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Was ist ein Garten? (Gelesen 21119 mal)
Moderatoren: Nina, Phalaina, cydorian, partisanengärtner, AndreasR
Re:Was ist ein Garten?
Ästhetik ist kein objektives, losgelöstes Ding an sich, sondern geprägt durch - neben urmenschlichen Bedürfnissen - das Milieu, in dem man sich bewegt. Versteh mich richtig. Mir kräuseln sich oft auch die Nackenhaare und Zehennägel. Trotzdem versuch ich nachzuvollziehen. Normative Ansprüche auf welche Seite auch immer, zeigen höchstens, dass wir nur unsere Sicht der Dinge als richtig erachten.Wie z.B. "Ein Garten ist nur dann einer, wenn er einen Komposthaufen aufweist". Oder "das Gewächshaus unterscheidet den Gärtner vom Gartenbesitzer" (ein Zitat meines absoluten Lieblingsgärtners. Leider. Ich meine jetzt das zweite!).
- Treasure-Jo
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Re:Was ist ein Garten?
..das sehe ich genauso, Ästhetik lässt sich nicht wie eine physikalische Formel definieren, dennoch gibt es in vielen Kulturen nicht wenige Übereinstimmungen (selbstverständlich auch Unterschiede) in dem, was Menschen als "ästhetisch" beschreiben. Interessanterweise gibt es kaum eine natürlich entstandne Pflanzenkombination, sei es in einem Wald, auf einer Wiese, die wir als "unschön" bezeichnen würden. Offenbar hat die Natur unser ästhetisches Empfinden geprägt, das wir Natur fast immer als harmonisch empfinden. Diese mögliche Ur-Ästhetik ist die, von der ich gesprochen hatte.Ästhetik ist kein objektives, losgelöstes Ding an sich, sondern geprägt durch - neben urmenschlichen Bedürfnissen - das Milieu, in dem man sich bewegt.
Liebe Grüße
Jo
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Re:Was ist ein Garten?
Phyllophobie.In vielen Gärten stören Pflanzen, weil Blätter haben, sprich weil sie Dreck und weil sie Arbeit machen.

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Re:Was ist ein Garten?
Da möchte ich aber schon darauf hinweisen, dass das eine Sicht ist, die so relativ allgemein erst seit ca. 1800, speziell seit der Romantik gilt; vorher galt "wilde" Natur als hässlich, und nur menschlich gestaltete als schön - siehe die Parks des Barocks mit ihren Schnörkelornamenten, Buchsfiguren und Wasserspielen.
Re:Was ist ein Garten?
@ Treasure-Jo. Deine Überlegungen gefallen mir sehr. Du hast sicherlich recht mit diesem "Urinstinkt", der eben durch die Natur geprägt wurde. Gerade dieser drückt vermutlich durch, wenn Herr und Frau Ehepaar "Ungärtneri" sich für einen Rasen statt Betonplatten entscheiden. Und weil Wald so heimelig, gleich noch eine Thujenhecke.Irgendwie müssten wir uns doch über jeden einzelnen freuen, der nicht alles zubetonieren und -steinen will ... Andere Überlegung: Ist Garten nicht eigentlich das, was man als "Zähmung der Natur" bezeichnen könnte? Im Sinne von "mach dir die Pflanzen und Tiere untertan"? Scheint mir auch so ein Urinstinkt des Menschen.
- Treasure-Jo
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Re:Was ist ein Garten?
...da wiederspreche ich energisch. Auf keinen Fall lässt sich das generalisieren. Wilde Natur galt keineswegs als hässlich. Davon zeugen viele Gemälde, Gedichte, Naturbeschreibungen im Mittelalter und lange davor. Sicher hat man sich vor der Natur teilweise gefürchtet, vor den Unbillen der Natur, vor wilden Tieren, vor dem, was einem in einem dunklen Wald widerfahren konnte. Ich stimme Dir zu, dass die Natur im Barock als nicht perfekt oder "wild" galt. Erst der Mensch machte die Natur mit geometrischen Muster vollkommen und zähmte sie.Da möchte ich aber schon darauf hinweisen, dass das eine Sicht ist, die so relativ allgemein erst seit ca. 1800, speziell seit der Romantik gilt; vorher galt "wilde" Natur als hässlich, und nur menschlich gestaltete als schön - siehe die Parks des Barocks mit ihren Schnörkelornamenten, Buchsfiguren und Wasserspielen.
