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Hinweise zur Gentechnologie (Gelesen 139943 mal)

Natur und Umwelt erleben und schützen
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Bristlecone

Re: Hinweise zur Gentechnologie

Bristlecone » Antwort #240 am:

Dieser Satz bringt - abgesehen von der Überschrift des Artikels - die Sache auf den Punkt:

"Es ist verstörend. Dieselben Leute, die beim Klimawandel (zu Recht) darauf pochen, sich doch bitte an wissenschaftlichen Fakten zu orientieren, ignorieren diese Herangehensweise komplett, wenn es um das Thema Gentechnik geht."
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thuja thujon
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Re: Hinweise zur Gentechnologie

thuja thujon » Antwort #242 am:

Ich frage mich manchmal ob das Gro überhaupt so richtig weiss was Wissenschaft ist.

Durch die Medien geistert zunehmend irgendein Gespenst mit `Wissenschaft´. Meist geht es dort um Wissenssendungen usw oder sie muss bei irgendwelchen politischen Meinungsbildungsdiskussionen herhalten.

Ich finde es gibt keine `die Wissenschaft´, zumindest keine, die feststellen kann, das Marmelade Fett enthält.
Es gibt Diskussionen, da kann man argumentieren, mit begründeten Argumenten oder unbegründeten.

Wissenschaft ist für mich eher eine Methode, wie ich an Fragen rangehe.
Man kann allerdings auch mit Vorurteilen an Fragen gehen um diese zu lösen.

Zeitschriften, wie Spektrum etwa, wo auch dieses `wissenschaftlich´ wieder auftaucht, das mag tolle Unterhaltungslektüre für die Toilette oder Wartezimmer sein. Wissenschaftliche Fachliteratur ist es nicht. Und wissenschaftliche Fachliteratur ist keine Wissenschaft.
Ich mag ehrlich gesgat das Wort Wissenschaft nicht mehr hören. In den großen Diskussionen das wohl am meisten vergewaltigte Wort...
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Bristlecone

Re: Hinweise zur Gentechnologie

Bristlecone » Antwort #243 am:

Wie funktioniert Gentechnik, wie gefährlich ist sie? Eine neue Fachstelle soll darüber informieren, eigentlich unabhängig.

Gentechnikgegner werden das begrüßen. Endlich eine vom Staat geförderte Beratungsstelle, die frei von wissenschaftlichen Einflüssen die Risiken der Gentechnik kommuniziert.

Dazu auch dies aus dem verlinkten Artikel:

"Organisiert wird das Projekt vom gentechnik-kritischen Lobbyverein Testbiotech. Er hat es dem Bundesamt für Naturschutz vorgeschlagen. Geleitet wird Testbiotech von einem ehemaligen Greenpeace-Aktivisten und studierten Tierarzt. Erst kürzlich hat der Verein ein Faktenblatt zu neuen Gentechnikmethoden veröffentlicht, das von einem anerkannten Forscher der Max-Planck-Gesellschaft wegen falscher und irreführender Behauptungen auseinander genommen wurde."

Auch die Süddeutsche und schillipaepanet beschäftigen sich damit:
https://schillipaeppa.net/tag/christoph-then/

Lesenswert der Kommentar von Ludger Wess: Pflanzenforscher, haut ab!

Christopher Then, der Leiter und Hauptakteur von Testbiotech, ist promovierter Tierarzt.
Er promovierte über das Thema "In-vitro-Untersuchung der Effekte kleinster Entitäten von Arsenicum album, Cuprum sulfuricum, Mercurius sublimatus corrosivus und Thuja occidentalis an Zellkulturen mit Hilfe des MTT-Testes", also über den Einfluss homöopathischer Irgendwas.
Die Zusammenfassung der Dissertation gibt es hier: http://elib.tiho-hannover.de/dissertations/95then-c.pdf


P.S.

Ach ja, noch was: Vor Jahren gab es mal in Niedersachsen eine auch von der Industrie geförderte Initiative, dank der ein "Genmobil" Schulen Mittel und Kurse anbot, in denen Grundlagen von Molekulargenetik und Gentechnik geboten wurden.
Das wurde auf Betreiben der Grünen sofort eingestellt, als die in Niedersachsen wieder in der Regierung saßen.

