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Re: Amberbaum
Verfasst: 10. Sep 2025, 16:34
von sempervirens
oile hat geschrieben: ↑10. Sep 2025, 14:10
Ich weiß nicht , welchen ich habe. Das sind Aufnahmen von Anfang August.IMG_20250805_171657.jpg
IMG_20250805_171615.jpg
ISt das ein Orientalis ? Meiner erster Gedanke war Liquidambar Formosana.
Weil Orientalis nicht so geschwungene Blätter hat eher kantig:
https://www.baumkunde.de/liquidambar_orientalis/
Hier mal die Blätter unter "Zweig" vom chinesischen Amberbaum vergleichen:
https://www.baumkunde.de/Liquidambar_formosana/
hobab hat geschrieben: ↑10. Sep 2025, 15:21
Ob ein Baum aus Amerika oder Griechenland kommt, dürfte dem Ökosystem schnurz sein, auf den Baum spezialisierte Orgnismen wird es auf keinen Fall geben. Kleinwüchsige Sorten des styraciflua gibt es genug und Gründe fürs Nichtfärben sind bekannt. Wenn es nur um selten und schwer zu kriegen geht, spricht natürlich alles für den orientalis.
Du hast recht, die ökologische Bedeutung ist bei beiden gebietsfremden Amberbäumen nicht der entscheidende Faktor. Hochspezialisierte Organismen wird es hier für beide nicht geben.
Aber der Amberbaum ist als Tertiärrelikt ohnehin ein Sonderfall, und der ökologische Aspekt ist hier nicht ausschlaggebend.
Die Gründe, über den Liquidambar orientalis nachzudenken, wären für mich eher:
- Gartengestaltung und Authentizität: Neben reiner Ökologie gibt es ja auch ästhetische und gestalterische Ansprüche. Wenn jemand einen Garten im südosteuropäischen oder mediterranen Stil anlegen möchte, ist der Orientalische Amberbaum eine stimmige und authentische Wahl, während der Amerikaner dort ein Stilbruch wäre.
- Gartenkultur, Garten im Zeiten des Klimawandels und Vielfalt: Aus gartenkultureller Sicht ist es wünschenswert, auch mal andere Arten zu probieren. Wenn in Neubaugebieten immer nur die gleichen fünf Baumarten gepflanzt werden, haben wir nicht nur eine Verarmung der Landschaft, sondern auch der Gärten. Mut zu Neuem belebt die Gartenkultur und der Baum könnte in Zukunft eine bessere Option als bisher darstellen.
Mir persönlich ist das Attribut "selten und schwer zu bekommen" dabei auch nicht wichtig; es geht nicht darum, eine Rarität für das Ego zu besitzen. Es ist bei vielen Pflanzen die"selten und schwer zu bekommen" sind die Verwunderung, warum manche Pflanzen trotz ihrer Schönheit und guten Eigenschaften den Einzug in die breite Gartenkultur nie schaffen. Beim Orientalischen Amberbaum verstehe ich allerdings schon, warum er kaum Verwendung fand: Wenn die klimatischen Bedingungen der Vergangenheit dazu führten, dass er zurückfror und auch keine tolle Herbstfärbung ausbildete, ist das nachvollziehbar.
Der Artikel von Trees and Shrubs Online sagt aber: Durch den Klimawandel könnte er eine interessante Option werden. Und da denke ich mir: Warum nicht mal testen?
Die Anfrage stelle ich übrigens für einen Freund, der bei seinen Pflanzungen extrem bedacht auf Authentizität ist – teils akribischer als mancher Botanischer Garten. Für sein Projekt wäre dieser Baum eben nicht nur "selten", sondern eine sehr stimmige Wahl. Bevor ich mir selbst einen Amberbaum setze, muss bei mir aber erst mal ein Zürgelbaum her. Bei dem ist es gar nicht mehr so unwahrscheinlich, dass der Zürgelbaumfalter und andere südeuropäische Arten nach Deutschland einwandern.

Re: Amberbaum
Verfasst: 10. Sep 2025, 17:20
von oile
Stimmt, das sieht eher nach formosana aus. Oh, oh! Da muss ich jetzt aber Löscharbeit im Hirn machen.
Re: Amberbaum
Verfasst: 10. Sep 2025, 18:44
von Gartenlady
Hier vor Ort wurde eine Straße komplett erneuert und im letzten Herbst wurden Bäume gepflanzt. Sie sind schon recht groß, es sind Linden und ein Amberbaum. Dann kam der heiße und trockene Frühsommer, niemand hat sich um die Bäume gekümmert, erst nachdem es endlich geregnet hatte, kam der städtische Gießwagen. Die Linden waren fast tot, ABER der Amberbaum war bei bester Gesundheit. Wobei ich nicht weiß, ob den die Anlieger, vor deren Vorgarten er steht, gegossen haben. Dieser Baum hat gezeigt dass er der Richtige ist. Ich bin gespannt auf die Herbstfärbung.
Re: Amberbaum
Verfasst: 10. Sep 2025, 18:55
von Gartenlady
Mein Amberbaum ist 60 Jahre alt und riesengroß. Erst seit höchstens 10 Jahren trägt er Früchte. Er hat eine starke Veränderung mitgemacht. Als wir vor 40 Jahren hier einzogen, hat er erst Anfang Juni ausgetrieben, das blieb lange Zeit so, es war kein Problem eine Rose zu seinen Füßen zu pflanzen, denn als er anfing Schatten zu werfen, waren die Blüten der Rose nicht mehr aufzuhalten. Jetzt beginnt er im April mit dem Austrieb und die Rose blüht nicht mehr. Aber erst seit er früher ausgetrieben hat, hat er Blüten und Früchte bekommen.
