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ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen (Gelesen 120006 mal)
- lerchenzorn
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Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Mahonia aquifolium ist hier (Mittelbrandenburg) meist aus alten Pflanzungen in Parks und an Ortsrändern aus der "Landschaftsverschönerungszeit" übrig, beginnt sich aber aus Sämlingen inmitten von Forsten anzusiedeln. Weitere "Vogelsch..."-Pflanzen in den hiesigen Forsten sind Ilex aquifolium (wenig) und die Eibe, die sich geradezu neu anzusiedeln scheint. Am stärksten im Waldumfeld der damit bepflanzten Parks.Lysimachia punctata habe ich bisher einige Male an Weg- und Straßenrändern gefunden. Von dort scheint er sich auszubreiten und wirkt sehr durchsetzungsfähig.Während Scilla siberica vielerorts seit Jahrzehnten fest eingebürgert ist, gehören Scilla siehei und S. luciliae zu den erst in den letzten Jahren punktuell "ausgebüxten" Pflanzen, die sich aber gut zu halten scheinen. Hier macht sich wahrscheinlich das reiche Baumarkt-Angebot bemerkbar, das dann zum "Verklappen" bepflanzter Kästen führt. S. sardensis ist mir bisher nur aus Parks bekannt. Von Puschkinia scilloides kenne ich eine aus einer Park-Bepflanzung ausgehende Verwilderung mit tausenden von Pflanzen.Zu den großen Vinca: eine "balearica" kennt die Flora of Europe nicht, wohl aber die von staudo genannte V. balcanica, aktuell als Unterart von V. major. Gibt es für "Vinca balearica" irgend eine Referenz?
Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Wo kommt die denn her? Von den Balearen ist mir als heimische Art nur die V. difformis bekannt, die blassblaue Blueten hat, dunkeblaue habe ich bisher nur bei der eingeschleppten V.major gesehen.ich habe Vinca balearica im Garten. Sehr dunkel blaue Blüten. Dann gibt es noch Vinca difformis, sie kommt wild im westlichen Mittelmeerraum vor.
Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
ja, ihr habt Recht, die Pflanze ist von einem Pflanzentausch der Staudenfreunde in Frankfurt. Im Netz finde ich unter dem Namen Vinca balcanica Pflanzen mit ähnlichem Laub, Wuchs und ähnlichen Blüten. Sehr schön dunkel blaue Blüten. Übrigens habe ich dieses Vinca auf meinen Balkanhügel zwischen Hepatica transsilvanica und Helleborus odorus neben Ruscus aculeatus [tiarello] gepflanzt.
“I love science, and it pains me to think that so many are terrified of the subject or feel that choosing science means you cannot also choose compassion, or the arts, or be awed by nature. Science is not meant to cure us of mystery, but to reinvent and reinvigorate it.”
— Robert M. Sapolsky
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- lerchenzorn
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Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Na, dann hast Du es ja trotz falschen Namens richtig gepflanzt
(Von balearica zu balcanica ist es auf verwaschenen Schildern nicht sehr weit.)

Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Hierzu die sehr interessanten aktuellen Verbreitungskarten dieser Arten:Lysimachia punctata, in D eingebürgerter NeophytMahonia aquifolium, in D eingebürgerter NeophytIlex aquifolium, in D heimischMahonia aquifolium ist hier (Mittelbrandenburg) meist aus alten Pflanzungen in Parks und an Ortsrändern aus der "Landschaftsverschönerungszeit" übrig, beginnt sich aber aus Sämlingen inmitten von Forsten anzusiedeln. Weitere "Vogelsch..."-Pflanzen in den hiesigen Forsten sind Ilex aquifolium (wenig) und die Eibe, die sich geradezu neu anzusiedeln scheint. Am stärksten im Waldumfeld der damit bepflanzten Parks.Lysimachia punctata habe ich bisher einige Male an Weg- und Straßenrändern gefunden. Von dort scheint er sich auszubreiten und wirkt sehr durchsetzungsfähig.
Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Bei den Stechpalmen ist hier noch interessant, ob es tatsächlich noch "reine" Ilex aquifolium handelt?Manche Sämlinge hier im Garten sehen vom Laub her eher nach I. x meservae aus.
Gartenanarchist aus Überzeugung! Und ich bin kein Experte sondern immer noch neugierig...
Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
die Lysimachia pu. schmeckt Weidetieren sehr gut...
die hat es sogar auf "meiner" NSG Fläche.

