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Handveredelungen: Erfahrungen? Stammbildung!? (Gelesen 13948 mal)
Moderator: cydorian
Re:Handveredelungen: Erfahrungen? Stammbildung!?
... welche Unterlage vor 100 Jahren verwendet wurde kann man vermutlich nicht mehr erraten (so es sie noch gibt). Wenn Du wieder einen kleinwüchsigen Baum haben willst, nimmst Du eine entsprechende Unterlage - die Auswahl ist meist bei gegebener Wunschgröße eh nicht so hoch. Solltest Du z.B. auch noch einen Boden mit Neigung zur Staunässe haben, reduziert sich das noch weiter. Schlussendlich musst Du Dich dann zwischen 1-2 potentiellen Unterlagen entscheiden und zu denen dann evtl. hier noch einmal detaillierter Nachfragen.
- cydorian
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Re:Handveredelungen: Erfahrungen? Stammbildung!?
Dann ist die Sorte wuchsschwach und sollte auf eine kräftig wachsende Unterlage veredelt werden. A2, Bittenfelder....Auffällig ist beim Originalbaum jedoch, dass er trotz seines hohen Alters von etwas 100 Jahren recht klein gebleiben ist, nämlich nur ca. 2,50 m Maximalhöhe.
Re:Handveredelungen: Erfahrungen? Stammbildung!?
Sämlingsunterlagen für Äpfel (Bittenfelder Sämling) und Birnen (Kirchensaller Mostbirne) gibt es schon in kleinen Stückzahlen beim Gärtnerhof Badenstedt zu kaufen, Stück zu EUR 0,50 (auch online-Bestellung möglich).http://gaertnerhof.geso-hilfen.de/
Re:Handveredelungen: Erfahrungen? Stammbildung!?
Ich dachte eher so, weil der Baum relativ klein ist, wurde er auf eine schwach wachsende Unterlage veredelt, damit er nicht so groß wird oder wurden vor 100 Jahren alle Obstbäume generell auf schnell wachsende Sämlinge (Unterlagen) veredelt ?Dann ist die Sorte wuchsschwach und sollte auf eine kräftig wachsende Unterlage veredelt werden. A2, Bittenfelder....Auffällig ist beim Originalbaum jedoch, dass er trotz seines hohen Alters von etwa 100 Jahren recht klein geblieben ist, nämlich nur ca. 2,50 m Maximalhöhe.
- Zuccalmaglio
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Re:Handveredelungen: Erfahrungen? Stammbildung!?
Vor 100 Jahren gab es noch keine selektionierten schwachwüchsigen Unterlagen, es sei denn, ein Privatmann hätte das in jahrelangen Versuchen mit unzähligen Sämlingen selber ausbaldowert. Kaum anzunehmen.Gebräuchlich waren Sämlinge von irgendwelchen Kultursorten oder sogar des wilden Holzapfels, die vorhanden waren.Diese Sämlinge sind weit überwiegend deutlich stärker wachsend als die heute üblichen schwachen Unterlagen wie bspw. M27, M9 und M26.Wahrscheinlich ist, dass du eine schwachwachsende Edelsorte hast, evtl. verbunden mit einem etwas schwächer als der Durchschnitt wachsenden Sämlingsexemplar als Unterlage. Wenn der Baum nie bis kaum gepflegt, insbesondere geschnitten wurde, trägt das auch zur Vergreisung bzw. Kleinwüchsigkeit bei.Wenn du Sorge hast, das die Reiser auf einer starken Unterlage (z.B. Bittenfelder Sgl., A2) zu große Bäume ergeben, kannst du sie auch auf mittelstarke Unterlagen wie M7 oder MM111 veredeln (lassen).Wie hier schon geschrieben wurde, würde ich von schwachwüchsigen Unterlagen in deinem Fall absehen.
Tschöh mit ö
- cydorian
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Re:Handveredelungen: Erfahrungen? Stammbildung!?
Eine schwachwachsende Unterlage hätte auch den Nachteil, dass sie eine relativ kurze Lebensdauer hat. Wenn es auch um Sortenerhalt geht, sollte man immer etwas Langlebigeres nehmen.
