cydorian hat geschrieben: ↑27. Nov 2017, 10:42 M9 und Öschbergschnitt haben keine gemeinsame Basis.
Ja, die Wurzel ist verschieden. Die Wachstumsgesetze sind aber die selben, die Spindel in der Mitte bei der Oeschbergkrone ist deswegen auch eher als Vorstufe der heute weiter optimierten Fruchtholzaufhängung zu verstehen.
@b-hörnchen: so viel nimmt der neue Mitteltrieb nicht weg. Durch seinen kräftigen Anfangswuchs hat er eher mehr gegeben. Ohne das nutzen von jungem Holz für den Aufbau und das Fruchtholz räumlich getrennt vom Holzaufbauholz könnte man dort wohl immernoch massig Stützstäbe für den Gemüsegarten ernten.
@Jörg: die Streuobstwiese in Meckenheim (Pfalz) oder die fläche der LaGa in Kaiserslautern wird hier noch recht Oeschbergnah geschnitten. Dort kümmern sich allerdings Vertreter vom Pomologenverein bzw Akhiob darum. Ansonsten ist bei den Kollegen der öffentlichen Baumpflege viel von den Oeschberginhalten in die `gute fachliche Praxis´ eingeflossen. Auch wenn die kein Umkehraugverfahren anwenden, die kennen trotzdem Statik, Saftzieher, steilen Aufbau usw.
cydorian hat geschrieben: ↑27. Nov 2017, 10:42 M9 und Öschbergschnitt haben keine gemeinsame Basis.
Ja, die Wurzel ist verschieden. Die Wachstumsgesetze sind aber die selben, die Spindel in der Mitte bei der Oeschbergkrone ist deswegen auch eher als Vorstufe der heute weiter optimierten Fruchtholzaufhängung zu verstehen.
Was mir halt so auffällt - wenn ein Baum keine Wuchskraft hat, ist er wie ein Schiff auf hoher See ohne Antrieb. Das ist genausowenig manövrierfähig wie ein Baum, der nicht wachsen will, formbar ist.
Ja, ein Baum der nicht wächst ist tot. Sollte die Besatzung auf dem Schiff aber mal nicht ständig auf der Brücke rumnavigieren müssen, können sie sich der Fortpflanzung widmen.
Bei den Bäumen sind das die Früchte.
Ob Schiff oder Baum, es muss ein Sozialplan her, wenn man nicht nur Holz ernten möchte.
Es gibt natürlich Konzepte, die den minimal invasiven Ansatz des Oeschbergschnitts im Bereich der schwachen Unterlagen umsetzen. Diesmal allerdings nicht schweizer, sondern französischen Ursprungs.
Stell sie doch mal vor. Praxis und Beispiel. Der Thread driftet viel zu sehr in wolkigen Zonen von Theorien, was mehr oder was weniger Öschberg sein könnte.
Öschberg ist das, was Hans Spreng in der Schweiz verbreitet hat. https://www.ogv-rietenau.de/app/download/11969186524/Jans_Einheitlichkeit_im_Kronenaufbau_SZOW_1947.pdf?t=1502905464
Bei Hochstämmen hatten wir das bereits im Thread. Ich bezog mich auf den Hinweis von Alun, solche "Konzepte" gebe es auch für Bäume auf schwachwachsende Unterlagen.
Wenn ich mir das Konzept rauspicke, nur gut belichtete Fruchtäste, welche mit lediglich Fruchtholz garniert sind, stehen zu lassen und allen unnötigen Schrapel wie Seitenholz wegzulasssen fäll mir von den Franzosen `Mur Frutier´ ein. http://www.papst.ch/files/EFM_neues_Anbausystem_Mauer.pdf
Es gibt aber auch noch `Extinction´ von den Franzosen, ist auch etwas `naturnäher´, was auch immer naturnah bei Baumschnitt ist. Versuch einer Erklärung auf Deutsch: http://wetter-bw.de/Internet/global/themen.nsf/0/172CC4B55E419E36C1256F560043F73D?OpenDocument
Danke; SolAxe bzw. Extinction meinte ich - wobei Dein Link besser ist als das ins Englische übersetzte Buch von Lespinasse/Leterme, das beim Punkt 'Extinction' eher verwirrt...
Und naturnah ist es insofern, als der Baum unbeschnitten geliefert/gepflanzt werden soll und nur die Eingriffe mit der Schere vorgenommen werden, die weder der Baum selbst noch das Ausblenden besser regeln konnten. Was im völligen Gegensatz zur Spindelerziehung steht, die dem Baum nichts zutraut, und doch ähnliche Unterlagen und Pflanzabstände benutzt.
Beim Schnitt für Fruchtäste zu sorgen und sie zu erhalten kann man schon im Buch von Andreas Glorenz von 1719 nachlesen (er verwendet sogar die auch heute noch gebräuchlichen Begriffe), das erscheint mir kaum als eine Öschberg-Schnitt spezifische Sache. Meinen bescheidenen Kenntnissen nach war vielmehr die praktische Umsetzung der lange bekannten physiologischen Kenntnisse in eine langjährig stabile Krone des Baums der Fortschritt, den Palmer und Hans Spreng entwickelten. Das schreibt Palmer irgendwo auch selber, glaube ich.