- lerchenzorn
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Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Ob "reine" Ilex aquifolium, weiß ich natürlich nicht. Es dürfte wohl schon das Erbgut aus nicht allzu weit entfernten Anpflanzungen in Parks und Gärten sein. Die Blattgestalt der wenigen Pflanzen hier ist aber ganz typisch. Die neue Atlas-Karte zeigt in dem Fall ja mal sehr gut, dass die östlichen Vorkommen neophytisch sind.
Re:ausgebüchst und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Dicentra habe ich auch schon mal verwildert beobachtet.Dicentra spectabilis blühend direkt neben einem Bestand der heimischen Heidelbeere, die gerade hellgrün austrieb. Wunderschön.Oder war es bei dir eine andere Dicentra-Art?Letztes Jahr berichtete ich über ausgebüxte Dicentra und ganz in der Nähe wuchs munter ein Rhododendron.
Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Sehr robust und ausbreitungsfreudig zeigt sich bei mir im Park Geranium endressii. Er besiedelt wiesenartige absonnige Waldränder, wo einmalige Mahd die einzige Pflege darstellt. Dort behauptet er sich zwischen Ranunculus repens, Rumex obtusifolius und Gräsern.Woanders hat er es wohl auch schon in die freie Landschaft geschafft. Scheint Mittelgebirge zu mögen.[...]Natürlich wären auch starker Konkurrenz ausgesetzte Vorkommen in naturnahen, eher extensiv gepflegten Gärten oder Gartenbereichen von Interesse. [...]
Waldrand, Nordhang, vierhundert Meter:
Hier blüht alles drei Wochen später.
Hier blüht alles drei Wochen später.
Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Für das Ausmaß der Samenproduktion bei G. endressi und auch bei G. x oxonianum und ihren Ausbreitungsdrang im Garten sind das aber eigentlich erstaunlich wenige Fundstellen.
Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Die brauchen offenen Boden, um sich zu etablieren.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
- lerchenzorn
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Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Ankunft und Ausbreitung des Glänzenden Strochschnabels im Potsdamer Raum hat Richard Büttner 1883 in der Flora advena marchica festgehalten:"G. lucidum L. ... zunächst im Harz und in Thüringen an Felsen und in schattigen Gebirgswäldern wild. Völlig eingebürgert (Potsdam) Brauhausberg ...Aller Wahrscheinlichkeit nach ist das Vorkommen der Pflanze bei P. auf im Jahre 1859 aus dem Harz mit- gebrachte und ausgestreute Samen zurückzuführen. Vom Zaun des Blell'schen Gartens am Brauhausberg ausgehend, hat die Pflanze jetzt ein ausgedehntes Gebiet inne, und es ist ihrem Vorschreiten vorläufig noch keine Grenze gesteckt. Die Wanderung erfolgte besonders den Chausseen nach Caputh und Michendorf entlang im Walde."Heute ist die Pflanze hier ein gemeines Kraut der stickstoffreichen Waldwegränder und in großen Teilen der Forste verbreitet. Sie fügt sich manierlich ein


Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Ja, aber genau den brauchen ja viele heimische Arten auch.Die brauchen offenen Boden, um sich zu etablieren.
Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beginnen möchte ich mit meinem Gaultheria-Fund in Südheide nicht weit von Celle.Im Herbst beim Pilze suchen fielen mir in einem Kiefernforst „Preiselbeeren“ mit unüblich geformten Blättern auf, die sich dort ausgebreitet hatten. Die Fläche betrug insgesamt sicher mehr als 20 m². Interessant war, dass sich die Fundstelle nicht am Waldrand und nicht in unmittelbarer Nähe irgendwelcher Gartenabfallabkippplätze befand. Stattdessen schienen sich die Pflanzen in der ganz durchschnittlichen entwickelten, von der Drahtschmiele (Deschampsia flexuosa) dominierten Kiefernforstkrautschicht ausgebreitet zu haben. Glücklicherweise hatte ich die Kamera dabei, denn erst beim Betrachten der Bilder ging bei mir der Vorhang auf: Gaultheria procumbens, die Niedere Scheinbeere. Obwohl ich sie mir im Garten schon seit Jahren geläufig ist, hatte ich sie in diesem naturnahen Zusammenhang nicht sofort erkannt.
Heute war ich noch mal draußen zur genauen Begutachtung des Fundortes incl. Umgebung.Ich konnte noch ein paar weitere Verwilderungen von Gaultheria procumbens feststellen.Insgesamt fand ich 5 "Kolonien". 1. die schon beschriebene: ca. 25 m² im Kiefernforst, 200 m vom Friedhof entfernt2. eine weitere am Kiefernforstrand: 5 m², 50 m vom Friedhof entfernt3., 4., 5. auf dem ungenutzen, waldartigen Erweiterungsgelände des Friedhofs, ca. 5 m², 20 m² und 35 m², wobei bei letzterer "Kolonie" ca 5 m² in den angrenzenden Kiefernforst hineinwuchsen.Jeder Bestand war in sich relativ geschlossen, so dass "intern" reine Ausläuferverbreitung sehr wahrscheinlich erscheint.tiarello hat geschrieben:In naher Umgebung des Fundortes befindet sich ein von der eigentlichen Ortslage entfernter Friedhof, der als Ursprungsorts des Vorkommens in Frage kommt.Ich muss demnächst unbedingt nochmal dort hin, um mir die genauen Gegebenheiten anzuschauen. Insbesondere interessiert mich die gesamte Ausdehnung des Vorkommens und ob die Gaultherien eher über Ausläufer oder über Samen den Bestand aufgebaut haben.