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Was ist ein Garten? (Gelesen 21120 mal)

Hier bist du richtig, wenn du nicht genau weißt, wohin mit deiner Frage oder deinem Thema!

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fars
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Re:Was ist ein Garten?

fars » Antwort #255 am:

Blumenschmuck am Haus und (in beschränktem Maß) auch drumherum habe ich in der sog. "Dritten Welt" schon gesehen, ob das südafrikanische Townships oder brasilianische Favelas waren
Darüber sind wir (Günther, du und ich) uns ja einig. Am und im Haus, auf Höfen vermutlich immer. Vielleicht oder sogar wahrscheinlich auch bei den Chinesen, die ja bekanntlich einen starken Hang zu dekorativen Gewächsen haben.Es geht aber hier um Gärten. Und da ich, wenn ich in südlichen Ländern bin, immer auf der Pirsch nach Garteneindrücken bin, stelle ich in dieser Hinsicht eine deutlich andere Gartenkultur fest. Bereits in Süditalien (Apulien) tendieren die Privatgärten, so sie nicht zu Hotels oder historisch bedeutsamen Anlagen gehören, eindeutig mehr zum Nutzgarten. Gleiches trifft auf die Kanarischen Inseln zu.
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uliginosa
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Re:Was ist ein Garten?

uliginosa » Antwort #256 am:

Uli, ich finde Du hast im Kern schon recht damit. "Dekadent" ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck, und auch wirtschaftliches Anbauen will im Privatgarten erstmal gelernt sein.Ich finde, solche Gärten verlieren an pädagogischem Wert. Wissen über reine Zier- und/oder Giftpflanzen ist für Kinder sicher auch nicht unwichtig, sollte aber mit dem über Essbares einhergehen. Wie dem auch sei. :)
Ganz zufrieden war ich auch nicht mit dem Ausdruck, aber etwas besseres ist mir auch nicht eingefallen. Den natürlichen Lebensgrundlagen entfremdet hätte es vielleicht besser getroffen. Wirtschaftlich anbauen kann ich auch nicht. Dem 2. Satz stimme ich voll zu und dafür braucht man halt die eine oder andere essbare Pflanze Garten und vielleicht das Wissen, dass man von der Felsenbirne gefahrlos naschen kann. Damit die Kinder lernen, dass Essen nicht nur aus dem Supermarkt kommt.
Viele Grüße aus dem Trockengebiet, Uli
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fars
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Re:Was ist ein Garten?

fars » Antwort #257 am:

Wenn es dir (auch) um einen erieherischen Wert des Gartens geht, wäre die Felsenbirne m.E. der falsche Ansatz. Soviel Gartenfläche ist selbst auf einem "Handtuch" vorhanden, den Kindern eine kleines Gemüsegärtchen einzurichten. Ob sie es allerdings über einen längeren Zeitraum annehmen, steht auf einem anderen Blatt. Es gibt dazu Parallelen, wie z.B. das Säubern des Vogelkäfigs.In der heutigen, arbeitsteiligen Welt ist es durchaus zulässig, nur einen Ziergarten zu haben. Ohne ein paar Alibi-Pflanzen, die daran erinnern sollen, dass sich die Menscheit auch in unseren Breiten ehemals mühsamer ernährt hat. Das kann man gerade Kindern beim Einkaufen und Kochen durchaus nahe bringen.
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Danilo
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Re:Was ist ein Garten?

Danilo » Antwort #258 am:

dass sich die Menscheit auch in unseren Breiten ehemals mühsamer ernährt hat
"Gesunder ernährt" passt hier noch besser. ;) Ich bin vom Fach und weiß genau, was wir euch so alles ins industrielle Futter mischen. 8) :P
Günther

Re:Was ist ein Garten?

Günther » Antwort #259 am:

dass sich die Menscheit auch in unseren Breiten ehemals mühsamer ernährt hat
"Gesunder ernährt" passt hier noch besser. ;) Ich bin vom Fach und weiß genau, was wir euch so alles ins industrielle Futter mischen. 8) :P
"Gesunder ernährt" ist gut.Deswegen sind die Leute mit 35 gestorben, haben Rachitis und im Winter Skorbut gehabt, vor lauter "Gesundheit".
bristlecone

Re:Was ist ein Garten?

bristlecone » Antwort #260 am:

Nicht zu vergessen ein paar Pilzgifte im Obst und (nicht aus dem Garten) im Getreide.Das ist aber hier OT.
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fars
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Re:Was ist ein Garten?

fars » Antwort #261 am:

Auch ich bin der Ansicht, dass die frühere, natürlichere (oder vielleicht besser: ursprüngliche) Ernährung nicht unbedingt gesünder war. Oftmals sehr einseitig, sehr schwer, überdüngt durch Jauche und Mist, die Konservierung von Lebensmitteln war sehr lasch (ich erinnere mich noch gut daran, dass wir Kinder beim verschimmelten Brot lediglich die auffälligen Schimmelplacken herausschnitten), viel Geräuchertes etc.
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Danilo
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Re:Was ist ein Garten?

