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heimische Pflanzen an ihren natürlichen Standorten (Gelesen 345370 mal)

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sempervirens
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Re: heimische Pflanzen an ihren natürlichen Standorten

sempervirens » Antwort #2400 am:

Auch gelb und an solchen Standorten beheimatet ist der Faden-Enzian (Cicendia filiformis):
IMG_5095.jpeg
Im Vordergrund zusammen mit dem zuvor gezeigten Hypericum elodes.
Der Zustand für den Faden-Enzian (Cicendia filiformis) hat sich etwas verbessert er ist deutschlandweit von der RL1 ( kurz vorm Aussterben) wieder auf RL2 ( stark gefährdet).

Der Faden-Enzian blüht meist nur bei voller Sonne und dann auch nur um den Mittag herum, das kennt man ja auch von der ein oder anderen Pflanze. Dafür blüht er von Juli-September verhältnismäßig lang.
IMG_5106.jpeg
Er ist ein Standortspezialist der auf feuchten bis wechselnassen, nährstoffarmen und offenen Böden, die meist sandig oder kiesig sind wächst. Typische Lebensräume sind:
  • Ufer von nährstoffarmen Teichen und Seen
  • Feuchte Wege und Fahrspuren in Heiden und Mooren
  • Feuchte, offene Stellen in Sandgruben
Hier am lückig sandigen Ufer
Hier am lückig sandigen Ufer
Als einjährige Pionierpflanze ist der Faden-Enzian auf ein feuchtes Frühjahr zur Keimung sowie auf offene, konkurrenzarme Standorte angewiesen. Er profitiert daher maßgeblich von periodischen Störungen wie Viehtritt oder Befahrung, welche die konkurrierende Vegetation zurückdrängen. Folglich ist sein starker Rückgang direkt auf den Verlust seiner Lebensräume und das Ausbleiben dieser traditionellen, störungsreichen Landnutzung zurückzuführen.
Zuletzt geändert von sempervirens am 21. Aug 2025, 13:55, insgesamt 4-mal geändert.
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sempervirens
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Re: heimische Pflanzen an ihren natürlichen Standorten

sempervirens » Antwort #2401 am:

Die Knorpelblume (Illecebrum verticillatum) ist ebenfalls eine hochspezialisierte einjährige Pflanze.
IMG_4999.jpeg
Es teilt viele Eigenschaften mit dem zuvor gzeigten Faden-Enzian und ist auch stark gefährdet (RL2)
Es ist ein kleiner, unscheinbarer Bodendecker aus der Familie der Nelkengewächse.
IMG_5001.jpeg
Es bildet oft kleine, rötliche Teppiche, die flach auf dem Boden aufliegen.

Es hat standörtliche Ansprüche wie der Faden-Enzian, feuchte, saure, nährstoffarme und durchaus sonnig-warme Standorte mit kurzer Vegetation und Störung.
IMG_4994.jpeg
Zuletzt geändert von sempervirens am 21. Aug 2025, 13:54, insgesamt 1-mal geändert.
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Nox
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Re: heimische Pflanzen an ihren natürlichen Standorten

Nox » Antwort #2402 am:

Wirklich spannend, welche Pflanzen Du hier vorstellst !
Hypericum elodes sollte bei mir gedeihen, so wie Du es beschreibst. Macht es eigentlich unterirdische Ausläufer und wie hoch wird es ?
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sempervirens
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Re: heimische Pflanzen an ihren natürlichen Standorten

sempervirens » Antwort #2403 am:

Ja, das Sumpf-Johanniskraut bildet Ausläufer, aber nicht vergleichbar mit einem Wiesenknöterich (Bistorta). Sie breitet sich eher oberflächennah und rasenartig aus und entwickelt, wo sie sich wohlfühlt, schöne, dichte Bestände, wie auf den Bildern zu sehen ist. Da sie aber weder hoch wird noch besonders konkurrenzstark ist, sind ihre Ausläufer in der Regel unproblematisch. Allenfalls für deutlich kleinere oder schwächere Nachbarpflanzen könnte sie zur Bedrängung werden.
IMG_5015.jpeg
Hier kann man sehen das andere Stauden wie Ufer-Wolfstrapp sich aus dem Teppich der Hypericum elodes erheben.
Am Naturstandort war sie mit 10-15 cm recht klein; in Kultur und bei nährstoffreicherem Boden könnte sie aber sicherlich auch etwas höher werden.

Hier noch ein paar andere Kandidaten des Standorts Radiola linoides der Zwerglein ebenfalls deutschlandweit stark gefährdet (RL2) in der Schweiz gilt er bereits als ausgestorben:
IMG_5033.jpeg
IMG_5030.jpeg
Die Gründe sind ähnlich wie zuvor auch der Verlust seiner Lebensräume durch Nährstoffeinträge aus der Luft und der Landwirtschaft (Eutrophierung), die Entwässerung von Feuchtgebieten und das Zuwachsen seiner Pionierstandorte durch fehlende Störungen (z. B. durch traditionelle Beweidung oder Plaggenhieb)
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