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Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch
Verfasst: 25. Mär 2025, 11:41
von Wild Obst
cydorian hat geschrieben: ↑25. Mär 2025, 11:33
Wie ist das eigentlich, wenn die Unterlage stärker ist wie das Edelreis? Macht sich die Sorte obendrauf dann auch eifrig frei und wächst dann schwächer? Klingt zweifelhaft.
Die Frage habe ich mir auch immer wieder gestellt und bin mir nie sicher, was denn genau passieren sollte.
Meine besten Vermutungen bis jetzt wären: Die "schwache Sorte" auf "starker Unterlage" kann vielleicht auch wurzeln, wenn sie zu tief gepflanzt wird, aber die "schwachen zusätzlichen Wurzeln" machen keinen Unterschied, weil der oberirdische, "schwache" Teil von den "starken Wurzeln" sowieso schon überversorgt wird.
Oder die Wurzelbildung einer "schwachen Sorte" wird durch die relative Überversorgung durch die "starken Wurzeln" verhindert.
Oder die "straken Wurzeln" machen sich durch Wurzelausläufer "frei" und überwachsen die "schwache Sorte" überirdisch...
Aber schwer zu sagen, was genau passiert, ohne es auszuprobieren. Und ich vermute mal, "es kommt darauf an": Wie gut die Sorte wurzeln kann/will, ob sich nicht auch die Unterlage durch Wurzelschosser "frei machen kann", ....
Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch
Verfasst: 25. Mär 2025, 12:16
von Pjoter
cydorian hat geschrieben: ↑25. Mär 2025, 11:33
Wie ist das eigentlich, wenn die Unterlage stärker ist wie das Edelreis? Macht sich die Sorte
obendrauf dann auch eifrig frei und wächst dann schwächer? Klingt zweifelhaft.
Meine Vermutung wäre, dass auch eine schwächere Sorte die eigene Wurzel bevorzugt,
was dann zum Absterben der "fremden" Unterlage führen kann.
Ich hatte mal eine Olive auf Esche veredelt, soweit ich mich erinnere hat sich die Olive
befreit und die Esche war abgestorben.
Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch
Verfasst: 25. Mär 2025, 13:11
von cydorian
Pjoter hat geschrieben: ↑25. Mär 2025, 12:16
Meine Vermutung wäre, dass auch eine schwächere Sorte die eigene Wurzel bevorzugt,
was dann zum Absterben der "fremden" Unterlage führen kann.
Auch innerhalb derselben Art?
Habe hier ein paar Birnbäume, wo es nicht mal umgekehrt und unter verschiedenen Arten so lief. Stehen auf Quitte, durch Aufschüttung kam aber die Sorte auch in den Boden. Wollen trotzdem nicht von der Unterlage weg. Vielleicht, weil pyrus Pfahlwurzler ist, Seitenwurzeln untergeordnet bleiben. Reine Vermutung, aber ganz so einfach und generell scheint das alles nicht zu sein.
Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch
Verfasst: 25. Mär 2025, 13:44
von Pjoter
cydorian hat geschrieben: ↑25. Mär 2025, 13:11
Pjoter hat geschrieben: ↑25. Mär 2025, 12:16
Meine Vermutung wäre, dass auch eine schwächere Sorte die eigene Wurzel bevorzugt,
was dann zum Absterben der "fremden" Unterlage führen kann.
Auch innerhalb derselben Art?
Habe hier ein paar Birnbäume, wo es nicht mal umgekehrt und unter verschiedenen Arten
so lief. Stehen auf Quitte, durch Aufschüttung kam aber die Sorte auch in den Boden. Wollen
trotzdem nicht von der Unterlage weg. Vielleicht, weil pyrus Pfahlwurzler ist, Seitenwurzeln
untergeordnet bleiben. Reine Vermutung, aber ganz so einfach und generell scheint das
alles nicht zu sein.
Es könnte sein, dass es auch innerhalb der eigenen Art eine Bevorzugung der eigenen Wurzel
gibt, bei sehr unterschiedlich stark wachsenden Veredlungspartnern sind offensichtlich
bestimmte physiologische Prozesse entsprechend unterschiedlich.
Eine eigene Wurzel mag da, aus Gründen die sich nicht unbedingt im Wachstum ausdrücken,
bevorzugt sein.
Wurzelbildung hängt ja auch vom Boden ab, wie z.B. Robinien in Sandboden zu Ausläufermonstern
werden können, in Lehmboden aber oft gar keine Ausläufer bilden.
Möglichereise würde sich deine Veredlungskombination unter anderen Bedingungen durchaus
freimachen.
Man kann wohl nur möglichst viele Beobachtungen zusamentragen, um mit Glück irgendwann
eine Richtung zu erkennen.
Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch
Verfasst: 25. Mär 2025, 16:16
von thuja thujon
DrDrt hat geschrieben: ↑25. Mär 2025, 11:24In 25 Jahren wissen wir dann recht genau, was da für Bäume bei rauskommen ...
So alt muss ein Apfel in Rindenbrandzeiten erst mal werden. Und ich bin gespannt, wie sich Feuerbrand nach den Ausbrüchen letztes Jahr diese Saison entwickelt.
Mikrorisse in der Rinde als erste Infektionsstelle, nicht ganz unbeteiligt ist hier die Unterlage, ich bin gespannt, was die Wurzelechten hier leisten.
Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch
Verfasst: 29. Mär 2025, 17:06
von Wurmkönig
Am Schlimmsten erscheint mir die Kompatibilitätsproblematik bei den Aprikosen zu sein. Die sterben bei mir an Rindenschäden die zwischen 2 cm und 50 cm über der Veredelung auftreten.