Man findet aber selbstversändlich im Netz solche scheinheiligen Angebote:

Schule und Gentechnik - "Ein Projekt von Informationsdienst Gentechnik".

Adresse: keine-gentechnik.de
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Staudo
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Re: Hinweise zur Gentechnologie

Staudo » Antwort #244 am:

Ich finde, man sollte ein üppig steuerfinanziertes Projekt starten, was über Chancen und Gefahren der Migration aufklärt und damit Pegida beauftragen.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
Bristlecone

Re: Hinweise zur Gentechnologie

Bristlecone » Antwort #245 am:

Bristlecone hat geschrieben: 20. Aug 2018, 13:06
Schule und Gentechnik - "Ein Projekt von Informationsdienst Gentechnik".

Adresse: keine-gentechnik.de


Daraus "https://www.schule-und-gentechnik.de/schueler/agro-gentechnik-quiz/#gsc.tab=0"

Frage eins: Was bedeutet die Abkürzung GVO?
richtige Antwort: gentechnisch veränderter Organismus ("Erklärung: GVO bedeutet gentechnisch veränderter Organismus.")

Das ist falsch.

Die Richtlinie des Rates reguliert nicht "gentechnisch veränderte Organismen", sondern "genetisch veränderte Organismen".
Quelle: Richtlinie 2001/18/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 12. März 2001 über die absichtliche Freisetzung genetisch veränderter Organismen in die Umwelt

Darunter fällt eigentlich jede Züchtung, die sich von der Ausgangsform irgendwie unterscheidet.

Der EUGH musste dann auch in seiner Entscheidung, dass CRISPR/cas Gentechnik ist, die das volle Genehmigungsverfahren erfordert, herkömmliche Züchtung aber nicht, ziemliche Klimmzüge veranstalten und erklären, die herkömmlichen Verfahren wären sicher, weil es sie schon so lange gäbe, die neuen hingegen nicht.

Gut, dass es nicht um Aderlass vs. Bypass-Operation oder Klistier vs. Blinddarm-OP ging. :-X
Bristlecone

Re: Hinweise zur Gentechnologie

Bristlecone » Antwort #246 am:

Und nochmal:

"Testbiotech veröffentlicht heute ein Rechtsgutachten, das sich mit den rechtlichen
und finanziellen Rahmenbedingungen einer Förderung der unabhängigen Risikoforschung im Bereich
der Gentechnologie befasst. Wichtige Eckpunkte des Rechtsgutachtens sind:

(1) Der Staat ist dazu verpflichtet, eine systematische und vorsorgeorientierte Forschung zu etablieren.
(2) Zur Erfüllung dieser Aufgabe wäre die Erhebung einer sogenannten nicht-steuerlichen Sonderabgabe gerechtfertigt, die die Industrie in die Pflicht nimmt.
(3) Bei der Vergabe der Mittel eines entsprechenden Fonds kann ein Beirat, dem beispielsweise Verbraucher- und Umweltschutzverbände
angehören, beteiligt werden." (Quelle)

Genial. Im Beirat der "Fachstelle Gentechnik und Umwelt" von Testbiotech, die sich da aus deren Sicht anbietet, sind vertreten:

Gen-ethisches Netzwerk
BUND Naturschutz in Bayern
BUND
Interessengemeinschaft gentechnikfreie Saatgut-Arbeit
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft
Save our Seeds
Testbiotech


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Es gibt nichts Gutes, außer, man tut es.

Re: Hinweise zur Gentechnologie

Gänselieschen » Antwort #247 am:

Das ist ja ne Fachstelle - alle Gegner versammelt :D
Malvegil
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Re: Hinweise zur Gentechnologie

Malvegil » Antwort #248 am:

