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Re: Bäume in Wohngebieten?
Verfasst: 1. Nov 2021, 09:51
von enaira
AndreasR hat geschrieben: ↑1. Nov 2021, 09:07Überhaupt scheinen die Belange der Bürger wieder mehr zu zählen. Als die Gemeinde vor einigen Jahren neue Straßenbäume gepflanzt hat (u. a. wurden eine Reihe von Robinien entfernt, da die Stämme wohl morsch waren und die Wurzeln teilweise das Pflaster beschädigt haben), hat der Bürgermeister im Amtsblatt dazu aufgerufen, Vorschläge für Baumarten zu machen, ich hatte dann u. a. auf die GALK-Liste verwiesen und ein paar passende Arten herausgesucht, welche die Gemeinde dann in Abstimmung mit dem örtlichen Forstamt besprochen, ausgesucht und gepflanzt hat. Es wurden auch gleich Bewässerungssäcke mitgekauft, so dass alle Bäume gut durch die trockenen Sommer gekommen sind.
.
Bei uns im Ort wurden vor vielen (30?) Jahren auch Robinien gepflanzt, eine stand u.a. vor unserem Haus und hat unseren Vorgarten sehr beeinträchtigt. Die wurden zum Glück inzwischen alle entfernt, "unsere" hatte einen Sturmschaden. Wir konnten erst nach der Entfernung in unserem Vorgarten einen Baum pflanzen, einen Apfeldorn.
In der Parallelstraße (Spielstraße) pflanzte man Zieräpfel, schön, aber den Anwohnern gefielen wohl die Äpfelchen nicht (Parkplätze darunter). Deshalb wurden sie völlig unsinnig und vor allem unschön beschnitten, so dass sie kaum noch blühten und entsprechend auch keine Früchte produzierten. Inzwischen wurden sie ersetzt, ich glaube es sind Amberbäume, die jetzt in den kleinen Inseln stehen.
Auch einige andere Gemeindebäume werden derzeit sinnvoller ersetzt.
Re: Bäume in Wohngebieten?
Verfasst: 1. Nov 2021, 09:53
von Nox
Falls jemand eine Bauabnahme machen möchte: In die Winterzeit verlegen. Ich kenne nur ganz wenige Leute, die einen Baum ohne Laub erkennen würden - und die hätten Verständnis für den Bauherren und seine Wahl eines kleineren Gehölzes.
Re: Bäume in Wohngebieten?
Verfasst: 1. Nov 2021, 10:30
von Floris
Es könnte sich höchstens jemand nach Jahren wundern, dass das Bäumchen nicht die Ausmaße erreicht wie erwartet.
Dann kann man immer noch hilfesuchend rumjammern, dass man das schon befürchtet habe, da offensichtlich seinerzeit die Straßenbaumaschinen keine Rücksicht auf das Privatgrundstück genommen hätten. Schon bei der Pflanzung seien die tiefgehenden Verdichtungen aufgefallen...
;)
Re: Bäume in Wohngebieten?
Verfasst: 1. Nov 2021, 11:31
von Ayamo
enaira hat geschrieben: ↑1. Nov 2021, 09:43Eine Begründung gibt es, hatte ich ganz am Anfang geschrieben: "Zur inneren Durchgrünung des Plangebiets und zur Begrünung des Straßenraums...", finde ich nachvollziehbar.
[/quote]
Das ist eine Floskel, zu pauschal. Dann könnte es ja auch ein Mammutbaum sein, oder ein Essigbaum... oder Efeu oder Holunder. Warum will der Gemeinderat genau diese Baumliste? wird er vermutlich nicht begründen können.
Für die Legitimität einer Festsetzung im Hinblick auf ihre städtebauliche Erforderlichkeit muss das folgende erfüllt sein:
a) Erforderlichkeit:
Warum muss es genau die getroffene Festsetzung sein? Warum soll das Haus max. 10 m hoch sein, bzw. warum soll es ein Baum aus dieser Liste und dieser Sorten sein?
Beispiel: "Linden prägen den Ortskern von XYstadt seit mehreren Jahrhunderten. Das neue Baugebiet am Rande der Stadt soll nach dem Willen der Gemeinde auch gestalterisch an die Siedlung angebunden werden. Daher Linden."
