News: Problem bei der Anmeldung? Bitte Mail über das Kontaktformular ganz unten!

Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) - Das Ende der Naschzeit im Garten? (Gelesen 310951 mal)

Pflanzenstärkung, Krankheiten und physiologische Störungen

Moderator: Nina

Antworten
Benutzeravatar
cydorian
Garten-pur Team
Beiträge: 12114
Registriert: 19. Nov 2005, 14:29
Höhe über NHN: 190
Bodenart: 30cm toniger Lehm auf Muschelkalk
Kontaktdaten:

Re: Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) - Das Ende der Naschzeit im Garten?

cydorian » Antwort #1500 am:

Das ist höchst optimistisch. 15% Parasitierung an Maden bereits befallener Früchte unter optimalen Laborbedingungen, was das im Freiland bringt, nunja...
Benutzeravatar
thuja thujon
Beiträge: 21259
Registriert: 28. Apr 2016, 21:50
Region: Gemüsegarten Vorderpfalz
Höhe über NHN: 90
Winterhärtezone: 8b: -9,4 °C bis -6,7 °C

Re: Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) - Das Ende der Naschzeit im Garten?

thuja thujon » Antwort #1501 am:

Durfte man die Schlupfwespe im deutschsprachigen Raum eh nicht aussetzen, weil sie hier noch nicht heimisch war/ist?
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
Orendarcil
Beiträge: 260
Registriert: 16. Jan 2022, 15:00

Re: Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) - Das Ende der Naschzeit im Garten?

Orendarcil » Antwort #1502 am:

Ok, also wenn ich das so lese, kann ich davon ausgehen, das kleine Maden in meinem Himbeeren (nur 1-2 Stück pro Beere), meist innenliegend, wo der weiße Zapfen rausgezogen wird, keine KEF sind?
Ich hab auch in meinen späten Erdbeeren überall ein paar drin (diese Erdbeeren bleiben auch irgendwie klein und deformiert, bei meiner Bekannten aber recht groß).
Ich hab leider direkt daneben von zwei Nachbarn je einen Holunderstrauch dort stehen.
Aber da es nur 1-2 pro Frucht sind ist es eher die Kirschfruchtfliege?
Wenn ich leicht auf die Erdbeeren drücke kommt allerdings aus einem kleinen Loch meist Fruchtsaft raus. Vielleicht muss ich mir mal ne Falle bauen, um zu schauen ob sie hier im Norden von Hamburg wirklich ist (sofern ich sie (die männlichen) identifiziert bekomme.
Benutzeravatar
cydorian
Garten-pur Team
Beiträge: 12114
Registriert: 19. Nov 2005, 14:29
Höhe über NHN: 190
Bodenart: 30cm toniger Lehm auf Muschelkalk
Kontaktdaten:

Re: Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) - Das Ende der Naschzeit im Garten?

cydorian » Antwort #1503 am:

Zerstreiche ohnehin matschige Früchte vorsichtig, beobachte und fotografiere die Maden darin. Man kann KEF-Maden gut unterscheiden, es gibt massenhaft Bilder im Thread.

Dem Jahresklima entsprechend hat die Kirschessigfliege spät mit der Massenvermehrung angefangen, nachts kalt, tagsüber sehr trocken und sonnig (Juni) gefällt ihr nicht so.

Befall hab ich ziemlich an ungeschützten blauen Weintrauben. Ansonsten gibts nicht viel, Brombeeren sind lange durch, Zwetschgen gibts seit 2017 nicht mehr, Holunder keine Ahnung.
Orendarcil
Beiträge: 260
Registriert: 16. Jan 2022, 15:00

Re: Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) - Das Ende der Naschzeit im Garten?

Orendarcil » Antwort #1504 am:

Die Früchte in denen ich was gefunden habe, waren alle noch nicht matschig (ein paar wenige Ausnahmen bei den Erdbeeren). Da meine Pflanzen erst dieses Jahr gesetzt sind, ist die Früchtemenge überschaubar, vielleicht nehme ich sie daher früh genug ab, sodass sie nicht matschig werden.

