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Wie lange dauert die Abmagerung einer Wiese (Gelesen 60246 mal)

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Chica
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Re: Wie lange dauert die Abmagerung einer Wiese

Chica » Antwort #265 am:

Tetz hat geschrieben: 12. Aug 2021, 18:50
Chica hat geschrieben: 12. Aug 2021, 17:59
Rasenkehrmaschine klingt tödlich für alles Kleingetier :o, oder?


Naja ich weiß nicht ob das so tödlich ist. Wird ja nur aufgekehrt und was nicht am Boden bleibt landet im Laubkorb. Inklusive Geäst, Eicheln, unverotteter Grünschnitt.


Naja, stell Dir doch einfach nur einmal aufgekehrte Schmetterlingsraupen vor :-X . Gerät das die Wiese unterhalb von 10 cm Höhe erreicht tötet auch noch die die sich durch Fallenlassen da unten hin retten wollten.
Der schönste Garten ist der, der kurz vor dem Verwildern steht.
Dr. med. Daniel Gottlob Moritz Schreber (1808-1861)
Floris
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Re: Wie lange dauert die Abmagerung einer Wiese

Floris » Antwort #266 am:

hier ein paar unsortierte Bemerkungen, die mir anlässlich der vorangegangenen Beiträge so in den Sinn kamen.

Bei Besprechungen fällt mir immer wieder auf, dass bei der Wiesenbewirtschaftung die Botanik und die Entomologie widerstreitende Interessen sind.

Die Mahdtermine für artenreiche Wiesen aus botanischer Sicht sind den Insektenkundlern immer zu früh. Gibt man ihnen nach und verschiebt nach hinten, gehen zierlichere Wiesenarten verloren zugunsten sogenannter Brachezeiger. Eine bestimmte Pflanzengesellschaft lässt sich leichter erhalten, wenn die Art der Bewirtschaftung beibehalten und nicht immer wieder gewechselt wird.
Abhilfe kann die Ergänzung der Wiesen durch später gemähte Säume oder auch Streifen innerhalb einer Fläche sein, die 4 - 6 Wochen länger stehen bleiben bzw. beim zweiten Schnitt mit gemäht werden. Flächen die in einem mehrjährigen Turnus gemäht werden sehen dann nochmal anders aus.

Da Gräser aufgrund des eher flachen Wurzelsystems im Frühjahr eher aktiv sind als tiefwurzelnde Stauden, kann man mit einem sogenannten Schröpfschnitt einen gewissen Schwung aus den Gräsern nehmen. Auch im Mai abgemähte Kräuter treiben üblicherweise sehr schnell nach, so dass der gleiche Blühaspekt eintritt, nur ein wenig später. Demgegenüber fördert eine frühe Stickstoffdüngung die Gräser (und damit den Futterertrag).

Zur Aushagerung einer Fläche ist der traditionelle Heuschnitt etwa Mitte Juni gut geeignet, auch wenn noch nicht alle Pflanzen ausgesamt haben. Die müssen das nicht jedes Jahr tun, da sie mehrjährig sind und auch so überdauern, es gibt dann halt erstmal keine Ausbreitung. Aufgrund unterschiedlicher Witterungsverläufe wird der Mahdtermin zwischen den Jahren eh variieren. Bei späterer Mahd sind bereits Nährstoffe rückverlagert, es wird also weniger abtransportiert. Auch dadurch verschiebt sich das Artenspektrum.

Der zweite Schnitt kann unterbleiben, wenn der Aufwuchs gering bleibt. Bleibt ein kräftiger Auswuchs über Winter stehen, kann es darunter zu Fäulnis kommen, eine Gefahr für viele eher zierliche Arten unter den Pflanzen. Das ist auch in etwa der Effekt der Verbrachung. Mahd des zweiten Aufwuchses im September oder Anfang Oktober, nicht zu spät, damit anschließend noch Vegetationszeit verbleibt für eine gewisse Regeneration zur Überwinterung.

Durch Mulchen zu den üblichen Heuterminen konnte in Versuchen das Arteninventar (pflanzlich) von Wiesen über längere Zeit erhalten werden, wenn aus irgendwelchen Gründen keine Bewirtschaftung erfolgen konnte, jedenfalls besser als durch Brachfallen.
Es gibt allerdings wohl kein Mulchgerät das vor den Zoologen Gnade findet da die Verluste immer erheblich sind.

