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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Verfasst: 18. Dez 2019, 20:08
von dmks
Gartenplaner hat geschrieben: 18. Dez 2019, 19:36
Apropos Standards nach unten ausreizen.... :-X


Was immer da passiert ist wird zu klären sein! Dafür gibt es Gesetze und entsprechende Strafen.

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Verfasst: 18. Dez 2019, 20:57
von cydorian
dmks hat geschrieben: 18. Dez 2019, 14:28
Gängige Praxis ist eine sich jedesmal ändernde Pflugtiefe - um die Bildung einer sogenannten "Pflugsole" zu vermeiden. Insbesondere auf schweren Böden.
[/quote]

Ist das neu? Denn das Tiefenmaximum scheint nun grösser zu liegen, wenn nun plötzlich Ton heraufgeackert wird. Seit 100 Jahren ackert man hier mit Traktor, wäre man früher schon so tief gekommen wäre der Ton bereits oben.

[quote]Was als erstes auffällt sind ja immer diese riesengroßen Räder (fürcht) - die haben aber einfach die Aufgabe und den Effekt, daß das Gewicht auf eine möglichst breite Fläche verteilt wird


Das Argument mit den grossen Reifen ist altbekannt, aber ich muss dem widersprechen. Die Grösse der Räder hat nichts zu sagen, relevant ist allein das Gewicht, das die Auflagefläche ausübt. Ist Physik. Mal mit einem zugespitzten Beispiel: Die alten Porsche-Traktoren Anfang der 1960er Jahre haben 0,8 bis 1,5 Tonnen gewogen, Reifen lagen auf 0,5qm auf. Die Monster heute wiegen bis zu 18 Tonnen, Auflagefläche 2qm. Das Gewicht pro Reifenfläche auf dem Acker ist damit je nach Fall um bis zu Faktor 10 höher, weil die Dinger stärker an Gewicht zugelegt haben wie an Auflagefläche. Zudem werden viel breitere Streifen verdichtet, was das Bodenleben dort flächiger bremst. Und eben trotzdem viel, viel, viel mehr Boden auf die grossen Reifen pappen lässt, wenn man bei Nässe fährt.

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Verfasst: 18. Dez 2019, 21:07
von dmks
cydorian hat geschrieben: 18. Dez 2019, 20:57
dmks hat geschrieben: 18. Dez 2019, 14:28
Gängige Praxis ist eine sich jedesmal ändernde Pflugtiefe - um die Bildung einer sogenannten "Pflugsole" zu vermeiden. Insbesondere auf schweren Böden.


Ist das neu?


Nein, das hab ich schon vor 40 Jahren in der Berufsschule gelernt. gilt aber immer noch. Dazugekommen sind nur Hydraulische Zusatzeinrichtungen, Automatikgetriebe, GPS-Assistent, Automatisches Reifendruckmanagement und jede Menge Klugscheißer.
(ich bitte die Jury die letzten Worte nicht zu berücksichtigen!) - und bezieht sich bitte nicht auf diese Diskussion! Es ist nur fast nicht vorstellbar mit welchen "Beiträgen" Beschwerden und "Anregungen" sich ein Agrarbetrieb so täglich rumschlagen muß!!!

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Verfasst: 18. Dez 2019, 21:57
von thuja thujon
cydorian hat geschrieben: 18. Dez 2019, 14:222. es kümmern sich immer weniger Leute auf dem Traktor um geeignete Zeitpunkte. Es wird geackert bei stehendem Wasser, gefahren bei Bodenschmiere. Der Grund ist, dass immer mehr Geräte nur geliehen sind, nach Termin fahren und nicht nach Verhältnissen. Das eingesetzte Kapital in die teuren Maschinen muss sich lohnen, Ruhepausen quetschen nicht das Maximum raus, schlecht. Unser grösster Bauer vor Ort verleiht z.B. Maschinen samt seiner rumänischen Fahrer, ist was gemietet muss es rollen. Den riesigen Zuckerrüben - Vollernter habe ich neulich mit starken Lampen Samstag nachts um zwei auf dem Feld gesehen. Der läuft praktisch die ganze Saison pausenlos, völlig egal welches Wetter.
Wenn wir sowas beobachten können, kann man sich auch fragen, wie stark eine Branche unter Druck stehen muss, damit sie sich zunehmend von der eigenen Substanz ernährt. Nicht nur das keiner die Stunden zählt, ein Landwirt geht eben nicht mal um 18:00 an die Stechuhr, (darüber jammert auch keiner mit schmutzigen Reifen sondern eher die mit den Stöckelschuhen) sondern das Bodenverdichtung in Kauf genommen wird, um die jetzige Situation zu retten weil man drauf angewiesen ist statt Bodenverdichtung zu vermeiden weil das vielleicht nächstes Jahr 3% mehr bringt.
Da liegt doch schon was im argen.

Hier war heute Traktorenflashmob auf den Brücken um die Bundesstrassen und Autobahnen. Da gehts nicht um gepienze oder ob der Azubi oder Opa hinterm Trecker herrennen muss wenn der Trecker beim rausfahren die Reifen durchdrehen lässt zum saubermachen, sondern hier gehts einfach um Existenzen und ob der Verbraucher noch das geliefert bekommen kann was er eigentlich will. Bisher konnte mir jedenfalls noch keiner glaubhaft vermitteln warum man das Essen besser importiert statt es hier vor Ort mit den höchsten Standards zu produzieren.
Wen dabei Zucker stört bzw ein Problem damit hat, der darf sich gerne informieren wieviel Zucker er essen kann anstatt andere dafür verantwortlich zu machen, das man selbst gerne Schokolade isst. Nebenbei, dreckige Feldwege muss nicht sein, Regenwald für Rohrzucker abbrennen auch nicht. Ich denke das Problem mit den dreckigen Feldwegen kann man hier vor Ort schneller lösen als andere Staaten dazu anzuhalten, weniger Regenwald für unser `alternatives´ Konsumverhalten zu verheizen.