Danilo » Antwort #262 am:

Gut, die damalige Ernährung in ihrer Gesamtheit als gesünder zu bezeichnen, war nicht richtig, da sie in der Tat nicht ausgewogen war. Aber die geringere Lebenserwartung allein auf die Ernährung zu schieben, ist schlichtweg unsachlich. Und Konservierung ist für mich in diesem Zusammenhang auch kein Argument, da ich heute genauso einen Fleischsalat verschimmeln lassen kann, bevor ich ihn esse, nur daß ich heute zwei Wochen länger Zeit dazu hab. Haltbarkeit ist kein Ausdruck von Qualität oder Nährwert, im Gegenteil.Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass klassische Gartenprodukte in der Regel unbelasteter sind als der Großteil von dem was im Handel erhältlich ist. Die langfristigen Folgen unserer heutigen Ernährung, die zu einem nicht unwesentlichen Teil aus chemischen Cocktails besteht, sind überhaupt noch nicht absehbar. Und das, was gelegentlich an Informationen zu Tage tritt (die "Spitze vom Eisberg"), stimmt mich nicht gerade zuversichtlich.
bristlecone

Re:Was ist ein Garten?

bristlecone » Antwort #263 am:

Wie gesagt, das führt jetzt hier zu sehr vom Thema ab.Bei weiterem Diskussionsbedarf können wir dazu ja einen neuen Thread eröffnen.Lasst uns hier beim Thema "Was ist ein Garten?" bleiben.
raiSCH
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Re:Was ist ein Garten?

raiSCH » Antwort #264 am:

Blumenschmuck am Haus und (in beschränktem Maß) auch drumherum habe ich in der sog. "Dritten Welt" schon gesehen, ob das südafrikanische Townships oder brasilianische Favelas waren
Darüber sind wir (Günther, du und ich) uns ja einig. Am und im Haus, auf Höfen vermutlich immer. Vielleicht oder sogar wahrscheinlich auch bei den Chinesen, die ja bekanntlich einen starken Hang zu dekorativen Gewächsen haben.
Für die Chinesen stimmt das leider nicht (mehr). Ich war in mehreren Bauerndörfern in mehreren Höfen und habe nur einmal etwas anderes als reine Nutzpflanzen gesehen.
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fars
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Re:Was ist ein Garten?

fars » Antwort #265 am:

Die Frage bleibt: Liegen die Gründe in der Armut oder in einem kulturellen Wandel?
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uliginosa
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Re:Was ist ein Garten?

uliginosa » Antwort #266 am:

Ich denke, schon v.a. an der Armut.Das Bedürfnis, sich mit Schönem zu umgeben, also nach Möglichkeit auch mit schönen Pflanzen ist wohl schon ziemlich grundlegend menschlich und lässt sich durch staatliche Vorgaben auf Dauer nicht unterdrücken. Zumindest nicht bei allen Menschen.
Viele Grüße aus dem Trockengebiet, Uli
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Re:Was ist ein Garten?

uliginosa » Antwort #267 am:

Lasst uns hier beim Thema "Was ist ein Garten?" bleiben.
Versuch einer Zusammenstellung verschiedener Gartentypen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):Ursprünglich: Einfriedung mit Nutzpflanzen als Ernährungsgrundlage – wenn die Umstände es zuließen auch mit Zierpflanzen. Heute weltweit noch sehr verbreitet, außer in den reichen Ländern.Reine Ziergärten hatten früher nur die Reichen/der Adel, je nach Mode/Zeitgeist/Geschmack z.B. als formalen barocken Garten oder als (englischen) LandschaftsparkDazu gehört z.B. auch Wörlitz: Idealisierte, ästhetisierte Ideallandschaft.Daraus entwickelt haben sich die Gärten von Gartengestaltern, die man auch als Gartenkünstler bezeichnen könnte: Sissinghurst, Munstead Wood, Great Dixter …Je nach Neigung des Schöpfers kann hier der Schwerpunkt mehr auf der Landschaftsgestaltung oder der Zusammenstellung schöner Pflanzen liegen.Pflanzensammlungen: Botanische Gärten, denen es darum geht, möglichst viele Pflanzenarten aus aller Welt zu pflanzen und zu zeigen. Im Idealfall auch in einer schönen Gartenanlage.Die Gärten meiner Nachbarn: Eine mehr oder weniger gelungene Mischung aus Rasen, Gemüsegarten, Sichtschutzhecken, Zierpflanzen(Stauden+Gehölz)beeten, Folienteich, Obstgehölzen, Spielgeräten für die Kinder, Terrassen mit Grill- und Sitzplätzen, die Wäschespinne. Also erweiterter Wohnraum, in dem durchaus auch mit Begeisterung die verschiedensten Pflanzen und auch Haustiere gehalten werden.Mein Garten, der Garten einer leidenschaftlichen Gärtnerin, ähnelt diesen, nur mit mehr verschiedenen Rosen, Kletterpflanzen, Stauden, Gemüse, Obst möglichst Arten und Sorten, die mit dem Standort gut zurechtkommen und dem Anspruch, das alles zu einem ästhetischen Ganzen zu machen. Hier im Wohngebiet (ziemlich neu, aber mit relativ großen 500 – 1000 qm Grundstücken) würde ich den Anteil von Gärten begeisterter Gärtner auf unter 5% schätzen – sehr schade, sonst gäbe es auf Spaziergängen mehr zu gucken. Die Gärten anderer Nachbarn werden anscheinend vor allem als Abstandshalter zum Nachbarhaus gesehen: Der Anlage mit Sichtschutzhecken, Rasen mit willkürlich verteilten Ziergehölzen, Terrasse, Swimmingpool, teilweise durch Professionelle, folgt nur eine Instandhaltung: Rasen- und Gehölzschnitt.
Viele Grüße aus dem Trockengebiet, Uli
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Treasure-Jo
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Re:Was ist ein Garten?