Liebe Grüße
Jo
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Re:Was ist ein Garten?
Die literarischen oder bildnerischen Naturdarstellungen des Mittelalters und auch der Antike zeigten hauptsächlich ein Idealbild der Natur, nämlich die Idylle mit festen Elementen (Hain, Bach, Schafe usw.) oder eine chaotisch-wilde, feindliche Natur; "realistische" Darstellungen gab es kaum.
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Re:Was ist ein Garten?
...sehe ich auch so. Ein Garten ist zumindest manipulierte (manipulieren: was wörtlich nichts anderes als "handhaben" bedeutet) Natur. Ich sehe das erstmal ganz wertfrei, pragmatisch: Ein Eingriff in die Umwelt, in die Natur, zunächst mit der einfachen Absicht, nicht den Zufällen der Natur ausgeliefert zu sein, um an Nahrung zu kommen, sondern um gezielt das Nahrungsangebot zu optimieren. Ich weiß nicht, wann ein Mensch zum erstenmal das Gefühl hatte, die Natur zu zähmen. Vielleicht tatsächlich der erste Mensch, der einen Garten anlegte?@ Treasure-Jo. Deine Überlegungen gefallen mir sehr. Andere Überlegung: Ist Garten nicht eigentlich das, was man als "Zähmung der Natur" bezeichnen könnte? Im Sinne von "mach dir die Pflanzen und Tiere untertan"? Scheint mir auch so ein Urinstinkt des Menschen.
Liebe Grüße
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Re:Was ist ein Garten?
...mag sein, ich denke aber, die Natur wurde per se nicht als hässlich dargestellt, ob wild oder idealisiert.Die literarischen oder bildnerischen Naturdarstellungen des Mittelalters und auch der Antike zeigten hauptsächlich ein Idealbild der Natur, nämlich die Idylle mit festen Elementen (Hain, Bach, Schafe usw.) oder eine chaotisch-wilde, feindliche Natur; "realistische" Darstellungen gab es kaum.
Liebe Grüße
Jo
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Re:Was ist ein Garten?
Sicher ist es so - einen Garten ohne den Menschen gibt es nicht, und die Natur ist eben kein Garten , ebenso wie ein Garten niemals Natur sein kann, auch wenn er sie noch so nachahmt.
- Treasure-Jo
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Re:Was ist ein Garten?
...gerade die Christen mußten doch schon immer von der Schönheit der Natur überzeugt gewesen sein, da sie doch von Gott geschaffen wurde!
Liebe Grüße
Jo
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Re:Was ist ein Garten?
That's it! Exactly.Sicher ist es so - einen Garten ohne den Menschen gibt es nicht, und die Natur ist eben kein Garten , ebenso wie ein Garten niemals Natur sein kann, auch wenn er sie noch so nachahmt.
Liebe Grüße
Jo
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Re:Was ist ein Garten?
Gerade in den Idyllen-Bildern wurde doch nicht-manipulierte/gezähmte Natur gezeigt. Auch denke ich an die idealisierten Alpen-Vorstellungen des 18. Jahrhunderts. Je "wilder" desto idyllischer. Neben Alexander Popes Vorstellungen einer gezähmten Natur, bzw. eines künstlich angelegten Gartens.
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Re:Was ist ein Garten?
Doch - z. B. Felsenberge , Urwald oder stürmische Meere (aber das führt uns vom Garten weg)ich denke aber, die Natur wurde per se nicht als hässlich dargestellt, ob wild oder idealisiert.
Re:Was ist ein Garten?
Ebendiese, Raisch, wurden im Geiste eines Rousseaus als idyllisch hingestellt.