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Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung (Gelesen 22608 mal)
Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Dieses Plädoyer für den "echten" asiatischen Garten (meist handelt es sich ja wohl um den chinesischen und mehrheitlich um den japanischen Gartenstil, da sich die tropischen Gärten nicht importieren lassen und die persischen/osmanischen/arabischen Gartenstile einem anderen Kulturkreis zugerechnet werden) finde ich sehr anrührend, erscheint mir aber eher romantisierend.Zweifellos gibt es dort drüben uralte Gärten mit uralten Bäumen, die aber selten sehr viel älter sind als wir sie aus englischen Landschaftsgärten kennen. Bäume haben halt auch nur eine begrenzte Lebensdauer und verunglücken auf ihre Weise (Sturm, Blitzschlag, mechanische Beschädigungen, Erdbeben) mindestens ebenso oft, wie es der Mensch auf seine Weise tut. Damit meine ich den Regenerationsprozess in alten Gärten.Nun, diesen "uralten" Gärten stehen in Japan (in China vermutlich ebenso, aber deutlich weniger) mehrere hunderttausend oder gar millionen "junge" Privatgärten jeden Alters gegenüber, die auch nichts anderes sind als eine Kopie der alten Gartentradition. Wie bei uns. Sind diese Privatgärten lächerlich? Diese Gärten werden je nach Vermögenslage des Eigentümers mittels jüngerer oder älterer - auf Wunsch gewölkter - Bäume und Sträucher bestückt. Ebenfalls wie bei uns. Und dort wird es in den extrem engen Siedlungen gelungene und weniger gelungene Gärtlein geben. Wiederum wie bei uns.Den asiatischen Garten an den herausragenden, in den Bildbänden überwältigend dokumentierten Gärten festzumachen ist somit ebenso ungerecht, wie wenn ich Lieschen Müllers Garten mit Stourhead, Petworth, Trelissick oder - moderner - Sissinghurst vergleichen würde. Ich halte das für absolut unzulässig.Somit reduziert sich in meinen Augen der hiesige "Japanische Garten" alleine darauf, ob er mir gefällt (dem Eigentümer vermutlich ja). Nach Stilbrüchen zu suchen halte ich für absolut müßig. Ito Tamagotchis Garten in Kobe oder Nagasaki weist sie möglicherweise ebenso auf. Und sein Gartenzwerg (vielleicht hat er sogar einen) ist ein Bambus-Klapper-Brunnen.Wenn ein Gartenbesitzer ein paar weiße Rosen angepflanzt hat, gerahmt von Artemisia und silbrig wirkenden Gewächsen, und erklärt "Wie in Sissinghurst", dann schmunzle ich eben und schau mich nach anderem um.Wie hier schon angeklungen ist soll sich jeder seinen "asiatischen Garten" anlegen, so wie er ihn irgendwo gesehen hat oder wie er meint, so müsse ein „Japaner“ sein. Es gibt ja in Gartendingen zum Glück kein Copyright und keine Markenpiraterie.
Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
oder die ersten Takte von Mozarts g-Moll Sinfonie (KV550) als Klingelton vom Handy schrillen.Verramschung von Kulturgütern - egal aus welchem Erdteil - liegt im Trend einer für Wertempfinden abgestumpften, nur noch marktwirtschaftlich orientierten Gesellschaft.Der grauenhafteste Radiosender ist für mich in dieser Hinsicht Klassik-Radio.Erschrecken tut mich, dass diese bedeutsamen Dinge unachtsam verramscht werden.Genauso erschüttert bin ich, wenn solche Maler wie Cesanne ihren Namen für total bekleckste Rosenzüchtungen hergeben müssen.


Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Mit dem Gartenstil verhält es sich vermutlich wie mit der Religion. Man sollte Toleranz den Andersgläubigen entgegenbringen. Ein gelungener Kiesgarten kann manchen erfreuen, aber nicht alle. Darum fällt es sicher schwer, manchmal auch Gärten im "Lederhosenstil" mit Gartenzwergen und allem Drumherum zu akzeptieren. Sie gehören aber ebenso zu unserem Kulturkreis wie ein Garten mit hebräischen Elementen (sollte es diesen geben), als auch die wenigen Gärten mit einem Touch aus dem Orient. Wichtig erscheint mir nicht die Geschmacksfrage, sondern vor allem, wie der Besitzer zu seinem Garten steht. Es sollte also auch Herzblut drin stecken, nicht nur Rennomiergehabe. Und daher verurteile ich es auf das Tiefste, wenn beispielsweise asiatische Gärten, womöglich mit religiösen Elementen regelrecht vermarktet werden, nur weil's gerade modern ist. Ich möchte den Manager sehen, der jeden Morgen meditativ den Kies mit dem Rechen bearbeitet.
Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Warum so streng?Zu allen Zeiten ist Musik, wenn sie denn eingängig war und dem Volk gefiel, zu Schlagern "degradiert" worden. Wenn ich mich recht erinnere, sollen zu Mozarts Zeiten einige seiner Melodien zu allen passenden und unpassenden Gelegenheiten geträllert worden sein. Möglicherweise hat der Rattenfänger von Hameln eines seiner Flötenkonzerte auf seiner Blechflöte gepfiffen.Mich stört zwar auch, wenn aus einem Telefonhöhrer "Für Elise" als Endlosband geklimpert wird, aber das tut Ludwig van keinen Abbruch. Und mir ist allemal lieber, wenn ein Banause über derartige Klingeltöne Zugang zu diesen Musikstücken erhält, vielleicht aus reiner Neugier, als wenn er sie überhaupt nicht Kennen lernt.Und das, damit es nicht OT ist, gilt in meinen Augen auch für Sarastros Abneigung. Der Zugang zu schönen Dingen beginnt nicht unbedingt mit dem Schönen, sondern mit dem ganz Banalen. Der Angeber mit seinem Designer-Garten hat möglicherweise eines Tages doch das Aha-Erlebnis und den Knotensprung, so dass er sich wirklich für das pflanzliche Detail interessiert.Runter von den hohen Rossen!oder die ersten Takte von Mozarts g-Moll Sinfonie (KV550) als Klingelton vom Handy schrillen.Verramschung von Kulturgütern - egal aus welchem Erdteil - liegt im Trend einer für Wertempfinden abgestumpften, nur noch marktwirtschaftlich orientierten Gesellschaft.Der grauenhafteste Radiosender ist für mich in dieser Hinsicht Klassik-Radio.Erschrecken tut mich, dass diese bedeutsamen Dinge unachtsam verramscht werden.Genauso erschüttert bin ich, wenn solche Maler wie Cesanne ihren Namen für total bekleckste Rosenzüchtungen hergeben müssen.Aber wir sind ja hier im Gartenforum.OT Ende.
Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Da schreibst Du das einzig Wahre zu diesem Thema.Ich kann mich noch daran erinnern, wie in der Blumensteckkunst der Ikebanastil in Modes kam.Damals arbeitete ich noch als Floristin und war jedesmal empört, wenn ein Kunde bei mir ein Ikebanagesteck bestellte. Jedesmal klärte ich ihn auf, daß meine Gestecke keine Ikebanagestecke sein können, da ich weder die Mentalität noch die Religion, noch Lebenseinstellung als Europäer habe.Genau so verhält es sich für mich mit den Jap.Gärten. Von uns Europäern wird es immer ein Abklatsch sein, der den Sinn in keiner Weise wiederspiegelt. Da nützt auch die jap.Laterne nichts.Allein die Schneidetechnik der Japaner von ganz normalen Bäumen ist eine ganz andere wie unsere. Da ist es wichtig, das an jedem Ast Licht und Luft kommt, sich keiner kreuzt und die Krone stets sonnendurchflutet ist.Wenn ich die wolkengeschnittenen Bäume oder die Jap. Assesoirs leiden mag, kann ich sie auch in meinem Garten integrieren ohne das Jap.Garten Aushängeschild daran.Mit dem Gartenstil verhält es sich vermutlich wie mit der Religion. Man sollte Toleranz den Andersgläubigen entgegenbringen.
LG Margrit
"Willst du wertvolle Dinge sehen, so brauchst du nur dorthin zu blicken, wohin die grosse Menge nicht sieht" (Laotse)
"Willst du wertvolle Dinge sehen, so brauchst du nur dorthin zu blicken, wohin die grosse Menge nicht sieht" (Laotse)
Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Nein.Es gibt Bereiche, in denen das Ross nicht hoch genug sein kann.Runter von den hohen Rossen!

Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Genau! Dieses hohe Roß hat nämlich nichts mit Arroganz gegen "Andersgläubige" zu tun.
Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Ich wusste nicht was Ikebana ist und habe mal gegoogelt. Bei Wikipedia wurde ich fündig.Gestutzt habe ich über diesen Satz:"Im Gegensatz zur dekorativen Form des Blumensteckens in der westlichen Welt, schafft das Ikebana eine Harmonie von linearem Aufbau, Rhythmik und Farbe."Also, ich kenne mich weder mit westlicher noch östlicher Floristik aus, aber ich als Laie kann schon Harmonie in Rythmik, Farbe und Aufbau auch in den Gestecken des Westens erkennen, nur eben auf andere Art und Weise. Es ist mir klar, dass ich gerade Fingerklauberei und OT betreibe, jedoch stört mich die Einleitung dieses Satzes sehr: "Im Gegensatz zu (...)". Diese Einleitung lässt es erscheinen als ob die westliche Floristik keinerlei Harmonie in ihren Gestecken habe. Ich habe sehr oft den Eindruck, dass wir aus dem westlichen Kulturkreis sehr oft alle anderen Kulturkreise in der Wertung über unseren stellen. Alles was anderwo her kommt ist doch so viel besser, so viel mehr "Kultur", so viel mehr feingefühlt.Ist das Werten von Kulturen nicht eigentlich totaler Blödsinn? Ikebanagestecke aus Händen einer deutschen Floristin sind sicherlich seltenst Hohe Ikebanaschule. Aber müssen sie es denn sein? Ohne jetzt wirklich zu wissen wovon ich rede so vermute ich einfach mal, dass ein preislich vergleichbares Ikebana-Arrangement in Japan gekauft auch keine Hohe Ikebanaschule ist.Übrigens, als ich in Südostasien war habe ich in manchen Guesthäusern morgens ein "european breakfast" angeboten bekommen, in manchen sogar ein "German Breakfast". Ein solches sehr teures Frühstück besteht dann aus labrigem Brot zweifelhafter Herkunft, einem Abklatsch von Marmelade und erstaunlicherweise sogar aus den eher englischen Baked Beans.Ich glaube nicht, dass man sich dort Gedanken um die Authentizität des deutschen Frühstücks macht, oder sich fragt ob man die Kultur richtig wiedergibt. Es geht einfach nur darum, dass Touristen ein solches Frühstück bestellen und dass man es verkaufen kann. Absolut legitime Gedankengänge, obwohl sich ein deutscher Bäcker mit nur einem Hauch von Berufstolz sicherlich in Ekel von dem Brot abgewandt hätte. Erstaunlicherweise hat sich niemand beklagt, dass das kein echtes Deutsches Frühstück war. Niemand hat erwartet, ein echtes solches vorgesetzt zu bekommen.Wenn man hierzulande Sushi bestellt, dann kann man das mit dem German Breakfast in Asien vergleichen. Es ist ein Abklatsch, fast eine Karikatur des Originals.So gesehen sind diese geächteten Trends ein sehr interessanter Beitrag zur Kultur. Als Karikatur werden gewisse Charakteristika übertrieben, zugespitzt und sind damit ein verlässlicher Spiegel für das, was bei OttoNormalVerbraucher als Eigenschaften eines Gedankengangs hängenbleibt.Ich kann mich noch daran erinnern, wie in der Blumensteckkunst der Ikebanastil in Modes kam.Damals arbeitete ich noch als Floristin und war jedesmal empört, wenn ein Kunde bei mir ein Ikebanagesteck bestellte. Jedesmal klärte ich ihn auf, daß meine Gestecke keine Ikebanagestecke sein können, da ich weder die Mentalität noch die Religion, noch Lebenseinstellung als Europäer habe.
Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
So gesehen dürften die Japaner unsere klassischen Musikwerke nicht spielen. Dabei sind die dortigen Orchester (auch die chinesischen) sehr gut. Die jap. Sopranistin Miyuki Shirakawa singt sogar Schubert-Lieder. Ungeheuerlich!Woher kommt eigentlich die Ansicht, dass ein jap. Blumengesteck oder Garten religiösen Empfindungen entspringen muss oder einer besonderen Lebenseinstellung. Von Ausnahmen einmal abgesehen (Tempelgärten meinetwegen) sind diese Gärten nichts anderes als das Ergebnis eines überlieferten, eines tradierten Gartenstils, die von Fachfirmen in Form einer Handwerksleistung (meinetwegen als Handwerkskunst) angelegt werden. Und eine Ikebana-Floristin hat ihr spezielles Handwerk ebenso gelernt, wie der Sushi-Koch und der Lackdosenhersteller. Daran ist absolut nichts Geheimnisvolles. Ein meisterlich (wieder Handwerk) gestalteter Bonsai deutscher Provenienz ist nicht geringer zu schätzen als der des japanischen Könners. Oder glaubt wer, dass der Japaner zuvor einen Shinto-Schrein besucht, um höhere Weihen oder Inspirationen zu empfangen?Das japanische Gartenhandwerk verfügt über mehr Stereotypen als das europäische. Die "dos and don'ts" dürften dort viel gravierender sein. Wir haben so gut wie keine. Die japanische Fachfirma kennt diese Regeln und somit ist das Wissen durchaus exportierbar und, da lehrbar, jedem Gartrenfreak überall in der Welt vermittelbar.Ich kann mich noch daran erinnern, wie in der Blumensteckkunst der Ikebanastil in Modes kam.Damals arbeitete ich noch als Floristin und war jedesmal empört, wenn ein Kunde bei mir ein Ikebanagesteck bestellte. Jedesmal klärte ich ihn auf, daß meine Gestecke keine Ikebanagestecke sein können, da ich weder die Mentalität noch die Religion, noch Lebenseinstellung als Europäer habe.Genau so verhält es sich für mich mit den Jap.Gärten. Von uns Europäern wird es immer ein Abklatsch sein, der den Sinn in keiner Weise wiederspiegelt. Da nützt auch die jap.Laterne nichts.Allein die Schneidetechnik der Japaner von ganz normalen Bäumen ist eine ganz andere wie unsere. Da ist es wichtig, das an jedem Ast Licht und Luft kommt, sich keiner kreuzt und die Krone stets sonnendurchflutet ist.
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Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Heißt bei uns nur Plastik-Radio. Ich finde es einen dummen Sender, habe aber im Prinzip nix dagegen, dass Leute ihn hören. Das sind oft Menschen, die finden, dass "Der Da-Vinci-Code" ein tolles, tolles Buch ist.Klassik-Radio.
Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Habe ich da etwas nicht mitbekommen? Was spricht gegen Klassik-Sender? Ich habe es gerne, wenn ich im Auto statt Wildecker Herzbuben oder Tom Jones zu tausendsten Mal mit Verkehrsdurchsagen einen Sender habe, der klassische Musik sendet.
Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Das geht mir auch so. Am schlimmsten sind fremde Sendegebiete, wenn man sich erst einmal durch 95 Dudelsender fitzen muss, bis man den einen Sender findet, der Klassik dudelt.Mit Gartentrends ist es ebenso. 

„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Irgendwie sind wir ziemlich abgetriftet. Ein Läster-Thread sollte es wohl auch nicht werden.Ich bepudere mein Haupt mit Asche.Zum Thema:Kleintierhaltung und Gemüseanbau scheinen hier wieder in Fahrt zu kommen. Sogar mein Vater hat sich letzte Woche wieder ein paar Hühner zugelegt. Jetzt haben 2 huhnige Gärten. Auch unter unseren nächsten Nachbarn gibt es zwei neue Hühnerhalter. Einer hat sich gar ein paar Schafe und ebenfalls 2 Hühnergruppen zugelegt. Kies mit Wolkenschnitt fällt mir jetzt nur einer ein.Werde bei Gelegenheit durch die Neubaugebiete tigern. Im Hinterkopf sehe ich dort aber nur jeweils ein Stück Rasen, umgeben von Rindenmulch-gemulchten Heckenstreifen. Die Hecken werden breiter, natürlicher im Wuchs und sind aus mehreren Arten zusammengesetzt. Noch ein Trend, der aber schon länger anhält: Koi-Teiche
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Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
fars, ich meine ja nicht Klassiksender an sich (ich bin mit Bayern4 groß geworden), sondern den speziellen Sender KlassikRadio, der viermal am Tag den 2. Satz von Mozarts Klarinettenkonzert bringt. Ich weiß, ich weiß, viel klassische Musik ist auch als Gebrauchsmusik gedacht, aber als Geräuschkulisse? Nervt mich persönlich, finde ich auch ein wenig respektlos.
Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
klassikradio spielt auch immer so besonders grelle mega-hifi-sound-aufnahmen; das entspricht irgendwie den grässlichen wink-mit-dem-zaunpfahl-deko-elementen aus dem baumarkt... 