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Re:Handveredelungen: Erfahrungen? Stammbildung!?
Es kann auch ein schwach wachsender Sämling mit gut schmeckenden Früchten sein. Es müssen ja nicht alle Sämlinge stark wachsen.Gruß
Johannes Boysen
Re:Handveredelungen: Erfahrungen? Stammbildung!?
Ok, vielen Dank für den Tipp, ich werde nun doch eine stärker wachsende Unterlage nehmen, wie den Bittenfelder oder A2. Worin besteht der Unterschied zwischen beiden o.g. Unterlagen ?Wenn du Sorge hast, das die Reiser auf einer starken Unterlage (z.B. Bittenfelder Sgl., A2) zu große Bäume ergeben, kannst du sie auch auf mittelstarke Unterlagen wie M7 oder MM111 veredeln (lassen). Wie hier schon geschrieben wurde, würde ich von schwachwüchsigen Unterlagen in deinem Fall absehen.
Das ist natürlich auch ein sehr gutes Argument eine starkwüchsige Unterlage zu nehmen.cydorian hat geschrieben:Eine schwachwachsende Unterlage hätte auch den Nachteil, dass sie eine relativ kurze Lebensdauer hat. Wenn es auch um Sortenerhalt geht, sollte man immer etwas Langlebigeres nehmen.
Re:Handveredelungen: Erfahrungen? Stammbildung!?
Laut Palmer sind die Bäume auf A2 gegenüber denen auf Sämlingsunterlagen unterlegen in den Bereichen Langlebigkeit und Standfestigkeit. Evtl. haben sie größere Früchte, induzieren weniger Wuchs und verfrühen den Ertragseintritt, von Palmer wurden sie jedoch recht heftig abgelehnt.
- Zuccalmaglio
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Re:Handveredelungen: Erfahrungen? Stammbildung!?
Die Erziehungsmethoden von Palmer in allen Ehren. O.K.Nach meinem Gefühl -aber nur Gefühl- hat er vermutlich auch mit der Favorisierung der Sämlinge gegenüber den vegetativen Typenunterlagen recht. Eine fundierte Untersuchung/Quelle zu dem Thema ist mir aber noch nicht bekannt geworden. A2 (vegetativ) soll lt. Literatur weniger alternieren als der Sämling. Sonst gibt es (zu) wenig Infos zu der Unterlage, als das ich mich darauf einlassen würde.Und wenn man es gesichert mehr oder weniger schwächer als den Sämling haben will, bleiben einem nur die vegetativ vermehrten schwächeren Typen mit den jeweiligen Wuchstärkeabstufungen. Für die Praxis also: Wat sollet?Für den Hausgarten halte ich die mittelstarken Unterlagen ohnehin für die beste Lösung, zumindest wenn man einen Kriterienmix von Standfestigkeit, Robustheit, Lebensdauer, Ertrag und Fruchtqualität zugrunde legt.Ein bischen mehr Platz als mit schwachen Unterlagen brauchen sie schon, aber doch deutlich weniger als mit Sämlingsunterlage.
Tschöh mit ö
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Re:Handveredelungen: Erfahrungen? Stammbildung!?
@johannes Boysen,klar gibt es schon mal auch schwächer wachsende Sämlinge. Wie hätte man auch sonst die schwächer wachsenden Typenunterlagen auslesen können. Die Regel ist das aber nicht.Ich hatte ja schon geschrieben, das AndreaS vermutlich eine schwache Edelsorte mit einem etwas unterdurchschnittlichen Sämling drunter hat.Noch eine andere Möglichkeit: Die Altersangabe von 100 Jahren ist ja vermutlich geschätzt und nicht gesichertes Wissen. Gerade noch nicht so Erfahrene -die aber auch- tun sich mit dem Baumalter recht schwer. Vielleicht ist der Baum auch nur 30 oder 40 Jahre und dann wäre eine schwächere Typenunterlage schon viel wahrscheinlicher. Gerade ungeschnittene (=vergreisende) Obstbäume wirken habituell auf den relativen Laien viel älter als sie tatsächlich sind.
