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Frage zu Glyphosat (Gelesen 804270 mal)
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Re: Frage zu Glyphosat
Eine offene Frage:Wie ist das mit der Entwicklung von Resistenzen bei Glyphosat? Immer mal wieder begegnet man dieser Meldung. Was hat es damit auf sich? Bezieht sich das auf Zusatzstoffe in Cocktails, und es wurde ohne angemessene Differenzierung alles "in einen Topf" geworfen?
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- Herr Dingens
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Re: Frage zu Glyphosat
Resistenzbildungen sind m.W. bei Herbiziden so gut wie kein Thema. Das ist bei Insektiziden völlig anders, da ist Resistenzbildung ein Riesenthema.
Viele Grüße aus Nan, Thailand
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Re: Frage zu Glyphosat
@ Herr Dingens,sei mir bitte nicht böse. Aber "m.W." reicht mir nicht aus. Ich möchte eine verlässliche und belastbare Aussage.
Edit: Weil es in der Gerüchteküche brodelt.

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Re: Frage zu Glyphosat
Leider haben diese Autoren zwar ein weites Herz, sind aber strunzdumm, was größere Zusammenhänge betrifft. Gerade die Verteilung überschüssiger Lebensmittel aus dem Westen in z.B. Afrika hat dazu geführt, den Markt für landwirtschaftliche Produkte aus eigener Produktion kaputt zu machen. Eine Unmasse von Bauern in Afrika musste aufgeben.In Afrika findet kaum noch eine echte Wertschöpfung statt, um die eigene Bevölkerung zu ernähren, weder in der Landwirtschaft noch in Bergbau und Industrie. Letztere gibt es nur rudimentär. Wenn nun die Verteilung von Lebensmitteln noch mehr ausgeweitet wird, dann geht der Rest der afrikanischen Landwirtschaft auch noch den Bach hinunter. Über 40 Jahre Entwicklungshilfe in Afrika haben bewiesen, dass die Verteilung von Lebensmitteln das falscheste war, was man machen konnte.Mittlereweile sitzt der überwiegende Teil der schwarzafrikanischen Bevölkerung unter der Palme und macht nichts bzw. schnackselt und macht noch mehr Kinder. Wenn eine nennenswerte Wertschöpfung außerhalb der Landwirtschaft stattfinden würde, gäbe es Geld, um Lebensmittel zu kaufen. Manche Länder müssen schon jetzt ca. 80 % der Nahrungsgüter als kostenlose Hilfsgüter einführen.Der exponentielle Bevölkerungswachstum und die falsche Entwicklungshilfe treiben Afrika immer weiter in den Ruin. Die Weltwirtschaft braucht Afrika nicht mehr, weder für Rohstoffe noch für landwirtschaftliche Produkte. Afrika ist aussichtslos abgehangen und das Beste wäre, eine große "Mauer" daum zu bauen, damit eine eigenständige Entwicklung möglich wird.Guck mal hier: http://www.hna.de/welt/welthungerhilfe- ... 55.htmlBei den Mengen handelt es sich leider nicht nur um einen unwesentlichen Teil. Aber wie immer geht es nur ums Geld. Denn wie will man die Lebensmittel so schnell dahin bekommen, wo sie benötigt werden, und das möglichst kostengünstig? Stattdessen vergammeln sie in der Mülltonne hinterm Supermarkt, auch wenn nur eine kleine Macke dran ist. Das ist billiger, weil sie abgeschrieben werden können.Genauso ein Problem: Das Mindesthaltbarkeitsdatum. Darüber wird ja immer wieder in den Medien berichtet. Die sind bei vielen Produkten überflüssig, bei vielen Produkten sehr knapp gewählt. Mein Lieblingsbild in diesem Zusammenhang das Salz aus der Kalahari: http://binmitdabei.com/64497
Re: Frage zu Glyphosat
Sachgerecht angewendet ([url=http://Nun hat das BVL eine Anwendung der Glyphosat-haltigen Pflanzenschutzmittel auf 2 Anwendungen pro Jahr mit einem Abstand von mindenstens 90 Tagen beschränkt. Gleichzeitig wurde die maximale Aufwandmenge auf 3,6 kg Glyphosat pro Hektar und Jahr begrenzt.]maximal zwei Behandlungen pro Jahr[/url]) sollten Resistenzen ausgeschlossen sein. Es kreuzen sich von außen immer ausreichend empfindliche Artgenossen ein. Wie das außerhalb der EU aussieht, weiß ich nicht. Es gab mal findige Anbieter glyphosatresistenter Gräser. Damit sollte unkrautfreier Rasen im Handumdrehen möglich gewesen sein. Die Anbieter verschwanden schneller wieder als sie auftauchten. Genveränderte Soja und Mais (gibt es auf der ganzen Welter außer in der EU, guten Appetit im Urlaub!) sind bewusst auf Glyphosatresistenz gezüchtet worden.