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Verfasst: 18. Dez 2019, 22:27
von cydorian
Mich stören dreckige Feldwege oder Landstrassen sowieso nicht. Die Erklärung, warum das so ist finde ich interessanter. Es gibt jede Menge andere Sachen, die manche Landwirte betreiben ("Idioten gibts in jedem Job") und die viel katastrophaler sind.

Wer Feierabend haben will, wird diesen Beruf aber gar nicht erst ausüben. Ich merke das ja schon bei den Bienen als Tierhalter. Wenn Verhältnisse, Situation, Wetter, Natur sind wie sie sind, dann muss es eben rollen, auch wenn man wie dieses Jahr öfters morgens um vier aufstehen muss. Die Natur fragt nicht nach Wochenende und Feierabend. Dafür sehe ich unglaubliche Sonnenaufgänge auf Lichtungen im Morgendunst des Frühsommers statt Maschine xB145-84c für die Vergütung der Alukolbenringe.

Bild

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Verfasst: 18. Dez 2019, 22:30
von Staudo
Die niederländischen Bauern demonstrierten heute mal wieder.

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Verfasst: 18. Dez 2019, 22:42
von thuja thujon
Dort rollen auch schon die Polizeipanzer.

cydorian, unbestritten, man lebt eben mit der Natur und nicht nur von ihr. Das ist ja das was manche suchen und mit Umweltschutz verwechseln.
Der Imker hier hat am Wochenende seine Völker mit Lithiumchlorid behandelt. Mehr will ich dazu nicht sagen. Ungeachtet dessen macht man dort weniger Vorgaben wie den Bauern. Eine der wenigen glückseligen Inseln. Keiner sagt dort man muss 20% weniger Zuckerwasser zufüttern, man muss mehr Milbe zulassen wegen der Artenvielfalt usw.

Nochmal konkret mit Bildern: bei den 20% weniger Düngen gehts um das hier, nicht um da will einer nichts für die Umwelt tun:
https://www.lw-heute.de/20-prozent-weniger-duengen-gemuesebau

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Verfasst: 19. Dez 2019, 01:07
von zwerggarten
cydorian hat geschrieben: 18. Dez 2019, 22:27... Dafür sehe ich unglaubliche Sonnenaufgänge auf Lichtungen im Morgendunst des Frühsommers ...


:D

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Verfasst: 19. Dez 2019, 07:20
von Staudo
Jetzt noch eine Burgruine rein und schon ist der Caspar David Friedrich fertig. ;)

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Verfasst: 19. Dez 2019, 17:10
von dmks
cydorian hat geschrieben: 18. Dez 2019, 20:57
[Das Argument mit den grossen Reifen ist altbekannt, aber ich muss dem widersprechen. Die Grösse der Räder hat nichts zu sagen, relevant ist allein das Gewicht, das die Auflagefläche ausübt. Ist Physik. Mal mit einem zugespitzten Beispiel: Die alten Porsche-Traktoren Anfang der 1960er Jahre haben 0,8 bis 1,5 Tonnen gewogen, Reifen lagen auf 0,5qm auf. Die Monster heute wiegen bis zu 18 Tonnen, Auflagefläche 2qm. Das Gewicht pro Reifenfläche auf dem Acker ist damit je nach Fall um bis zu Faktor 10 höher, weil die Dinger stärker an Gewicht zugelegt haben wie an Auflagefläche.


Diese "Monster" sind mal die dicksten Brocken die hier rumfahren. Sie haben ebenfalls ein Leergewicht von 16 Tonnen. Trotzdem ist auf dem gepflegten Rasen nicht der Hauch einer Fahrspur zu sehen ;)

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Verfasst: 19. Dez 2019, 17:13
von Waldschrat
Huch, das sind ja Kettenfahrzeuge :o. Die sah ich hier noch nie.

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Verfasst: 19. Dez 2019, 18:12
von dmks
Gibt's auch mit Reifen. Die Ketten (aus Gummi) vergrößern die Auflagefläche nochmals erheblich!
Das ist so als wenn Du im Winter zu Fuß durch den Schnee stapfst....oder auf Ski.

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Verfasst: 19. Dez 2019, 19:53
von spatenpaulchen
Die fahren hier auch viel über die matschigen Felder, da stehen wir oft am Feldrand und staunen. Und wenn ich matschige Felder sage, dann ist das bei dem hiesigen vorherrschenden Boden noch stark untertrieben.

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Verfasst: 19. Dez 2019, 20:10
von dmks
Mit "Horschte" hintendran kann sie in einem Arbeitsgang auf einem Gründungacker 'Schwarzmachen' mittels Scheibenpflug, walzen und Einzelkorn-drillen. In 6m Breite. Gute Geräte düngen dabei auch noch "unter Fuß".
Ein Traktor der 70ger Jahre müßte dazu den selben breiten Streifen Acker bis zu 7 mal langfahren! (2x für's Scheiben, 2x für's grubbern oder walzen, 1x für's düngen, 2 bis 3x für's drillen.

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Verfasst: 19. Dez 2019, 20:19
von Waldschrat
Wahnsinn *staunt*