News: Problem bei der Anmeldung? Bitte Mail über das Kontaktformular ganz unten!

Studie zu Insektensterben (Gelesen 163146 mal)

Natur und Umwelt erleben und schützen
Antworten
neo

Re: Studie zu Insektensterben

neo » Antwort #225 am:

Gartenplaner hat geschrieben: 3. Nov 2017, 13:09
Moderne hochwirksame
Pflanzenschutzmittel können aus ökotoxikologischer Sicht trotz geringerer Dosierung das
gleiche Gefährdungspotenzial wie ältere Mittel in hoher Dosierung aufweisen. Andererseits sind viele
neue Pflanzenschutzmittel schneller abbaubar als ältere Mittel (UBA 2011). ..."[/url]


Finde ich auch aufschlussreich. Die Mengenerfassung allein sagt eigentlich nicht viel aus, oder? (Habe die div. Links nicht gelesen, weiss nur, dass in CH zwar die Menge ( ausgebrachte PSM allgemein) pro ha erfasst wird, aber nicht welches Mittel nun genau.)
Benutzeravatar
thuja thujon
Beiträge: 20985
Registriert: 28. Apr 2016, 21:50
Region: Gemüsegarten Vorderpfalz
Höhe über NHN: 90
Winterhärtezone: 8b: -9,4 °C bis -6,7 °C

Re: Studie zu Insektensterben

thuja thujon » Antwort #226 am:

hat geschrieben: 1. Jan 1970, 01:00Da die meisten modernen Pflanzenschutzmittel jedoch bereits in wesentlich geringerer Konzentration wirksam werden,
hat sich insgesamt die Anwendungsintensität erhöht (FINK-KESSLER & JÜRGENS 2009).
Es ging in der Arbeit um hormonwirksame Substanzen, das ist ein Problem, das viele (alte) Fungizide haben. Was die mit Anwendungsintensität zu tun haben, erschließt sich mir nicht.
Da unterschiedliche ausgebrachte Mengen unterschiedlicher Wirkstoffe nichts mit der (Neben)Wirkung zu tun haben, kann man anhand der Menge unterschiedlicher Stoffe nicht auf den Wirkungsgrad schließen. Die Thematik um den Wirkungsgrad ist komplexer.
Fungizidspritzungen wirken im allgemeinen nicht sehr stark auf Insekten, können einzelne aber empfindlich treffen. Je nach Wirkstoff mal mehr oder auch garnicht.

Falls man die Auffassung vertreten sollte, in den vermaisten Landschaften werden die Insekten mit immer effektiveren Insektiziden totgespritzt, ist das weiter oben klar widerlegt worden.
Bleiben Rapsfelder als Flächenkultur, die mit Insektiziden behandelt wird. Seit dem Verbot der Neonicotinoidbeize werden sie mehr mit Insektiziden behandelt als vorher. Die Häufigkeit einer Insektizidbehandlung lässt aber ebensowenig wie die ausgebrachte Wirkstoffmenge auf die (Neben)Wirkung schließen.
Oftmals sind die behandelten Flächen für die meisten Insekten weitestgehend uninteressant, weswegen Insektizidspritzungen kein wirkliche Ursache für ein generelles Insektensterben ist.
Guttationstropfen auf Weizen machen ihn zu einer Wasserquelle für Insekten und damit wird er öfter angeflogen. Wurde er mit Insektiziden behandelt, ist im Rahmen der Zulassung die Gefährdung von Bienen usw bereits untersucht worden und da gibts meist nur Grünes Licht, wenn alles soweit kein unvertretbares Risiko ist.

Ein Verbot von Insektiziden würde also nicht viel helfen, einen Insektenrückgang umzudrehen.

Man sollte die Ursachen woanders suchen, damit man auch tatsächlich was ändern kann.
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
Benutzeravatar
lerchenzorn
Beiträge: 18570
Registriert: 4. Apr 2008, 22:21
Kontaktdaten:

Berliner Umland Klimazone 7a (wohl eher 6b)

Re: Studie zu Insektensterben

lerchenzorn » Antwort #227 am:

thuja hat geschrieben: 3. Nov 2017, 14:37
Oftmals sind die behandelten Flächen für die meisten Insekten weitestgehend uninteressant, weswegen Insektizidspritzungen kein wirkliche Ursache für ein generelles Insektensterben ist.[/quote]
Zweitens ist sicher so, erstens zu bezweifeln bzw. eine in der Hinsicht überflüssige Feststellung, dass man sie auch für die artenreichsten und besonders für spezielle Insektenhabitate treffen müsste. Selbstverständlich haben Äcker eine charakteristische Insektenfauna und vor allem die Fehlstellen in ihnen nicht selten auch Besonderheiten der sonst fast verschwundenen Pionierstandorte. Werden diese systematisch von Insektizid-Einsätzen betroffen, entfällt eine ihrer letzten Nischen.