(Auch hier wird man so flexibel sein müssen, dem veränderten Klima Rechnung zu tragen!)
b) Abwägung mit anderen Belangen - siehe § 1 Abs. 6 BauGB
Neben allen möglichen Forderungen und Wünschen - zT. rechtliche Erfordernisse, zT. als müssen auch die Belange der Grundstückseigentümer, bei Bäumen vielleicht auch die der Leitungsträger oder der Straßenbaulastträger, beachtet werden und die Belange gegeneinander / untereinander abgewogen werden.
Der Plangeber (die Gemeinde) muss sich schon Gedanken machen, ob ein Großbaum an der falschen Stelle vielleicht das vernünftige Funktionieren, die Standsicherheit usw. usf.... (einzelfallbezogen) gefährdet. bzw. der Planer, der hier vielleicht nicht so geeignet ist.
Im Rahmen ihrer kommunalen Planungshoheit darf die Gemeinde bei der Abwägung der Belange den einen Belang vorziehen und einen anderen zurückstellen, es geht oft ja gar nicht anders. Völlig unsinnig darf dies aber nicht sein, die Abwägung ist der gerichtlichen Normenkontrolle unterworfen.
[quote author=enaira link=topic=22702.msg3770559#msg3770559 date=1635756184]
Die Bauherren wollen und werden einen (richtigen) Baum pflanzen, nur etwas anderes als vorgeschrieben.
Das ist doch eine gute Lösung. :)
Es war mir aber wichtig, das mal grundsätzlich darzustellen. Viele Gemeinden sind da etwas übergriffig.
Re: Bäume in Wohngebieten?
Verfasst: 1. Nov 2021, 18:34
von cydora
Es ist eigentlich alles gesagt. Der Wunsch der Gemeinde ist nachvollziehbar und verständlich und zu unterstützen, aber diese Vorgaben sind Blödsinn und übergriffig. Ich denke, der Weg ist auch schon klar...
Hier nur kurz meine Erfahrung. Unser Neubaugebiet in Wiesbaden entstand 2001. Wir hatten ebenfalls konkrete Vorgaben. Jeder Häuslebauer hatte im Vorgarten einen Hochstamm mit 18-22cm Umfang innerhalb von 2 Jahren aus einer vorgegebenen Liste von ca. 15 einheimischen Bäumen zu pflanzen. Das attraktivste darin war die Eberesche, die ich gewählt habe. Wir waren die Einzigen in der ganzen Siedlung (ca. 30 Häuser), die den vorgeschriebenen Baum in der Größe und dem Zeitraum gesetzt haben. Insgesamt haben nur 7 von 30 einen gepflanzt, der Rest sind zugepflasterte Parkplätze. Es ist nie kontrolliert worden. Wir hatten auch für den Garten so Vorgaben wie Ligusterhecke max. 1m hoch als Grenze... :-X Die MFH mit ETW in der Mitte haben alle Rasenflächen, mit 2m hohem Kirschlorbeer abgegrenzt. ::) Wir nennen uns "Gartenstadt" :-X
Re: Bäume in Wohngebieten?
Verfasst: 1. Nov 2021, 21:50
von Querkopf
Was Ayamo in #258 geschrieben hat, gehört irgendwo oben angepinnt oder (leicht erweitert) als Extra-Artikel ins Portal. Zum Immer-wieder-Auffinden. Denn es steht wirklich alles Wichtige drin, was man wissen muss, wenn man mit übergriffigen kommunalen (Pflanz-)Vorschriften konfrontiert ist. Die sind ja leider keine Einzelfälle, sowas gibt's recht häufig.
Kommunen - auch das zeigt dein Post, Ayamo, danke dafür! - bewegen sich mit solchen über-detaillierten Vorgaben juristisch auf sehr dünnem Eis.
Re: Bäume in Wohngebieten?
Verfasst: 6. Nov 2021, 10:59
von enaira
cydora hat geschrieben: ↑1. Nov 2021, 18:34Es ist eigentlich alles gesagt. Der Wunsch der Gemeinde ist nachvollziehbar und verständlich und zu unterstützen, aber diese Vorgaben sind Blödsinn und übergriffig. Ich denke, der Weg ist auch schon klar...
