Die meisten Hobby-Saatguterhalter betreiben aber gar keine Auslese, wie sie eigentlich nötig wäre.
Du sagst richtig:
Hobby-Saatguterhalter, Robert! Jetzt geht es wohl erst mal darum, die gesammelten Sorten einfach zu erhalten. Ich bekomme öfter von G.Bohl sein letztes Samenkörnchen einer Sorte und oft welches , das schon mehrere Jahre alt ist und dringend vermehrt gehört, weil seine Zeit abläuft. Da ist es wohl mal erst wichtig, dass die Sorte nicht verloren geht.
Klar, ich wollte auch weder deine noch G. Bohls Arbeit herabwürdigen. Mittelfristig werde ich auch mitmachen, (bzw. tue es schon), aber mir geht eben die Blauäugigkeit mancher (nicht aller!) gegen den Strich, die irgendwie anzunehmen scheinen, daß Genetik etwas für den Elfenbeinturm ist, und alte Sorten davon nicht betroffen sind.Es reicht halt nicht, Stroh aufs Dach zu werfen, wenn es reinregnet. Man muß es schon halbwegs richttig anordnen und befestigen.

Ich bin mir sicher, G. Bohl ist sich der Problematik bewusst, und alleine deine klimatisch besondere Situation wird bei deinen Tomaten zu einer gewissen Qualitätskontrolle beitragen.
Als Hobbygärtnerin habe ich nicht die Möglichkeit (und wenn ich ehrlich bin: auch keine Lust

) von jeder Sorte viele Pflanzen zu halten, wenn ich jedes Jahr 20-30 neue zum Vermehren bekomme. Dürften deiner Meinung nach das Erhalten dann nur mehr irgendwelche Saatgutfirmen oder Institute vornehmen?
Nein, aber die Hobby-Gärtner müssen sich halt auch Gedanken über die Gesunderhaltung der von ihnen vermehrten Sorten machen, und das geht eben nicht so von alleine, wie viele Leute offenbar annehmen.
Da sind wir schneller am Ende, als man meint und für jedermann erschwingliche Sortenvielfalt kann man dann auch vergessen. Außerdem steht es ihnen ja jederzeit frei, das zu machen. Vielleicht geschieht das auch schon ...?
Das geschieht sogar bestimmt. Etwas Auslese wird schon alleine dadurch betrieben, daß viele Sämlinge es nicht schaffen. Ich schrieb ja auch 'die meisten', nicht 'alle', und auch das war natürlich nur eine persönliche Schätzung aufgrund einiger Postings hier im Forum.
Ich vermehre haupsächlich Sorten, die auch in rauerem Klima gedeihen. Das habe ich mit G. Bohl schon so abgemacht, dass er mir eher Robuste schickt. Darunter sind sehr oft Russische, die ich besonders schätze, weil sie selten enttäuschen. .
Es war mehr ein Beispiel dafür, daß die Vermehrung und Erhaltung der Sorten relativ unabhängig von der Region ist und daher von 'regional angepassten' Sorten nicht die Rede sein kann. Jedenfalls nicht so, wie ich diesen Begriff verstehen würde.
Als Hobbygärtnerin kann ich gut damit leben , wenn es nicht von allen Pflanzen Höchstertrag gibt. Ich schreibe das auch immer dazu, wenn ich meine Samen abliefere, wenn hier etwas auffällig ist.
Es ging mir ja nicht um Höchsterträge. Mein Lieblingsbeispiel: die Angoratomaten. Dieses Jahr war nur ungefähr die Hälfte der Sämlinge bepelzt. Das heißt, die andere Hälfte hatte ein wichtiges Merkmal der Sorte nicht mehr. Nun, bei den Angoras ist die Sache einfach. Bei anderen Sorten, wie z.B. Striped Roman erkennt man die Sache immerhin später bei den Früchten. Aber was ist mit mehr oder weniger normalen roten oder gelben? Was ist, wenn da auch die Hälfte der Pflanzen nicht mehr alle Sortenmerkmale trägt und der Hobbyvermehrer, der erst seit wenigen Jahren Tomaten abbaut und voller Begeisterung 'alte Sorten erhält' bemerkt das einfach nicht?Was ist wenn das genannte 'letzte Körnchen' eben nicht mehr die typischen Sortenmerkmale trägt?Ganz einfach: wir verlieren die Sorten trotzdem. Das mit der Hälfte war nur ein Beispiel, aber wir haben hunderte Sorten. Selbst bei den stabilen werden ab und zu untypische Exemplare auftreten, und wenn immer nur wenige Pflanzen gezogen werden und viele nicht darauf achten Auslese zu betreiben, wird die Sorte schnell verwässert und verschwindet sogar langsam und zuerst unbemerkt.
Allerdings sollten wir beim Erhalten früherer Sorten nicht vergessen, neue zu züchten! Das scheint mir bei den Hobbygärtnern leider völlig unterzugehen: Viele sind begeistert vom Erhalt alter Sorten. Aber warum arbeitet kaum jemand daran, neue zu ziehen?
Das steht jedem frei. Könntest ja schon mal einen Anfang machen, Robert

! Oder vielleicht geschieht das auch schon längst ....?
Ich bin noch bei den Vorarbeiten. ;-)Im Ernst: Es wird immer von 'Anpassung an veränderte Umweltbedingungen' geredet. Der verstärkte Auftritt der Braunfäule ist so eine veränderte Umweltbedingung. Und Anpassung ist nur möglich, wenn heftig Auslese betrieben wird. Ich habe alle meine Tomaten im Freiland, mit sehr wenig Pflege, und will jetzt und wahrscheinlich auch die nächsten Jahre erstmal sehen, welche besonders widerstandsfähig sind. Ich werde mich dann hauptsächlich auf diese konzentrieren.Bei den Kiwis versuche ich z.B., möglichst verschiedenes Material für erste Zuchtversuche zu bekommen.So, und heute mache ich mich wieder auf den Weg in den Garten, nach den Tomaten sehen und hoffentlich gezielte Kürbiskreuzungen vornehmen.