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Re: Frage zu Glyphosat
Glyphosatresistenz spielt in Deutschland resp. Europa keine nennenswerte Rolle.Hier ein Link zum "International Survey of Herbicide Resistant Weeds", dort findet man Meldungen zur Resistenz von Pflanzen gegenüber allen Herbiziden, darunter auch Glyphosat (siehe side map an der linken Seite der Homepage).
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Re: Frage zu Glyphosat
Oh, Bristlecone, ich hatte die Hoffnung, du servierst mir das mundgerecht,
für Fachfremde verständlich; zusammen mit dem Fachvokabular kostet mich das eine kleine Ewigkeit. :-[Eine Antwort in einem Satz - ergebnisorientiert - , damit wäre ich schon zufrieden.


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Re: Frage zu Glyphosat
Der Umweltausschuss des EU-Parlaments hat sich gegen eine Verlängerung der Zulassung von Glyphosat ausgesprochen (Quelle):"Der Entschließungsantrag, eingebracht von Kateřina Konečná (GUE/NGL, CZ), Bas Eickhout (Grüne/EFA, NL) Piernicola Pedicini (EFDD, IT), im Namen der jeweiligen politischen Gruppen, und den Abgeordneten Mark Demesmaeker (EKR, BE), Sirpa Pietikainen (EVP, FI) und Frédérique Ries (ALDE, BE), wird am 11.-14. April auf der Plenarsitzung in Straßburg zur Abstimmung gestellt."Und weiter:"In ihrem unverbindlichen Entschließungsentwurf rufen die Abgeordneten die EU-Exekutive auf, eine neue Beschlussvorlage auszuarbeiten. Die Abgeordneten verlangen von der Europäischen Kommission und der Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit "sofort alle wissenschaftlichen Belege, die Grundlage zur positiven Klassifizierung von Glyphosat und der geplanten Wiederzulassung waren, aufgrund des überwiegenden öffentlichen Interesses, aufzudecken.""Der Umweltausschuss möchte demnach, dass die Firmenstudien, die die IARC bei ihrer Bewertung gar nicht berücksichtigt hat - die aber für wegen ihrwer umstrittenen Einstufung "wahrscheinlich krebserregend" die ganze Geschichte ins Rollen gebracht hat - , die dem BfR aber vorlagen und deren Methodik und Ergebnisse im BfR-Bericht umfangreich dokumentiert sind, im Original veröffentlicht werden.
Re: Frage zu Glyphosat
Ich schreibe das mal ganz vereinfachend (komplizierte Formulierungen liegen mir sowieso nicht). Wenn sich auf einem Maisacker die Raupen des Maiszünslers (ein Schmetterling) breitmachen, nimmt man normalerweise ein Gift und tötet damit nahezu 100% der Tiere. Die wenigen, die das Gift vertragen, haben das Potenzial, Schmetterlinge zu werden und sich zu vermehren. Etliche der Nachkommen werden genauso wie Mami und Papi das Gift vertragen und entsprechend ebenso resistente Nachkommen haben. Nach wenigen Generationen hilft das zuerst eingesetzte Gift nicht mehr. Da Maiszünsler im wesentlichen in Maisbeständen vorkommen, ist die Selektion auf resistente Individuen recht effektiv.Spritze ich nun einen Acker mit Glyphosat, sterben nahezu 100% der Pflanzen ab. Einzelne Überlebende Individuen einer Art bestäuben sich untereinander, werden aber auch von der Masse der Individuen außerhalb des Ackers bestäubt. Damit gibt es im Gegensatz zu den oben genannten Schmetterlingen einen gewaltigen Verdünnungseffekt.
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Re: Frage zu Glyphosat
Effi, wenn du die Liste im Link öffnest und parallel dazu www.floraweb.de nach den einzelnen Pflanzen durchsuchst - vor allem mit Blick auf die Verbreitungskarten -, lässt sich ganz gut erkennen, welche Relevanz die Resistenzen in unseren Breiten haben oder auch nicht. Viele der gelisteten Pflanzen spielen hierzulande kaum eine Rolle. Beispiel: klick.