[quote]Ein Verbot von Insektiziden würde also nicht viel helfen, einen Insektenrückgang umzudrehen.
Man sollte die Ursachen woanders suchen, damit man auch tatsächlich was ändern kann.


Selbstverständlich muss man die Ursachen auch anderswo suchen. Veränderungen der Struktur und Dynamik der Lebensräume bleiben immer die Hauptursache für Veränderungen des Arteninventars. Dennoch sind Insektizideinsätze ein wirksamer Einfluss, der mehr als nur Zielorganismen trifft und im Komplex des Biodiversitätsverlustes eine Rolle spielt. Mit dem Schema "woanders suchen" käme man an allen Ecken recht bequem zu "Null-Grund-was-zu-ändern"-Schlussfolgerungen.
thogoer
Beiträge: 2812
Registriert: 13. Dez 2008, 04:04

Re: Studie zu Insektensterben

thogoer » Antwort #228 am:

Autoscheiben? 8) oder 2-20.... Jahre warten bis erkannt wird das es doch alles ganz anders war..wie gehts eigentlich den offiziell und sicher gelagerten Atommuellfaessern im Atlantik? Sind die schon offen? Koennten die damit was zu tun haben? 8)
Wer etwas will, findet Wege, wer etwas nicht will, findet Gründe.
Benutzeravatar
lerchenzorn
Beiträge: 18570
Registriert: 4. Apr 2008, 22:21
Kontaktdaten:

Berliner Umland Klimazone 7a (wohl eher 6b)

Re: Studie zu Insektensterben

lerchenzorn » Antwort #229 am:

;) Sag nichts schlechtes über La Hague. Es erreicht seine Grenzwerte spielend in der Verdünnung Vierhundert zu Unendlich. :-X Ach ne, das sind ja keine Fässer, sondern ein Abflussrohr. OT Ende
Benutzeravatar
thuja thujon
Beiträge: 20985
Registriert: 28. Apr 2016, 21:50
Region: Gemüsegarten Vorderpfalz
Höhe über NHN: 90
Winterhärtezone: 8b: -9,4 °C bis -6,7 °C

Re: Studie zu Insektensterben

thuja thujon » Antwort #230 am:

lerchenzorn hat geschrieben: 3. Nov 2017, 16:11Selbstverständlich haben Äcker eine charakteristische Insektenfauna und vor allem die Fehlstellen in ihnen nicht selten auch Besonderheiten der sonst fast verschwundenen Pionierstandorte. Werden diese systematisch von Insektizid-Einsätzen betroffen, entfällt eine ihrer letzten Nischen.
Die sind auch früher schon von Insektizidduschen getroffen worden, damals eher systematisch als heute.
Das was sich geändert hat, es gibt fast keine Fehlstellen mehr. Die Technik wurde besser, das Saatgut auch.
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
Benutzeravatar
thuja thujon
Beiträge: 20985
Registriert: 28. Apr 2016, 21:50
Region: Gemüsegarten Vorderpfalz
Höhe über NHN: 90
Winterhärtezone: 8b: -9,4 °C bis -6,7 °C

Re: Studie zu Insektensterben

thuja thujon » Antwort #231 am:

Zur Erinnerung, sicherlich kein pures Heilwasser was zu Lindan-Zeiten rauskam:
http://www.max-holder.com/uploads/media/1953_Spritze_Obstbau_an_Schlepper_B10.jpg
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
Amur
Beiträge: 8569
Registriert: 15. Dez 2003, 09:31
Region: Raum Ulm
Höhe über NHN: 480
Winterhärtezone: 7b: -14,9 °C bis -12,3 °C

Re: Studie zu Insektensterben

Amur » Antwort #232 am:

Zumindest bei uns sind die letzten 30 Jahre fast alle Dauerwiesen verschwunden. Und in den Feldern ist der Artenreichtum der Pflanzen sehr übersichtlich. Auch wenn im Herbst der eine oder andere Acker schön blüht.
nördlichstes Oberschwaben, Illertal, Raum Ulm
Benutzeravatar
Roeschen1
Beiträge: 13843
Registriert: 23. Jan 2016, 18:57
Kontaktdaten:

BW, Stuttgart, 342m 7b

Re: Studie zu Insektensterben

Roeschen1 » Antwort #233 am:

Dornroeschen hat geschrieben: 3. Nov 2017, 11:22
An der Uni Tübingen gibt es viele Publikationen zum Thema Insekten.
https://www.buntewiese-tuebingen.de/%C3%BCber-uns/unsere-publikationen/

