommt meistens erst ab Kirschwoche 6 zu Vollreife hin. Manche Gegenden vielleicht verschoben.

Die Kirschfruchtfliege erwischt bei uns im Schnitt ab KW 3-4 die Kirschen. Vorher sind Vögel das grosse Problem. Es gibt auch manchmal Jahre, in denen die Kirschfruchtfliege schon früher unterwegs ist. Alles variabel, wir reden immer nur von Wahrscheinliichkeiten.

So würde ich auch die Sorten bezeichnen: KW 3 und früher sind "frühe Sorten", KW 3-6 dann die Mitte. Späte Sorten waren früher auch madenarm, was sich durch das eifrige Bemühen möglichst viele neue Schadorganismen zu importieren geändert hat - zwei amerikanische Kirschfruchtfliegenarten balgen sich auch in Europa um die späten Sorten, zusammen mit der asiatischen KEF. Sicher gelingt es mit intensiver Suche und eifrigem ungebremsten Import, noch weitere Katastrophen ein trautes Heim in unserem Obst zu bieten.

[thuja thujon]

Man kann oft 3 Argumente dafür und 3 dagegen finden. Einen klaren Zusammenhang nachweisen ist oft schwierig.

Um auf die Knorpelkirsche zurückzukommen: wenn sie denn gepflanzt sind, nicht einfach fortwachsen lassen mit den typischen Etagen, sondern vom ersten Tag an mit anschneiden der einjährigen Triebe anfangen bis das Kronengerüst steht. Das wirkt dem verkahlen vor und so kann man evtl die schattige, unproduktive Mitte im Bauminneren umgehen.

Diese hier wurde gefällt wegen zu hoch und da Naturkrone, nur Minikleine Früchte. Und für Kerne mit Haut und Made klettert niemand 8m so einen Fichtenspargel hoch.

[cydorian]

Wirkt wie eine Wildkirsche oder wilder Sämling. Haben wir in den Wäldern der Region, hoch und schmal, für Holzwirtschaft. Es gibt aber interessante Vielfalt, an Wegrändern kommt man auch an die Früchte ran. Habe schon gelbe Mutationen gesehen, gibts also nicht nur bei Kultursorten. Reife ist immer deutlich später wie bei Kultursorten. Manche sind fantastische Marmeladenlieferanten, aber mühsam, klein und alles muss der Steine wegen aufwendig passiert werden.

[thuja thujon]

Wilde Sämlinge erreichen hier durchaus gute Fruchtgrößen. Manchmal gestaltet sich die Ernte aufwendig. Hier vom Boot aus.

[Jack.Cursor]

Ich hatte so einen frühen Kirschbaum; der war bei der Vogelwelt bestens bekannt. Die Stare und Amseln kamen deshalb schon morgens um halb 6 zum Frühstück. Bevor die Kirschen richtig reif waren, war nichts mehr übrig. Habe den Baum umgelegt, im Winter verfeuert und einen Pflaumenbaum an die Stelle gesetzt.

[Hyla]

Daß meine Kirschen kaum eine Schere gesehen haben, hat andere Gründe. Ich wollte und will einen Sichtschutz gegen die Nachbarn haben. Da lag es nahe Süßkirschen zu pflanzen. Im Nachhinein hätte ich auch einen Tulpenbaum dazwischen pflanzen können, aber da wußte ich noch nicht, daß sie hier kräftig wachsen.
Die merkwürdigen Schnittformen, die hier in den Threads kursieren, lasse ich lieber bleiben. Ich vermute, das knallt hier beim ersten Sturm weg.

Wie auch immer, ich probiere den dichteren Schnitt mal bei einer Burlat aus, die hier noch im Topf rumsteht. KFF wird da nicht das Thema sein, aber fliegende Piranhas (auch wenn sie hübsch sind ;)). In ein paar Jahren kann ich dann berichten.