Treasure-Jo » Antwort #268 am:

Ein Garten spiegelt viele Einflussfaktoren wieder:Die "gesamtkulturelle", landesspezifische, regionalspezifische Situation der Menschen wieder. Ein Garten in Deutschland sieht generell betrachtet anders aus als ein Garten in England, Italien oder gar China oder gar in Oberbayern! Individuelle Ansichten, Meinungen, sogar Ideologien, fachliche Fähigkeiten und Erfahrungen (sieht ein LINKE-Garten anders aus, als ein FDP- oder katholischer Garten ?!) Klimatische Bedingungen (ein Garten in den Tropen muss anders aussehen als in Sibirien)Übergreifende Trends oder Moden: Die Gartengestaltung wird sicher auch beeinflusst von Trends oder Moden, die sich auch in anderen Bereichen widerspeiegeln (Baustil von Häusern, Kleidermode....)Gesellschaftspolitische Trends (Umweltbewegung, ein heutiger Trend (?): Rückzug ins Privatleben, Cocooning: daher der Sichtschutzwahn?)Künstlerische Trends (Renaissance, Baraock, Romatik, Bauhaus, Neue Kunstrichtungen haben sich immer auch in der Gartengestaltung niedergeschlagen; nicht immer in Privatgärten) Existenzielle Situation und Bedürfnisse: Teilweise ist der Anbau von Essbarem im Garten eine Existensfrage, da werden fast alle anderen Faktoren nebensächlichWas ich spannend finde: Die jeweiligen Einflussfaktoren sind sicher unterschiedlich gewichtet in jedem einzelnen Garten. Manchmal überwiegt ein Einflussfaktor und prägt den Garten. Welcher Einflussfaktor prägt wohl meinen Garten am allermeisten?
Liebe Grüße

Jo
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uliginosa
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Re:Was ist ein Garten?

uliginosa » Antwort #269 am:

Gesellschaftspolitische Trends (Umweltbewegung, ein heutiger Trend (?): Rückzug ins Privatleben, Cocooning: daher der Sichtschutzwahn?)Was ich spannend finde: Die jeweiligen Einflussfaktoren sind sicher unterschiedlich gewichtet in jedem einzelnen Garten. Manchmal überwiegt ein Einflussfaktor und prägt den Garten. Welcher Einflussfaktor prägt wohl meinen Garten am allermeisten?
Der "Sichtschutzwahn" ist sicher zum großen Teil auf die geringe Größe der Gärten zurückzuführen: Man möchte unbeobachtet - oder ohne sich so zu fühlen - auf der Terrasse sitzen können. Lässt sich bei Reihenhäusern und auf Balkons gut beobachten: Der Sitzplatz wird von fremden Blicken abgeschirmt.Dazu kommt (z.B. bei mir) auch ästhetischer Sichtschutz: Gegen einen Blick auf Nachbars schöne Pflanzen und Gehölze habe ich nichts, und nichts dagegen, dass sie sich auch an meinen Blumen erfreuen. Aberr Mülltonnen, Autos und ein Sammelsurium von Kinderplastikhütten und Rutschen möchte ich nicht sehen. Da pflanze ich lieber Hecken und Kletterpflanzen an Pergolen und Rankgitter.Einer der wichtigsten Einflussfaktoren ist meiner Meinung nach die Begeisterung für den Garten, ein wirkliches Interesse an der Beschäftigung mit Pflanzen. Gärten begeisterter Gärtner sind meiner Ansicht nach in den meisten Fällen sehenswert, egal ob es sich um Gemüse-, Rosen- oder Staudengärten handelt! Kurz: In den Gärten anderer Purler lohnt es sich sicher auf Entdeckungstour zu gehen! ::) :D ::)
Viele Grüße aus dem Trockengebiet, Uli
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