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Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen (Gelesen 4302 mal)

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Moderator: cydorian

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jul
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Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen

jul » Antwort #30 am:

ThomasP hat geschrieben: 26. Jan 2022, 20:51
Hallo,

also zumindest in dem Bild in Antwort #26 sieht es so aus, als wäre das Reis unten eingesetzt worden.
Darf ich mal den Altmeister Helmut Palmer (Der Notenschlüssel der Natur) zitieren: "Das Falscheste ist Edelreiser unten einzusetzen. Weil die unteren Reiser leicht ausbrechen und die Veredelungsköpfe oben nicht verwachsen können, so daß solche Äste früh absterben". Davon abgesehen empfiehlt er, die Pfropfköpfe im 2. Jahr schräg nachzusägen, damit sie besser verheilen.

Gruß, Thomas


... In der Tat. Den Reiser unten setzt man eigentlich - wenn überhaupt - dann nur zur Wundheilung ein... Der bricht sonst bei weiterem Wachstum/Fruchtbehang gerne mal runter (habe da selbst schon Lehrgeld bezahlt : ;D )... Man könnte jetzt noch zusätzlich oben einen einspitzen - und dann über die kommenden Jahre den unteren schlank schneiden/sukzessive zurück nehmen...
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thuja thujon
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Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen

thuja thujon » Antwort #31 am:

Prinzipiell gebe ich Palmer in diesem Punkt recht, er hat intuitiv und mit Erfahrung die richtigen Schlüsse gezogen. Was ihm nicht klar war, waren die Arbeiten von Shigo und das Verständnis für Baumarchitektur bzw besser Aufbau, Leitungsbahnen usw.

Also den Totholzkeil, der unweigerlich bei solchen Verletzungen entsteht, wollte er wegsägen. Fast richtig, weil der das Medium ist, auf dem sich Pilze einnisten und überleben, wenn er nicht abgeschottet durch Wundüberwallung wird. Jetzt sind wir heute aber nicht mehr bei Baumchirurgie, sondern haben mittlerweile die Leitungsbahnen und noch viel mehr zur Physiologie verstanden. Also auf dem letzten Bild von Ringelnatz, da sehe ich auf der Schattenseite Leitungsbahnen die aktiv sind und für Wundkallus ganz oben gesorgt haben. Da könnte man einen Zieher einbauen, trotz Versorgungsschattenriss in der Rinde, welcher aber schon längst wieder zu ist. Soviel nur zum Keil in der Rinde.

Auf dem Foto darüber, da ist tatsächlich einiges dabei, was weg sollte, und zwar komplett, weil man es weder sauber absägen noch sauber rausfräsen kann und es danach überwallen würde. Lieber nochmal zurücksetzen und Saftzieher reinoperieren. Nebenbei für wüchisge Bedienungen sorgen, verhungernde, am vertrocknen befindliche Bäume werden mit sowas dann auch nicht fertig.
Das Edelreis und was sich draus entwickelt hat sieht zwar erstmal gut aus, aber halten tut sowas langfristig nicht und der Totholzzapfen im Versorgungsschatten ist nun mal recht groß und so ungünstig, das er eben nicht mehr von alleine überwallt. Also mit Kenntnis der Lehren von Shigo: relativ sicher Pilzinfektion im Baum. Exitus könnte man rauszögern durch Vitalität, aber nicht mehr verhindern.
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Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen

ringelnatz » Antwort #32 am:

ThomasP hat geschrieben: 26. Jan 2022, 20:51
also zumindest in dem Bild in Antwort #26 sieht es so aus, als wäre das Reis unten eingesetzt worden.
[/quote]
Es ist schräg fotografiert, ich hatte den Spalt waagerecht gemacht, die Reiser also seitlich reingesetzt. Es waren leider nicht sehr viele angewachsen, daher musste ich mit dem vorlieb nehmen, was es gab.

[quote]Auf dem Foto darüber, da ist tatsächlich einiges dabei, was weg sollte, und zwar komplett, weil man es weder sauber absägen noch sauber rausfräsen kann und es danach überwallen würde. Lieber nochmal zurücksetzen und Saftzieher reinoperieren.

Du meinst, ich sollte den Trieb komplett absetzen und neu veredeln?
Puh... das ist ne harte Ansage..!
Oder Keil wegsägen und Reiser als "Ammenveredelung" drüber setzen?

Den ganzen Ast werde ich nicht rausnehmen - nur bei der versaubeutelten Mitte, die ja auch eh nicht richtig zieht.

Zur Lebensdauer des ganzen Baumes:
naja, das ist mein erster Umpfropfversuch, der Anspruch ist nicht unbedingt einen hundertjährigen Baum zu schaffen. (bis dahin sind die Gärten wahrscheinlich eh bebaut :'() Allerdings sind diese Hauszwetschgen sehr robust hier auf Sand. Es gibt hier einige alte Bäume, die schon lange verpilzt sind; die Triebkraft ist so stark, dass die immer wieder kommen. Ich denke erstmal so im Zeitraum 10-20 Jahre, dafür sollte der reichen.. hoffe ich :)
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Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen

thuja thujon » Antwort #33 am:

Du hast halt einen mehrfach gespaltenen Totholzkeil als Pilznahrung im Baum der nie überwallt werden kann und so der Baum den Pilz nicht ersticken lassen kann.

Man kann da vieles machen wenn man Lust hat. Mit oder ohne Totholzkeil. Richtig ist relativ. Der Weg ist das Ziel.
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Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen

ringelnatz » Antwort #34 am:

Ich wollte hier schon länger mal ein Update reinposten. Wen es interessiert.. für mich selbst ist es ein Dokumentation.
22 hat der Baum gut getragen, 23 viel Fruchtmonilia, weniger gut.. 24 alles abgefroren. Zunehmend Probleme mit Zwetschgenrost.
Kronenbild sieht mittlerweile so aus, muss im Frühjahr mal einiges rausschneiden.
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Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen

ringelnatz » Antwort #35 am:

Den versaubeutelten Zwischentrieb habe ich immer noch nicht rausgenommen..
Am meisten Probleme machen aber 2 Schnittstellen von abgesetzten Ästen, die ich dummerweise mit Lacbalsam bestrichen hatte...
Hier fault das Holz darunter munter.. (leider kein Foto. Hab den Verschluss jetzt abgefummelt und das faule Holz grob mit dem Messer rausgewetzt.
Jetzt bin ich am überlegen, was ich mit diesen Stellen mache - auf jeden Fall offen lassen, vielleicht weiter reinigen und dann Kalkbrühe mit Kupferanteil auftragen.

Weiteres Problem: in vielen Kurztrieben (Spieße)scheint sich im Frühjahr Zweig-Monilia reingesetzt zu haben. Diese sind mit Gummiflusstropfen versehen und die abgestorbenen Blättchen der Spieße hängen noch dran. Es sind viele - bestimmt 50 Stück. Da ich vermute, dass diese Blättchen auch Sporenträger sind, werde ich die wohl versuchen alle rauszuschneiden.
Grundsätzlich könnte ein etwas schärferer Schnitt Sinn machen, auch um die Triebkraft anzuregen.
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Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen

thuja thujon » Antwort #36 am:

Von dem was ich beurteilen kann, sehe ich es auch so.
Jedenfalls ein noch nicht versauter Baum, sieht gut aus.
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