Re: Amberbaum
Verfasst: 11. Sep 2025, 22:43
von Christiane
Wir haben eine stark färbende Sorte, "Autumn Color". Die steht jetzt drei Jahre an einem Platz, der optimal sein sollte. Im ersten Jahr: Null Färbung, im zweiten Jahr eine minimale Färbung, jetzt ist noch alles grün. Ich habe bei meiner Baumschule nachgefragt, unter welchen Voraussetzungen der Baum färbt. Antwort: Er muss eine Zeitlang vor dem Laubfall trocken stehen. Ich denke also, es kommt sehr auf die Wetterfaktoren an, nicht nur auf den Standort.
Re: Amberbaum
Verfasst: 12. Sep 2025, 07:12
von Garten Prinz
Auf humöser Sandboden farben die meisten Gehölze besser als auf Lehmboden.
Re: Amberbaum
Verfasst: 12. Sep 2025, 07:16
von Veilchen-im-Moose
bei meinem vor neun Jahren gepflanzten Amberbaum gab es gute und schlechte Jahre und ein phantastisches - was die Färbung betrifft. Da kam alles zusammen, Sonne, nicht zu viel Regen, frühe kalte Nächte. Die herbstliche Blattfärbung war umwerfend - wie aus dem Bilderbuch. Ich bin gespannt, wie er in diesem Herbst aussehen wird. Hoffentlich nicht wieder rein gelblich.
Früchte trägt mein Amber schon seit Jahren... also eigentlich fast von Anfang an.
Re: Amberbaum
Verfasst: 12. Sep 2025, 07:19
von hobab
Was Gartenprinz sagt, kann ich bestätigen - solange der Standort vollsonnig ist und nicht zuviel gegossen wird.
Re: Amberbaum
Verfasst: 12. Sep 2025, 08:53
von sempervirens
Was wäre der Mechanismus dahinter und würde auch für andere Arten gelten ?
Meine Vermutung wäre im Vergleich zum Normalen Lehmboden hat ein humoser Sandboden:
- 1. Weniger Stickstoff im Boden = Chlorophyll wird früher zur Nährstoffrückgewinnung abgebaut --> legt die anderen Farben frei ( Gelb oder Orange)
- 2. sandige Böden erhitzen sich schneller, aber kühlen schneller aus und haben einen moderaten Trockenstress --> das könnte zu vermehrter Bildung von Anthocyanen führen die die Rotfärbung ausmachen
- 3. gleichzeitig könnte die ausgleichende Nährstoffversorgunng durch den Humus die Bildung von Farbstoffen unterstützen
Re: Amberbaum
Verfasst: 12. Sep 2025, 09:01
von AndreasR
Man sagt z. B. auch Fächerahornen nach, dass ein trockener Stand in dieser Jahreszeit die Herbstfärbung fördert, Pflanzen im Kübel soll man dementsprechend moderater gießen. Wahrscheinlich ist es die Kombination aus kürzeren Tagen, niedrigeren Temperaturen und geringerer Nährstoffversorgung aufgrund des trockenen Bodens, welche den Chlorophyllentzug aus dem Laub beschleunigt. Insbesondere im Herbst soll man daher ja auch nicht mehr düngen, damit die Pflanzen in den Ruhemodus schalten können.
Re: Amberbaum
Verfasst: 12. Sep 2025, 09:35
von oile
Hat nicht Bristlecone mal etwas dazu geschrieben? Wenn ich das nur finden könnte.
Re: Amberbaum
Verfasst: 12. Sep 2025, 09:45
von Gartenlady
Dass mein Amberbaum so lange sehr spät ausgetrieben hat und keine Blüten und Früchte trug, lag wohl am Klima, es war ihm zu kalt. Der Klimawandel gefällt ihm. Dass er keine spektakuläre Herbstfärbung hatte und auch jetzt nicht hat, liegt sicher auch am Standort, jahrzehntelang hatte er die Füße um die Klärgrube gelegt, dort gab es Wasser und Nahrung im Überfluss, die Klärgrube gibt es zwar schon sehr lange nicht mehr, aber immer noch schmückt er sich mit einem Übermaß an Blattwerk. Inzwischen färbt er sich etwas besser, es ist halt keine ausgelesene Sorte, sondern die Wildform. Ich frage mich eh, wo die Erbauer des Hauses einen Amberbaum und eine Parrotia persica bekommen haben, vor 60 Jahren. Meine Tochter, deren Haus gleich alt ist, hat einen Tulpenbaum und eine Parrotia persica, da stelle ich mir auch diese Frage.
Mein Amberbaum ist ein ehrwürdiger, schöner Baum das ganze Jahr, spektakulär muss er nicht sein.
Re: Amberbaum
Verfasst: 12. Sep 2025, 09:49
von hobab
Eine schöne Einstellung!
Re: Amberbaum
Verfasst: 12. Sep 2025, 10:13
von oile
Hier ist ein schöner Thread zur Herbstfärbung. Danke für die Hilfe an den interessierten Mitleser!
Re: Amberbaum
Verfasst: 12. Sep 2025, 10:37
von Nox
Den werd' ich mir demnächst durchlesen.
Ich habe im Herbst 2018 zwei Amberbäume (L. styraciflua) gepflanzt, schon als Stämmchen. Es sind extrem anpassungsfähige Gehölze:
Wir haben regelmässig nasse Winter und sie stehen dann monatelang in einer feuchten Senke, dauernass. Macht ihnen nichts aus. Der Trockensommer 2022 hat ihnen ebenfalls nichts anhaben können.