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Re: Hornspäne

Verfasst: 23. Feb 2017, 20:13
von invivo
Die Mikroorganismen werden durch N-armen Mulch einseitig gefüttert und vermehren sich stark in der Grenzschicht zum Boden. Den Stickstoff brauchen sie z.B. zum Aufbau ihrer DNA, genau wie die Pflanzen, daher stehen beide in Konkurrenz um pflanzenverfügbare N-Verbindungen im Boden. Wenn sie irgendwann sterben und ihrerseits zersetzt werden, wird der Stickstoff wieder frei. Die exakten Transportmechanismen innerhalb der Erde, oder welche Bodentiefe dabei betroffen ist, weiß ich aber gerade auch nicht.

Re: Hornspäne

Verfasst: 23. Feb 2017, 20:47
von Staudo
bristlecone hat geschrieben: 23. Feb 2017, 18:44
Interessanterweise wird dort von "N-Immobilisierung" gesprochen, nicht von N-Entzug.


An der LVA in Erfurt laufen neue Versuche zu Mulchmaterialien. Es gibt wohl recht eindeutige Hinweise darauf, dass Pilze mit Hilfe ihres Myzels Stickstoff nach "oben" in die Mulchschicht holen.

Re: Hornspäne

Verfasst: 23. Feb 2017, 21:01
von Sandkeks
Vor einigen Jahrzehnten lernte ich mal, dass die Gabe von Stroh im ersten Jahr zur Stickstoffzehrung führt, aber im zweiten Jahr als Dünger dem Boden hilft. :D

Gut, dass wolltet Ihr jetzt nicht wissen, aber ich bin doch etwas neugierig, ob die uns was richtiges beigebracht haben.

Re: Hornspäne

Verfasst: 23. Feb 2017, 21:33
von Secret Garden
das passt ja zur theorie - bei rindenmulch dauert es nur länger als ein jahr.

Re: Hornspäne

Verfasst: 23. Feb 2017, 21:56
von Hero49
Nur zum Anschauen:
Rosen der Sorte "Hansestadt Rostock", die normalerweise gut wachsen und auch gesund sind, wurden vom Landschaftsgärtner nach dem Pflanzen mit Mulch eingeschüttet. So sah das Beet im Sommer aus.

Bild

Bild


Re: Hornspäne

Verfasst: 23. Feb 2017, 22:05
von Starking007
Sandbiene hat geschrieben: 23. Feb 2017, 21:01
Gut, dass wolltet Ihr jetzt nicht wissen, aber ich bin doch etwas neugierig, ob die uns was richtiges beigebracht haben.


Nein!
Das wurde vor wenigen Jahren in Weihenstephan wissenschaftlich untersucht,
der Stickstoff wird nicht wieder frei, sondern verflüchtigt sich großteils als Gas.

Re: Hornspäne

Verfasst: 23. Feb 2017, 23:37
von Mümmel
Soweit ich weiß verbraucht der Abbau von C-haltigen Material nicht Stickstoff im klassischen Sinne. Aber das C/N Verhältnis beinflusst die Geschwindigkeit der Stickstoff-Mineralisierung, bei der der organisch im Boden gebundene Stickstoff in pflanzenverfügbare anorganische Stickstoffverbindungen (NH4, NO3) umgewandelt wird.

Etwas zum Stickstoffkreislauf

Re: Hornspäne

Verfasst: 23. Feb 2017, 23:47
von Natternkopf
@Mümmel

Hey! Danke für den link mit der fachlich-chemisch guten Infoübersicht, die sogar ich nachvollziehen kann. :)
[size=10pt]Am Verstehen der komplexen Zusammenhänge happerts noch.


Grüsse Natternkopf[/size]

Re: Hornspäne

Verfasst: 24. Feb 2017, 11:29
von knorbs
als intensivmulcher mit holzigen material versuche ich auch mal meinen senf dazu zu geben ;D...holzhäcksel besteht in erster linie aus lignin und cellulose. nur weißfäulepilze sind m.w. dazu in der lage lignin durch entsprechende enzyme zu cellulose aufzuspalten um darin an den zucker als energiequelle zu kommen. erst wenn durch die weißfäulepilze das lignin zu cellulose verarbeitet wurde stürzen sich auch andere mikrolebewesen, wie z.b. bakterien auf dieses material um es weiter zu verstoffwechseln. ein teil der so erzeugten grundbausteine, z.b. der stickstoff, wird von den mikrolebewesen wieder zum aufbau neuer körperzubstanz genutzt, der überwiegende rest aber in form von stickstoffverbindungen in den boden abgegeben.

hier (pdf; ab s. 29) fand ich einen hinweis über die stickstoffnachlieferung versch. mulchmaterialien in den darunter liegenden boden. im fall von holzhäckselgut als mulchmaterial (5 cm) beträgt die stickstoffnachlieferung 1,1 gr/m² (11 kg/ha).

entscheidend ist doch, ob man zusätzlich zu dem natürlichen stickstofffluss aus der mulchschicht, weitere stickstoffquellen wie z.b. hornspäne einsetzt, um die pflanzen in der gemulchten fläche ausreichend mit stickstoff zu versorgen. da ich nur meine "waldbereiche" mulche, brauche ich i.d.r. keine zusätzlichen stickstoffquellen, da waldpflanzen speziell auf solche (stickstoffarmen) verhältnisse angepasst sind. starkzeher wie z.b. einige Gemüse kämen mit den geringen N-zuflüssen aus dem holzhäckselmaterial nicht zurecht, daher wohl auch die empfehlung des zusätzlichen düngens. wäre bei meinen waldpflanzen kontraproduktiv...einige, wie z.b. Orchideen sterben dann sogar, andere entwickeln sich zu unnatürlichen mastpflanzen.

