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Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch

Verfasst: 17. Dez 2024, 10:53
von Roeschen1
thuja thujon hat geschrieben: 15. Dez 2024, 18:31 Pfirsich geht als Steckholz, Johannisbeere und Stachelbeere sowieso und sind deutlich langlebiger als die Stämmchen auf Blutjohannisbeere.
Dattelzwetschge und Spilling habe ich noch wurzelecht. Spilling wächst gut, Dattelzwetschge langsam.
Plus Kernechter Pfirsich... ;)

Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch

Verfasst: 7. Jan 2025, 17:48
von hackman
ade
Der Däne Flemming Thorninger beschreibt einige Methoden „own-root apple trees“ zu erzeugen. Darauf möchte ich letztendlich noch hinweisen. Auch was er sonst noch schreibt, finde ich lesenswert.

https://www.sonneruplund.dk/eng/applet ... nroot.html

Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch

Verfasst: 7. Jan 2025, 19:35
von philipp
danke für den link!
ich mache airlayer etwas anders. ich fülle einen plastikbeutel mir leicht feucher lockerer erde, beutel recht fest füllen und das obere ende(wo eingefüllt wurde) umklappen und fest ankleben. der beutel sollte fest gefüllt sein. an einer seite klebe ich mit etwas abstand zwei schnüre, so dass die schnur jeweils etwa 20cm links und rechts weg hängt. das ganze kann gut vorbereitet werden.
beim baum dann wie beschrieben ein paar cm rinde entfernen und zur sicherheit auch das nackte holz noch abschaben. nun einen beutel an einer seite von oben nach unten aufschneiden, die erde soll drinnen bleiben ;) den ast in den schlitz des beutels schieben so dass er ca mittig ist, andrücken und dann mit den schnüren 2x fest umwickelt anbinden.
so können auch größere oder verzweigte äste bewurzelt werden und es geht relativ einfach ohne dritte hand...

Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch

Verfasst: 7. Jan 2025, 20:43
von Wild Obst
Und wenn man zusätzliche Infos suchen will, das Stichwort auf deutsch wäre "Air Layer = Abmoosen". Funktoniert bei Äpfeln recht gut. Aber ich finde schon, dass, egal ob mit aufgeschnittenem Beutel oder mit der Doppeltopfmethode aus dem dänischen Link, Abmoosen doch recht "fummelig" ist. Alles ganz nett, wenn man ein paar Bäumchen haben will, aber für größere Anzahlen viel zu viel Arbeit.

Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch

Verfasst: 15. Jan 2025, 11:13
von DrDrt
Die Veranstaltung von Pomologenverein Verein war ja jetzt. Ein Sentiment war auf jeden Fall, dass die Bäume möglichst jung an ihrem Standort sollen. Möglicherweise auch Direkteinsaat auf der Wiese.

Meine recht vagen Notizen dazu gibt es unter
https://hof.micro.blog/2025/01/13/arbei ... tbume.html

Aktuell gibt es wohl keine Samenplantage mehr für Grahams Jubiläumsapfel und Antonowka ist überflutet. Also bei Äpfeln eine reine Bittenfelder-Monokultur.

Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch

Verfasst: 15. Jan 2025, 11:37
von cydorian
Interessant, Danke. Auch traurig, weils eine Bestandsaufnahme des Verlorenen beinhaltet. Aus der Vorstellung über die Möglichkeiten einer mDNA spüre ich aber einen sehr kalten Hauch von den Ideen des Trofim Denissowitsch Lyssenko. mDNA, was ist damit denn gemeint, das gibts nicht? mRNA, das wegen der Coronaimpfung so oft genannt wurde? Das sind kurzlebige Proteinbaupläne, umgeschrieben von der DNA, dem Speicher.

Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch

Verfasst: 15. Jan 2025, 12:36
von DrDrt
cydorian hat geschrieben: 15. Jan 2025, 11:37 Aus der Vorstellung über die Möglichkeiten einer mDNA spüre ich aber einen sehr kalten Hauch von den Ideen des Trofim Denissowitsch Lyssenko. mDNA, was ist damit denn gemeint, das gibts nicht? mRNA, das wegen der Coronaimpfung so oft genannt wurde?
Meinem Verständnis nach geht es um https://de.wikipedia.org/wiki/Mitochondriale_DNA woran schon Mitschurin geforscht haben soll.
Es geht darum, dass Gehölze in den ersten Standjahren halt Anpassungen aktivieren können, auf die sie später keinen Zugriff mehr haben. Damit wäre das traditionelle Pflanzen von Obstbaum-Hochstämmen, die schon einige Jahre alt sind und irgendwo sonst in Deutschland gezogen wurden, eher kontraproduktiv.

Unabhängig vom Mechnanismus scheint mir das erstmal nachvollziehbar.

Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch

Verfasst: 15. Jan 2025, 12:47
von thuja thujon
Was ich nicht verstehe, warum sich die mRNA nur die ersten Jahre umbauen sollte. Gehts um Methylierungsmuster und Epigenetik?
Der Grund, warum ich Bäume möglichst früh pflanze, also die einjährige Veredlung auf einem bereits vor über 100 Jahren entstandenem Wurzelstock, ist eher physikalisch, also die bessere Ausbildung des Wurzelsystems, wenn gärtnerische/agronomische Leistung, also Pflege, korrekt passiert. Das bedeutet gedüngter, Konkurrenzfreier und nicht zB durch Nematoden vorbelasteter Boden, Wasserversorgung bzw Gießregime, das ein weitreichendes Wurzelsystem unterstützt, Pflanzenschutz, der die Blätter gesund erhält und Schnitt, der den Kronenaufbau fördert.
Ich habe den Verdacht, dass agronomisches Grundwissen und die Grundbedürfnisse des Lebewesens Pflanze bei allen Extensivierungsanstrengungen die letzten Jahrzehnte etwas in Vergessenheit geraten sind. Hier sollte man dringend aufholen, bevor man über DNA usw philosophiert.
Vegetative Vermehrung und möglichst jung pflanzen passt nicht zusammen. Was waren da für Experten vor Ort?

Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch

Verfasst: 15. Jan 2025, 13:52
von Wild Obst
Unter Direktsaat verstehe ich aber eher generative als vegetative Vermehrung. Aber ich verstehe auch nicht, warum Methylierungsmuster und Epigenetik "nur" in den ersten Jahren aktiv sein sollten. Epigenetik ist doch eigentlich auch, was sich "zusätzlich zu DNA" vererbt, nicht die "Anpassung zu Lebensbegin". Und die Ideee, dass Bäume als potentiell Organismen mit sehr langer Lebensdauer nach ein paar Jahren die Anpassungsfähigkeit verlieren, aber davor einen tollen Mechanismus dafür haben (sollen), das macht für mich so keinen Sinn. Die Evolution sollte da recht schnell Bäume entstehen lassen, die nicht nach 1-2 Jahren entscheiden, dass sie alles "wissen" was sie für 100+ Jahre brauchen und auch über das allerjüngste Alter hinaus anpassungsfähig bleiben. Und Mitochondriale DNA ist noch einmal ein ganz anderes Kapitel.

Eine Direktsaat sehe ich eher schwierig in der Umsetzung der Pflege nach der Saat. Ohne intensive Pflege (Baumscheibe hacken oder wenigstens ausmähen, evtl auch mal gießen und düngen, ...) brauchen Obstsämlinge ewig, bis sie einigermaßen groß werden. Und kleine Bäume bleiben anfällig für Verbiss oder auch Pflegefehler wie versehentliches Abmähen. Deswegen klappt Direktsaat meiner Meinung nach maximal bei richtigen "Obstfreaks", die da auch Zeit hinein investieren wollen, ist aber keine Lösung für verbreitete Anwendung. Ich kann mir gut vorstellen, dass es dann bei extrem engagierten Leuten, die solche Versuche anstellen, klappt und sehr gute Ergebnisse bringt. Aber wenn ich sehe, wie ein großer Teil von Streuobstausgleichsflächen aussieht und gepflegt wird, kann ich nicht glauben, dass es mit Saat besser funktioniert. Außer vielleicht bei Walnüssen oder ähnlich konkurrenzstarken Arten gegenüber Gras. Und auch Walnuss überlebt es nicht zu viele Jahre, wenn sie jährlich abgemäht wird.
Unter guten Bedingungen sind die Obstsämlinge durchaus in der Lage, schnell zu wachsen. 1m oder mehr im Jahr ist locker drin. Aber einmal ein wenig zu Trocken und die Terminalknospe bildet sich und das war's mit dem Längenwachstum für das eine Jahr. Kenne ich aus eigener Erfahrung bei der Aussaat von Obst.

Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch

Verfasst: 15. Jan 2025, 13:58
von cydorian
DrDrt hat geschrieben: 15. Jan 2025, 12:36 in den ersten Standjahren halt Anpassungen aktivieren können
Das wäre dann ja sehr schlecht für alte Bäume heute. Die hätten sich an ein Klima angepasst, das nicht mehr existiert.
Ohne jetzt nochmal die alten Hefte durchzugehen: Eine Erkenntnis, dass Unterlagen oder Sorten viel besser an einen Standort angepasst sind, wenn man sie dort aufgezogen hat wo sie dann endgültig stehen wäre mit Sicherheit schon sehr lange aufgefallen. Ich fürchte "Anpassung" entspringt nur anekdotischem Erleben.

Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch

Verfasst: 15. Jan 2025, 23:14
von DrDrt
Wild Obst hat geschrieben: 15. Jan 2025, 13:52 Eine Direktsaat sehe ich eher schwierig in der Umsetzung der Pflege nach der Saat.
https://youtu.be/RlGX4gZPru4?si=gdoJ7wo ... gV&t=13:40 hat bei Minute 14 ein Beispiel, wie man mit den richtigen Hilfsmitteln ganz gute Erfolge bei Direktorat haben kann.

Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch

Verfasst: 16. Jan 2025, 22:10
von thuja thujon
Ich habe mir das Video jetzt mal angeschaut. Der Vortrag ist viele Themen anreißen, aber nicht konkret werden. Hört sich für mich fast alles, sorry wenn ich es sagen muss, nach Quatsch an.

Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch

Verfasst: 16. Jan 2025, 22:30
von Wild Obst
Hab mir den auch angehört und ja, er hat schöne Bilder von beeindruckenden Bäumen, wenn die wirklich nur die genannten 4, 5, 6 Jahre alt sind. Aber irgendwie fehlen mir dann auch die genauen, konkreten Infos. Also mich hat er nicht davon überzeugt, dass sein System (und welches jetzt genau, da bin ich auch nicht schlau geworden: Säen oder doch Pflanzen, wie Pflanzen, ...) "messbar besser ist" als was anderes. Und viele Innovationen finde ich irgendwie auch nicht wirklich so innovativ. Wer hat noch nicht eine irgendwie digitale Karte in einem GIS von seinen Obstbäumen, wenn er professionell Streuobstwiesen (oder anderen Obstanbau) macht? Oder wenigstens eine Liste mit Reihen und Baumnummern oder etwas vergleichbares?
Klar, wenn man sich nur für das Gras von der Wiese interessietr und die deswegen gepachtet hat, dann nicht, aber das ist dann auch nicht das Zielpublikum hier oder für den Vortrag.
Für mich viel Hype und wenig Substanz oder auch roter Faden. Wenn er schon so viele Beispielflächen hat, hätte er doch mehr Zahlen zeigen können. Und weil er sich beschwert, dass zu Hochstamm/Streuobst nichts publiziert wird: Hat er selbst was publiziert, wo man die Details nachlesen könnte?

Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch

Verfasst: 17. Jan 2025, 01:01
von DerTigga
Womöglich schlicht die nicht unübliche Angst vor Wegklauern und Abkupferern ....daher nen als übermäßig stark zu allgemein bleibend empfundener Vortrag - derjenige siehts aber als 'Absicherung' gegen sowas / solche Gestalten ? ;-)

Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch

Verfasst: 17. Jan 2025, 07:28
von Wild Obst
Ich hätte zumindest gerne mehr von Inhalten gehabt wie dem Vergleich Baumgröße Verpflanzt vs Direktsaat. Aber auch da waren es nur zwei Linien (=2 einzelne Bäume jeweils? Oder einfach nur schematisch dargestellt, ohne "echte" Daten im Hintergund?).
Und ich bin nicht ganz davon überzeugt von den zwei um Minute 14 vorgestellten Direktsaatsystemen. Es sieht für mich nach dem Aufwand für eine Pflanzung aus, nur das dafür erst einmal nur Samen im Boden sind, dafür etwas geschützt. Und dann hat man einen Zufallssämling da stehen, der erst noch wachsen muss. Wird der dann noch veredelt, damit man definierte Sorten ernten kann, die man dann vermarkten kann? Oder lässt man den denn unveredelt wachsen und hofft, dass er was taugt und verkauft dann "Apfel"? Für Mostobst dann ja ganz egal, aber dafür bekommt man ja auch nicht und Wirtschftlichkeit war dem Vortragenden dann ja auch immer wichtig.
Ich müsste mal die Beispiele vor Ort sehen, damit es mich überzeugt. Und den Platz zum Ausprobieren habe ich leider auch nicht. Trotzdem, ich bin ja so ein Freak, dass ich das ausprobieren würde, wenn ich noch Platz auf meiner Obstwiese hätte. Aber ich muss ja auch nicht davon leben bzw. damit etwas verdienen. Und aus der Perspektive hat es mich (noch) nicht überzeugt und bleibt damit leider etwas über dem Niveau von "Marketingschlagwortbingo" stehen, obwohl er, glaube ich, schon das Potential hätte weiter zu gehen. Schade.
Edit: Ich finde solche Untersuchungen und neue Ansätze grundsätzlich gut, aber irgendwie kann es mich so wie es präsentiert wurde, nicht überzeugen. Und ich fürchte, dass ich deswegen, weil ich eigentlich mich für die Inhalte interessiere und diese gut finde und gerne glauben würde, besonders kritisch.