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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 26. Feb 2023, 22:24
von dmks
Kommentare hab ich nicht gelesen - Die erste Grafik selbst straft die Überschrift!
Solche Artikel nutzen weder dem Verbraucher noch dem Landwirt irgendwas.
Schade ums "Papier"! ;)
PS: okay, die Zahlen kann man sich mal objektiv anschauen - und sieht dann auch die Diskrepanz.
Gesund ist das nicht.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 26. Feb 2023, 22:39
von thuja thujon
2 mal gesund. Da darf die Frage erlaubt sein, was versteht man unter gesund?
Das was die Böden und Klima hier hergeben, das anbauen, was hier mit wenig Input wächst?
Oder das anbauen, mit evtl viel Input, was für die individuelle Ernährung gesund wäre?
Nur mal so...
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 27. Feb 2023, 03:18
von 555Nase
17% zukaufen und dann 50% wegschmeißen. :o (Was meine "Kinder" im viertel Jahr wegschmeißen, könnte ich ein ganzes Jahr davon leben.)
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 27. Feb 2023, 19:38
von LadyinBlack
Vielleicht ist es als Neuling etwas "verwegen", dass ich mich hier einmische :D
Zwar habe ich hier viele Seiten gelesen, aber trotzdem bin ich eben noch etwas fremd hier, und ihr seid mir auch fremd.
Bei MSG sind (früher) solche Themen auch schnell in "Schlachten" ausgeartet, ihr könnt mittlerweile auf beachtliche 2522 Antworten verweisen. Kompliment !
Ich habe durchaus etwas mit Landwirtschaft zu tun und nicht nur aufgrund der unten erwähnten Tiere. Das ist eher die Ausgabenseite, es gibt auch eine Einnahmeseite. Ich bin Verpächterin von Agrarflächen, die ich von meiner Mutter geerbt habe. Sie hat die DDR nach dem Volksaufstand 1953 verlassen. Da es keine 100 ha sind, blieb meine Großmutter im Grundbuch.
Daher hat mich die Bemerkung von RosaRot hierher gelockt.
[quote=RosaRot]Klar, die Flächeneigentümer wollen für Ihr Stückchen soviel als möglich herausschlagen....wundert mich nicht. Agrarflächen sollten nur an Firmen verkauft werden, die auch tatsächlich Landwirtschaft betreiben. Punkt.
[/quote]
Für mich wäre das eine völlig inakzeptabler Eingriff in das Eigentum. Üblicherweise ist der aktuelle Betriebinhaber eines LW-Betriebes der Statthalter, der Verwalter für die nächste Generation , übernommen von der Elterngeneration. Ja, hier im Osten ist das in vielen Fällen anders. Aber das ändert nichts daran, dass es die alleinige Entscheidung des Eigentümers ist /sein sollte, an wen er ggf. verkaufen will. Das gilt ganz besonders, weil wir in vielen Bereichen bereits eine sog. "kalte Enteignung" sehen. Flächen aufgrund gesetzlicher Bestimmung annähernd wertlos werden. Ebenso stehen viele Höfe wegen fehlender Perspektive /Rentabilität zum Verkauf .
Zum Thema Selbstversorgungsgrad: In der Tat ist das eine ziemlich nutzlose Kennzahl. Und es ist eine theoretisch berechnete Zahl, hat also nichts mit unserem tatsächlichen Verzehr zu tun. Das Getreide etwa kann auch als Futtermittel genutzt worden sein, der Zucker in exportierten Schokoriegeln gelandet sein.