Tschöh mit ö
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Re:Handveredelungen: Erfahrungen? Stammbildung!?
Hallo,Gut das dieses Thema hier angesprochen wird. Ich denke in den letzten Tagen und Wochen auch immer darüber nach.Ich kann beim besten Willen nicht sagen ob einige Sorten einen Stammbildner brauchen oder nicht. Wo ich nicht sicher bin ist Adams Parmäne. Solche Sorten wie Harbers Renette brauchen wohl keinen Stammbildner. Ich weiß halt nicht bei welchen Sorten man Stammbildner einsetzen muss.
Re:Handveredelungen: Erfahrungen? Stammbildung!?
Das Alter des Baumes von 100 Jahren ist tatsächlich geschätzt, lässt sich aber eingrenzen. Meine Ur-Großtante, die öfters zu Besuch war und selber fast 100 Jahre alt ist, sagte das sie bereits als Kind schon Äpfel von diesem Baum gegessen hat. Der Baum wird aber regelmäßig jährlich geschnitten und macht trotz des Alters einen robusten und gesunden Eindruck. Auf alten Fotos, die bereits über 40 Jahre alt sind, sieht er schon fast genau so groß, wie heute aus.Noch eine andere Möglichkeit: Die Altersangabe von 100 Jahren ist ja vermutlich geschätzt und nicht gesichertes Wissen. Gerade noch nicht so Erfahrene -die aber auch- tun sich mit dem Baumalter recht schwer. Vielleicht ist der Baum auch nur 30 oder 40 Jahre und dann wäre eine schwächere Typenunterlage schon viel wahrscheinlicher. Gerade ungeschnittene (=vergreisende) Obstbäume wirken habituell auf den relativen Laien viel älter als sie tatsächlich sind.
Re:Handveredelungen: Erfahrungen? Stammbildung!?
Wenn man der Skizze auf Seite zwei dieses Linkshttp://www.lwg.bayern.de/gartenakademie/infosc ... pdfglauben darf, wachsen Bäume auf A2 nur unwesentlich schwächer als auf Sämlingsunterlagen. Daher würde ich mich hier für Sämling entscheiden. Für evtl. passendere mittelstarke Unterlagen kommen ja sowieso nur die M- oder MM-Typen in Frage (vermutlich sind hier M26, M106 oder MM111 am besten, neuerdings wird statt M26 auch "Supporter 4 Pi 80" empfohlen) .
- Zuccalmaglio
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Re:Handveredelungen: Erfahrungen? Stammbildung!?
@andreaS,wenn deine bald 100 jährige Urtante schon als Kind von gegessen hat,wirds dann doch eine schwache Edelsorte mit einem etwas schwächlichen Sämling drunter sein. So alt sind die Typenunterlagen noch nicht. Außerdem hätte die mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht so lange durchgehalten...@jörg hsk,ich kenne die Wuchseigenschaften von Adams Parmäne leider nicht. Solange mir von einer Sorte nicht "böses" darüber bekannt ist, würde ich immer von einem durchschnittlichen Verhalten ausgehen.Irgendwann muss man so etwas auch wagen, versuchen. Notwendige Infos sind zwar wünschenswert, leider sehr oft einfach nicht verfügbar. Für eine Spindel oder einen Busch ist m.E. das Stammbildungsverhalten sowieso von untergeordneter Bedeutung. Wichtig wird es bei höheren Stammlängen. Persönlich mag ich diese dreier-Kombinationen aus Unterlage, Stammbildner und Edelsorte (kopfveredelt) nicht so sehr, weil ich immer das Gefühl habe, da ist eine Sollbruchstelle. Ob das nun gerechtfertigt ist oder nicht. Gegen das Gefühl was zu machen, macht nicht glücklich. Wenn eine Sorte für den Hochstamm (die Obstwiese) zu schwachwüchsig ist, dann lässt man es eben für diesen Zweck.Harberts Renette ist für den Hochstamm unproblematisch. Sehr starkwüchsig.Winterrambur z.b. macht häufig etwas drehwüchsige Stämme. Aber auch das ist eher eine Frage der Optik als irgendeines Nachteiles.
Tschöh mit ö