"Eine Gruppe von ökologischen Hühnern beschloss, jenes Huhn zu verbannen, das goldene Eier legte, weil Gold nicht biologisch abbaubar sei." Aus: Luigi Malerba, "Die nachdenklichen Hühner", Nr. 137
"Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein." (NICHT von Kurt Tucholsky)
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Re: Frage zu Glyphosat
In Umweltausschüssen sitzen normalerweise Leute, die sich besonders für Umweltfragen interessieren und daher auch den entsprechenden Parteien angehören.Der Umweltausschuss des EU-Parlaments hat sich gegen eine Verlängerung der Zulassung von Glyphosat ausgesprochen (Quelle).
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
Re: Frage zu Glyphosat
Es ist interessant, sich mal die Mühe zu machen und danach zu suchen, welchen Fraktionen die genannten Ausschussmitglieder angehören.
Re: Frage zu Glyphosat
Natürlich ist es interessant. Aber ist das Ergebnis überraschend oder von der Art wie Staudo es vermutet?Ich dem verlinkten Artikel ist übrigens genau das Argument aufgeführt, dass mich auch umtreibt: Obwohl der Stoff als vollständig abbaubar bezeichnet wird, taucht er doch verbreitet in der Umwelt und in Lebensmitteln aus Getreiden und Soja auf. Diese Bezeichnung sollte nur für solche Substanzen verwendet werden, bei denen der Abbau so schnell erfolgt dass keine Rückstände in Lebensmitteln oder im Grundwasser zu erwarten sind. Hier zumindest erscheint er mir, obwohl möglicherweise juristisch korrekt, doch in irreführender Absicht verwendet. Und sowas ergibt eine ungute Stimmung und (über eine sicherlich unzulässige Verallgemeinerung) Zweifel an der Aussagekraft weiterer Angaben, z. B. zur Bewertung des Risikos für Personen die nicht selbst mit dem Stoff hantieren.
gardener first
Re: Frage zu Glyphosat
Da wird, durchaus geschickt, ein Begriff in irreführender Weise verwendet."Abbaubar" bezeiht sich auf das Verhalten der Umwelt. Damit ein Stoff als "abbaubar" bezeichnet werden kann, muss er zunächst mal im Zulassungsverfahren in definierten Tests bestimmte Kriterien erfüllen. Bei Stoffen, die wie Glyphosat schon lange verwendet werden, gibt es dann natürlich auch entsprechende Daten aus der Anwendung. Die zeigen z.B., dass Glyphosat im Boden abgebaut wird und sich dort nicht mit der Zeit anreichert.Im konkreten Fall:Wenn Glyphosat zur Sikkation eingesetzt wird und anschließend das Getreide geerntet wird, ist der Stoff als Rückstand im Getreidekorn.Dort kann er nicht abgebaut werden.Vom Menschen (und von allen Wirbeltieren) wird Glyphosat nicht abgebaut, der Stoff wird daher unverändert wieder ausgeschieden, größtenteils ohne vorher vom Darm überhaupt aufgenommen zu werden. Ein kleiner Teil wird aufgenommen und über die Niere rasch wieder ausgeschieden.(Und ein ganz kleiner Teil wird von Darmbakterien unter Bildung von Aminomethylphosphonsäure gespalten.)Der entscheidende Punkt ist hier, dass sich der Stoff im Körper nicht anreichert, d.h., schneller aufgenommen wird, als er wieder ausgeschieden wird. Letzteres ist bei vielen schlecht wasser-, aber gut fettlöslichen Stoffen der Fall, nicht aber bei dem gut wasserlöslichen Glyphosat.Dass ein in die Umwelt ausgebrachter Stoff dort zunächst mal nachweisbar ist, ist trivial - wäre er das nicht, weil er sofort zerfällt, wäre er unwirksam (allenfalls wäre er die Vorstufe eines anderen Wirkstoffs, der bei dem Zerfall entstünde).Entscheidend ist das weitere Verhalten nach dem Ausbringen: Wird er nur schwer abgebaut, wird er sich irgendwo wiederfinden: Je nach seinen physikochemischen Eigenschaften im Boden (z.B. Kupfer), im Wasser (Atrazin, Perchlorat), in Lebewesen (DDT) oder auch in der Luft (persistente Luftschadstoffe).