Ich verstehe einen Widerspruch nicht. Einerseits heißt es, die Wissenschaft sei sich einig, daß es keine prinzipiellen Gefahren von 'Gentechnik' gebe (die also über die Gefahren konventioneller zufallsgesteuerter Züchtung hinausgehen),* andererseits sieht man als eine der Verheißungen von Präzisions-Gentechnik die Entwicklung von gene drive-Modellen, mit denen man ganze (Schädlings-)Populationen unterwandern und auslöschen kann. Dort soll also die 'natürliche' Population in freier Wildbahn von den Individuen mit dem zielgerichtet veränderten Genom verdrängt werden. Das ist doch ein ziemlich mächtiger und folgenreicher Mechanismus. Inwiefern ist es ausgeschlossen, daß er (als abstrakter Mechanismus) für Bioterrorismus benutzt werden kann? Oder eine Nummer kleiner und an Universitäten, Biotech-Firmen und Agrarkonzerne gedacht: Inwiefern ist es ausgeschlossen, daß dabei irgendeine folgenreiche Fehleinschätzung auftritt? Nicht immer bedenken die technologischen Wissenschaften korrekt alle Folgen ihrer Technologien. Muß man nicht sagen, daß diese Methode eben doch so potent ist, daß hier eine neuartige Art von Gefahr und ein Potential zur Unbeherrschbarkeit vorliegt? (Ich meine das in keiner Weise polemisch, sondern ich sehe hier einen Widerspruch, den ich gern erklärt bekäme.)

*Hierfür wäre ich übrigens an einer wirklich substanziellen akademischen Quelle sehr interessiert.
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michaelbasso
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Re: Hinweise zur Gentechnologie

michaelbasso » Antwort #249 am:

Malvegil hat geschrieben: 20. Aug 2018, 17:00
Inwiefern ist es ausgeschlossen, daß er (als abstrakter Mechanismus) für Bioterrorismus benutzt werden kann? Oder eine Nummer kleiner und an Universitäten, Biotech-Firmen und Agrarkonzerne gedacht: Inwiefern ist es ausgeschlossen, daß dabei irgendeine folgenreiche Fehleinschätzung auftritt?


Es ist schlicht gar nicht ausgeschlossen.
Letztlich hängt alles an der Intention des Anwenders.
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Bristlecone

Re: Hinweise zur Gentechnologie

Bristlecone » Antwort #250 am:

Aktuell geht es ja in allererster Linie mal um Pflanzenzüchtung und die schwer zu begründende Unterscheidung zwischen "klassische Mutagenese-Züchtung mit ionisierender Strahlung und mutagenen Chemikalien = sicher, weil schon seit Jahrzehnten so gemacht" und "neue Technologien mit gezieltem Eingriff = unsicher".
Ziel dieser Züchtungen ist die Züchtung von Pflanzensorten, die als Nahrungs- oder Futtermittel dienen.

Was die Freisetzung von Organismen angeht, um Schädlingsbekämpfung zu betreiben: Richtig, daran wird auch geforscht.
Und eine unkontrollierte Freisetzung solcher Organismen ist aus gutem Grund auch nicht erlaubt.

Mit "klassischen" Methoden, also mithilfe von Gammastrahlen oder mutagenen Chemikalien unfruchtbar gemachte Tiere hat man übrigens bereits mehrfach und dann jeweils massenhaft in der Umwelt ausgesetzt, z. B. bei der Bekämpfung der Schraubenwurmfliege in Nordafrika. Mit Erfolg.

Da könnte man natürlich auch argumentieren: Ist es denn mit absoluter Sicherheit definitiv auszuschließen, dass nicht vielleicht doch einer dieser Mutanten in der Umwelt plötzlich in der Lage ist sich doch fortzupflanzen und dadurch nun ein noch schädlicherer, aggressiverer Parasit entsteht?
Nein, eine 100%-ige Sicherheit gibt es nicht.
Auch nicht - oder schon gar nicht - bei konventioneller Pflanzenzüchtung durch Mutagenese.

Und wie man traurigerweise gesehen hat: Auch Flugzeuge und Lkw lassen sich als Terrorwaffen einsetzen. Die Antwort kann aber nicht sein, die Technik zu verbieten, weil sie für solche Zwecke eingesetzt werden kann.

hat geschrieben: 1. Jan 1970, 01:00Nicht immer bedenken die technologischen Wissenschaften korrekt alle Folgen ihrer Technologien.


Es geht ja auch nicht darum, dass es gar keine Kontrolle geben sollte und jeder "Bastler" seine Produkte in die Umwelt entlassen darf.

Aber die derzeitige Empfindungslage führt das aktiv herbei, was sie doch angeblich gerade verhindern will: Sie etabliert die Macht großer Konzerne. Nur die können es sich überhaupt noch leisten, derart aufwendige Sicherheitsprozeduren durchführen und bezahlen zu können. Und natürlich haben diese Konzerne ihre Profitinteressen im Auge.
Also werden sie lieber glyphosatresistente Soja entwickeln als, sagen wir mal, Tomatensorten für Selbstanbauer mit höherer Widerstandsfähigkeit gegen Braunfäule, die aber nicht für den Massenmarkt taugen, weil sie wegen zu dünner Haut nicht transportfähig sind.