Botanisch gesehen hat das Mulchen Vorteile gegenüber dem Mähen und Liegenlassen, die zerkleinerte Biomasse zersetzt sich wesentlich schneller als langstrohiges Schnittgut, unter dem es wiederum zu Fäulnis kommt.
Mulchgänge sollen nicht zu spät im Jahr verfolgen, damit die freigesetzten Nährstoffe von den Pflanzen wieder aufgenommen werden (stört auch wieder die Tierfreunde). Pflegegänge auf Weideflächen (abmähen oder -mulchen der Pflanzen die nicht gefressen wurden) sollten daher bereits im Spätsommer erfolgen nicht erst zum Jahresende.
Das Lamentieren über die Verwendung von Kreisel- anstelle von Balkenmähern ist in den letzten Jahren leiser geworden, entweder weil es vergeblich war, oder weil es mit den Mähgutaufbereitungskokmbinationen inzwischen noch Schlimmeres gibt.
Zumindest für Naturschutzflächen gibt es inzwischen aber wieder den Fördertatbestand der tiergerechten Mahd, angeblich wurden die Balkenmäher auch technisch weiterentwickelt. Balkenmäher oder allgemein höher eingestellte Mähgeräte sind wieder ein Anliegen der Zoologen, Botaniker mähen eher tiefer um einem Verfilzen der Grasnarbe zu gegegnen.

Bei der Düngung kommt es darauf an die Grundversorgung mit Phosphor und Kalium zu sichern und den pH-Wert in einem günstigen Bereich zu halten. Bei Unterversorgung mit diesen Nährstoffen nimmt die Artenzahl wieder ab. Es reicht wenn die Stickstoffversorgung eingeschränkt wird.

Und wenn dann besondere Arten, Pflanze oder Tier, auf der Fläche sind, ist alles wieder ganz anders...




gardener first
neo

Re: Wie lange dauert die Abmagerung einer Wiese

neo » Antwort #267 am:

Floris hat geschrieben: 13. Aug 2021, 11:53
Durch Mulchen zu den üblichen Heuterminen konnte in Versuchen das Arteninventar (pflanzlich) von Wiesen über längere Zeit erhalten werden, wenn aus irgendwelchen Gründen keine Bewirtschaftung erfolgen konnte, jedenfalls besser als durch Brachfallen.
Es gibt allerdings wohl kein Mulchgerät das vor den Zoologen Gnade findet da die Verluste immer erheblich sind.

Ein bisschen Entgegenwirken (Fluchtinseln), in dem man das Feld nicht auf einmal, sondern zeitversetzt in Etappen mäht/ mulcht?
Danke für die unsortierten Gedanken ;) auch @Gartenplaner für die Publikation. (Am meisten findet man betr. Wiesen/ Mulchen eigentlich bezüglich Bergwiesen, habe ich inzwischen gemerkt. Und dass das definitiv nicht so einfach ist mit einem guten Mähregime, unter Einbezug der verschiedenen Faktoren, die dabei eine Rolle spielen.)
Tetz
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Re: Wie lange dauert die Abmagerung einer Wiese

Tetz » Antwort #268 am:

Ja, wie meine Frau schon sagte, man soll eigentlich keine Wissenschaft draus machen, aber irgendwie ist es doch eine.

Ich werde die Wiese jetzt bis September/Oktober stehen lassen und dann tief mähen mit abräumen. Das Laub weiterhin wie gewohnt mulchen, da sonst zu viel. Das dürfte sich günstig auswirken da Kalium und Phoshpor ja im Laub drinnen sind. Sticktoffeintrag wird aber verringert. Aktuell ist die Wiese auch nur auf im Schnitt ca. 30cm Höhe nachgewachsen (außer natürlich der Pippau der ist höher).

Nächstes Jahr will ich ja den ersten Schnitt mit der Sense bearbeiten. Entweder ich mache im Mai einen Schöpfschnitt damit dann die Pflanzen bis September durchwachsen können und ein langer Blühaspekt besteht, oder ich warte bis Mitte Ende Juni und mähe selektiv erst das hohe Gras und die Teile mit viel Gras, wobei es dann natürlich sein kann das etwas verzögerte Arten die noch nicht aufgeblüht sind mit weggenommen werden und dann erst wenn überhaupt erst im Spätsommer kommen.

Die Tierwelt ist mir schon wichtig, aber ehrlicherweise gebe ich der Botanik den Vorrang da ich den optischen Aspekt der Blütezeit in einer Parkanlage für wichtiger halte.

Man muss halt etwas experimentieren. Grundsätzlich hat das regelmäßige mulchen auf "Rasenniveau" alle 2 Wochen die letzten 2 Jahre scheinbar auch nicht geschadet, denn die Margeritenblüte war exorbitant dieses Jahr.

Wie schon erwähnt wurde ist ein dauerhaftes abmagern auch nicht sinnvoll. Pflanzen brauchen ja auch so Nährstoffe. Bei wenig Auswuchs kann man ggf. sogar über Mähen im Sommer und mulchen im Herbst nachdenken. Was nicht zersetzt wird dann im Frühjahr abnehmen. Somit hat man ggf. einen leichten Abmagerungseffekt und trotzdem Nährstoffzuführung über den Winter.