Die Obstmauer wird seit einigen Jahren auch in Deutschland propagiert, hiesst hier Fruchthecke, Bibäume mit maschinellem Schnitt: https://www.lw-heute.de/mediaarchiv/grab_pic.php?id=19032
hat geschrieben: ↑1. Jan 1970, 01:00Wenn ich mir das Konzept rauspicke, nur gut belichtete Fruchtäste, welche mit lediglich Fruchtholz garniert sind, stehen zu lassen und allen unnötigen Schrapel wie Seitenholz wegzulasssen
Das führt zu schlechter Qualität, Überbehang dessen Reduktion Mehraufwand bedeutet. Das Ziel ist vielmehr ein passendes Blatt-Frucht Verhältnis, jedenfalls bei Tafelobst.
Ich habe da einen Pinova als Buschbaum auf mittlerer Unterlage. Ausdünnen tu ich ihn, aber in manchen Jahren wohl auch mal etwas zuwenig, so dass er nicht gerade das stabilste Leitastgerüst hat und so zumindest ein Ast auch schon abgekippt ist (wird gerade wieder am Scheitel nachgezogen).
Konkrete Frage zur Stabilität von Leitästen bei solchen Massenträgersorten: würdet ihr Variante 1 oder eher Variante 2 schneiden?
Wenn weder noch, was ist das Problem, was ich angehen sollte?
Welche Leitastverlängerung ich wählen würde, hängt von dem Verhalten des Leitastes unter Fruchtlast ab. Senkt er sich stark, lasse ich die eher nach innen gewandte Verlängerung stehen, senkt er sich nicht sehr ab, die nach außen gewandte Verlängerung. Ziel ist es, den sich unter Fruchtlast senkenden Ast nicht zu waagerecht zu stellen.
Ich würde in beiden Varianten den jeweils anderen Trieb entfernen, um in der unmittelbaren Nähe der Verlängerung nicht zuviel Fruchtholz zuzulassen.
Wenn Dir der Neuzuwachs nicht ausreicht, würde ich kräftiger Ausdünnen. Das geht bei solchen Bäumen noch gut und erhält das Fruchtholz, falls man künftig wieder größere Fruchtlasten zulassen möchte.
Bin ja keine Fachfrau, aber mit dem Bild kann ich nur bedingt etwas anfangen, da es mir keinen Eindruck des ganzen Baumes gibt. Dieses Foto zeigt mir einen Leitast, der mir für diesen Baum deutlich zu ausladend erscheint. Die Proportionen zum Rest des Baumes scheinen nicht zu stimmen. So würde ich nicht an den jüngeren Trieben/Verzweigungen herum schneiden, sondern den Ast insgesamt ein gutes Stück auf eine entsprechende Ableitung zurück nehmen.
Durch die von dir aufgezeigten Schneidereien wird die Verzweigung und der Behang am äußersten Ende des Astes gefördert. Damit wird dieses lange Etwas doch noch instabiler und für einen Bruch bei starkem Behang gefährdet.
Ist meine Meinung und ich bin auf andere Vorschläge gespannt....
WühlmausGrüße
"Das Schiff ist sicherer, wenn es im Hafen liegt. Aber dafür wurde es nicht gebaut." Paulo Coelho
Dabei übersiehst Du vermutlich, dass das eine Öschbergkrone sein/werden soll. Die vorgeschlagene Ableitung wäre damit eine Ableitung auf einen Fruchtast, was zunächst nicht problematisch ist, weil dieser noch umfunktioniert werden könnte. Die Leitastverlängerung würde damit aber waagerechter gestellt werden, was hier kontraproduktiv ist.
Die Entlastung des Leitastes sollte daher eher über das von mir empfohlene Ausdünnen oder durch Ableitungsschnitte im Fruchtholz erfolgen.
Der Neuzuwachs ist eher gering, so dass ein Anschneiden der Leitastverlängerung eigentlich schon nicht mehr so richtig möglich ist. Deshalb würde ich empfehlen, die Fruchtlast in diesem Jahr deutlich zu verringern und damit stärkeren Zuwachs der Leitastverlängerung zu provozieren. Der kann dann im kommenden Jahr deutlicher eingekürzt werden, wenn der Leitast immernoch nicht kräftig genug sein sollte. So schwach sieht er aber auch wieder nicht aus. Der Baum dürfte schlicht mit Fruchtlast überfordert worden sein.
Für die klassische Öschbergkrone setzt dieser gezeigte Leitast doch mit einem viel zu flachen Winkel am Stamm an. Wie soll er denn da statisch noch die Fruchtäste tragen können? Hier wird dieser Schnitt, bzw die Erziehung der Bäume recht gut gezeigt.
WühlmausGrüße
"Das Schiff ist sicherer, wenn es im Hafen liegt. Aber dafür wurde es nicht gebaut." Paulo Coelho