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Ja, Cydora, und ihr alle habt uns bei der Entscheidung für unser Vorgehen sehr geholfen und bestätigt! Danke dafür! :-*
Ich werde dann vermutlich im Laufe des Winters an anderer Stelle - vielleicht dann wieder mit eurer Hilfe - noch die konkrete Baumauswahl angehen. Ein paar Kandidaten gibt es ja schon. Dann weiß ich vielleicht auch schon, wie viel wir in Bezug auf Umgehung der Forderungen wagen werden.
Re: Bäume in Wohngebieten?
Verfasst: 6. Nov 2021, 11:50
von Jule69
Ich hab den Beitrag erst gerade entdeckt und bin erst mal fassungslos...
Als ich mir aber dann die Galk-Liste angesehen habe...da stehen die Ginkgos nach wie vor als gute Straßenbäume drin...Wann fangen die endlich an, dazuzulernen?
Re: Bäume in Wohngebieten?
Verfasst: 6. Nov 2021, 12:04
von enaira
Jule69 hat geschrieben: ↑6. Nov 2021, 11:50Als ich mir aber dann die Galk-Liste angesehen habe...da stehen die Ginkgos nach wie vor als gute Straßenbäume drin...Wann fangen die endlich an, dazuzulernen?
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Na ja, wenn sie nur Männer pflanzen....
In Koblenz haben sie auf dem Mittelstreifen einer großen Straße Gingkos gepflanzt. Sieht schön aus, und Früchte scheint es nicht zu geben. Bisher...
Re: Bäume in Wohngebieten?
Verfasst: 6. Nov 2021, 12:22
von Anke02
Ich liebe unseren Ginkgo als Hausbaum.
Leuchtet gerade jetzt wieder herrlich :D
Aber der würde als "falscher Baum" sicher auffallen :P
Re: Bäume in Wohngebieten?
Verfasst: 6. Nov 2021, 12:29
von Jule69
Soweit ich weiß, kann man bei den Ginkgos erst recht spät erkennen, wer Männlein oder Weiblein ist, deshalb ist es sehr ungewöhnlich, dass 1961 hier in der Straße wirklich, wahrscheinlich zufällig... abwechselnd Mann und Frau gepflanzt wurden. Ich hab ja schon öfter darüber berichtet.
Keine Frage, ne tolle Herbstfärbung, aber der Gestank der Früchte schreit wirklich zum Himmel...deshalb wundere ich mich bezüglich der Liste...
Re: Bäume in Wohngebieten?
Verfasst: 6. Nov 2021, 12:37
von neo
Es gibt (männliche) Sorten ohne Früchte. Wir haben letztes Jahr so einen genommen, weil Sohn 2 unbedingt einen Ginkgo pflanzen wollte. Möglich, dass im öffentlichen Raum heute auch solche Sorten zum Einsatz kommen.
Re: Bäume in Wohngebieten?
Verfasst: 6. Nov 2021, 12:43
von Krokosmian
Unter Verwendung steht "Geeignet mit E.", was ich als "Einschränkungen" lese. Und wenn man sich eine Ebene tiefer klickt heißt es: "zweihäusig, weibliche ältere Exemplare stark fruchtend, reife Früchte mit starkem Buttersäuregeruch, starker Fruchtfall, hoher Aufwand beim Reinigen der Verkehrsflächen".
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Muss der zuständige pflanzwillige Gartenamtsleiter jetzt halt auch noch lesen, das Wissen darüber gibts zwischenzeitlich. ;)
Re: Bäume in Wohngebieten?
Verfasst: 6. Nov 2021, 12:52
von Jule69
Ja zwischenzeitlich :D aber ob es denn dann alle lesen...
Hier jedenfalls sorgt es jedes Jahr für mega-Ärger.
Doch wir wollen ja eigentlich Enaira helfen.
Re: Bäume in Wohngebieten?
Verfasst: 6. Nov 2021, 13:22
von Floris
neo hat geschrieben: ↑6. Nov 2021, 12:37Es gibt (männliche) Sorten ohne Früchte.
Mag sein, ich habe einen männlich veredelten: einfache ein bekanntes männliches Reis auf einen unbekannten Sämling.
Gerade in sehr schön gelber Herbstfärbung :)