Und richtig ist auch die Bemerkung von thuja thujon: Ja natürlich produzieren wir hier das, was auch ökonomisch und auch ökologisch sinnvoll ist. Wo wir relative Vorteile haben. Die Polen pflücken Äpfel eben billiger. Und in Südeuropa scheint die Sonne stärker. Klar hat das Konsequenzen für den Bereich der Agrarrohstoffe in Europa. Über die Versorgungssicherheit sagt das alles nichts,
Übrigens sind das sehr wohl die Zahlen für 2022, da hat topagrar einen Fehler gemacht. Leider kann ich euch die Zahlen vom BMEL noch nicht verlinken. Ihr findet das unter Versorgungsbilanzen.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 27. Feb 2023, 20:12
von dmks
LadyinBlack hat geschrieben: ↑27. Feb 2023, 19:38Vielleicht ist es als Neuling etwas "verwegen", dass ich mich hier einmische :D
[/quote]
Im Gegenteil. Immer los!!! :D
Und ja...
[quote author=LadyinBlack link=topic=61430.msg3998285#msg3998285 date=1677523106]
Bei MSG sind (früher) solche Themen auch schnell in "Schlachten" ausgeartet, ihr könnt mittlerweile auf beachtliche 2522 Antworten verweisen. Kompliment !
Wir waren zwischenzeitlich auch schon in den Keller verbannt 8) Und mußten gerettet werden!
Dafür nochmals Danke!
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 27. Feb 2023, 20:21
von lerchenzorn
LadyinBlack hat geschrieben: ↑27. Feb 2023, 19:38Vielleicht ist es als Neuling etwas "verwegen", dass ich mich hier einmische :D
Zwar habe ich hier viele Seiten gelesen, aber trotzdem bin ich eben noch etwas fremd hier, und ihr seid mir auch fremd.
... [/quote]
Nur zu. Dazu sind wir hier, zum Einmischen.
[quote] ... wir (sehen) in vielen Bereichen bereits eine sog. "kalte Enteignung" ... . Flächen (werden) aufgrund gesetzlicher Bestimmung annähernd wertlos ...
Magst Du ein paar Beispiele beschreiben? Ich höre den Vorwurf öfter und finde ihn nicht immer berechtigt.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 1. Mär 2023, 20:06
von Staudo
Die meisten, die am Wochenende wegen der Schneeglöckchen nach Torgau fahren und von dort einen Abstecher nach Saxdorf machen, werden durch
Bönitz fahren.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 1. Mär 2023, 21:24
von dmks
Ist traurig aber wahr. Flächen werden mit Solaranlagen verbaut, ein paar Alibi-Schafe dazwischen und die Mitarbeiter bleiben für die ersten Jahre Aufbau und Instandhaltung.
Die Flächen an sich sind auf ewig eine sichere Wertanlage.
Aber wo soll die 'Deutsche Wohnen' denn sonst auch Solaranlagen hinbauen???
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 2. Mär 2023, 23:32
von Blush
Seit der Finanzkrise 2008 bereits kaufen branchenfremde Multi-Dingsbums-Konzerne in MV in großem Stil Flächen. Für die Konzerne zunächst eine Investition mit geringer Rendite, aber großer Sicherheit. In der Folge stiegen die Pachtpreise und einige LPG - Nachfolger haben große Schwierigkeiten noch Flächen pachten zu können.
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In der Wirtschaft will Geld verdient werden, um Moral geht es nicht. Oft auch nicht um Verantwortung der Gesellschaft gegenüber. Seit Thatcher-Reagan-Kohl sollen wir uns möglichst ganz dem Markt unterwerfen. Meiner Meinung nach wäre es mehr als an der Zeit, dem wieder Grenzen zu setzen. Auch das böse Wort "Verbot" hört sich für mich richtig an. ;) Ich verstehe nicht wirklich, wie mit Grund und Boden, einem Gut, für das niemand etwas geleistet hat, spekuliert werden darf.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 3. Mär 2023, 19:53
von dmks
Das Hauptproblem ist ja nicht mal die Spekulation um Grund und Boden an sich, dessen Wertgewinn oder Ertrag!
Sondern die Möglichkeit darauf energetische Anlagen zu errichten und dafür Zahlungen zu erhalten - die in jahrzehnten mit Landwirtschaft nicht zu erwirtschaften sind. Das ist (bei genug Kapital) wie Lotto '5 aus sechs' ..mit Zusatzzahl.