Re: Hornspäne

Verfasst: 24. Feb 2017, 12:06
von bristlecone
Danke, knorbs, und auch den anderen Usern. So langsam kommt für mich etwas Licht ins Dunkel.

Was den Holzabbau angeht - vereinfacht gesagt: Es gibt Pilze, die in der Lage sind, Lignin abzubauen. Die verursachen am Holz die so genannte Weißfäule, weil die Zellulose übrig bleibt, und die ist weiß.
Dann gibt es Pilze, die vor allem die Zellulose abbauen, aber das Lignin nicht. Die verursachen Braunfäule, weil das bräunlich gefärbte Lignin und dessen Oxidationsprodukte.
Das sind Vereinfachungen, die ursprünglich gemacht wurden, um baumzerstörende Pilze grob zu klassifizieren. Es gibt auch Pilze, die beides gleichermaßen können.
Im Holzhäcksel dürfte das aber grundsätzlich ähnlich sein.

Re: Hornspäne

Verfasst: 24. Feb 2017, 12:24
von Walt
Knorbs, vielen Dank für den Link.

Wenn ich die Daten dort richtig interpretiere, haben Kakaoschalen die höchste herbizide Wirkung und liefern noch massig an Stickstoff.
Also Kakaoschalen anstatt Hornspäne?
Oder den Rindenhumus den ich zum Mulchen verwende mit Kakaoschalen mischen?
Oder mach ich es mir da zu einfach?

Re: Hornspäne

Verfasst: 24. Feb 2017, 12:41
von Natternkopf
🍫
Walt hat geschrieben: 24. Feb 2017, 12:24
Also Kakaoschalen anstatt Hornspäne?
Oder den Rindenhumus den ich zum Mulchen verwende mit Kakaoschalen mischen? Warum auch nicht, Mischungen sind oft ein vielfältiges nützliches Futterangebot für die div. Bodenorganismen.
Oder mach ich es mir da zu einfach? Kann ich nicht beurteilen.


In Bezug auf Kakaoschalen hatten wir hier bei Pur schon mal was.
Nur wo?

Gefunden, hier war es: Mulch - alle Materialien #22 und #23

Grüsse Natternkopf

Re: Hornspäne

Verfasst: 24. Feb 2017, 12:43
von knorbs
letztlich ist es doch der pflanze egal, aus welcher quelle ihr die benötigten nährstoffe zufließen. über ihre wurzelhaare kann sie diese eh nur über in wasser gelöste ionen aufnehmen. ob diese ionen nun erst durch eine mikrobielle verstoffwechslung organischen materials oder direkt durch einen kunstdünger bereit gestellt werden, ist der pflanze piepegal. ;D ;) die anwendungsmethode richtet sich eher nach den kosten, aufwand + der ökologischen ausrichtung des gärtners.

Re: Hornspäne

Verfasst: 24. Feb 2017, 13:22
von Natternkopf
@bristlecone, Salü.

Messungen in welcher Form?
bristlecone hat geschrieben: 23. Feb 2017, 15:53

Gibt es Messungen, diese Abnahme des N-Gehalts im Boden während der Mineralisation von Holzmulch belegen?
[/quote]

Bin nochmals auf die Suche gegangen.

Mir scheint es, dass es hier interessant wird
[quote author=bristlecone link=topic=60406.msg2818166#msg2818166 date=1487871847]

Interessanterweise wird dort von "N-Immobilisierung" gesprochen, nicht von N-Entzug.


Hier auch: Test von Fünf Mulchmaterialien / Ein Art von Messung
Quelle: Infodienst Weihenstephan - April 2015 | Forschung | Verfasserin: Dipl. Ing. agr. Ulrike Leyhe, Weihenstephaner Gärten

Deutlicher waren die Unterschiede zwischen den Mulchmaterialien hinsichtlich der Stickstoffimmobilisierung bei den Versuchsparzellen ohne Ausgleichsdüngung.
Hier konnten - wie zu erwarten - insbesondere bei der Verwendung von Holzhäcksel und Rindenmulch Wuchsdepressionen festgestellt werden.


Nehme ich in meine Favoriten Liste auf, wie schon #17 + #25

Grüsse Natternkopf

Re: Hornspäne

Verfasst: 24. Feb 2017, 18:01
von Mümmel
Ich finde hier muss man mit den Begrifflichkeiten etwas aufpassen. Irgendwo habe ich gelesen, dass das Stickstoffinventar pro Hektar etwa 5-15 t beträgt. 95 % sind organisch gebunden, stehen also Pflanzen nicht zur Verfügung, und 5 % sind mineralischer Stickstoff (NH4,NO3) der von Pflanzen verwertet werden kann. Jährlich werden 1-2 % des vorhandenen Stickstoffes mineralisiert.
Wenn durch den Mulch leicht verfügbarer Kohlenstoff vorhanden ist, nehmen die Mikroorganismen zu und binden dabei verfügbaren mineralischen Stickstoff. Dieser steht den Pflanzen nicht mehr zur Verfügung, bis die Mikroorganismen sterben und zersetzt werden.
Hier muss man unterscheiden "welchen Stickstoff" man meint.


Ich habe irgendwo eine Untersuchung gesehen die den Stickstoffgehalt in verschiedenen Tiefen betrachtet hat. Ich schau mal ob ich die wiederfinde.