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weinstecklinge wurzeln nicht! (Gelesen 24190 mal)
Moderator: cydorian
Re: weinstecklinge wurzeln nicht!
Wurzeln an Steckhölzern sind sehr empfindlich. Deshalb plädiere ich dafür, jedes Steckholz in einen eigenen Blumentopf zu stecken. Eine ausreichende Topfgröße ist die von Rebschulen bzw. die Standardtöpfe (meist viereckig) in Gartencentern. Damit vermeidet man Risiken und Entwicklungsverzögerungen beim Vereinzeln. Ich hatte schon geschrieben, dass das Hauptproblem bei Steckhölzern von Reben ist, dass die eingelagerten Nährstoff eher zur Neige gehen als die Wurzeln funktionsfähig sind. Werden die Wurzeln beim Vereinzeln beschädigt, und das werden sie bei größter Vorsicht immer, dann geht man ein unnötiges Risiko ein. Wenn man kostenlos an viele Steckhölzer kommt, dann kann man Ausfälle verkraften, aber wenn man Steckhölzer in Rebschulen kauft, kosten diese oft ca. 50 % einer verkaufsfähigen Rebe.
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Re: weinstecklinge wurzeln nicht!
Ich selber habe bei diesem Thema eher Probleme mit gut ausgereiften Trieben, als mit der Wurzel-Entwicklung.
Eine Kalidüngung wäre für mich ratsam ;D
Ich selber finde Kokossubstrat hier ganz praktisch. Da können sich die Wurzeln gut entwickeln
@ Dietmar: Sind die Steckhölzer von der Rebschule veredelt? Keine Ahnung ob das so gibt, ich frage nur. Ich kenne mich im Weinbau nich so tolle aus, aber die deutsche Regulierungswut im Bezug auf die Reblaus, kenn viele Fallstricke.
Eine Kalidüngung wäre für mich ratsam ;D
Ich selber finde Kokossubstrat hier ganz praktisch. Da können sich die Wurzeln gut entwickeln
@ Dietmar: Sind die Steckhölzer von der Rebschule veredelt? Keine Ahnung ob das so gibt, ich frage nur. Ich kenne mich im Weinbau nich so tolle aus, aber die deutsche Regulierungswut im Bezug auf die Reblaus, kenn viele Fallstricke.
Re: weinstecklinge wurzeln nicht!
hat geschrieben: ↑1. Jan 1970, 01:00@ Dietmar: Sind die Steckhölzer von der Rebschule veredelt?
Diese Steckhölzer von der polnischen Rebschule sind nicht veredelt. Das sind Steckhölzer auch bei uns nicht. In der guten Version werden diese auf ein Auge zerschnitten und auf Unterlagen gepfropft. Soweit ich weiß, braucht man zum Pfropfen nur ein Auge des Edelreises. Manch einer will solbst Propfen. Warum?
- Manche wollen vorhandene Reben Umveredeln, d.h. eine nicht mehr gelittene Rebe, die seit Jahren schon im Boden wächst, zu einer neuen Sorte machen. Wie bei anderen Obstsorten versuchen auch manche, verschiedene Edelreise auf eine Rebe zu pfropfen. Wer nur Platz für eine Rebe hat, kann so mehrere Sorten kultivieren. Damit spart man einige Jahre Entwicklungszeit.
- Die meisten Rebschulen pfropfen pro Sorte nur auf eine Unterlage, z.B. SO4. Manche Hobby- oder Profiwinzer möchten aber eine andere Unterlage, z.B. 125AA. Bei größeren Stückzahlen machen das meist auch die Rebschulen, aber bei geringen Stückzahlen helfen sich die Hobbywinzer selbst, indem sie die Steckhölzer auf die gewünschte Unterlage pfropfen. Mit einer anderen Unterlage kann man z.B. die Rebe auf andere Bodenverhältnisse anpassen, z.B. auf kalkreiche Böden, die Wüchsigkeit erhöhen oder reduzieren und z.B. bei überdüngten Böden verhindern, dass Chlorose oder Stiellähme entsteht, weil die Reben infolge des Überangebotes des einen Nährstoffes die zugehörigen Antagonisten nicht aufnehmen kann, z.B. zu viel P --> Behinderung der Fe-Aufnahme --> Chlorose.
Bei Überversorgung mit K --> Behinderung der Aufnahme von Mg --> Stiellähme
Eine andere Unterlage hilft da vielleicht, ebenso bei der starken Neigung zum Verrieseln.
Die "böse" Variante:
Man bewurzelt die Steckhölzer und erhält so eine Rebe. Manchmal will man dabei einfach Geld sparen, aber manchmal bekommt man einfach neue Sorten nur unveredelt und da kann man das auch selbst machen, vor allem, wenn man kein Geschick zum Selbstpfropfen hat. In Osteuropa scheinen sehr viele bis die meisten Reben ungepfropft zu sein, denn nur sehr wenige osteuropäische Rebschulen verkaufen gepfropfte Reben. Vielleicht ist es dort für die Reblaus zu kalt oder der Wodka-Atem der Winzer tötet die Reblaus ab. ;D
In D ist die Rechtslage so, soweit meine Kenntnisse noch aktuell sind:
- In Weinbaugebieten dürfen seit Jahrzehnten nur gepfropfte Reben gepflanzt werden, auch im Hausgarten. Verstöße dagegen können schon einmal mit einigen Tausend EURO geahndet werden. Man findet aber noch alte Weinberge mit ungepropften Reben.
- Deutlich außerhalb der Weinbaugebiete soll man zwar aus verschiedenen Gründen (nicht nur Reblaus) auch gepfropfte Reben pflanzen, aber ungepfropfte Reben werden toleriert. Das Risiko trägt dann der Hobbywinzer.
Re: weinstecklinge wurzeln nicht!
hat geschrieben: ↑1. Jan 1970, 01:00Ich selber habe bei diesem Thema eher Probleme mit gut ausgereiften Trieben, als mit der Wurzel-Entwicklung.
Eine Kalidüngung wäre für mich ratsam ;D
Lehmhaltige Böden besitzen in D meist eine Überversorgung mit P und eine gute Versorgung mit K. Da hilft eine weitere Düngung mit K nicht und kann eher schaden - siehe Antagonisten.
Für schlecht ausgereifte Triebe kann es außer K-Mangel weitere Ursachen geben:
- Der Rebstock ist generativ sehr wüchsig, z.B. 2 Trauben pro Fruchtrute, d.h. es sollte eine Ertragsreduktion vorgenommen werden. Wird so ein Rebstock überlastet, dann führt das zur schlechteren Holzreife (Verholzung) und zu niedrigeren Erträgen im nächsten Jahr. Regel: Je kälter sein Standort, desto stärkere Ertragsreduzierung ist erforderlich. Ist ein Stock überlastet, reifen die Trauben einige Wochen später und diese verlorene Zeit fehlt zur Einlagerung von Nährstoffen im Holz (=Verholzung).
- Manche Sorten haben genetisch bedingt eine Neigung zu schlechterer Holzreife. Dies bedeutet eine niedrigere Frostfestigkeit. Wohnt man in Gebieten mit richtigem Winter, sollte man solche Sorten meiden. Oft sind das Sorten aus Westeuropa und Südeuropa.
- angeblich hat die Wahl der Unterlage auch einen Einfluss
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Re: weinstecklinge wurzeln nicht!
Stecklinge von Weinreben brauchen eine kleine Ewigkeit zum Bewurzeln, aber sie wurzeln am Ende doch!
Cum tacent, consentiunt.
Audiatur et altera pars!
Audiatur et altera pars!