Das sind Ungarische Beste auf St. Julienne, Digat auf Torinel und Anegat auf Docera 6.
Ich habe einen einzigen Baum, Harogem auf Torinel, der keine Rindenschäden hat. Anegat wird heuer wohl nicht überleben.
Die Schäden verschwinden in Höhen über 50 cm. Allgemein wird eine Hochveredelung bei Aprikosen empfohlen, aber ich habe noch niemanden gefunden der das auch anbietet. Bei den Sämlingen sehe ich diese Probleme nicht.
Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch
Verfasst: 29. Mär 2025, 17:16
von pinus
Weil ich davon soviele habe, veredle ich Aprikosen immer auf Zwetschgenausläufer, meist auf ca.einem 1 Meter "hoch". Es gab in 15 Jahren nie irgendwelche Probleme.
Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch
Verfasst: 29. Mär 2025, 18:57
von ringelnatz
An meiner Aprikose sehe ich keine Veredelungsstelle, ich vermute, dass es ein Sämling ist.
Der Stamm ist hier nicht das Problem, es sind flach verlaufende Äste, auf deren Oberseite die Rinde aufplatzt und das Holz mit Pilz infiziert wird. Interessanterweise ist der Baum so wüchsig, dass es ihn nicht zu stören scheint. Bisher ist noch nichts abgebrochen.
Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch
Verfasst: 30. Mär 2025, 08:20
von Wurmkönig
Bei den Hochveredelungen scheint sich der Saftstrom irgendwie nach einem halben Meter wieder zu beruhigen. Die Bilder zeigen nur die "guten" Bäume, von 4 die noch leben und Angegat wird heuer sterben. Aber vielleicht schafft sie es noch bis zu den Früchten.
Die anderen 30 sind zu 95 % an diesem Problem zu Grunde gegangen. Wenn ich die Stämme in 20 cm Abschnitten aufgesägt habe, war die Unterlage in 95 % aller Fälle noch vollständig gesund. Die Probleme entstanden (fast) alle über der Veredelung. Aber wie geschrieben, für eine Hochveredelung muss man wohl selbst Hand anlegen, so etwas kann man nicht kaufen.
Das Aufplatzen der Rinde an der Oberseite von flachen Gerüstästen, speziell in den Wintermonaten wenn es regnet und in der Nacht friert, kenne ich auch. Das war nie ein Problem.
Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch
Verfasst: 30. Mär 2025, 09:39
von thuja thujon
Bei Aprikosen knapp über dem Boden ist hier Pseudomonas und Phytophthora ein Problem. Das ist nichts was mit Affinität mit Unterlagen zu tun hat.
Hochveredlung macht nur Sinn, wenn die Unterlage resistenter wie die Sorte ist.
Knapp überm Boden bis ein Meter ist meist der Befallsherd, weil es hier am feuchtesten ist im Vergleich zu weiter oben.
Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch
Verfasst: 31. Mär 2025, 09:04
von Wurmkönig
Die Nässe am Stamm ist sicherlich ein entscheidender Faktor. Auch weil das Wasser langsam den Stamm runter rinnt.
Mein gesündester Baum, Harogem, steht unter dem Dachüberstand des Hauses. Der Baum ist jetzt über 5 m hoch, aber ich kann an der Hausmauer anleitern. Ein bißchen weniger nass und alles ist gut.
Aber die anderen Bäume unter dem Dachüberstand sind aber ebenfalls an den Rindenschäden gestorben. Wie halte ich im Winter den Stamm bis auf ca. 1 m Höhe trocken? Da werde ich mir als Techniker etwas überlegen, heuer wurden 3 Bäume nachgepflanzt. Für gute Ideen bin ich aber immer zugänglich!
Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch
Verfasst: 31. Mär 2025, 10:47
von Obstliebhaber
Wurmkönig hat geschrieben: ↑29. Mär 2025, 17:06
Am Schlimmsten erscheint mir die Kompatibilitätsproblematik bei den Aprikosen zu sein. Die sterben bei mir an Rindenschäden die zwischen 2 cm und 50 cm über der Veredelung auftreten.
Das sind Ungarische Beste auf St. Julienne, Digat auf Torinel und Anegat auf Docera 6.
Ich habe einen einzigen Baum, Harogem auf Torinel, der keine Rindenschäden hat. Anegat wird heuer wohl nicht überleben.
Die Schäden verschwinden in Höhen über 50 cm. Allgemein wird eine Hochveredelung bei Aprikosen empfohlen, aber ich habe noch niemanden gefunden der das auch anbietet. Bei den Sämlingen sehe ich diese Probleme nicht.
Meinst du mit Hochveredlung 60 cm?
Falls von Interesse, hiernach: "Abschlussbericht Bundesgemeinschaftsversuch - Unterlagen für Aprikosen", veröffentlicht auf der Website der LWG Bayern,
haben "Hochveredlungen" in 60 cm auf Wavit die geringsten Ausfälle gezeigt.
Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch
Verfasst: 31. Mär 2025, 10:51
von Obstliebhaber
thuja thujon hat geschrieben: ↑30. Mär 2025, 09:39
Bei Aprikosen knapp über dem Boden ist hier Pseudomonas und Phytophthora ein Problem. Das ist nichts was mit Affinität mit Unterlagen zu tun hat.
Hochveredlung macht nur Sinn, wenn die Unterlage resistenter wie die Sorte ist.
Knapp überm Boden bis ein Meter ist meist der Befallsherd, weil es hier am feuchtesten ist im Vergleich zu weiter oben.
Sehe ich auch so, '
im Übrigen, Pseudomonas ist immer und überall, kein Witz.