Der eigentlichen Landwirtschaft aber werden diese Flächen weitestgehend entzogen. Die Flächen liegen oft erstmal "still", werden dann zu "Pachtmonstern" oder "Ausgleichsflächen" oder Verkehrsfläche, Solarpark... nur im ungünstigsten (also Verlustfall) wieder Landwirtschaftsfläche.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 3. Mär 2023, 20:22
von Blush
In dem Brandenburger Fall geht es (so habe ich es verstanden) zum Teil um die Errichtung energetischer Anlagen, nicht in Gänze. Ich bin der Ansicht, dass wir tatsächlich andere Formen der Energiegewinnung brauchen. Wenn dann aber auf Flächen, die ohnehin schwer anders zu bewirtschaften sind, geringere Erträge versprechen usw. Und genau da muss den großen Wirtschaftsunternehmen genau vorgeschrieben werden, wo dies erlaubt ist und wo nicht.
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Es ist in diesem keine reine Spekulation, das stimmt. Aber sicher das Gewinnstreben und kein verantwortliches Handeln hinsichtlich unserer Versorgung mit Lebensmitteln. Ich bin auch sehr skeptisch, dass den Verkäufer nicht doch die 2 Millionen mehr gelockt haben.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 3. Mär 2023, 20:26
von Staudo
Natürlich. Es sind 30 Gesellschafter, vermutlich überwiegend ehemalige LPG-Mitglieder. Im Schnitt sind das 333 000 Euro pro Nase gegenüber 266 000 beim anderen Angebot.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 3. Mär 2023, 20:35
von Blush
Das ist im Einzelfall oft zu verstehen. Die haben hart gearbeitet und freuen sich über 70.000 Euro mehr. Das ändert aber nichts daran, dass wir Regeln brauchen, Verantwortung und uns nicht darauf verlassen, dass der Markt alles regelt.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 4. Mär 2023, 19:27
von LadyinBlack
Das sehe ich komplett anders. Es gibt zu viele Regeln, die vor allem von kleineren und mittleren Betriebe gar nicht zu stemmen sind. Wir brauchen viel mehr Freiheit, ansonsten geht der unternehmerische Mittelstand, zu dem auch die Bauern gehören, kaputt.
Das Thema Energie ist eine Möglichkeit , um überhaupt einen landwirtschaftlichen Betrieb halbwegs rentabel führen zu können.
Und selbstverständlich hätte auch Tobias Lemm in diesem Bereich einen Betriebsschwerpunkt gesetzt. Wo denn sonst?
Da hat der eine Kommentator in der TAZ durchaus recht: Normalerweise wäre die geplante Ausweitung der Tierhaltung kritisiert worden.
Und das ist für mich das Hauptübel: Es ist ganz egal, was in der Landwirtschaft passiert, es hagelt Kritik . Und dann passiert genau das, was aktuell passiert. Die Betriebe machen dicht. Für immer.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 4. Mär 2023, 20:01
von Veilchen-im-Moose
ich teile die Einschätzung von Blush. Natürlich sind Staat/Politik berechtigt und verpflichtet, zu gestalten und zwar im Sinne der von ihnen/uns als sinnvoll und notwendig erkannten Ziele. Regeln sind dabei aber nur die eine Seite. Die Landwirtschaft ist ein - vor allem durch die EU - hochsubventionierter Bereich. Wenn man schon so viel Geld dorthin gibt, dann sollte man diese Zahlungen auch so gestalten, dass die gewünschten Ziele damit besser erreicht werden können. Zum Beispiel der Erhalt kleiner und mittlerer Betriebsstrukturen, Betriebe fördern, die ökologisch sinnvoll wirtschaften und/oder das Tierwohl schützen usw. Ich sehe nicht, dass Markteilnehmer jeder Art ohne Regeln so ganz von sich aus gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Zumindest nicht in dem Ausmaß, wie es notwendig wäre.