Kleinere Saatgutbetriebe könnten prinzipiell solche Züchtungen mit modernen Methoden entwickeln, haben aber kaum mehr die finanziellen Mittel für die Zulassungsverfahren.

Von Reis mit höherem Vitamin-A-Gehalt, der Millionen von Menschen eine bessere Vitaminversorgung ermöglichen könnten, reden wir schon gar nicht mehr.


Und: Eine "Fachstelle für Gentechnik und Umwelt", die sich nur aus Gegnern zusammensetzt, Fachgruppen aber mit Vorsatz von vornherein ausspart, ist etwa so kompetent und glaubwürdig wie eine Modellflugzeugverein, der über die Zulassung von Großraumjets zusammentritt. Nur dass die sich vermutlich ihrer eigenen Fähigkeiten bewusst wären.



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Re: Hinweise zur Gentechnologie

Malvegil » Antwort #251 am:

Ja, alles akzeptiert, insbesondere, daß man eine Aufsicht und Kontrolle ja auf beliebigem Wege installieren kann. Man kann auch den Zugang zu Crispr-Techniken radikal beschränken, man kann das z. B. wie bei Tierversuchen regeln. Wobei dann aber eben doch ein Sonderrecht für nichtkonventionelle GVOs gebraucht würde. Wenn kleinere Saatgutfirmen ohne bürokratischen Overkill 'basteln' dürfen sollen, wie soll dann zugleich die kriminelle Bastelei in der Garage verhindert werden?

Aber das hier kritisierte Urteil setzt auf einem sehr abstrakten Level an (letztlich dem Vorsorgeprinzip). Dagegen wird gern das ebenfalls sehr abstrakte Argument gebracht, Gentechnologie sei nicht prinzipiell neuartig gefährlich. „Das Konzept eines Basisrisikos der Gentechnik ist nicht mit dem Stand der Wissenschaft in Einklang zu bringen.“ (sagt ein Jurist, Dederer). Daher bezog sich meine Frage eben auf genau dieses Behauptung eines nicht vorhandenen Basisrisikos. Wo kann man dazu (mit Stand nach Crispr/CAS und gene drive) was nachlesen?
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Re: Hinweise zur Gentechnologie

Malvegil » Antwort #252 am:

Bristlecone hat geschrieben: 20. Aug 2018, 17:44
Und wie man traurigerweise gesehen hat: Auch Flugzeuge und Lkw lassen sich als Terrorwaffen einsetzen. Die Antwort kann aber nicht sein, die Technik zu verbieten, weil sie für solche Zwecke eingesetzt werden kann.


Das (verbieten) ist ja auch nicht der Fall. Es geht um Freisetzung von Organismen und um Kennzeichnungspflicht. (Vermutlich dürfen auch Flugzeuge nicht unkontrolliert freigesetzt werden und ohne Kennzeichnung herumgurken. ;D)

Daß eine Kennzeichnung effektiv als Warnschild fungiert, ist keine Frage des Rechts, sondern des Marktes und des gesellschaftlichen Bewußtseins. Es ist ein bißchen viel verlangt, diese beiden zur Grundlage der Rechtsprechung zu machen.
Bristlecone

Re: Hinweise zur Gentechnologie

Bristlecone » Antwort #253 am:

Malvegil hat geschrieben: 20. Aug 2018, 18:30
Wenn kleinere Saatgutfirmen ohne bürokratischen Overkill 'basteln' dürfen sollen, wie soll dann zugleich die kriminelle Bastelei in der Garage verhindert werden?


Man verbietet doch auch nicht Chemielabore, weil Waschküchenchemiker dort Crystal Meth zusammenkochen.
Bristlecone

Re: Hinweise zur Gentechnologie

Bristlecone » Antwort #254 am:

Wie CRISPR/cas funktioniert: https://www.scienceinschool.org/de/content/schneller-billiger-crispr-die-neue-gentechnik-revolution

Wenn jemand andere anschauliche Beschreibungen hat, immer her damit.
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