Ich hatte schon mal nach Unterscheidungsmerkmalen bei den Maden im Internet gesucht aber nix gefunden.
Wenn in diesem Thema sicher welche sind, dann muss ich mal die 100 Seiten komplett durchgehen.
Benutzeravatar
Brezel
Beiträge: 1186
Registriert: 19. Mär 2010, 20:14
Höhe über NHN: 43 m
Winterhärtezone: 7b: -14,9 °C bis -12,3 °C

Brandenburg, TF Nord / Lehm- und Sandboden

Re: Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) - Das Ende der Naschzeit im Garten?

Brezel » Antwort #1505 am:

Untypisch für Brandenburg hatten wir hier diesen Sommer wenig Hitzetage und dafür viel Regen. Zum ersten Mal seit Jahren habe ich wieder Essiggeruch beim Fallobst wahrgenommen. Bei den Brombeeren war Totalausfall.
.
Herbsthimbeeren fingen gerade erst an, da habe ich am Wochenende radikal aufgeräumt. Das, was jetzt in der prallen Sonne reif wird, ist genießbar. Die hellen Weintrauben scheinen überhaupt nicht betroffen zu sein.
Benutzeravatar
partisanengärtner
Garten-pur Team
Beiträge: 19089
Registriert: 27. Jan 2009, 08:22
Kontaktdaten:

Qualitatives Wachstum hat keine Grenzen. 6b

Re: Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) - Das Ende der Naschzeit im Garten?

partisanengärtner » Antwort #1506 am:

cydorian hat geschrieben: 6. Sep 2023, 12:27
Das ist höchst optimistisch. 15% Parasitierung an Maden bereits befallener Früchte unter optimalen Laborbedingungen, was das im Freiland bringt, nunja...

Wenn ich das richtig verstanden habe sind das die Ergebnisse in Feldkäfigen. also Freiland aber gegen Entkommen mehrfach gesichert.
Solche Nützlinge werden sich natürlich in der zweiten und folgenden Generation exponentiell vermehren, das läßt sich aber in solchen Netzkäfigen aus Sicherheitsgründen nicht machen. Da geht es um die Befallsrate die mit einer definierten Menge an Parasiten erreichen lässt.
Da kann man auch gut feststellen wieviele Larven parasitiert wurden.

Zumindest wird die Kef wenn es funktioniert eine ähnliche wellenförmige Populationsdichte wie die Blattläuse erfahren. Meine Befürchtung geht eher dahin, das sich die Kef in der maximalen Populationsdichte dann einer Selektion ausgesetzt sieht die sie doch auf weitere andersartige Opfer ausweichen lässt.

Wir werden es wohl so oder so sehen. Vielleicht mag ja auch die Schlupfwespe unser Klima nicht.
Wer zuviel jätet raubt sich manche Überraschung.

Axel
Benutzeravatar
cydorian
Garten-pur Team
Beiträge: 12114
Registriert: 19. Nov 2005, 14:29
Höhe über NHN: 190
Bodenart: 30cm toniger Lehm auf Muschelkalk
Kontaktdaten:

Re: Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) - Das Ende der Naschzeit im Garten?

cydorian » Antwort #1507 am:

Sagen wir mal so: Bei der Kirschessigfliege haben wir ohnehin nichts mehr zu verlieren. So übel wie dieser Schädling ist wäre die Abschwächung eines noch nicht einmal eingeführten Parasiten dann auch egal. Sollte der wirklich hier lebensfähig sein und nicht jeden Winter wieder ausgerottet, wäre jedoch eine Entkopplung der Räuber-Beute Beziehung unwahrscheinlich. Dass eine schlupfwespenparasitierte Spezies resistent gegen ihren Parasiten geworden ist gab es noch nicht, ebenso dass Schlupfwespen plötzlich auf neue parasitierte Arten umschalten. Dort würde dann im Übrigen derselbe Selektionsdruck gelten.