Wiesenbiotope mit großer Artenzahl verschwinden immer mehr, auch da herrscht Masse statt Klasse. Sie werden zu oft gemäht, gedüngt.
Grün ist die Hoffnung
Benutzeravatar
lerchenzorn
Beiträge: 18570
Registriert: 4. Apr 2008, 22:21
Kontaktdaten:

Berliner Umland Klimazone 7a (wohl eher 6b)

Re: Studie zu Insektensterben

lerchenzorn » Antwort #234 am:

thuja hat geschrieben: 3. Nov 2017, 16:54
lerchenzorn hat geschrieben: 3. Nov 2017, 16:11Selbstverständlich haben Äcker eine charakteristische Insektenfauna und vor allem die Fehlstellen in ihnen nicht selten auch Besonderheiten der sonst fast verschwundenen Pionierstandorte. Werden diese systematisch von Insektizid-Einsätzen betroffen, entfällt eine ihrer letzten Nischen.
Die sind auch früher schon von Insektizidduschen getroffen worden, damals eher systematisch als heute.
Das was sich geändert hat, es gibt fast keine Fehlstellen mehr. Die Technik wurde besser, das Saatgut auch.


Kein Grund, die aktuelle Belastung klein- oder wegzureden. In der aktuellen Betrachtung von Rückgangsursachen muss sie berücksichtigt werden.
bristlecone

Re: Studie zu Insektensterben

bristlecone » Antwort #235 am:

Ein wesentlicher Grund für die weiter oben im Thread beschriebene "Nivellierung": der viel zu hohe Stickstoffeintrag.
Nitrat-Grenzwerte in privaten Brunnen deutlich überschritten.

In Nordwestdeutschland (woanders kenne ich die Situation nicht) gibt es Bereiche, in denen die Einträge von Ammonium aus der Luft (!) so hoch sind, dass sie nährstoffarme Lebensräume ernstlich verändern. Ganz ohne Düngung von Boden aus.

Benutzeravatar
lerchenzorn
Beiträge: 18570
Registriert: 4. Apr 2008, 22:21
Kontaktdaten:

Berliner Umland Klimazone 7a (wohl eher 6b)

Re: Studie zu Insektensterben

lerchenzorn » Antwort #236 am:

Das scheint nicht auf den Nordwesten beschränkt zu sein. Das UBA zeigt in einer Stickstoff-Broschüre eine Karte mit nitratbelasteten Grundwasserkörpern: Seite 21. (Die Auswirkungen sind dort noch moderat dargestellt. Den vergrasten Kiefernforst, der im Bild auf S. 17 als nicht erkennbar stickstoffbelastet gezeigt wird, halte ich schon für erheblich durch Nährstoffakkumulation verändert.)

Weißt Du, inwieweit Ammonium und Stickoxide zur Bodenversauerung beitragen? Oder geht das, im Anteil der Luftpfad-Immissionen, hauptsächlich auf Schwefelbelastungen zurück?
bristlecone

Re: Studie zu Insektensterben

bristlecone » Antwort #237 am:

"Auf mehr als 80 % der Fläche natürlicher und halb-natürlicher Ökosysteme, inklusive der Wälder, liegen die atmosphärischen Säureeinträge noch immer über den kritischen Belastungsschwellen. Stickstoffverbindungen, insbesondere Ammoniak und Ammonium aus der Landwirtschaft, haben heute dem Schwefel als einstigem Hauptverursacher der Versauerung den Rang abgelaufen."

Quelle: Stickstoff – Zuviel des Guten? (ebenfalls UBA)


Bevor jetzt jemand anmerkt, dass Ammoniak doch alkalisch reagiere und insofern einer Versauerung entgegenwirken müsse:
In der Luft und im nass und trocken deponierten Material liegen Ammoniumionen vor, die schwach sauer reagieren.

Vor allem aber: Im Boden wird daraus Nitrat, dabei wird demnach Säure gebildet.
Benutzeravatar
lerchenzorn
Beiträge: 18570
Registriert: 4. Apr 2008, 22:21
Kontaktdaten:

Berliner Umland Klimazone 7a (wohl eher 6b)

Re: Studie zu Insektensterben

lerchenzorn » Antwort #238 am:

Danke!
Benutzeravatar
Roeschen1
Beiträge: 13843
Registriert: 23. Jan 2016, 18:57
Kontaktdaten:

BW, Stuttgart, 342m 7b

Re: Studie zu Insektensterben

Roeschen1 » Antwort #239 am:

Hauptursache für die Ammoniumbelastung: Massentierhaltung
http://www4.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/20247/
Grün ist die Hoffnung
Antworten