Das wäre die utilitaristische und anthropozentrische Sicht. Oder anders gesagt aus der Fragestellung heraus: was nützt es aus Sicht des Menschen ?
Im Grunde ist Naturschutz immer eigennützig, denn das Bewahren der Lebensgrundlagen auf dieser Erde liegt in unser aller Interesse.
Was die konkrete Mohn-Mauerbiene angeht: Ihr Aussterben allein wird nicht dazu führen, dass unsere Umwelt zusammenbricht. Doch mit jeder Art, die wir verlieren, wird das Ökosystem etwas weniger widerstandsfähig. Dass Arten aussterben und neue ihre Nische besetzen, ist grundsätzlich normal. Jedoch ist das Tempo dieses Artenschwunds, das wir derzeit erleben, beachtlich. Und Arten einzustufen nach Nützlichkeit, Schönheit etc. ist nicht wirklich zielführend. Oftmals kennt man den Wert und Nutzen einer Art erst, wenn diese verschwunden ist. Beispielsweise die Wölfe im Yellowstone-Nationalpark: Ihr Verschwinden führte zu einer Kaskade von Problemen, von überweideten Landschaften bis zum Rückgang von Bibern. Ihre Wiederansiedlung zeigte, wie wichtig ein einziger Spitzenprädator für die Gesundheit eines ganzen Ökosystems sein kann. Der Wolf ist aber ein schlechtes Beispiel für unsere Kulturlandschaft, von der die Mohn-Mauerbiene offensichtlich profitierte.
Die Fledermaus wiederum wäre ein passenderer Fall, denn damals wurde Sie so betrachet:
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Unheimlich und böse: Ihre nächtliche Lebensweise, ihr lautloser Flug und ihre oft unregelmäßigen Flugmuster führten dazu, dass sie mit Vampiren, Dämonen oder Unglück in Verbindung gebracht wurden.
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Schädlings oder Krankheitsüberträger: mal Corona außen vor

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Nutzlos: Ihr direkter Nutzen für den Menschen war nicht ersichtlich. Man dachte nicht über ihre Rolle im Ökosystem nach.
In heutiger Zeit würde man die Fledermaus eher als "nützlich" erachten:
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Biologische Schädlingsbekämpfer: Dies ist wohl ihr bekanntester und ökonomisch bedeutsamster Nutzen. Die meisten europäischen Fledermausarten sind Insektenfresser. Sie vertilgen pro Nacht große Mengen an Insekten, darunter auch viele landwirtschaftliche Schädlinge (z.B. Motten, Käfer, Mücken). Studien haben gezeigt, dass Fledermäuse Landwirten Milliarden von US-Dollar pro Jahr einsparen, da durch ihre Fraßleistung der Bedarf an synthetischen Pestiziden sinkt und Ernteausfälle reduziert werden.
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Bestäuber, Samenverbreiter: (Nicht bei uns): In tropischen und subtropischen Regionen sind viele Fledermausarten wichtige Bestäuber und Vektoren von Pflanzen
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Indikatoren für die Umweltgesundheit: Als Spitzenprädatoren in der Nacht sind Fledermäuse empfindliche Indikatoren für die Gesundheit ihrer Ökosysteme.
Vielleicht noch zum Thema Hobby-Entomologen:
Ich stimme zu, es kann problematisch werden. Generell alle selbsterklärten "Hunter", ob es nun um Orchideen, Wildbienen oder Ähnliches geht. Wie in jeder Blase gibt es dort selbstverstärkende Elemente, wie Anerkennung etc. Kein Mensch kann sich davon freimachen. Und selbst wenn es so ist, ist es doch gut, dass es auch solche Leute gibt, die mit Eifer dokumentieren und erfassen. Nur der Eifer sollte nicht überhandnehmen und in Rücksichtslosigkeit münden.
Gerade wenn seltene Funde in sozialen Medien geteilt werden, kann ein "Hotspot-Tourismus" entstehen. Ein kleiner, empfindlicher Lebensraum ist schlicht nicht für einen Ansturm von Besuchern ausgelegt.
Es ist wichtig, zu differenzieren: Nicht jeder Naturbegeisterte ist ein Problem. Viele sind extrem engagiert. Aber der Schaden entsteht, wenn Begeisterung ohne Wissen und Sensibilität einhergeht und die Besucherzahl zu hoch wird.