Eine Ausmagerung eines Lehmbodens wird man ja wie ich gelesen habe eh nicht erreichen und damit dürfte ein radikaler Nährstoffentzug eh nicht so viel bringen. Eher halt das regelmäßige mähen zum richtigen Zeitpunkt und das Gras nicht zu hoch werden lassen. Bei mir waren es dieses Jahr ca. 80cm bis 1m, was wohl ganz gut ist. Danach ist das Gras und sind die Margeriten dann aber durch viel Regen umgefallen, daher mähen. Vielleicht kann man das vermeiden wenn die Gräser und Blumen durch den Mai Schröpfschnitt nur 60cm hoch werden, ist aber nur eine Vermutung. Dann bleiben Sie den ganzen Sommer bis in den Herbst stehen bzw. verblühen schön... Und die späteren Arten kommen dann auch schön mit, was bei der Mahd im Juli ja erstmal unterbunden wird und es dann dauert bis sich das erholt hat...

Rieger Hoffmann hat für meine Wiese übrigens eine 3x Mahd empfohlen Mai Juli, September, ist mir aber bissl zu viel. Ich werde es wie gesagt selektiv oder mit der Früh-Spätmahd probieren mal schauen... Ich übernehme bei der "normalen" Mahd Ende Juni Anfang Juli die Margerite als Indikator. Sind die weißen Blätter ab und ist sie damit verblüht sollte spätestens gemäht werden. Da das von Jahr zu Jahr je nach Wetter unterschiedlich ist, denke ich ist dies ein guter Indikator. Oder halt im Frühjahr die Höhe des Grases messen. Wenn dies z.B. 60-70cm erreicht hat abmähen. Danach wenn möglich bis September stehen lassen.

Siehe auch Link hier:

Link entfernt!1/alles-ueber-rieger-hofmann/wissen/nutzung-pflege/Link entfernt!1
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Floris
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Re: Wie lange dauert die Abmagerung einer Wiese

Floris » Antwort #269 am:

Tetz hat geschrieben: 13. Aug 2021, 14:44
Ich übernehme bei der "normalen" Mahd Ende Juni Anfang Juli die Margerite als Indikator. Sind die weißen Blätter ab und ist sie damit verblüht sollte spätestens gemäht werden. Da das von Jahr zu Jahr je nach Wetter unterschiedlich ist, denke ich ist dies ein guter Indikator. Oder halt im Frühjahr die Höhe des Grases messen. Wenn dies z.B. 60-70cm erreicht hat abmähen.

Lieber das Entwicklungsstadium bestimmter Pflanzen als Indikator wählen, nicht die Höhe der Gräser, die ist zu sehr vom Wasserangebot abhängig.

Zeitlich passt zur Wiesenmargerite gut Centaurea nigra, Centaurea jacea ist später.
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Re: Wie lange dauert die Abmagerung einer Wiese

Gartenplaner » Antwort #270 am:

Hier nochmal der Link zu Rieger, erst ab 20 Posts kann ein neuer User Links posten, Spamschutz ;)
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Re: Wie lange dauert die Abmagerung einer Wiese

Sarracenie » Antwort #271 am:

um noch mal auf das Abmagern durch Mahd zurückzukommen

beim entfernen der alten Grasnarbe hab ich auf dem Großteil der umzuwandelnden Wiese unten drunter den einstigen Gemüsegarten der UrUr-/Urgroßeltern gefunden ;D. Die gute braune Erde ist selbst nachdem schon über 90 Jahre Gras drüber wuchs was von den Großeltern als Viehfutter abgemäht wurde scheinbar immer noch schön nährstoffreich. Auflaufende Samen von Gänse-/Kohldisteln und Co. erreichen innerhalb 4 Wochen z.T. fast 1m Höhe :-X - nagut, dieses Jahr ists ja auch ordendlich feucht sodas auch das "Unkraut" net dürsten muß
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Re: Wie lange dauert die Abmagerung einer Wiese

Gartenplaner » Antwort #272 am:

Ich hab Ähnliches festgestellt, der Mittelteil meiner Wiese war bis vor 35 Jahren noch Gemüsegarten von Mietern, auch mal schnell das eine oder ander Mal mit gepflügt, und jährliche wurde eine Fuhre Mist eingearbeitet.
Der Boden dort unter der jetzigen Wiese ist immer noch wesentlich krümeliger als drumherum, wo immer nur Wiese unter Obsthochstämmen war.
Beim Wachstum der Wiese, dem Nährstoffgehalt, sehe ich keinen großen Unterschied, aber die Bodenstruktur ist wesentlich "schöner".
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Re: Wie lange dauert die Abmagerung einer Wiese

Sarracenie » Antwort #273 am:

das ist wohl auch noch anderes Zeuch drunter ;D

Als ich vor über 25 Jahren mal ein Riesenloch für meinen damaligen Gunnera manicata gebuddelt hatte um dem ganzen Komposthaufen darin einzubringen hatte ich in fast 1m Tiefe ne Art Steinplattenpflasterung und 2 uralte, zerböselnde Keramiktöpfe mit schwärzlichem Innenleben gefunden. Sah irgendwie nach prähistorischer Urnenbestattung aus ?
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Re: Wie lange dauert die Abmagerung einer Wiese

Gartenplaner » Antwort #274 am:

:o
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