Von Gendrive-Methoden hört man ja wieder weniger. Und sonst herrscht weiterhin Ratlosigkeit. Bei der Kirschessigfliege ist hinter uns nur die Wand, die Insektizide des kommerziellen Anbaus sind keine Lösung. Das ganze Problem wird nicht besser, im Gegenteil, es kommen praktisch jährlich neue Bioinvasoren hinzu.
Benutzeravatar
cydorian
Garten-pur Team
Beiträge: 12114
Registriert: 19. Nov 2005, 14:29
Höhe über NHN: 190
Bodenart: 30cm toniger Lehm auf Muschelkalk
Kontaktdaten:

Re: Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) - Das Ende der Naschzeit im Garten?

cydorian » Antwort #1508 am:

Alle Jahre wieder. Die jetzt reifenden Arguta-Kiwis steuern wieder mal auf einem veritablen Totalschaden zu. Was weich wird, wird abgestochen, durchwurmt und gärt eklig.

Bild

Vier Maden in der einen Frucht gesehen. Nächstes Jahr werden es zehn Jahre, dass diese Katastrophe ankam. Für einige Obstarten wurde es schlimmer wie befürchtet, für andere weniger. Und einige Hoffnungen haben sich zerschlagen. So zeigt sich nun, dass trockene Sommerwochen über 30°C anders als erst behauptet nicht zu einer Rücksetzung des Schädlings führen.

Auch bei den Kommerziellen hat sich nichts verbessert: https://www.rheinpfalz.de/lokal/pfalz-ticker_artikel,-befall-durch-kirschessigfliege-droht-dornfelder-darf-früher-gelesen-werden-_arid,5551263.html
Man erntet nun halt notgedrungen mehr unreife, dünnere Sosse, bevor einem der verfluchte Katastrophenimport alles zerstört.
Generell gehts abwärts, sagen die: https://www.spektrum.de/news/ipbes-bericht-welt-unterschaetzt-invasive-arten/2176917
Dateianhänge
IMG_8418 1.JPG
Benutzeravatar
thuja thujon
Beiträge: 21259
Registriert: 28. Apr 2016, 21:50
Region: Gemüsegarten Vorderpfalz
Höhe über NHN: 90
Winterhärtezone: 8b: -9,4 °C bis -6,7 °C

Re: Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) - Das Ende der Naschzeit im Garten?

thuja thujon » Antwort #1509 am:

Beim Dornfelder ist das Mostgewicht mit im Mittel letzte Woche 71°Oe eigentlich schon über der Grenze für Qualitätswein von 68°Oe gewesen. Das absenken auf 65°Oe für diese Qualitätsstufe würde ich jetzt nicht als unreife, dünnere Sauce betiteln. Auch weil die Aromenreife schon deutlich weiter ist als die Oechsle.

Prinzipiell fault hier aber kurz vor der Ernte gerade alles weg, das liegt aber nicht an der KEF.
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
Benutzeravatar
cydorian
Garten-pur Team
Beiträge: 12114
Registriert: 19. Nov 2005, 14:29
Höhe über NHN: 190
Bodenart: 30cm toniger Lehm auf Muschelkalk
Kontaktdaten:

Re: Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) - Das Ende der Naschzeit im Garten?

cydorian » Antwort #1510 am:

Längst nicht alle Gegenden liegen "hoch", die 71° sind ein Mittelwert. Es bleibt festzuhalten, dass die durch die Kirschessigfliege erzwungene frühe Lese höhere Anteile weniger reifer Trauben bedeutet.

Nicht vergessen werden sollte auch, dass auch die 71° eigentlich auch ein Witz sind, nur 9,2% Alkohol bedeuten, da wird also noch kräftig aufgezuckert, in der Regel mit künstlich konzentriertem rektifiziertem Traubensaftkonzentrat.

Kräftigere Weine, für die Trauben länger reifen müssen und die nicht aufgezuckert werden dürfen sind damit noch stärker unter Druck.

Das sind alles klare Nachteile durch die KEF. Und wenn noch andere Gründe für faulendes Obst dazukommen, macht es das nur noch schlimmer. Wer sowieso unter Druck ist, kann solche Zusatzkatastrophen noch viel weniger vertragen.
Benutzeravatar
thuja thujon
Beiträge: 21259
Registriert: 28. Apr 2016, 21:50
Region: Gemüsegarten Vorderpfalz
Höhe über NHN: 90
Winterhärtezone: 8b: -9,4 °C bis -6,7 °C

Re: Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) - Das Ende der Naschzeit im Garten?

thuja thujon » Antwort #1511 am:

Ja, KEF braucht niemand so wirklich, sie machts nicht einfacher.
OT zum Wein: Süßreserve ist was anderes, zum anreichern wird kristalliner Zucker genommen.
https://www.weinhalle.de/lexikon/anreichern.html
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
Benutzeravatar
cydorian
Garten-pur Team
Beiträge: 12114
Registriert: 19. Nov 2005, 14:29
Höhe über NHN: 190
Bodenart: 30cm toniger Lehm auf Muschelkalk
Kontaktdaten:

Re: Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) - Das Ende der Naschzeit im Garten?

cydorian » Antwort #1512 am:

In der Praxis früher die Regel, heute die Ausnahme und auch weiter eingeschränkt: https://www.merkur.de/leben/genuss/qualitaetswein-darf-nicht-mit-zucker-gesuesst-werden-zr-9727780.html

"Winzer dürfen Qualitäts- und Prädikatsweine nur mit Traubenmost und nicht mit Zucker süßen. Das entschied das Oberverwaltungsgericht (OVG) Rheinland-Pfalz in Koblenz."

Mit RTK ist es üblich seit Verordnung (EG) Nr. 1493/1999.
Benutzeravatar
thuja thujon
Beiträge: 21259
Registriert: 28. Apr 2016, 21:50
Region: Gemüsegarten Vorderpfalz
Höhe über NHN: 90
Winterhärtezone: 8b: -9,4 °C bis -6,7 °C

Re: Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) - Das Ende der Naschzeit im Garten?

thuja thujon » Antwort #1513 am:

Ja, wenn man den Zucker zu ungegorenem Most aus `unreifen´ Trauben gibt ist es nicht süßen, sondern zum erhöhen des Alkoholgehaltes.
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
Benutzeravatar
cydorian
Garten-pur Team
Beiträge: 12114
Registriert: 19. Nov 2005, 14:29
Höhe über NHN: 190
Bodenart: 30cm toniger Lehm auf Muschelkalk
Kontaktdaten:

Re: Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) - Das Ende der Naschzeit im Garten?

cydorian » Antwort #1514 am:

Ärger, der bleibt. Brombeeren als Obstart sind mittlerweile tot. Und dieses Jahr hätte hier zum ersten Mal seit 2016 wieder eine kleine Zwetschgenernte stattfinden können. Jahre mit brutalem Spätfrost nach sehr frühem Austrieb sind ja normal geworden und diverse andere Probleme zwischen gross und riesig wie schnell sterbende Bäume, vertrocknet am Baum, 100% massive Halswelke wie letztes Jahr Dank Extremwetter, ein Dauerzustand. Am Ende hängt halt nie mehr was verwertbaren an den Bäumen.

Schon 2016 war eine Katastrophe, die Kirschessigfliege war da, zerstach die blauen Zwetschgen und verwandelte sie in gärenden Matsch. Halbreife Früchte ernten oder zwischen dem Matsch suchen, ob noch eine Gute dabei ist war die Devise.

Und dieses Jahr zeigt sich trotz einer Woche über 30°C wieder: Zwetschgen sind auch tot. 500 Jahre Zwetschgenkultur abgestochen von einer durch den Menschen importierten asiatischen Katastrophe. Heute auf der Leiter wieder vor allem dieses Bild:

Bild

Es kotzt mich an. Heimische Insektenarten verschwinden schneller wie der Butterstapel im Laden bei einem Sonderangebot, ausgerottet mit leichter Hand, aber jedes Jahr präsentieren uns die Weltmarktimporteure neue Katastrophen, die mit Hochdruck aus jeder Gegend herbeigeholt werden.

Die Profis hauen halt Mittel raus. Spintor noch kurz vor der Ernte, in Frankreich auch Dimethoat mit Sonderzulassung, lambda Cyhalothrin. Anderen wird mit rotzfrechem Grinsen etwas von Netzen, Gebüsch entfernen und ähnlichen Märchenschwachsinn erzählt, da könnte ich mittlerweile gewalttätig werden. Fakt ist: Aus ists. Es bleiben alte Bilder mit eimerweise Zwetschgen von wenigen Bäumen. Das glaubt einem heute schon keiner mehr.
Dateianhänge
kef.jpg
Antworten